Tour de France 2020 - 18. Etappe
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Kwiatkowski und Carapaz als Tandem zum Sieg
Nach jahrelangen Diensten als Edelhelfer holte sich Michal Kwiatkowski (Ineos) auf der 18. Etappe der Tour de France 2020 seinen ersten Tagessieg beim größten Rennen der Welt ab. Die letzten 34,5 Kilometer der letzten Alpenetappe absolvierte der 30-jährige Pole gemeinsam mit seinem Teamkollegen Richard Carapaz als Duo an der Spitze. Die beiden sprachen sich ab und überquerten für ein besonderes Zielfoto die Linie in Umarmung.
Knapp 2 Minuten danach erreichten die meisten Top-Ten-Klassementfahrer das Ziel in La Roche-sur-Foron. Auf den 3. Platz sprintete aber Wout van Aert (Jumbo), der als Klassikerjäger und Helfer des voraussichtlichen Gesamtsiegers Roglic erneut eine unfassbare Leistung zeigte – vor allem in Relation zu einigen Bergziegen. Verlierer des Tages waren Rigoberto Uran (EF) und Adam Yates (Mitchelton), die beide am Anstieg zum Plateau de Glières abreißen ließen. Oben auf den 1,8 geschotterten Kilometern geriet auch Richie Porte (Trek) mit einem Vorderradschaden ins Hintertreffen, konnte aber wieder aufschließen.
Die Top-3 der Gesamtwertung – Primoz Roglic, Tadej Pogacar (UAE) und Miguel Angel Lopez (Astana) – ließen sich über 5 Alpenberge hinweg nicht aus den Augen, insbesondere beim letzten großen Anstieg, an dem Uran und Yates zurückfielen. Dort hatte Mikel Landa (Bahrain) attackiert. Er wurde zwar von Roglic & Co. wieder eingeholt, überholte aber wie Enric Mas (Movistar) in der Gesamtwertung Yates und Uran. Porte blieb nach dem Schreckmoment auf dem 4. Platz.
Auch mit dem Schrecken davon kam Marc Hirschi (Sunweb), einer der Aktivposten der Tour 2020. Er duellierte sich in der Flucht des Tages mit Carapaz ums Bergtrikot, stürzte aber etwa zur Etappenhalbzeit. Danach war Hirschi als Solist unterwegs und wurde erst innerhalb der letzten 15 Kilometer von der Roglic-Gruppe gestellt. Carapaz schlüpfte 3 Tage vor Schluss ins Bergtrikot, allerdings nur knapp vor Pogacar und Roglic.
Ergebnis 1. Michal Kwiatkowski (POL) - Ineos 4:47:33 2. Richard Carapaz (ECU) - Ineos gl.Zeit 3. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma +1:51 4. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +1:53 5. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates gl.Zeit 6. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +1:54 7. Enric Mas (ESP) - Movistar 8. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida 9. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain-Merida 10. Tom Dumoulin (NED) - Jumbo-Visma alle 11. Sepp Kuss (USA) - Jumbo-Visma gleiche 12. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana Zeit 13. Marc Hirschi (SUI) - Sunweb +2:04 14. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain-Merida gl.Zeit 15. Simon Geschke (GER) - CCC +4:32 16. Nans Peters (FRA) - AG2R La Mondiale gl.Zeit 17. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +4:34 18. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis alle 19. Rigoberto Uran (COL) - EF 20. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar gleiche ... 25. Warren Barguil (FRA) - Arkéa-Samsic Zeit 88. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic +28:51 - 149 Fahrer klassiert. DNF André Greipel (GER) - Israel
Roglic und Pogacar trennen in der Gesamtwertung weiterhin 57 Sekunden. Beide fuhren im Zielsprint – etliche Radlängen hinter van Aert – eine Sekunde auf die nachfolgenden Klassementfahrer heraus. Damit beträgt Lopez' Rückstand zu Pogacar nach der 18. Etappe exakt eine halbe Minute. Das Polster von Lopez vor Porte dürfte fürs entscheidende Einzelzeitfahren groß genug sein.
Gesamtwertung 1. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma 79:45:30 2. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +0:57 3. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana +1:27 4. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +3:06 5. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida +3:28 6. Enric Mas (ESP) - Movistar +4:19 7. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +5:55 8. Rigoberto Uran (COL) - EF +6:05 9. Tom Dumoulin (NED) - Jumbo-Visma +7:24 10. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +12:12 11. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain-Merida +12:31 12. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +13:16 13. Richard Carapaz (ECU) - Ineos +17:48 14. Warren Barguil (FRA) - Arkéa-Samsic +28:03 15. Sepp Kuss (USA) - Jumbo-Visma +35:54 16. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain-Merida +53:33 17. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic +57:49 18. Pierre Rolland (FRA) - B&B Hotels +1:00:13 19. Carlos Verona (ESP) - Movistar +1:11:30 20. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma +1:19:57 ... 29. Michal Kwiatkowski (POL) - Ineos +1:55:35
Zu Beginn der 18. Etappe lösten sich 32 Fahrer aus dem Hauptfeld, darunter Bennett (Deceuninck), Sagan (Bora) und Trentin (CCC), die sich damit im Zwischensprint bezüglich der Punktewertung ums Grüne Trikot mehr oder weniger neutralisierten. Hoch zum ersten Berg, dem Cormet de Roseland, platzten zahlreiche Fahrer aus der Spitzengruppe heraus, ebenso wie dahinter aus dem Hauptfeld. Aus diesem gab es auch noch einige Attacken von Fahrern, die nach vorn springen wollten.
Kurz vor dem Gipfel lagen Carapaz, Castroviejo, Kwiatkowski (alle Ineos), Peters (AG2R), Jungels (Deceuninck), Molard, Reichenbach (Groupama), Caruso, Bilbao (beide Bahrain), Cataldo, Oliveira, Verona (alle Movistar), Geschke (CCC), Edet, Herrada (beide Cofidis), Sanchez (Astana), de Gendt (Lotto), Hirschi und Roche (beide Sunweb) an der Spitze. Um die Bergpunkte lieferten sich Marc Hirschi und Richard Carapaz einen ersten harten Kampf um die Bergpunkte. Hier und an den nächsten beiden Bergpreisen holte Hirschi die Maximalpunktzahl. In der Abfahrt nutzten Hirschi und Carapaz die durch den Bergsprint entstandene Lücke aus und setzten sich nach vorne ab.
Innerhalb der letzten 110 Kilometer schlossen Kwiatkowski, Bilbao und Edet zu Hirschi und Carapaz auf. Am 3. Berg, dem Col des Saisies, fiel Edet wieder zurück. Bergab ließ Kwiatkowski eine Lücke zu seinem Teamkollegen Carapaz aufgehen und zwang Hirschi in die Nachführarbeit. Hirschi rutschte dann 80 Kilometer vorm Ziel in einer Linkskurve weg und schlitterte über den Straßenbelag bis in die Böschung. Er sprang schnell wieder aufs Rad, hing aber nun über eine halbe Minute hinter der Spitze zurück. Anstatt Hirschi gelang nun Edet die Rückkehr zu Carapaz, Kwiatkowski und Bilbao. Das Hauptfeld, das am Cormet de Roseland nur zwischen 2 und 3 Minuten zurücklag, wies jetzt schon fast 7 Minuten Rückstand auf.
Bergwertung 1. Richard Carapaz (COL) - Ineos 74 p. 2. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 72 3. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma 67 4. Marc Hirschi (SUI) - Sunweb 62 5. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana 51 6. Benoît Cosnefroy (FRA) - AG2R La Mondiale 36 7. Pierre Rolland (FRA) - B&B Hotels 36
Vorschau auf diese Etappe: Über gleich 5 Alpenanstiege verabschiedet sich die Tour de France 2020 aus dem Hochgebirge. Allerdings liegen die Bergpreise im Laufe der 18. Etappe immer tiefer, zuletzt auf nur noch 920 Metern am Col des Fleuries (ohne Bergpreis). Von dort führt eine Abfahrt über 10 Kilometer zur Ziellinie nach La Roche-sur-Foron am nördlichen Rand der französischen Alpen. Die Straße fällt bis hinab zur 500-Meter-Marke, von wo aus es nach einem letzten Linksbogen wieder leicht bergan ins Ziel geht. Die weiteren Schwierigkeiten des Tages heißen Cormet de Roseland, Col des Saisies, Col des Aravis und Plateau de Glières (inklusive Bonussprint). Oben angekommen auf der Schotterstraße des Plateau de Glières soll wohl 30 Kilometer vor dem Ziel neben der körperlichen Stärke auch dem Zufall eine Chance gegeben werden, um den Rennen noch eine späte Wendung zu verleihen ...
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