Amstel Gold Race 2022

(NED/1.UWT) - Siegerliste Amstel Gold Race

Kwiatkowski vorn im Wechselbad-Foto-Finish

Michael Kwiatkowski (Ineos) gewann 2022 zum 2. Mal das Amstel Gold Race. Der inzwischen 31-jährige Pole schlug 7 Jahre nach seinem ersten Triumph, damals im Regenbogentrikot des Weltmeisters, nun Benoît Cosnefroy (AG2R) hauchdünn im Zweiersprint. Wie im Vorjahr gab es einen Foto-Finish-Entscheid, wobei nach einer ersten falschen Meldung bereits Cosnefroy den vermeintlichen Sieg bejubelte und Kwiatkowski am Boden zerstört war. Dabei war es diesmal «sogar» etwas mehr als eine Reifenstärke. Für den 3. Platz setze sich auf dem Schlusskilometer Tiesj Benoot (Jumbo) aus der 9-köpfigen Verfolgergruppe ab.

Die Vorentscheidung fiel 35 Kilometer vorm Ziel, als Benoot mit einer Attacke am Keutenberg aus einem bereits stark dezimierten Hauptfeld die Auslese der 11 Besten des Tages herbeiführte. Als einziges Team doppelt vertreten war das von Kwiatkowski und Tom Pidcock. Dies rechtfertigte die vehemente Tempoarbeit von deren Helfern in den Anstiegen zuvor. Kurz vorm Glockenzeichen bei einer letzten Zieldurchfahrt löste sich Kwiatkowski, als noch 22 Kilometer zu fahren waren. 2,5 Kilometer später sprang Cosnefroy im Geulhemmerberg vor zu Kwiatkowski.

Duo mit Cosnefroy aus 11er-Gruppe der Besten

In der Verfolgung legte Pidcock beinahe eine Startrampe für Dylan Teuns (Bahrain) nach vorn zum Duo. Teuns kam aber nicht ganz hin, und in der Folgezeit konzentrierte sich Pidcock, die Einholung seines Teamkollegen Kwiatkowski zu torpedieren. Innerhalb der letzten 2 Kilometer setzte Mathieu van der Poel (Alpecin) ungewohnt spät in Szene. Ihm gelang jedoch nicht ein Husarenritt wie bei seinem legendären Triumph 3 Jahre zuvor. Stattdessen ging es für ihn dann im Sprint nur noch um den 4. Platz, den er sich vorm Überraschungsmann Alexander Kamp (Trek) schnappte.

Außerdem vorn dabei waren Asgreen (Quick Step), Matthews (Bikeexchange), Küng (Groupama), Hirschi (UAE) und Teuns (Bahrain) auf den Plätzen 6 bis 10. Dahinter ließ es Pidcock ausrollen. Er war im Vorjahr – selbst mit der Lupe kaum sichtbar – dem diesmal wegen einer Corona-Erkrankung abwesenden Wout van Aert (Jumbo) unterlegen. Diesmal durfte Pidcock immerhin über den Sieg eines Teamkollegen jubeln. Für Kwiatkowski war es der erste Erfolg nach seinem Tour-de-France-Etappensieg gut anderthalb Jahre zuvor.

Termintausch mit Paris-Roubaix

Die Organisatoren des Amstel Gold Race stimmten für 2022 einem Termintausch mit Paris-Roubaix zu, das wegen der französischen Präsidentschaftswahl in diesem Jahr ungünstig im Kalender lag. Damit rückte das Amstel Gold Race eine Woche vor – nun näher an der eine Woche früher stattfindenden Flandern-Rundfahrt und weiter weg von dem nun 2 Wochen später stattfindenden Lüttich-Bastogne-Lüttich, zwischen deren Profilen sich die Schwierigkeit des wichtigsten niederländischen Radrennens ungefähr bewegt. Bezüglich der Startliste wirkte sich diese Rochade ungünstig für das Amstel Gold Race aus, weil bis zum Vortag noch mehrere Ardennen-Aspiranten bei der Baskenland-Rundfahrt unterwegs waren.

Im Vorjahr wurde ausnahmsweise ein Rundstreckenrennen mit Geulheummerberg, Bemelerberg und Cauberg gefahren, um die Strecke aufgrund des Coronavirus vor Zuschauern abriegeln zu können. Fürs Amstel Gold Race 2022 war stattdessen wieder die gewohnte Achterbahnfahrt durch Südlimburg angesetzt – mit 33 bezeichneten Anstiegen, davon zuletzt allerdings wieder Cauberg, Geulhemmerberg und schließlich Bemelerberg 7,3 Kilometer vor dem Ziel in Vilt westlich von Valkenburg.

Trockenes Ausscheidungsrennen

Heiter bis wolkig und bei 11 Grad spielte in Sachen Wetter auch der Westwind keine nennenswerte Rolle beim Amstel Gold Race 2022. Am Vormittag kurz hinter dem Startort Maastricht löste sich die frühe Fluchtgruppe des Tages, als noch fast die gesamte 254,1 Rennkilometer zu absolvieren waren – mit Ide Schelling (Bora), Emils Liepins (Trek), Owain Doull (EF), Johan Jacobs (Movistar) und Aaron van Poucke (Sport Vlaanderen) sowie dem 100 Kilometer vorm Ziel abgehängten Luca Rastelli und dem schon sehr früh zurückgefallenen Davide Gabburo (beide Bardiani).

Als noch 88 Kilometer zu fahren waren, schlossen Nathan van Hooydonck (Jumbo) und Victor Campenaerts (Lotto) zum Spitzenquintett auf. Beide waren kurz zuvor aus dem Hauptfeld ausgerissen. Der Abstand zum Hauptfeld betrug nicht mehr viel mehr als eine Minute. Anders als das Duo zuvor versuchte die Überbrückung dann Florian Sénéchal (Quick Step) auf eigene Faust – ohne Erfolg. 59 Kilometer vorm Ziel fielen Campenaerts und Schelling im Loorberg zurück. Der Abstand zwischen Spitze und Hauptfeld pendelte zu dieser Zeit zwischen 45 und 100 Sekunden.

Auf den nächsten Kilometern wurden nacheiander die restlichen 5 Ausreißer vom immer kleiner werdenden Hauptfeld eingesammelt – erst Liepins, dann Vanpoucke, dann Jacobs und Doull sowie schließlich am Eyserbosweg van Hooydonck. An diesem steilen Anstieg, 42 Kilometer vorm Ziel, verhinderten die Helfer von Pidcock und Kwiatkowski mit ihrem hohen Tempo, dass irgendjemand eine Attacke wagte. Das Team hatte in der Phase davor die Helfer von van der Poel in der Nachführarbeit abgelöst. Dessen Team übernahm zuvor für nennenswerte Teile des Rennens diese Aufgabe.

Vorentscheidung nach Benoots Attacke

Es folgte die Vorentscheidung im Keutenberg: Kwiatkowski schraubte das Tempo als vermeintlich letzter Helfer von Pidcock nochmals in die Höhe. Benoot war allerdings in der Lage, noch einen draufzusetzen und schaffte eine kleine Lücke, die letztlich 10 Konkurrenten schließen konnten. Als letztem gelang dies van der Poel, was man bereits als Indiz für seine Tagesform deuten konnte. Er hatte vor (und dann auch nach) seinem Heimrennen tiefgestapelt, dass ihm das Profil der Flandern-Rundfahrt, die er eine Woche zuvor gewann, ohnehin viel mehr entgegen komme.

Aus einer ersten Verfolgergruppe versuchten es noch erst Tim Wellens (Lotto) in der Anfahrt zum Cauberg und dann Jan Tratnik (Bahrain) im Cauberg selbst, das Loch nach vorn zu stopfen – was ihnen jedoch nicht gelang. Vorne attackierte Hirschi in dem einst letzten Anstieg des Rennens. Oben konterte Pidcock. Doch niemand fiel zurück.

Dann machte sich Kwiatkowski kurz vor der vorletzten Zielpassage aus dem Staub. Dessen Einholung gelang im kurz darauf anstehenden Geulhemmerberg nur noch Cosnefroy. Beide harmonierten gut, wobei Cosnefroy augenscheinlich Führungsarbeit übernahm. Kwiatkowski konnte ja auch durchaus auf den ansonsten endschnellen Teamkollegen Pidcock in der Verfolgergruppe verweisen.

So fuhr Cosnefroy die Zielgerade von vorne und eröffnete den Sprint. Kwiatkowski ging noch gerade rechtzeitg zum Überholvorgang aus dem Windschatten und zeigte den besseren Tigersprung. Deswegen stellte es sich auch so dar, dass der Körper von Cosnefroy deutlich eher die Ziellinie passierte. Der maßgebliche Vorderreifen entschied jedoch zugunsten von Kwiatkowski.

 

So 10. April 2022, Maastricht - Vilt
Ergebnis der 56. Auflage Amstel Gold Race (254,1km)
 1. Michal Kwiatkowski (POL)   - Ineos Grenadiers         6:01:19
 2. Benoît Cosnefroy (FRA)     - AG2R-Citroën             gl.Zeit
 3. Tiesj Benoot (BEL)         - Jumbo-Visma                +0:10
 4. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix              +0:20
 5. Alexander Kamp (DEN)       - Trek-Segafredo
 6. Kasper Asgreen (DEN)       - Quick Step Alpha Vinyl
 7. Michael Matthews (AUS)     - Bikeexchange-Jayco        alle
 8. Stefan Küng (SUI)          - Groupama-FDJ
 9. Marc Hirschi (SUI)         - UAE-Emirates             gleiche
10. Dylan Teuns (BEL)          - Bahrain Victorious
11. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers          Zeit
12. Jan Tratnik (SLO)          - Bahrain Victorious         +0:29
13. Matej Mohoric (SLO)        - Bahrain Victorious         +1:42
14. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ               +1:43
15. Michael Valgren (DEN)      - EF Education-Easypost    gl.Zeit
16. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech      gl.Zeit
17. Matteo Trentin (ITA)       - UAE-Emirates               +1:50
18. Quentin Pacher (FRA)       - Groupama-FDJ
19. Alex Aranburu (ESP)        - Movistar
20. Tim Wellens (BEL)          - Lotto-Soudal              alle
21. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic             gleiche
22. Dylan van Baarle (NED)     - Ineos Grenadiers          Zeit
23. Maxim van Gils (BEL)       - Lotto-Soudal               +2:29
24. Greg van Avermaet (BEL)    - AG2R-Citroën             gl.Zeit
25. Zdenek Stybar (CZE)        - Quick Step Alpha Vinyl   gl.Zeit
...

 

Strecke

Anstiegkm-Zeit
1.Slingerberg245,010:39
2.Adsteeg240,310:46
3.Lange Raarberg232,110:59
4.Bergseweg216,411:22
5.Sibbergrubbe204,711:40
6.Cauberg200,311:46
7.Geulhemmerberg195,811:53
8.Wolfsberg177,512:20
9.Loorberg174,912:25
10.Schweibergerweg163,112:42
11.Camerig155,412:54
12.Drielandenpunt143,113:12
13.Gemmenich140,013:17
14.Vijlenerbos132,913:27
15.Erperheide128,013:35
16.Gulpenerberg118,513:49
17.Plettenberg115,413:54
18.Eyserweg113,313:57
19.St. Remigiusstraat108,814:03
20.Vrakelberg103,514:11
21.Sibbergrubbe95,814:23
22.Cauberg91,414:30
23.Geulhemmerberg86,814:36
24.Bemelerberg74,114:56
25.Loorberg59,015:18
26.Gulperbergwerg50,915:30
27.Kruisberg44,115:41
28.Eyserbosweg42,215:43
29.Fromberg37,815:50
30.Keutenberg33,915:56
31.Cauberg23,916:11
32.Geulhemmerberg19,316:18
33.Bemelerberg7,316:36
Zielankunft in Vilt bei Kilometer 254,1: ca. 16:47

An der Startlinie des Amstel Gold Race 2022 stehen die 18 WorldTour-Teams, die automatisch qualifizierten 3 ProTeams Alpecin, Arkéa und Totalenergies sowie die vom Veranstalter per Wildcard eingeladenen 4 ProTeams B&B Hotels, Bardiani, Bingoal und Sport Vlaanderen.

www-tipps

Radsport-Seite.de, Homepage / Termine/Result. / Radsport-Termine 2022 / Amstel Gold Race 2022