Tour de France 2019 - 10. Etappe

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Van Aert siegt, Träume platzen im Wind

Wout van Aert (Jumbo) versohlt die Sprintspezialisten, und mehrere Klassementfahrer erleben einen üblen Dämpfer im Wind. Etliche Protagonisten wähnten sich wohl im falschen Film auf einer denkwürdigen 10. Etappe der Tour de France 2019 nach Albi. Insbesondere im mutmaßlichen Duell um den Gesamtsieg musste Thibaut Pinot (Groupama) einen herben Rückschlag hinnehmen, weil er auf der Windkante satte 1:40 Minuten auf Geraint Thomas (Ineos) einbüßte.

Lange dümpelte die Etappe im Zentralmassiv dahin. Als jedoch die Berge weniger wurden, zerplatzte das Peloton im Wind. Am Ende sprintete ein rund 30-köpfiges Feld um den Tagessieg. Und der Crosser van Aert verwies die verdutzten Elia Viviani (Deceuninck) und Caleb Ewan (Lotto) auf die Plätze. Van Aert selbst eröffnete den Sprint. Vom Hinterrad des 24-jährigen Belgiers katapultierte sich Viviani auf gleiche Höhe, kam dann aber einfach nicht vorbei. Mit dem Tigersprung schob van Aert sein Rad mit einigen Zentimetern Vorsprung über die Linie. Den 4. Platz belegte Peter Sagan (Deceuninck) vor Michael Matthews (Sunweb).

Pinot und Fuglsang schießen Ambitionen in den Wind

Die Sieger unter den Klassementfahrern hießen neben Thomas auf der 10. Etappe: Bernal (Ineos), Kruijswijk (Jumbo), Buchmann, Konrad (beide Bora), Mas (Deceuninck), Adam Yates (Mitchelton), Quintana (Movistar), Martin (UAE) und Bardet (AG2R), weil sie sich – wie auch der Gesamtführende Alaphilippe (Deceuninck) – im ersten Feld befanden. Schiffbruch wie Pinot erlitten Fuglsang (Astana), Uran (EF) und Porte (Trek).

Ein paar Klassementfahrer verloren sogar noch mehr, darunter Landa (Movistar), obwohl er zunächst vorn dabei war. Doch nach einem Rempler kam Landa zu Fall und büßte eine halbe Minute mehr als die Pinot-Gruppe ein. Für Pinot und Fuglsang verflüchtigte sich die Chance ihres Lebens auf einen Toursieg. Das waren 100 Sekunden zu viel, das geben Thomas und Bernal im Doppelpack eher nicht mehr her! 

 

Ergebnis
 1. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma              4:49:39
 2. Elia Viviani (ITA)         - Deceuninck-Quick Step
 3. Caleb Ewan (AUS)           - Lotto-Soudal
 4. Michael Matthews (AUS)     - Sunweb
 5. Peter Sagan (SVK)          - Bora-Hansgrohe
 6. Jasper Philipsen (BEL)     - UAE-Emirates
 7. Sonny Colbrelli (ITA)      - Bahrain-Merida
 8. Matteo Trentin (ITA)       - Mitchelton-Scott
 9. Oliver Naesen (BEL)        - AG2R La Mondiale
10. Greg van Avermaet (BEL)    - CCC
11. Julian Alaphilippe (FRA)   - Deceuninck-Quick Step
12. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos
13. Mads Würtz Schmidt (DEN)   - Astana
14. Egan Bernal (COL)          - Ineos
15. Maximiliano Richeze (ARG)  - Deceuninck-Quick Step
16. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe
17. Cees Bol (NED)             - Sunweb
18. Steven Kruijswijk (NED)    - Jumbo-Visma               alle
19. Enric Mas (ESP)            - Deceuninck-Quick Step
20. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale
21. Nairo Quintana (COL)       - Movistar
22. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe
23. Adam Yates (GBR)           - Mitchelton-Scott         gleiche
24. Roman Kreuziger (CZE)      - Dimension Data
25. Daniel Martin (IRL)        - UAE-Emirates
26. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic
27. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar
28. Mikael Cherel (FRA)        - AG2R La Mondiale          Zeit
29. Anthony Turgis (FRA)       - Total Direct Energie       +0:10
...
44. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +1:40
45. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ              alle
46. Xandro Meurisse (BEL)      - Wanty-Gobert
48. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education First       gleiche
49. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo
51. Jakob Fuglsang (DEN)       - Astana                    Zeit
55. Mikel Landa (ESP)          - Movistar                   +2:09
57. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo            alle
58. Fabio Aru (ITA)            - UAE-Emirates             gleiche
62. Guillaume Martin (FRA)     - Wanty-Gobert              Zeit
71. Alexander Kristoff (NOR)   - UAE-Emirates               +2:19
- 171 Fahrer klassiert.

 

Alaphilippe bleibt in Gelb, nun 72 Sekunden vor Thomas

Vorjahressieger Thomas sprang vor auf den 2. Platz der Gesamtwertung, immer noch 72 Sekunden hinter dem Gelben Trikot von Alaphilippe, und 4 Sekunden vor seinem Co-Kapitän Bernal. Als weitere Nutznießer bezogen Kruijswijk, Buchmann, Mas, Yates, Quintana und Martin die Plätze 4 bis 9, mit 15 bis 57 Sekunden Rückstand auf Thomas als Referenzpunkt.

Pinot schmiss seine hervorragende Ausgangssituation, 19 Sekunden vor Thomas, weg, und reihte sich auf dem 11. Platz 2:33 Minuten hinter Alaphilippe und 1:21 hinter Thomas in der Gesamtwertung ein. Gegen einen Leader, der kein starkes Team hinter sich hat, wäre das in den Pyrenäen und Alpen klar aufzuholen. Aber Thomas hat erstens das beste Team hinter sich, baut zweitens seinen Vorsprung im Einzelzeitfahren wohl weiter aus, und sein Team kann drittens taktisch ideal auf Bernal zurückgreifen. Ohnehin schon mehr Rückstand vor der 10. Etappe hatte Fuglsang.

 

Gesamtwertung
 1. Julian Alaphilippe (FRA)   - Deceuninck-Quick Step   42:27:15
 2. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos                      +1:12
 3. Egan Bernal (COL)          - Ineos                      +1:16
 4. Steven Kruijswijk (NED)    - Jumbo-Visma                +1:27
 5. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +1:45
 6. Enric Mas (ESP)            - Deceuninck-Quick Step      +1:46
 7. Adam Yates (GBR)           - Mitchelton-Scott           +1:47
 8. Nairo Quintana (COL)       - Movistar                   +2:04
 9. Daniel Martin (IRL)        - UAE-Emirates               +2:09
10. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo             +2:32
11. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +2:33
12. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +2:46
13. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education First         +3:18
14. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +3:18
15. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale           +3:20
16. Jakob Fuglsang (DEN)       - Astana                     +3:22
17. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic               +3:26
18. Roman Kreuziger (CZE)      - Dimension Data             +3:28
19. Xandro Meurisse (BEL)      - Wanty-Gobert               +3:42
20. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo             +3:59
21. Mikel Landa (ESP)          - Movistar                   +4:15
22. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +4:24
...
55. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma               +34:11

 

Nach dem scharfen Start der 10. Etappe gab es ein bisschen Gespringe, und 5 Ausreißer kamen weg: Gallopin (AG2R), Berhane (Cofidis), Turgis (Total), Würtz (Katusha) und Eiking (Wanty). Dazu gesellte sich noch Schär (CCC), so dass die Spitzengruppe des Tages aus 6 Fahrern bestand. Für die Spitzenreiter gab es nichts zu erben, mal abgesehen von der Fernsehpräsenz, dem Zwischensprint für Eiking und den kleinen Bergpreisen für Berhane.

Das Hauptfeld hielt die Gruppe an der kurzen Leine. Um Punkte fürs Grüne Trikot bemühten sich beim Zwischensprint aus dem Feld heraus nur noch Sonny Colbrelli (Bahrain) und Trikot-Inhaber Sagan, so dass Sagans eh schon riesiger Vorsprung in der Punktewertung vor Matthews weiter wuchs, weil Matthews auch im Ziel hinter Sagan blieb.

 

Grünes Trikot
 1. Peter Sagan (SVK)          - Bora-Hansgrohe            229 p.
 2. Michael Matthews (AUS)     - Sunweb                    167
 3. Elia Viviani (ITA)         - Deceuninck-Quick Step     153
 4. Sonny Colbrelli (ITA)      - Bahrain-Merida            151
 5. Jasper Stuyven (BEL)       - Trek-Segafredo            105
 6. Matteo Trentin (ITA)       - Mitchelton-Scott          101
 7. Caleb Ewan (AUS)           - Lotto-Soudal               98
 8. Greg van Avermaet (BEL)    - CCC                        94
 9. Julian Alaphilippe (FRA)   - Deceuninck-Quick Step      75

 

Kurz nach dem Zwischensprint, innerhalb der letzten 80 Kilometer gab es einen ersten Testballon, um das Peloton auf der Windkante zu spalten. Dieser erste Versuch ging für alle kurzzeitig abgehängten Fahrer noch einmal gut aus.

Urans Patrone geht nach hinten los

Als noch weniger als 40 Kilometer zu fahren waren, stürmten die Teams erneut nach vorne. Insbesondere Urans Helfer trieben die Schlagzahl an der Spitze des Feldes in die Höhe. Aber wie blöd kann man sein? Ausgerechnet Rigoberto Uran fand sich dann im 2. Feld wieder, als die Lücken aufgingen. Mit Pinot, Fuglsang, Porte und deren Helfern kämpfte er lange mit «nur» 20 bis 30 Sekunden Rückstand hinter dem ersten Feld. Doch auf den letzten Kilometern ging die Schere weit auseinander.

Die 6 frühen Ausreißer wurden 25 Kilometer vor dem Ziel vom starken Top-Feld geschnappt. Neben einigen der stärksten Klassementfahrer waren außer Dylan Groenewegen (Jumbo) auch die stärksten Sprinter vertreten. Es gewann aber mit van Aert ein weiterer Teamkollege von Groenewegen, so dass dieser Rennstall durch Teunissen, das Teamzeitfahren, Groenewegen und van Aert mit schon 4 Etappensiegen in den ersten Ruhetag eintreten konnte. Van Aert hatte beim Critérium du Dauphiné angedeutet, dass mit dem 3-maligen Cyclocross-Weltmeiser sogar bei Massensprints zu rechnen ist.

Nicht mehr zu rechnen in der Gesamtwertung ist hingegen mit deren Teamkollegen George Bennett. Dieser befand sich gerade in der Wagenkollonne, als das Peloton zerplatzte. Allein im Wind verlor er fast 10 Minuten und fiel vom 4. Platz der Gesamtwertung weit zurück. So konzentrieren sich derartige Ambitionen im Team nun auf Steven Kruijswijk.

Wie eigentlich immer trat Mikel Landa teamintern noch vor den Hochgebirgsetappen ins zweite Glied zurück. Da war es beinah erstaunlich, dass sein Teamkollege Quintana die Auslese schaffte und bis zum Ende vorn blieb, ebenso wie die in solchen Situationen gerne anfälligen Dan Martin und Bardet. Weniger durfte dies überraschen bei Kruijswijk, Buchmann und Yates, weil deren Teams für solche Situationen gewappnet sind – und die Teams von Thomas/Bernal und Mas sowieso. Hoffentlich fiel auf der 10. Etappe nicht schon die Vorentscheidung für die Plätze 1 und 2 des Endklassements!


Vorschau auf diese Etappe: Raus aus dem Zentralmassiv geht es auf der 10. Tour-Etappe 2019. Das bedeutet, es gibt einige Höhenmeter zu bewältigen. Andererseits flacht die Stecke zum Zielort Albi hin immer mehr ab, so dass ein Massensprint – vielleicht nicht mit allen Sprintern – das wahrscheinlichste Szenario um den Tagessieg sein dürfte. Angesichts von 217,5 Kilometern Auf- und Ab wartet eine Menge Arbeit auf die ambitionierten Sprinterteams. Die Zielgerade ist 900 Meter lang und leicht ansteigend.
► Landkarte, Zeitplan und Profile auf www.letour.fr

In Albi und Umgebung verbleibt der Tourtross für den ersten Ruhetag der diesjährigen Tour de France.

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Tour de France 2019
10. Etappe (217,5km)
von Saint-Flour 12:25
nach Albi 17:43

4 -km199 12:57 Côte de Mallet
3 -km177 13:24 Côte de Chaudes-Aigues
3 -km122 14:44 Côte d'Espalion
S -km89 15:33 La Primaube
3 -km53 16:25 Côte de la Malric

Etappensieg:
Wout van Aert (BEL)

Gelbes Trikot:
Julian Alaphilippe (FRA)

Grünes Trikot:
Peter Sagan (SVK)

Bergtrikot:
Tim Wellens (BEL)

Jungprofi-Wertung:
Egan Bernal (COL)

Teamwertung:
Movistar

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