Flandern-Rundfahrt 2021
(BEL/1.UWT) - Siegerliste Flandern-Rundfahrt
Asgreen ringt van der Poel im Sprint nieder!
Kasper Asgreen (Deceuninck) triumphierte bei der Flandern-Rundfahrt 2021. Im Sprintduell der Landesmeister Dänemarks und der Niederlande behielt der 26-jährige Däne überraschend die Oberhand gegenüber Vorjahressieger Mathieu van der Poel (Alpecin)! Die beiden hatten am Oude Kwaremont 17 Kilometer vorm Ziel Wout van Aert (Jumbo) stehen lassen. Dieser wurde von einer Verfolgergruppe eingeholt, aus der Greg van Avermaet (AG2R) und Jasper Stuyven (Trek) 3 Kilometer vorm Ziel für die Plätze 3 und 4 wegfuhren.
Das Trio um Asgreen, van der Poel und van Aert hatte sich 27 Kilometer vorm Ziel im Doppelanstieg Kruisberg/Hotond gebildet. Dort attackierte Asgreen ein Septett, was seinen Teamkollegen Julian Alaphilippe sowie Dylan Teuns, Marco Haller (beide Bahrain) und Anthony Turgis (Total) den Anschluss kostete. Schon an mehreren der insgesamt 19 Anstiege zuvor hatte sich abgezeichnet, dass Asgreen und van der Poel die beiden stärksten Fahrer des Tages sind.
In den Zielsprint ging van der Poel als haushoher Favorit. Asgreen beließ ihn auf dem Schlusskilometer auf der vorderen Position, so dass van der Poel den Sprint von vorne eröffnete. Asgreen saugte sich schnell auf die gleich Höhe. Dann sah es kurz nach einem richtig packenden und super-engen Duell aus, bis Asgreen ein paar Zentimeter Vorsprung aufbaute und van der Poel resigniert die Beine hochnahm.
An einem kühl-trockenen Ostersonntag stand die Flandern-Rundfahrt 2021 wieder im Zeichen des Dreikampfes zwischen van der Poel, van Aert und Alaphilippe, wie es ihn schon bei der nachgeholten Flandern-Rundfahrt 2020 ein halbes Jahr zuvor gegeben hatte. Doch anstatt des Weltmeisters triumphierte im Zielort Oudenaarde Kasper Asgreen, der dieses Rennen 2 Jahre zuvor bereits auf dem 2. Platz beendet hatte. Der hier immer noch sieglose van Avermaet erreichte seinen 3. Podestplatz bei Vlaanderens Mooiste.
Bissegger bewährt sich als Ausreißer
Die frühe Spitzengruppe des Tages bestand aus Stefan Bissegger (EF), Mathias Norsgaard Jorgensen (Movistar), Jelle Wallays (Cofidis), Fabio van den Bossche (Sport Vlaanderen), Mathijs Paasschens (Bingoal), Hugo Houle (Astana) und Nico Denz (DSM). Das Septett bekam maximal 12 Minuten Vorsprung zugestanden, der jedoch in der heißen Phase des Rennens ebenso schnell schmolz wie er zu Beginn gewachsen war. 56 Kilometer vor dem Ziel fiel die Spitzengruppe bei der 2. von 3 Passagen am Oude Kwaremont auseinander. Bissegger führte das Rennen nun als Solist, bis er 11 Kilometer später zuerst von Alaphilippe hinterm Koppenberg gestellt wurde.
In dieser Phase zerplatzte auch das Favoritenfeld, nachdem vorherige Versuche im Keim erstickt worden waren – so eine Attacke von Geniets (Groupama) im Berendries 94 Kilometer vorm Ziel, der sich Oscar Riesebeek (Alpecin), Davide Ballerini (Deceuninck), Nathan van Hooydonck (Jumbo), Edward Theuns (Trek), Joris Nieuwenhuis (DSM), Luke Rowe (Ineos), Boy van Poppel (Intermarché), Bryan Coquard (B&B) und Edvald Boasson Hagen (Total) anschlossen. Eine ebenso kurze Episode blieb eine Solo-Attacke von Søren Kragh Andersen (DSM) kurze Zeit später im Kanarieberg.
Van Aert mehrmals in Defensive gegen die Top-2
Die ersten entscheidenden Lücken gingen also dann im Oude Kwaremont auf. Ganz vorne dabei waren Asgreen und Alaphilippe, obwohl sie erst 10 Kilometer zuvor mit fast dem gesamten in einen Massensturz verwickelt waren. Über die Kuppe hinweg setzte sich van der Poel mit Asgreen am Rad vom Rest nach vorne ab, was sich kurz danach bei der ersten Paterberg-Passage wiederholen sollte. Beide Male führte van Aert eine erste Verfolgergruppe wieder heran. Auf der Hauptstraße attackierte Tim Wellens (Lotto) mit Tom Pidcock (Ineos), Florian Sénéchal (Deceuninck) und Marco Haller (Bahrain), als noch 50 Kilometer zu fahren waren. 2 Kilometer später schlosse Alaphilippe und Christophe Laporte (Cofidis) auf, wonach Pidcock und Haller nach vorn weggingen.
45 Kilometer vorm Ziel enterte Bissegger als Spitzenreiter den Koppenberg knapp vor Haller und Pidcock sowie den nächsten 4 Verfolgern und der größeren Gruppe um die späteren Top-3. In der Gruppe um Alaphilippe saßen zu diesem Zeitpunkt außerdem noch für ein paar Momente die meisten der ehemaligen Begleiter von Bissegger. Im Koppenberg schraubt Alaphilippe das Tempo hoch und holte Bissegger ein. Dahinter hatten van der Poel, van Aert und Turgis die weiteren Verfolger gestellt. Van der Poel führte van Aert, Turgis, Wellens, Laporte, Pidcock und Haller zum nur für einen Kilometer bestehenden neuen Spitzenduo.
Haller, Teuns, Alaphilippe, Turgis spielen als letzte mit
Auf dem letzten nicht steigenden Kopfsteinpflasterabschnitt, der Mariaborrestraat, attackiert Haller die Spitzengruppe und ging mit Vorsprung ins Steenbeekdries, den fünftletzten Anstieg. Die verbliebenen 6 Verfolger erhielten in der Folge noch einmal größeren Zuwachs von hinten, darunter natürlich der spätere Sieger Asgreen. Dieser attackierte sogleich am Taaienberg 37 Kilometer vorm Ziel – wie nicht anders zu erwarten mit van der Poel am Rad. Auch van Aert und Alaphilippe schafften diesen Schnitt, sowie mit letzter Mühe über die Kuppe hinweg Dylan Teuns (Bahrain), wohingegen bei van Avermaet der Kontakt nach vorne abgebrochen war.
Die 6-köpfige Spitzengruppe bestand nun aus den Favoriten van der Poel und van Aert und den jeweils beiden Teamkollegen Alaphilippe und Asgreen sowie Teuns und dem inzwischen eingeholten Haller. Mit nur 10 Sekunden Vorsprung erreichten sie den Kruisberg vor einer Verfolgergruppe bestehend aus: Gianni Vermeersch (Alpecin), Sénéchal, van Avermaet, Wellens, Stuyven, Sep Vanmarcke (EF), Tiesj Benoot (DSM), Matteo Trentin (UAE, kurz darauf Hinterradschaden), Laporte, Valentin Madouas (Groupama), Pidcock, Dylan van Baarle (Ineos) und Turgis.
Dann zogen Asgreen, van der Poel und van Aert davon
Mit einem Kraftakt pumpte sich dieser Turgis im gepflasterten Teil von Kruisberg/Hotond zum Spitzensextett vor, um auf dem breiten, immer noch steigenden Hautpstraßenteil wieder ins Hintertreffen zu geraten, als Asgreen die entscheidende Attacke setzte. Es folgten nur van der Poel und van Aert. In der Nachführarbeit verloren Turgis, Teuns und Haller kontinuierlich an Boden, zumal sich Alaphilippe mit Verweis auf Asgreen hinten drauflegte. 19 Kilometer vorm Ziel, kurz vorm Oude Kwaremont, wurde die 4 Verfolger von der nächsten Gruppe um van Avermaet gestellt, 25 Sekunden hinter dem Spitzentrio.
An der Spitze gingen am Oude Kwaremont die Lücken zwischen van der Poel, Asgreen und van Aert auf. Während van Aert nun entscheidend geschlagen war, tankte sich Asgreen über die Kuppe hinweg, bereits auf der Hauptstraße, zurück ans Hinterrad von van der Poel. Im letzten Anstieg am Paterberg fuhren Asgreen und van der Poel Seite an Seite geradeaus hinauf, van Aert hingegen in Schlangenlinien. Der anfänglich knapp Rückstand von van Aert auf das Spitzenduo wuchs nun auf eine halbe Minuten, und 9 Kilometer vorm Ziel war van Aert von den nächsten Verfolgern gestellt.
Vorne scheute sich Asgreen nicht vor der Führungsarbeit. Erst in der Nähe des Schlusskilometers verlegte sich auf das Hinterrad seines scheinbar stärkeren Konkurrenten, den er letztlich jedoch ebenso klar schlug wie van Avermaet den Sanremo-Triumphator Stuyven für den 3. Platz. In einem knappen Sprint um den 5. Platz setzte sich Vanmarcke mit ungefähr einer halben Radlänge vor van Aert und Vermeersch durch. Die Top-Ten komplettierten Sénéchal, Turgis und van Baarle. Auch noch in dieser Verfolgergruppe saßen bis zum Schluss Laporte und Benoot. Dagegen wurden Teuns, Haller und Alaphilippe auf Plätze jenseits der 30 durchgereicht.
So 4. April 2021, Antwerpen - Oudenaarde Ergebnis der 105. Auflage Ronde van Vlaanderen (254,3km) 1. Kasper Asgreen (BEL) - Deceuninck-Quick Step 6:02:12 2. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix gl.Zeit 3. Greg van Avermaet (BEL) - AG2R-Citroen +0:32 4. Jasper Stuyven (BEL) - Trek-Segafredo +0:33 5. Sep Vanmarcke (BEL) - Israel +0:47 6. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma 7. Gianni Vermeersch (BEL) - Alpecin-Fenix alle 8. Florian Sénéchal (FRA) - Deceuninck-Quick Step 9. Anthony Turgis (FRA) - Total Direct Energie gleiche 10. Dylan van Baarle (NED) - Ineos Grenadiers 11. Christophe Laporte (FRA) - Cofidis Zeit 12. Tiesj Benoot (BEL) - DSM +0:49 13. Dimitri Claeys (BEL) - Qhubeka-Assos +2:15 14. Marcus Burghardt (GER) - Bora-Hansgrohe 15. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe 16. Danny van Poppel (BEL) - Intermarché-Wanty 17. Yves Lampaert (BEL) - Deceuninck-Quick Step 18. Alexander Kristoff (NOR) - UAE-Emirates 19. Tom van Asbroeck (BEL) - Israel 20. Heinrich Haussler (AUS) - Bahrain Victorious 21. Michael Matthews (AUS) - BikeExchange 22. Nils Politt (GER) - Bora-Hansgrohe 23. Ivan Garcia (ESP) - Movistar 24. Hugo Hofstetter (FRA) - Israel alle 25. Tim Wellens (BEL) - Lotto-Soudal 26. Jenthe Biermans (BEL) - Israel 27. Max Walscheid (GER) - Qhubeka-Assos 28. Alberto Bettiol (ITA) - EF Education-Nippo gleiche 29. Clément Russo (FRA) - Arkéa-Samsic 30. John Degenkolb (GER) - Lotto-Soudal ... 35. Dylan Teuns (BEL) - Bahrain Victorious Zeit 40. Marco Haller (AUT) - Bahrain Victorious +2:24 41. Tom Pidcock (GBR) - Ineos Grenadiers +2:35 42. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step gl.Zeit 43. Michael Gogl (AUT) - Qhubeka-Assos +2:52 44. Stefan Küng (SUI) - Groupama-FDJ +3:19 86. Niki Terpstra (NED) - Total Direct Energie +9:00 - 174 Teilnehmer, davon 113 klassiert.
Streckenverlauf
Wegen der Corona-Pandemie verzichtete der Veranstalter wieder darauf, weit im Vorfeld Streckendetails zur Flandern-Rundfahrt 2021 bekannt zu geben, um Zuschauer von der Strecke fern zu halten. Erst einen Tag vor dem Rennen wurden die Strecke bzw. die Anstiege öffentlich vorgestellt, allerdings ohne Durchfahrtzeiten. Es geht zwischen Antwerpen und Oudenaarde über 19 «Hellingen», zuletzt innerhalb der letzten 18 Kilometer über Oude Kwaremont und Paterberg. Der Renntermin der Flandern-Rundfahrt 2021 liegt auf dem Ostersonntag. Im Vorjahr erfolgte die Corona-bedingte Verschiebung vom angestammten Termin Anfang April ans Saisonende im Oktober.
Für den Ostersonntag 2021 sind im Vergleich zum Oktober-Termin des Vorjahres 4 Anstiege (1. Katteberg, 6. Molenberg, 7. Marlboroughstraat, 10. Berg ten Houte) hinzugekommen und 2 (1. Passage Kanarieberg, 6. Leberg) weggefallen. Die nicht gepflastertete Marlboroughstraat steht erstmals in der Geschichte im Profil der Flandern-Rundfahrt. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass der Startort demnächst zwischen Antwerpen (seit 2017) und Brügge (1998 bis 2011) wechseln wird. An den entscheidenden letzten 60 Kilometern mit Oude Kwaremont - Paterberg - Koppenberg - Mariaborrestraat - Steenbeekdries - Taaienberg - Kruisberg - noch einmal Oude Kwaremont und Paterberg änderte sich für 2021 hingegen nichts.
Anstiege («Hellingen») | km- | Länge | med. | max. | KSP* | |
---|---|---|---|---|---|---|
Lippenhovestraat | 169 | - | - | - | 1,3 | |
Paddestraat | 167 | - | - | - | 1,5 | |
1. | Kattenberg | 153 | 0,6 | 6,0 | 8,0 | |
2. | Oude Kwaremont | 134 | 2,2 | 4,0% | 11,6% | 1,5 |
3. | Kortekeer | 123 | 1,0 | 6,4% | 17,0% | |
4. | Eikenberg | 115 | 1,5 | 4,2% | 7,0% | |
5. | Wolvenberg | 112 | 0,6 | 7,9% | 17,3% | - |
Holleweg | 112 | - | - | - | 1,5 | |
6. | Molenberg | 102 | 0,5 | 6,0% | 9,3% | 0,5 |
7. | Marlboroughstraat | 98 | 2,0 | 3,0% | 7,0% | |
8. | Berendries | 94 | 0,9 | 7,0% | 12,3% | - |
9. | Valkenberg | 89 | 0,9 | 6,0% | 13,0% | - |
10. | Berg ten Houte | 77 | 1,1 | 6,3% | 21,0% | |
11. | Kanarieberg | 71 | 1,0 | 7,7% | 14,0% | - |
12. | Oude Kwaremont | 55 | 2,2 | 4,0% | 11,6% | 1,5 |
13. | Paterberg | 52 | 0,4 | 12,9% | 20,3% | 0,4 |
14. | Koppenberg | 45 | 0,6 | 11,6% | 22,0% | 0,6 |
Mariaborrestraat | 41 | - | - | - | 1,1 | |
15. | Steenbeekdries | 40 | 0,7 | 5,3% | 6,7% | 0,7 |
16. | Taaienberg | 37 | 0,5 | 6,6% | 15,8% | 0,5 |
17. | Kruisberg/Hotond | 27 | 2,5 | 5,0% | 9,0% | 0,5 |
18. | Oude Kwaremont | 17 | 2,2 | 4,0% | 11,6% | 1,5 |
19. | Paterberg | 14 | 0,4 | 12,9% | 20,3% | 0,4 |
Zielankunft in Oudenaarde: Kilometer 254,3 (zwischen 16 und 17 Uhr) *) Kopfsteinpflaster |
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