Lombardei-Rundfahrt 2020

(ITA/1.UWT) - Siegerliste Lombardei-Rundfahrt

Fuglsang siegt, Evenepoel stürzt in Schlucht

Jakob Fuglsang (Astana) gewann die Lombardei-Rundfahrt 2020 nach einem 6,3-Kilometer-Solo. Der 35-jährige Däne schüttelte im Anstieg von San Fermo della Battaglia seinen letzten Begleiter, George Bennett (Jumbo), ab. Das Podium komplettierte Aleksander Wlasow (auch Astana), der mit Fulgsang und Bennett an der Spitze in den entscheidenden Anstieg gegangen war. Der wegen Coronavirus-Terminrochaden erstmals im Sommer ausgetragene Herbstklassiker wurde von einem Sturz in die Schlucht durch den Rennfavoriten Remco Evenepoel (Deceuninck) überschattet.

Der Unfall ereignete sich in der schnellen und technisch schwierigen Abfahrt von der Muro di Sormano gut 40 Kilometer vorm Ziel. Aus dem drittletzten und schwierigsten Anstieg, gelegen zwischen den südlichen Armen des Comer Sees, gingen Bennett, Fuglsang, Wlasow, Evenepoel sowie die 3 Teamkollegen Ciccone, Mollema und Nibali an der Spitze hervor. Die beiden Rennfavoriten Evenepoel und Bennett sahen sich allein 2 zahlenmäßig besser aufgestellten Teams gegenüber. In der Abfahrt schraubte Vincenzo Nibali das Tempo hoch. Evenepoel hing in der Gruppe leicht zurück. In einer Linkskurve ging ihm auf einer Brücke die Straße aus, und er stürzte in und über eine kleine Steinmauer mehrere Meter in die Tiefe.

Der 20-jährige Shooting-Star aus Belgien bestritt in der Lombardei sein erstes Monument gleich als Favorit, nachdem er alle 4 Etappenrennen der Saison 2020, an denen er teilnahm, fulminant gewonnen hatte – zuletzt die Polen-Rundfahrt, die unter dem Eindruck des Horror-Sturzes von Evenepoels Teamkollegen Jakobsen stand. Nun verschwand Evenepoel zwischen den Baumwipfeln in die Schlucht, und man konnte erneut das Schlimmste befürchten. Nach einigen bangen Minuten wurde Evenepoel auf einer Trage fixiert aus der Schlucht nach oben getragen und mit dem Krankenwagen abtransportiert, dem Vernehmen nach bei Bewusstsein. Als Diagnosen gab das Team am Abend einen Beckenbruch und eine Lungenquetschung bekannt.

Team mit 2 Ex-Siegern verspielt Überlegenheit

Derweil ging das Rennen weiter, und in eben dieser Abfahrt konnte Mathieu van der Poel (Alpecin) die Lücke zu den nun 6 Spitzenreitern erheblich verkleinern. Doch auf dem folgenden Flachstück bekam er den Rest nicht mehr zu. Inzwischen 22 Kilometer vorm Ziel stellte sich Nibali, immerhin selbst 2-maliger Lombardei-Triumphator, in den Dienst von Ciccone und des Vorjahressiegers Mollema. Doch die 3 Teamkollegen brachten es fertig, aus der 6er-Gruppe am Ende die Plätze 4, 5 und 6 zu belegen.

Denn 19,5 Kilometer vorm Ziel attackierte Fuglsang, und nur Bennett folgte. Nach einer Weile sprang Mollema hinterher. Ciccone ging mit, Wlasow jedoch übertrumpfte die beiden und fuhr vor zum Spitzenduo. Nibali war nun fertig an diesem sonnigen Sommertag im Nordwesten der Lombardei, wohingegen Mollema und Ciccone weiterhin Druck auf das Spitentrio ausübten.

Bennett wird Fuglsang nicht los und fängt sich Konter

In den letzten Anstieg hinein schließlich attackierte George Bennett, Sieger der Piemont-Rundfahrt 3 Tage zuvor. Der Neuseeländer wurde dadurch den russischen Meister Wlasow los, nicht jedoch dessen Teamkollegen Fuglsang, der sich noch 2 weitere Attacken von Bennett anschaute und dann den entscheidenden, satten Konter setzte. Im Ziel hatte Fuglsang über eine halbe Minute Vorsprung vor Bennett. Nach Lüttich-Bastogne-Lüttich im Vorjahr gewann der Däne nun das 2. Monument, das seinen Fähigkeiten entsprach.

Auch die nächsten Fahrer erreichten als Solisten das Ziel, Wlasow mit 51 Sekunden Rückstand auf seinen siegreichen Teamkollegen. Mollema und Ciccone waren als Verfolgerduo zeitweise kaum mehr als 10 Sekunden vom Spitzentrio entfernt. Aber der Vorjahressieger versteuerte sich wiederholt in den Kurven der letzten beiden Abfahrten. Im Ziel fehlten Mollema 28 Sekunden aufs Podest. Ciccone kam 21 Sekunden hinter ihm auf den 5. Platz. 3:31 Minuten hinter dem Sieger passierte Nibali im Niemandsland zwischen den Top-5 und den nächsten Verfolgern das Ziel.

Von denen wurde Maximilian Schachmann (Bora) in der Abfahrt nach Como von einem Auto abgeräumt, was anscheinend versehentlich auf die Rennstrecke geraten war und dann ohne zu Gucken in eine Einfahrt abbog und dabei Schachmann zu Sturz brachte. Der deutsche Meister konnte die Lombardei-Rundfahrt dennoch auf dem 7. Platz vollenden, exakt eine Minute hinter Nibali und fast eine weitere Minute vor Diego Ulissi (UAE). Van der Poel fiel noch auf den 10. Platz zurück.

Erstmals im Sommer und nicht im Herbst

Die Lombardei-Rundfahrt war 2020 entgegen der Gewohnheit das 2. der 5 Monumente im Kalender, nur eine Woche nach Mailand-Sanremo. Wegen der Corona-Pausa finden 2020 zwar fast alle großen Rennen deutlich später im Jahr statt als sonst, aber die Lombardei-Rundfahrt wurde von ihrem Saison-Abschluss-Termin im Oktober vorgezogen in den August – parallel zum Critérium du Dauphiné und eben eine Woche nach Mailand-Sanremo. Diese Rennen konnten im Juni und März nicht stattfinden und wurden nun nachgeholt. Viele große Namen zogen im Vorfeld der ebenfalls verschobenen Tour de France die Dauphiné- der Lombardei-Rundfahrt vor. Andererseits haben beim gewohnten Oktober-Termin immer schon einige große Namen ihre Saison beendet. Und Fuglsang stand 2020 in der Favoritenliste mit Mollema gleich hinter Evenepoel und Bennett.

 

Sa 15. August 2020, Bergamo - Como
Ergebnis der 114. Auflage Il Lombardia (231,0km)
 1. Jakob Fuglsang (DEN)       - Astana                   5:32:54
 2. George Bennett (NZL)       - Jumbo-Visma                +0:31
 3. Aleksandr Wlasow (RUS)     - Astana                     +0:51
 4. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +1:19
 5. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo             +1:40
 6. Vincenzo Nibali (ITA)      - Trek-Segafredo             +3:31
 7. Maximil. Schachmann (GER)  - Bora-Hansgrohe             +4:31
 8. Diego Ulissi (ITA)         - UAE-Emirates               +5:20
 9. Ben Hermans (BEL)          - Israel                     +6:00
10. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix              +6:28
11. Alessandro de Marchi (ITA) - CCC                        +6:51
12. Antwan Tolhoek (NED)       - Jumbo-Visma                +8:15
13. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                    gl.Zeit
14. Simon Clarke (AUS)         - EF                        +10:05
15. Jesus Herrada (ESP)        - Cofidis                   +10:09
16. Dario Cataldo (ITA)        - Movistar                  +10:18
17. Ruben Guerreiro (POR)      - EF                        +10:25
18. Lorenzo Rota (ITA)         - Vini Zabù-KTM
19. Wilco Kelderman (NED)      - Sunweb
20. Simon Geschke (GER)        - CCC
21. Rudy Molard (FRA)          - Groupama-FDJ              alle
22. Daniel Navarro (ESP)       - Israel                   gleiche
23. Matteo Badilatti (SUI)     - Israel                    Zeit
24. Rafal Majka (POL)          - Bora-Hansgrohe            +10:31
25. Jaakko Hänninen (FIN)      - AG2R La Mondiale          +10:56
...

 

In der Startliste zur Lombardei-Rundfahrt 2020 stehen die 19 WorldTour-Teams sowie 6 der ProTeams. Von den ProTeams machte Circus von seinem automatischen Startrecht Gebrauch (Total hingegen nicht!). Die restlichen 5 Teams waren auf eine Wildcard angewiesen: Alpecin-Fenix, Androni-Sidermec, Bardiani-CSF, Gazprom-Rusvelo und Vini Zabù-KTM.

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