Flandern-Rundfahrt 2022

(BEL/1.UWT) - Siegerliste Flandern-Rundfahrt

Van der Poel triumphiert, Pogacar verzockt es

Mathieu van der Poel (Alpecin) triumphierte bei der Flandern-Rundfahrt 2022 – abgebrüht bis zum Gehtnichtmehr! Nach 272,5 Kilometern lief alles auf ein Sprintduell der Giganten zwischen dem 27-jährigen Niederländer sowie dem 4 Jahre jüngeren Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (UAE) hinaus. Doch Pogacar zockte auf der Zielgeraden in Oudenaarde am Hinterrad von van der Poel und schmiss damit den sicheren Podestplatz weg: Denn von hinten näherten sich auf der Zielgeraden Dylan van Baarle (Ineos) und Valentin Madouas (Groupama) und schlossen gerade rechtzeitig auf. Als van der Poel an der 250-Meter-Marke antrat, wurde Pogacar links und rechts mit Geschwindigkeitsüberschuss von van Baarle und Madouas eingebaut.

Van der Poel gewann damit klar vor van Baarle, Madouas und Pogacar. Auch noch gefährlich nah – bis auf 2 Sekunden – kamen Stefan Küng (Groupama) und Dylan Teuns (Bahrain), die bis zur Zielgeraden mit Fred Wright (ebenfalls Bahrain) unterwegs waren. Mit 48 Sekunden Rückstand setzte sich Mads Pedersen (Trek) im Sprint um den 8. Platz vor Christophe Laporte (Jumbo) und Alexander Kristoff (Intermarché) durch.

Pogacar bestimmte das Rennen bei seinem Debüt (!) mit mehreren Tempoverschärfungen an den einigen der letzten 7 von insgesamt 18 Hellingen – bis am Oude Kwaremont 17 Kilometer vorm Ziel nur noch van der Poel mithalten konnten. Zuletzt ließen Madouas sowie die zuvor ausgerissenen van Baarle und Wright abreißen. Madouas und van Baarle spannten zusammen, was sich dann noch sensationell mit Podestplätzen auszahlte. Pogacar erhob sich entrüstet bei Überfahrt der Ziellinie. Er wäre der erste Tour-de-France-Sieger seit Eddy Merckx gewesen, der die Flandern-Rundfahrt gewinnt. Dabei lag die Schuld bei ihm allein. Stattdessen verbuchte van der Poel seinen 2. Ronde-Triumph, nachdem er im Vorjahr überraschend Kasper Asgreen (Quick Step) im Zweiersprint unterlag.

Favoritensieg, nachdem der Favorit absagte

Die Flandern-Rundfahrt 2022 begann bei klirrender Kälte knapp über dem Gefrierpunkt, aber dafür eis- und und bis auf die letzten paar Kilometer regenfrei. Wout van Aert (Jumbo), der als Top-Favorit ins Rennen gegangen wäre, musste mit Covid-Erkrankung absagen. Diese Rolle fiel dann seinem Dauerrivalen Mathieu van der Poel zu. Außerdem am höchsten gewettet waren Tadej Pogacar und Vorjahressieger Asgreen. In Abwesenheit ihres Kapitäns rücken Christophe Laporte und Tiesj Benoot (beide Jumbo) ins Rampenlicht. Die nächsten Kandidaten der Buchmacher waren Tom Pidcock (Ineos), Sanremo-Sieger Matej Mohoric (Bahrain), Küng und Pedersen.

12 Kilometer waren gefahren und noch 260 auf der Uhr, als die 9-köpfige Spitzengruppe des Tages stand: Sébastien Grignard (Lotto), Taco van der Hoorn (Intermarché), Stan Dewulf (AG2R), Manuele Boaro (Astana), Tom Bohli (Cofidis), Max Kanter (Movistar), Luca Mozzato (B&B Hotels), Mathijs Paasschens (Bingoal) und Lindsay de Vylder (Sport Vlaanderen) wurden allerdings nie mehr als 6 Minuten weggelassen.

Die Attacken aus dem Hauptfeld eröffnete dann Jonas Koch (Bora) auf der Hauptstraße, als noch 104 Kilometer zu fahren waren. Der Rückstand zur Spitzengruppe war unter 4 Minuten gesunken. 2 Kilometer später attackierte Nathan van Hooydonck (Jumbo) im Molenberg und fuhr vor zu Koch. Im Berendries folgte 94 Kilometer vorm Ziel eine Attacke von Ivan Garcia (Movistar), der sich 10 weitere Fahrer anschlossen: Jannik Steimle, Zdenek Stybar (beide Quick Step), Mick van Dijke (Jumbo), Alberto Bettiol (EF), Mads Pedersen, Alex Kirsch (beide Trek), Gianni Vermeersch (Alpecin), Ben Turner (Ineos), Marco Haller (Bora) und Olivier Le Gac (Groupama). Die Teams von Anthony Turgis (Totalenergies), Pogacar und Mohoric waren damit zur Nachführarbeit verleitet. Nach einem Massensturz fand sich Laporte im Straßengraben wieder.

76 Kilometer vorm Zuel attackierte Matteo Trentin (UAE) im Berg ten Houte, woraufhin das Hauptfeld weiter ausgedünnt wurde. 5 Kilometer darauf attackierte Connor Swift (Arkéa) im Kanarieberg mit Wellens (Lotto) und Geniets (Groupama) im Schlepptau. Nils Politt (Bora) schaffte es nicht ganz hin. 62 Kilometer vorm Ziel holten Swift, Wellens und Geniets die 11 ersten Verfolger ein, dies nur noch 25 Sekunden hinter der Spitze und 50 Sekunden vorm Hauptfeld.

Pogacar stutzt Peloton im Alleingang zurecht

In der 2. von 3 Passagen am Oude Kwaremont setzten sich Kanter und van der Hoorn an der Spitze nach vorne ab, als noch 55 Kilometer zu fahren waren. Aber auch diese beiden Ausreißer waren bald Geschichte, weil Pogacar erstmals fulminant beschleunigt, wie ein Moped mit Asgreen am Rad vorbei an der Verfolgergruppe stürmte. Aus dem Kwaremont kam van der Hoorn noch zierst raus, mit Pogacar, Garcia, Asgreen, Turner, Pedersen und Mozzato am Hinterrad. Mit etwas Abstand führte van der Poel die nächsten Fahrer über die zähe Kuppe. Auf der Hauptstraße dockten sie an die Spitzengruppe an, die sich auf dem Weg zum Paterberg etwas weiter auffüllte. Von den zurückgekommenen Fahrern stürmte Jan Tratnik (Bahrain) zuerst oben über den Paterberg, allerdings nur unwesentlich vor van der Poel, der die nächsten Fahrer anführte.

Auf der breiten Straße hingegen lösten sich Dylan van Baarle und Fred Wright. Bis zum Koppenberg fuhren die beiden über 20 Sekunden Vorsprung heraus - die sie erst einmal hielten! Pogacar und Asgreen stürmten rechts und links als Speerspitzen in den Koppenberg, mit unterschiedlichem Ausgang. Pogacar setzte sich zunächst ab und wurde nur von van der Poel und Madouas eingeholt. Pedersen schaffte es nicht mehr. Asgreen hingegen fiel zurück und hatte ausgerechnet in der sausteilen Hohlstraße, isoliert von allen Ersatzteilen, Schaden

Im Steenbeekdries hatte das Verfolgertrio den Rückstand zum Spitzenduo auf 5 Sekunden verkürzt. Die nächsten Verfolger lagen 25 Sekunden zurück. 2 Kilometer später erfolgte vorne der Zusammenschluss im Taaienberg. Einer Beschleunigung von Pogacar konnten letztlich alle 4 Begleiter folgen. Der Vorsprung vor der ersten größeren Verfolgergruppe sprang auf über 40 Sekunden und auf den nächsten Kilometer auf 70. Im drittletzten Anstieg, Kruisberg/Hotond 26 Kilometer vorm Ziel, passierte vorne nichts. Aus der Verfolgergruppe attackierte Benoot. Ihm folgten Teuns und Küng. An der Spitze ließ nun Teuns' Teamkollege Wright teilweise die Führung aus – wenig später wusste man, warum.

Die letzte Kwaremont-Passage nahm Pogacar von vorne. Van Baarle platzte schon ganz unten weg. Dann mussten auch Wright und schließlich Madouas abreißen lassen. Im nächsten Verfolgertrio lösten sich Küng und Teuns von Benoot. Auch den Paterberg fuhr Pogacar von vorne. Van der Poel geriet einmal kurz auf den Seitenstreifen und hatte eine Radlänge Rückstand, tankte sich mit letzer Mühe aber wieder an Pogacars Hinterrad. Van Baarle hatte inzwischen Madouas eingeholt, wohingegen Wright von Küng und Teuns gestellt wurde.

Van Baarle und Madouas mischen sich ins Duell

So nahmen Pogacar und van der Poel die letzten 13 Kilometer zum Zielort Oudenaarde mit rund einer halben Minuten vor van Baarle und Madouas unter die Räder und eine knappe Minuten vor Teuns, Wright und Küng. Die Abstände schmolzen jeweils bis zur langen Zielgeraden dahin, so dass eigentlich keine Zeit für Stehversuche blieb. Van der Poel und Pogacar trieben es trotzdem auf die Spitze, indem van der Poel das Tempo verschleppte und Pogacar einfach nicht vorbeifuhr. Das Timing war dann exakt auf der Seite von van der Poel und exakt gegen Pogacar. Madouas und van Baarle näherten sich mit deutlich höherem Tempo und suchten dann bei van der Poels Antritt beide sofort dessen Hinterrad. Dadurch war Pogacar Schachmatt. Frustriert erhob er sich und gestikulierte.

Stefan Küng konnte sich dies von hinten ansehen. Er fuhr Teuns für den 5. Platz davon. Vize-Weltmeister van Baarle und Madouas hatten vorher noch nie auf einem Podest bei einem Radsport-Monument gestanden, der 25-jährige Madouas sogar bei weitem nicht. Beide hatten 9 Tage vorher bei der «kleinen» Flandern-Rundfahrt, der E3 Classic, Top-Ten-Plätze belegte. Sieger dort: van Aert. 4 Tage vor der großen Flandern-Rundfahrt hatte sich dafür der spät in die Saison eingestiegene van der Poel bei Quer durch Flandern mit einem Sieg in die Favoritenrolle gefahren.

 

So 3. April 2022, Antwerpen - Oudenaarde
Ergebnis der 106. Auflage Ronde van Vlaanderen (272,5km)
 1. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix            6:18:30
 2. Dylan van Baarle (NED)     - Ineos Grenadiers          alle
 3. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ             gleiche
 4. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates              Zeit
 5. Stefan Küng (SUI)          - Groupama-FDJ               +0:02
 6. Dylan Teuns (BEL)          - Bahrain Victorious       gl.Zeit
 7. Fred Wright (GBR)          - Bahrain Victorious         +0:11
 8. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo             +0:48
 9. Christophe Laporte (FRA)   - Jumbo-Visma
10. Alexander Kristoff (NOR)   - Intermarché-Wanty         alle
11. Michael Matthews (AUS)     - Bikeexchange-Jayco       gleiche
12. Jan Tratnik (SLO)          - Bahrain Victorious        Zeit
13. Tiesj Benoot (BEL)         - Jumbo-Visma                +1:02
14. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers           +1:05
15. Greg van Avermaet (BEL)    - AG2R-Citroën               +1:07
16. Danny van Poppel (NED)     - Bora-Hansgrohe
17. Matis Louvel (FRA)         - Arkéa-Samsic
18. John Degenkolb (GER)       - DSM
19. Mike Teunissen (NED)       - Jumbo-Visma
20. Alex Aranburu (ESP)        - Movistar
21. Matej Mohoric (SLO)        - Bahrain Victorious
22. Ivan Garcia (ESP)          - Movistar
23. Kasper Asgreen (DEN)       - Quick Step Alpha Vinyl
24. Amaury Capiot (BEL)        - Arkéa-Samsic
25. Luca Mozzato (ITA)         - B&B Hotels-KTM
...

 

25 Teams sind bei der Flandern-Rundfahrt 2022 am Start: 17 der 18 WorldTour-Teams (Startverzicht von Israel aufgrund von Coronafällen und zahlreichen weiteren Erkrankungen und Verletzungen), die 3 besten ProTeams der vorjährigen Weltrangliste (Arkéa, Alpecin, Totalenergies) sowie 4 Teams, die sich der Veranstalter Flanders Classics selbst per Wildcard aussuchte: B&B Hotels, Bingoal, Sport Vlaanderen und Uno-X.

Streckenverlauf

An der Strecke der Flandern-Rundfahrt wurde für 2022 im Finale nichts geändert. Es bleibt bei den letzten 55 Kilometern mit den Anstiegen Koppenberg, Steenbeekdries, Taaienberg, Kruisberg/Hotond, Oude Kwaremont und zuletzt dem Paterberg 13,3 Kilometer vor dem Zielort Oudenaarde. Davor gibt es bereits weitere 2-mal Oude Kwaremont und ein weiteres Mal den Paterberg. Allerdings wurden ein paar kleine Änderungen an der Streckenführung bezüglich der ersten Anstiege vorgenommen, so dass man 2022 auf nun 18 anstatt 19 der berüchtigten Hellingen kommt. Andererseits steigt die Renndistanz auf 272,5 Kilometer! Startort ist erneut Antwerpen, bevor es ab nächstem Jahr eine jährlichen Wechsel zwischen Antwerpen und dem ehemaligen Startort Brügge gibt.

Anstiege («Hellingen»)km-ZeitLängemed.max.KSP*
 Lippenhovestraat16912:46---1,3
 Paddestraat16812:48---1,5
1.Oude Kwaremont13713:332,24,0 %11,6%1,5
2.Kortekeer12613:481,06,2 %11,0%-
3.Achterberg12013:571,54,4 %14 %-
 Holleweg11714:00---1,5
4.Wolvenberg11514:040,67,9%17,3%-
 Kerkgate11114:09---1,4
 Jagerij10914:13---0,8
5.Molenberg10214:220,56,0%9,3%0,5
6.Marlboroughstraat9814:272,03,0%7,0%-
7.Berendries9414:330,97,0%12,3%-
8.Valkenberg8914:410,96,0%13,0%-
9.Berg ten Houte7614:591,16,3%21,0%1,1
10.Kanarieberg7115:061,07,7%14,0%-
11.Oude Kwaremont5515:292,24,0%11,6%1,5
12.Paterberg5215:340,412,9%20,3%0,4
13.Koppenberg4515:440,611,6%22,0%0,6
 Mariaborrestraat4115:49---1,1
14.Steenbeekdries4015:510,75,3%6,7%0,7
 Stationsberg3915:52---0,7
15.Taaienberg3715:550,56,6%15,8%0,5
16.Kruisberg/Hotond2716:092,55,0%9,0%0,5
17.Oude Kwaremont1716:232,24,0%11,6%1,5
18.Paterberg1416:280,412,9%20,3%0,4
Zielankunft in Oudenaarde: Kilometer 272,5 ca. 16:47 Uhr
*) Kopfsteinpflaster

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