Tour de France 2020 - 17. Etappe

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Loze-Triumph für Lopez, Roglic vor Pogacar

Am 2.304 Meter hohen Col de la Loze oberhalb von Méribel gewann Miguel Angel Lopez (Astana) die 17. Etappe der Tour de France 2020. Im 21,5 Kilometer langen Schlussanstieg ging der Kolumbianer an den Steilrampen der letzten 4 Kilometer in den Attackenmodus und absolvierte die letzten 2,5 Kilometer als Solist. Primoz Roglic (Jumbo) im Gelben Trikot kam jeweils 15 Sekunden hinter Lopez und vor seinem Hauptkonkurrenten Tadej Pogacar (UAE) ins Ziel.

Zuletzt befand sich Roglics Edelhelfer Sepp Kuss mit Lopez in Front. Dann lief es optimal für Roglic: Kuss fiel von Lopez' Hinterrad zurück, Roglic beschleunigte vor zu Kuss – und Pogacar ließ an der Stelle mit den meisten Zuschauern abreißen! Kuss konnte Roglic noch für ungefähr 300 Meter ziehen. Hinter der 2-Kilometer-Marke ging es zwischen Lopez, Roglic und Pogacar Mann gegen Mann mit leicht aufgehenden Abständen. Kuss hielt den 4. Platz mit am Ende 56 Sekunden Rückstand – 5 Sekunden vor Richie Porte (Trek) und 16 vor Enric Mas (Movistar).

Von Podestkandidaten Uran mit höchstem Zeitverlust

Ernüchternd war der 7. Platz für Mikel Landa (Bahrain) mit 80 Sekunden Rückstand, weil sein Team fast den gesamten Tag vorne im Feld und später in der Gruppe der Besten gearbeitet hatte. Als innerhalb der letzten 5 Kilometer der letzte Helfer verbraucht war, geriet bald auch Landa ins Hintertreffen. Zeitgleich mit ihm im Ziel war Adam Yates (Mitchelton). Der bisherige Drittplatzierte der Gesamtwertung, Rigoberto Uran (EF), verlor von den Podestkandidaten die meiste Zeit, knapp 2 Minuten gerechnet auf Lopez.

 

Ergebnis
 1. Miguel Angel Lopez (COL)   - Astana                   4:49:08
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:15
 3. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               +0:30
 4. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +0:56
 5. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo             +1:01
 6. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +1:12
 7. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain-Merida             +1:20
 8. Adam Yates (GBR)           - Mitchelton-Scott         gl.Zeit
 9. Rigoberto Uran (COL)       - EF                         +1:59
10. Tom Dumoulin (NED)         - Jumbo-Visma                +2:13
11. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                      +2:41
12. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +2:48
13. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain-Merida             +3:30
14. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +3:59
15. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ               +4:09
16. Kenny Elissonde (FRA)      - Trek-Segafredo             +6:12
17. Carlos Verona (ESP)        - Movistar                   +6:53
18. David de la Cruz (ESP)     - UAE-Emirates               +7:15
19. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma              gl.Zeit
20. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic             gl.Zeit
...
22. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain-Merida             +9:10
46. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic              +25:17
61. Pierre Rolland (FRA)       - B&B Hotels                +25:17
- 150 Fahrer klassiert.
OOT Jens Debusschere (BEL)     - B&B Hotels
DNF Mikel Nieve (ESP)          - Mitchelton-Scott
DNS Egan Bernal (COL)          - Ineos
DNS Stefan Küng (SUI)          - Groupama-FDJ

 

Roglic baut auf 57 Sekunden zu Pogacar aus

Roglic vergrößerte den Vorsprung in der Gesamtwertung vor Pogacar auf 57 Sekunden. Er packte am Col de la Loze 15 Sekunden auf der Strecke und 2 Sekunden durch unterschiedliche Zeitgutschriften für die Plätze 2 und 3 im Ziel drauf. Der bisher fast locker-lässig wirkende Pogacar zeigte erstmals bei der Tour 2020 ein Schmerz verzerrtes Gesicht, so dass es nach einer Vorentscheidung um den Gesamtsieg aussah. Lopez verbesserte sich auf den 3. Platz der Gesamtwertung – nur 29 Sekunden hinter Pogacar und 99 vor Porte, der seinerseits knapp an Yates und Uran vorbeiging.

Vorjahressieger Bernal raus

Titelverteidiger Egan Bernal (Ineos) trat nach 2 bitter enttäuschenden Gebirgsetappen mit einem Zeitverlust von fast 20 Minuten nicht mehr an. Er war inzwischen ohnehin auf den 16. Platz der Gesamtwertung abgerutscht. Noch nicht ausgestiegen ist Nairo Quintana (Arkéa). Er fiel jedoch schon am ersten der beiden großen Anstiege des Tages, dem Col de la Madeleine, zurück und verlor über 25 Minuten und damit natürlich auch seinen Top-Ten-Platz in der Gesamtwertung.

 

Gesamtwertung
 1. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma             74:56:04
 2. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               +0:57
 3. Miguel Angel Lopez (COL)   - Astana                     +1:26
 4. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo             +3:05
 5. Adam Yates (GBR)           - Mitchelton-Scott           +3:14
 6. Rigoberto Uran (COL)       - EF                         +3:24
 7. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain-Merida             +3:27
 8. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +4:18
 9. Tom Dumoulin (NED)         - Jumbo-Visma                +7:23
10. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +9:31
11. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +10:35
12. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain-Merida            +12:30
13. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                     +19:55
14. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic              +25:22
15. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic              +30:51
16. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma               +35:53
17. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain-Merida            +53:24
18. Pierre Rolland (FRA)       - B&B Hotels                +55:11
19. Carlos Verona (ESP)        - Movistar                +1:08:42
20. Gorka Izagirre (ESP)       - Astana                  +1:10:18
21. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma             +1:19:53

 

Hochkarätiges Spitzenquintett kommt nicht weit weg

Aus einer rasanten ersten Rennstunde ging eine hochkarätige 5-köpfige Spitzengruppe hervor mit Richard Carapaz (Ineos), Lennard Kämna (Bora), Julian Alaphilippe (Deceuninck), Gorka Izagirre (Astana) und Daniel Martin (Israel). Schon Roglics Team ließ die Gruppe nicht weit weg. Als dann am Col de la Madeleine auch noch Landas Helfer in der Nachführarbeit einstiegen, waren die Hoffnungen auf den Etappensieg in der Spitzengruppe eigentlich dahin.

Umso erstaunlicher war es dann, dass sich Carapaz bis 3 Kilometer vorm Ziel gegen sein Schicksal stemmte, obwohl er den langen Schlussanstieg neben seinen 2 verbliebenen Begleitern Izagirre und Alaphilippe mit unter 2 Minuten Vorsprung vorm Verfolgerfeld begonnen hatte. Kämna war im Madeleine-Anstieg zurückgefallen, Martin in der Abfahrt. Demnach stellte es Kämna am Tag nach seinem Triumph über Carapaz auf. Carapaz hingegen fuhr ein weiteres Mal verzweifelt am Etappensieg vorbei. Es war ohnehin bemerkenswert, dass es beide schon wieder versuchten!

Über den Col de la Madeleine ging Carapaz zuerst. Nur anderthalb Minuten hinter dem Spitzenquartett griff Pogacar sicherheitshalber 8 Punkte für den 5. Platz in der Bergwertung ab. In der Abfahrt ließ es Alaphilippe ordentlich rollen, so dass der Vorsprung von ihm, Izagirre und Carapaz wieder leicht anwuchs. Im Schlussanstieg stellte sich dann Carapaz als der klar Stärkste dieses Trios heraus. Izagirre und Alaphilippe verloren noch 8 und 18 Minuten. Carapaz kam auf dem 11. Platz 2:41 Minuten hinter Lopez aus.

Landas Helfer bereiten aufwändig Platz 7 vor ...

Die immer kleiner werdende Gruppe ums Gelbe Trikot führten weiterhin Landas Helfer an. Schon am Col de la Madeleine gehörten ihr nur noch unter 30 Fahrer an. Zuletzt spannten sich Bilbao und Caruso vor. Insbesondere Pello Bilbao führte mit seinem Tempo eine ordentliche Selektion herbei. Als er 7 Kilometer vorm Ziel entkräftet ausscherte, war die Lücke zu Carapaz auf 20 Sekunden gesunken und die Gruppe ums Gelbe Trikot, der bis dahin auch noch Wout van Aert (Jumbo) angehörte, auf 13 Fahrer geschrumpft. Caruso übernahm mit augenscheinlich etwas geringerem Tempo, da sich der Vorsprung vom zähen Carapaz wieder verdoppelte.

An finaler Steilrampe gehen die Lücken auf

Da löste Pogacars letzter Helfer David de la Cruz in der Nachführarbeit Caruso ab. Als die letzten supersteilen 4 Kilometer anbrachen, fielen nacheinander Dumoulin (Jumbo), Landa, Uran und Yates ab. Pogacar übernahm das Tempo des aufgebrauchten de la Cruz, und nur noch Roglic, Kuss, Lopez und Porte kamen mit. Dann attackierte Lopez, was Porte beinahe und Mas endgültig den Anschluss kostete. Kuss spannte sich vor, und Roglic ließ nach der Überholung von Carapaz eine Lücke zu seinem Helfer klaffen, der somit die Etappe als Solist anführte.

Lopez sprang zu ihm vor, woraufhin sich Kuss an Lopez' Hinterrad setzte und Roglic an Pogacars. An den mit bis 24 % steilsten Stellen gingen in nur wenigen Momenten die letztlich entscheidenden Lücken auf. Während Kuss nicht mehr bei Lopez blieb, beschleunigte dahinter Roglic mit Pogacar am Rad. Jetzt verlor Porte endgültig den Anschluss. Roglic und Pogacar fuhren zu auf Kuss unter dessen Führung hinter Roglic im dichtesten Zuschauer-Getümmel ein erst winziges Loch klaffte zu Pogacar, der sich mit den Armen gegen die Zuschauer Platz verschaffte.

Hier also verkleinerten sich Pogacars Chancen auf den Gesamtsieg rapide. Dafür übernahm er neben dem weißen Trikot des besten Jungprofis auch noch das gepunktete Bergtrikot – aber nur, weil er am Col de la Madeleine die Punkte mitnahm. Sonst hätte stattdessen Roglic ein weiteres Wertungstrikot übergestreift.

 

Bergwertung
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               66 p.
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                63
 3. Miguel Angel Lopez (COL)   - Astana                     51
 4. Benoît Cosnefroy (FRA)     - AG2R La Mondiale           36
 5. Pierre Rolland (FRA)       - B&B Hotels                 36
 6. Nans Peters (FRA)          - AG2R La Mondiale           32
 7. Richard Carapaz (COL)      - Ineos                      32
 8. Marc Hirschi (SUI)         - Sunweb                     31
 9. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo             28
10. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             27

 


Vorschau auf diese Etappe: Auf der 17. Etappe der Tour de France 2020 stehen 2 erhebliche Alpenpässe im Profil – der Col de la Madeleine auf 2.000 Metern und als Bergankunft der Col de la Loze auf 2.304 Metern! Beide Anstiege weisen eine entsprechend lange Distanz mit 17,1 und 21,5 Kilometern auf (8,4 und 7,8 % im Schnitt). Besonders steil sind die ersten 4 Kilometer am Col de la Madeleine und die letzten 4 Kilometer vorm Zielstrich am Col de la Loze (bis zu 24 %). Der Schlussberg wird von Méribel aus angesteuert. So hat der Veranstalter als Namen für den Zielort «Méribel Col de Loze» gewählt, wovon man sich an der Ortseingangstafel in Méribel nicht täuschen lassen sollte. Denn hier naht nicht das Ende des langen Schlussanstiegs, sondern es ist erst ein kleiner Teil geschafft ...

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Tour de France 2020
17. Etappe (170,0km)
von Grenoble 12:30
nach Méribel Col de la Loze 17:21

S -km125 13:48 La Rochette
HC -km63 15:34 Col de la Madeleine
HC -km0 17:21 Col de la Loze

Etappensieg:
Miguel Angel Lopez (COL)

Gelbes Trikot:
Primoz Roglic (SLO)

Grünes Trikot:
Sam Bennett (IRL)

Bergtrikot:
Tadej Pogacar (SLO)

Weißes Trikot:
Tadej Pogacar (SLO)
- wird getragen von Mas

Teamwertung:
Movistar

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