Flandern-Rundfahrt 2020

(BEL/1.UWT) - Siegerliste Flandern-Rundfahrt

Van der Poel knapp vor van Aert

Mathieu van der Poel (Alpecin) gewann 34 Jahre nach seinem Vater Adrie die Flandern-Rundfahrt 2020. Der 25-jährige Niederländer schlug im Zweiersprint von vorne seinen Cross-Erzrivalen Wout van Aert (Jumbo) um ein drittel Vorderrad. Im Sprint der Verfolger holte sich Ex-Sieger Alexander Kristoff (UAE) den 3. Platz knapp vor Anthony Turgis (Total). Die beiden Rennfavoriten van der Poel und van Aert setzten sich mit dem Welmeister und Ronde-Debütanten Julian Alaphilippe (Deceuninck) innerhalb der letzten 40 Kilometer entscheidend ab. Dann stürzte Alaphilippe nach einer Kollision mit einem Begleitmotorrad schwer.

Alaphilippe bis zu Moto-Kollision auch vorn dabei

Alaphilippe hatte das Trio mit einer Attacke auf dem Kopfsteinpflaster von Mariaborrestraat und Steenbeekdries initiiert. Zunächst ging nur van der Poel mit. Van Aert erkannte den vorentscheidenden Charakter gerade noch rechtzeitig und schloss 2 Kilometer später im Taaienberg auf. 35 Kilometer vorm Ziel schlüpften van Aert und van der Poel knapp an einem langsamen Motorrad vorbei. Alaphilippe jedoch knallte blind in 3. Position mit dem Ellbogen drauf, flog in hohem Bogen auf die Straße und blieb auf dem Bauch liegen. Als er sich aufsetzte, schrie er vor Schmerzen.

So reduzierte sich der Kampf um den Sieg auf ein Duell zwischen den beiden 3-fachen Querfeldein-Weltmeistern. Auf dem Schlusskilometer verweigerte van Aert die Führung, woraufhin van der Poel den Rest von vorne fahren musste. Der niederländische Meister verschleppte das Tempo, so dass der über einminütige Vorsprung auf die Verfolgergruppe noch erheblich schmolz. Hinter der 200-Meter-Marke eröffneten van der Poel und van Aert den Sprint fast gleichzeitig. Van Aert kam immer näher heran, aber nicht vorbei. Denn van der Poel stemmte sich dagegen und rettete einen knappen Vorsprung auf die Ziellinie, die für ihn keinen Meter später hätte kommen dürfen.

Spät wie nie, kalt und weitgehend trocken

Die Flandern-Rundfahrt fand 2020 so spät im Jahr statt wie noch nie. Wegen der Coronavirus-Krise war das flämische Monument vom April in den Oktober verschoben worden und überschnitt sich mit einer Bergetappe des ebenfalls verschobenen Giro d'Italia. Wegen erneut steigender Infektionszahlen in Belgien stand das Rennen auch am neuen Termin auf der Kippe, fand dann aber beinah unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die 17 Hellingen waren weiträumig abgesperrt. Das Wetter im Oktober war kalt und bedeckt, der Untergrund aber nur in den bewaldeten Stellen nass.

Die frühe 6-köpfige Spitzengruppe bestand bei der Flandern-Rundfahrt 2020 aus Gregor Mühlberger (Bora), Samuele Battistella (NTT), Danny van Poppel (Circus), Gijs van Hoecke (CCC), Dimitri Peyskens (Bingoal) und Fabio van den Bossche (Sport Vlaanderen). 50 Kilometer vorm Ziel wurden Mühlberger, van Poppel, van Hoecke und van den Bossche vom bereits ordentlich zerbröselten Hauptfeld gestellt. Peyskens wegen eines Sturzes und der abgehängte Battistella gehörten schon etwas vorher nicht mehr zur Spitze.

Im Hauptfeld nahm das Rennen 115 Kilometer vor dem Ziel an Fahrt auf, also nach mehr als der Hälfte der zu bewältigenden 243,3 Kilometer. Erster Zwischenfall aus Favoritensicht war ein Sturz in den Straßengraben von Wout van Aert, der allerdings weicher landete als Wellens (Lotto) und Roelandts (Movistar). Innerhalb der letzten 110 Kilometer fuhr Edvald Boasson Hagen (NTT) als Solist aus dem Feld heraus und querte dann einen Bahnübergang, der sich direkt hinter ihm und damit für das Hauptfeld schloss. Auf das Rennen hatte das so gut wie keine Auswirkungen, weil die Schranken schnell wieder öffneten und Hagen bald wieder eingeholt wurde. Hagens Attacke markierte den Auftakt weiterer solcher Vorstöße aus diesem Team, in dem Walscheid, Janse van Rensburg, Valgren, Gogl oder vorne Battistella anscheinend ein Schaulaufen für einen neuen Vertrag veranstalteten angesichts der drohenden Auflösung ihres Rennstalls.

Am Berendries bröckelte es 87 Kilometer vorm Ziel im Hauptfeld erstmals erheblich. De Buyst (Lotto) und Janse van Rensburg attackierten, wenig später ergänzt durch Rutsch (EF), Rickaert (Alpecin) und Debusschere (B&B). Doch diese Gruppe bekam keinen Raum, wie dies die nächsten 40 Kilometer auch für alle anderen Attacken aus dem Hauptfeld gelten sollte. 76 Kilometer vor dem Ziel attackierte Max Walscheid. Nach einem Solo wurde er hinter dem Kanarieberg von keinen Geringeren als Kwiatkowski (Ineos) und Stybar (Deceuninck) eingeholt, wenig später aber auch vom Hauptfeld. Derweil mussten sich unter anderem Stuyven (Trek) und Vanmarcke (EF) nach Stürzen zurückkämpfen, und Politt (Israel) wechselte mehrmals das Rad.

An der 2. von 3 Passagen über den Oude Kwaremont zog Asgreen (Deceuninck) im Hauptfeld von vorne drüber. Die Lücken gingen aber nur ganz hinten auf. Zu den Zurückgefallenen gehörte nach starken letzten Wochen Podest-Kandidat Stefan Küng (Groupama). Michael Gogl war dann der letzte Fahrer seines Teams, der eine verpuffende Attacke zeigte. Nach Einholung der frühen Ausreißer attackierte van Baarle (Ineos). Dem schlossen sich Devenyns und sein Kapitän Alaphilippe an. Diesen Schachzug schaute sich die Konurrenz natürlich nicht lange an. Dylan van Baarle attackierte dann erneut, diesmal mit dem ehemaligen Tour-Zweiten Romain Bardet (AG2R) am Rad.

Im Koppenberg schloss 46 Kilometer vom Ziel Turgis zum Duo auf und setzte damit schon vor dem Zielsprint und seinem 4. Platz ein Ausrufezeichen. Dahinter löste sich Alaphilippe, verfolgt von van der Poel, Oliver Naesen (AG2R), Vorjahressieger Alberto Bettiol (EF) und van Aert, während Bardet wieder zurückfiel. Nun führten Alaphilippe und Turgis das Rennen an, nachdem auch van Baarle zurückgefallen war. Das neue französische Spitzenduo wurden 42 Kilometer vorm Ziel eingeholt von 7 Verfolgern: van der Poel, van Aert, Naesen, Bettiol, van Baarle und den zu ihnen gefahrenen Stuyven und Livyns (Bingoal). Der Sensationsmann Arjen Livyns wurde am Ende noch auf den 29. Platz zurückgespült. Wenig später sprang Benoot (Sunweb) aus der größeren Verfolgergruppe zu den 9 Spitzenreitern. Das war voreilig, weil die Verfolgergruppe um Kristoff unmittelbar danach selbst wieder Anschluss gefunden hatte. Nicht mehr vorne vertreten waren von den hoch gewetteten Fahrern Wevelgem-Sieger Mads Pedersen (Trek) und Kwiatkowski.

Es folgte die nächste Offensive von Alaphilippe, die jetzt vorentscheidend war und in das Drama mit dem Motorrad mündete. Noch vor Alaphilippes Crash hatte sich ein Verfolgerquartett mit Bettiol, Madouas (Groupama) und den Bremsklötzen Asgreen und Lampaert (auch Deceuninck) gebildet, das aber schnell wieder gestellt war. Die nun 19 Verfolger hatten bald über eine Minute Rückstand auf die Spitze. Im Oude Kwaremont löste sich 18 Kilometer vorm Ziel Oliver Naesen von den Verfolgern. Im folgenden Patersberg hielt er den Abstand, wurde aber rund 10 Kilometer vorm Ziel wieder gestellt. Trotz weiterer Attacken für den 3. Platz, so zuletzt von Bettiol, kam es zum geschlossenen Sprint um den verbliebenen Podestplatz. Wegen des finalen Geplänkels zwischen van der Poel und van Aert überquerte Kristoff die Ziellinie mit nur noch 8 Sekunden Rückstand.

 

So 18. Oktober 2020, Antwerpen - Oudenaarde
Ergebnis der 104. Auflage Ronde van Vlaanderen (243,3km)
 1. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix            5:43:17
 2. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma              gl.Zeit
 3. Alexander Kristoff (NOR)   - UAE-Emirates               +0:08
 4. Anthony Turgis (FRA)       - Total Direct Energie
 5. Yves Lampaert (BEL)        - Deceuninck-Quick Step
 6. Dmitri Claeys (BEL)        - Cofidis
 7. Oliver Naesen (BEL)        - AG2R La Mondiale
 8. Dylan van Baarle (NED)     - Ineos                     alle
 9. John Degenkolb (GER)       - Lotto-Soudal
10. Tiesj Benoot (BEL)         - Sunweb
11. Dylan Teuns (BEL)          - Bahrain-McLaren
12. Florian Sénéchal (FRA)     - Deceuninck-Quick Step    gleiche
13. Kasper Asgreen (BEL)       - Deceuninck-Quick Step
14. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ
15. Xandro Meurisse (BEL)      - Circus-Wanty Gobert
16. Alberto Bettiol (ITA)      - EF                        Zeit
17. Sep Vanmarcke (BEL)        - EF                         +0:16
18. Jasper de Buyst (BEL)      - Lotto-Soudal               +2:41
19. Nils Politt (GER)          - Israel
20. Sven Erik Bystrøm (NOR)    - UAE-Emirates
21. Mickaël Delage (FRA)       - Groupama-FDJ
22. Amaury Capiot (BEL)        - Sport Vlaanderen
23. Luka Mezgec (SLO)          - Mitchelton-Scott          alle
24. Andrea Pasqualon (ITA)     - Circus-Wanty Gobert
25. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale         gleiche
26. Jasper Stuyvven (BEL)      - Trek-Segafredo
27. Jens Keukeleire (BEL)      - EF                        Zeit
28. Michael Gogl (AUT)         - NTT                        +2:49
29. Arjen Livyns (BEL)         - Bingoal-Wallonie           +3:05
30. Max Walscheid (GER)        - NTT                        +4:03
...                                                        alle
36. Roger Kluge (GER)          - Lotto Soudal
37. Jempy Drucker (LUX)        - Bora-Hansgrohe           gleiche
39. Nikias Arndt (GER)         - Sunweb
43. Marcus Burghardt (GER)     - Bora-Hansgrohe            Zeit
54. Michal Kwiatkowski (POL)   - Ineos                      +4:08
59. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo             +4:59
62. Matteo Trentin (ITA)       - CCC                        +4:59
- 171 Teilnehmer, davon 111 klassiert.

 

Wegen Corona Verlegung in den Herbst

3 Wochen vor der Flandern-Rundfahrt 2020 wurde verkündet, dass der geplante Termin am 5. April nicht zu halten ist. Wegen des Coronavirus waren bis zum 3. April in Flandern (und mehr oder weniger ganz Europa) im Rahmen weitgehender Corona-Maßnahmen u. a. alle Radrennen untersagt. Selbst für den Fall, dass die Event-Sperre danach nicht verlängert wird, bliebe laut Veranstalter nicht genug Vorbereitungszeit für ein solch großes Ereignis wie die Flandern-Rundfahrt. Tatsächlich wurden die Corona-Maßnahmen danach noch weit ausgedehnt. Das flämische Radsport-Monument hatte zuletzt 1918 nicht stattgefunden, das heißt nicht einmal der 2. Weltkrieg konnte die «Ronde» stoppen.

Ein neuer Termin wurde für den 18. Oktober 2020 festgelegt, also gleichzeitig mit dem ebenfalls verlegten Giro d'Italia. Wegen erneut steigender Corona-Fallzahlen, die weit über denen des Frühjahrs laen, stand die Austragung des Rennens erneut auf der Kippe. Der Veranstalter rief dazu auf, zu Hause zu bleiben und die Flandern-Rundfahrt 2020 im TV oder Stream zu schauen.

Streckenvorschau

Für den neuen Termin am 18. Oktober wurde im Vorfeld des Rennens kein neuer Streckenplan veröffentlicht, um Zuschauer von der Strecke fernzuhalten. Es wurde aber schon vorab bekannt, dass der Schlenker zur Mauer von Geraardsbergen gestrichen und die Renndistanz von 267,2 auf 243,3 Kilometer verkürzt wird. Anstatt über Mauer von Geraardsbergen und Tenbosse führt die Oktober-Strecke über den Valkenberg. Als erster Anstieg wird der Katteberg hinzugenommen, so dass man auch bei veränderter Strecke auf 17 Hellingen kommt, bei nahezu gleicher Reihenfolge wie ursprünglich geplant.

Anstiege («Hellingen»)km-Längemed.max.KSP*
 Lippenhovestraat160---1,3
 Paddestraat158---1,5
1.Kanarieberg143    
2.Oude Kwaremont1232,24,0%11,6%1,5
3.Kortekeer1131,06,4%17,0% 
4.Eikenberg1061,54,2%7,0% 
 Holleweg105---1,5
5.Wolvenberg1030,67,9%17,3%-
 Haaghoek100---2,0
6.Leberg941,04,2%13,8%-
7.Berendries900,97,0%12,3%-
8.Valkenberg840,96,0%13,0%-
9.Kanarieberg721,07,7%14,0%-
10.Oude Kwaremont562,24,0%11,6%1,5
11.Paterberg530,412,9%20,3%0,4
12.Koppenberg460,611,6%22,0%0,6
 Mariaborrestraat42---1,1
13.Steenbeekdries410,75,3%6,7%0,7
14.Taaienberg380,56,6%15,8%0,5
15.Kruisberg/Hotond272,55,0%9,0%0,5
16.Oude Kwaremont172,24,0%11,6%1,5
17.Paterberg140,412,9%20,3%0,4
Zielankunft in Oudenaarde: Kilometer 243,3
*) Kopfsteinpflaster

Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf den ursprünglich geplanten Termin am 5. April. Für den April-Termin hätte gegolten: An der Strecke für die Flandern-Rundfahrt wurde für 2020 nichts Wesentliches geändert. Es bleibt bei 17 bezeichneten Anstiegen, wobei die letzten 2 – Oude Kwaremont und Paterberg – 16,7 und 13,2 Kilometer vorm dem Ziel überquert werden. Nur der 3. Anstieg wurde ausgetauscht. Neben den teils gepflasterten Anstiegen gibt es auch wieder 5 flache Abschnitte auf Kopfsteinpflaster, davon allerdings wieder nur einer zu einem relativ späten Zeitpunkt.

GALT FÜR DEN ABGESAGTEN APRIL-TERMIN, NICHT FÜR OKTOBER!
Anstiege («Hellingen»)km-ZeitLängemed.max.KSP*
 Lippenhovestraat18312:46---1,3
 Paddestraat18112:48---1,5
1.Oude Kwaremont15013:332,24,0%11,6%1,5
2.Kortekeer14013:481,06,4%17,0% 
3.Eikenberg13213:591,54,2%7,0% 
4.Wolvenberg12914:030,67,9%17,3%-
 Holleweg12914:03---1,5
 Haaghoek12314:11---2,0
5.Leberg12214:161,04,2%13,8%-
6.Berendries11614:210,97,0%12,3%-
7.Tenbosse11114:290,56,9%8,7%-
8.Muur - Kapelmuur10014:450,89,0%20,0%0,8
9.Kanarieberg7215:241,07,7%14,0%-
10.Oude Kwaremont5615:472,24,0%11,6%1,5
11.Paterberg5315:520,412,9%20,3%0,4
12.Koppenberg4616:020,611,6%22,0%0,6
 Mariaborrestraat4216:07---1,1
13.Steenbeekdries4116:090,75,3%6,7%0,7
14.Taaienberg3816:130,56,6%15,8%0,5
15.Kruisberg/Hotond2716:292,55,0%9,0%0,5
16.Oude Kwaremont1716:432,24,0%11,6%1,5
17.Paterberg1416:480,412,9%20,3%0,4
Zielankunft in Oudenaarde: Kilometer 267,2 ca. 17:07
*) Kopfsteinpflaster

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