Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022

(BEL/1.UWT) - Siegerliste Lüttich-Bastogne-Lüttich

Evenepoel mit Redoute-Solo-Triumph

Remco Evenepoel (Quick Step) triumphierte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022 durch eine Attacke an der Redoute! Der 22-jährige Belgier vollendete somit ein 30-Kilometer-Solo rund 50 Sekunden vor einer Verfolgergruppe. Aus dieser spintete Quinten Hermans (Intermarché) überraschend auf den 2. Platz vor Wout van Aert (Jumbo), der das rein belgische Podest hauchdünn vor den Kolumbianern Daniel Martinez (Ineos) und Sergio Higuita (Bora) behauptete. Hermans und van Aert gehörten zu einer Gruppe von Nachzüglern, die auf den letzten Kilometern den Anschluss an eine erste 8-köpfige Verfolgergruppe wiederherstellten. Aus dieser heraus war kurz zuvor ein Solo-Vorstoß von Alexander Wlasow (Bora) für den 2. Platz gescheitert.

Evenepoel feierte seinen bisher größten Sieg. Der gehypte 25-jährige Belgier wurde seinen Vorschusslorbeeren in seinen ersten 3 Jahren im Profi-Zirkus insofern gerecht, dass er zahlreiche Siege in teils beeindruckender Manier einfuhr. Nun erfolgte in Lüttich bei seinem dortigen Debüt sein erster ganz großer Paukenschlag bei einem Monument. Damit rettete er für sein Team fulminant ein durchwachsenes Frühjahr. 30 Kilometer vor Evenepoels Sieg brigender Attacke schied sein Teamkollege und Rennfavorit Alaphilippe nach schwerem Sturz aus.

Slowenen fehlen, Alaphilippe nach Sturz abtransportiert

Das Rennen über 11 bezeichnete Ardennen-Anstiege fand bei nahezu optimalen äußeren Bedingungen – etwas unter Raumtemperatur und leichte Bewölkung – statt. Allerdings stand auf dem Rückweg von Bastogne nach Lüttich etwas Gegenwind drauf, was die Erfolgsaussichten auf weite Solo-Attacken eigentlich schmälerte. Es fehlten die beiden letzten Doyenne-Sieger aus Slowenien: Tadej Pogacar (UAE) wegen eines Trauerfalls und Primoz Roglic (Jumbo) wegen Knieproblemen. Weltmeister Julian Alaphilippe, der den Sieg in den beiden vergangenen Jahren knapp verfehlte, wurde nach seinem schweren Sturz im Krankenwagen abtransportiert.

Die Spitzengruppe des Tages bestand bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022 aus 11 Fahrern: Bruno Armirail (Groupama), Sylvain Moniquet, Harm Vanhoucke (beide Lotto), Jacob Hindsgaul (Uno-X), Baptiste Planckaert (Intermarché), Fabien Doubey, Paul Ourselin (beide Totalenergies), Kenny Molly, Marco Tizza, Luc Wirtgen (alle Bingoal) und Pau Miquel (Kern Pharma). Die ersten 5 dieser Ausreißer waren wieder eingesammelt, als sich rund 60 Kilometer vorm Ziel ein übler Massensturz weit vorne im Hauptfeld ereignete. Auf abschüssiger Strecke flogen die Fahrer auf voller Straßenbreite nach links und rechts in den begrünten Graben und Gegenhang ab. Besonders weit ging es bis in den Wald für Alaphilippe, der in seine Rennmaschine verheddert neben einem Baumstamm geborgen werden musste. Augenscheinlich verfehlten zum Glück alle anderen Fahrer die ebenfalls zahlreich vorhandenen Strommasten und Schilder. Romain Bardet (DSM) stieg, anstatt das Rennen fortzusetzen, zu seinem Landsmann und Konkurrenten Alaphilippe für Erste Hilfe ab.

Der Vorsprung der vorn verbliebenen Armirail, Moniquet, Vanhoucke, Doubey, Ourselin und Wirtgen war inzwischen auf 3 Minuten vorm Hauptfeld gesunken, verblieb nun aber eine Weile bei dieser Marke, weil man sich hinten nach dem Sturz erst sortieren musste. 43 Kilometer vorm Ziel führte vor allem Mikel Landa (Bahrain) durch 2 Attacken am drittletzten Anstieg, der Côte de Desnié, eine erhebliche Selektion im nachfolgend schon sehr kleinen Hauptfeld herbei.

Mit früher Vorentscheidung alle überrumpelt

Als noch 31 Kilometer zu fahren waren, ging das Spitzensextett mit einer Minute Vorsprung in die Côte de la Redoute. Bruno Armirail kam oben als Solist zuerst heraus. Außerdem retteten sich – ebenfalls als Solisten – Moniquet und Ourseilein vorm Verfolgerfeld über das Gipfelplateau. Im Verfolgerfeld selbst war nach weiterem harten Ausscheidungsfahren die steilste Stelle überwunden, als Evenepoel oben drüber attackierte. Neilson Powless (EF) versuchte nachzusetzen, kam aber nicht ganz hin. So baute Evenepoel einen Vorsprung auf, der in der Folgezeit zwischen 30 und 40 Sekunden pendelte.

Evenepoel zog vorbei an Ourselain und dann Moniquet. 21,5 Kilometer vorm Ziel holte er den Spitzenreiter Armirail ein und enterte mit diesem am Hinterrad und 35 Sekunden vorm Verfolgerfeld den Falkenfelsen, als noch 14,7 Kilometer zu absolvieren waren. Armirail war dann schnell abgestellt. An ihm vorbei führte erst Enric Mas (Movistar) für Alejandro Valverde und dann Jack Haig (Bahrain) für Flèche-Wallonne-Sieger Dylan Teuns das Verfolgerfeld den letzten Anstieg hinauf. Unter anderem Mitfavorit Benoît Cosnefroy (AG2R) fiel nun zurück. Nur der Rückstand zu Evenepoel wurde einfach nicht kleiner.

8 Verfolger ohne Podestfahrer Hermans und van Aert

Der eigentliche Falkenfelsen-Anstieg war schon bewältigt, als Michael Woods 11 Kilometer vor dem Ziel in einer letzten Welle hinauf attackierte. Wlasow folgte und konterte, und Teuns setzte noch einen drauf. Mit diesen 3 Fahrern hielten außerdem noch Martinez, Higuita, Valverde, Mas und Marc Hirschi (UAE) mit. Der neben Alaphilippe und vor Evenepoel am höchsten für den Sieg gewettete Wout van Aert fiel hier zurück, ebenso wie der spätere Sensationszweite Quinten Hermans.

10 Kilometer vorm Ziel begann das, was man eigentlich schon als die Springerei um die verbleibenden Podestplätze bezeichnen konnte. Einer Attacke von Teuns folgten Martinez und Higuita. Die 5 Verfolger führte Mas wieder heran für den ehemaligen 4-fach-Sieger Valverde, der mit fast 42 Jahren seine Abschiedsvorstellung gab – und am Ende nicht mit Lüttich-Rekordsieger Eddy Merckx gleichziehen konnte. 8,5 Kilometer vorm Ziel attackierte Wlasow. Das sah zunächst gut aus, weil sich seine 7 Begleiter erst einmal anschauten. Während Evenepoel auf der Zielgeraden in Lüttich jubelte, lief dahinter aber wieder alles zusammen – Wlasow, seine 7 Verfolger sowie die nächste Gruppe um Hermans, van Aert und Ex-Sieger Fuglsang. Der wiederum zog schließlich den Zielsprint für seinen Teamkollegen Woods an. Woods wurde jedoch auf den 10. Platz durchgereicht.

Stattdessen trat Wout van Aert auf den Plan. Er wurde jedoch überraschend von Quinten Hermans abgefangen, und fast auch noch von Martinez und Higuita. Weitere 48 Sekunden hinter den 13 Verfolgern rettete Armirail mit einem 16. Platz hinter Warren Barguil (Arkéa) ein gutes Ergebnis. Die Lücke zur nächsten Gruppe betrug fast eine Minute.

 

So 24. April 2022
Ergebnis der 108. Auflage Liège-Bastogne-Liège (257,2km)
 1. Remco Evenepoel (BEL)      - Quick Step Alpha Vinyl   6:12:38
 2. Quinten Hermans (BEL)      - Intermarché-Wanty          +0:48
 3. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma
 4. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers
 5. Sergio Higuita (COL)       - Bora-Hansgrohe
 6. Dylan Teuns (BEL)          - Bahrain Victorious
 7. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                  alle
 8. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost
 9. Marc Hirschi (SUI)         - UAE-Emirates
10. Michael Woods (CAN)        - Israel-Premier Tech      gleiche
11. Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious
12. Enric Mas (ESP)            - Movistar
13. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech       Zeit
14. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +0:52
15. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic               +1:36
16. Bruno Armirail (FRA)       - Groupama-FDJ             gl.Zeit
17. Robert Stannard (AUS)      - Alpecin-Fenix              +2:30
18. Rudy Molard (FRA)          - Groupama-FDJ
19. Xandro Meurisse (BEL)      - Alpecin-Fenix
20. Quentin Pacher (FRA)       - Groupama-FDJ
21. Alexis Vuillermoz (FRA)    - Totalenergies
22. Diego Ulissi (ITA)         - UAE-Emirates
23. Mauri Vansevenant (BEL)    - Quick Step Alpha Vinyl
24. Benoît Cosnefroy (FRA)     - AG2R-Citroën
25. Søren Kragh Andersen (DEN) - DSM
26. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty         alle
27. Ion Izagirre (ESP)         - Cofidis
28. Jonas Gregaard (NED)       - Uno-X
29. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo           gleiche
30. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan
31. Sylvain Moniquet (BEL)     - Lotto-Soudal
32. Sam Oomen (NED)            - Jumbo-Visma               Zeit
33. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +2:34
...
35. Simon Geschke (GER)        - Cofidis                    +4:34
37. Matej Mohoric (SLO)        - Bahrain Victorious         +5:03
39. Wout Poels (NED)           - Bahrain Victorious         +5:03
46. Philippe Gilbert (BEL)     - Lotto-Soudal               +7:35
58. Bob Jungels (LUX)          - AG2R-Citroën               +7:35

 

Wildcards für Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022 gingen an Bingoal, Sport Vlaanderen (beide Belgien), Kern Pharma (Spanien) und Uno-X (Norwegen). Die 3 besten ProTeams des Vorjahres – Alpecin (Belgien), Arkéa, Totalenergies (beide Frankreich) – hatten ein automatisches Startrecht, und die 18 WorldTour-Teams bilden ohnehin das Grundgerüst der Startliste.

Strecke

10 der 11 Anstiege des Vorjahres stehen auch im Profil von Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022. Allerdings wurde der bisher vorletzte Anstieg, die Côte des Forges, wegen Schäden der Unwetter- bzw. Hochwasser-Katastrophe aus dem vergangenen Sommer aus den Programm gestrichen. So rückt die einst mal legendäre Côte de la Redoute wieder um rund 5 Kilometer etwas näher ans Ziel. Die Vorentscheidung dürfte aber einmal mehr an der Côte de La Roche-aux-Faucons fallen. Dies ist der letzte Anstieg 13,3 Kilometer vor dem Ziel in Lüttich. Für vielversprechende Aktionen an der Redoute ist der Weg zum «Falkenfelsen» einfach zu weit.

Anstiege Lüttich-Bastogne 2022km-ZeitLänge
1.Côte de la Roche-en-Ardenne18112:182,8 km6,2 %
2.Côte de Saint-Roch13413:311,0 km11,2 %
3.Côte de Mont-le-Soie9014:381,7 km7,9 %
4.Côte de Wanne8114:513,6 km5,7 %
5.Côte de Stockeu (Stèle Merckx)7515:011,0 km12,5 %
6.Côte de la Haute-Levée7115:083,6 km5,6 %
7.Col du Rosier5615:304,4 km5,9 %
8.Côte de Desnié4315:501,6 km8,0 %
9.Côte de La Redoute3016:102,0 km8,9 %
10.Côte de La Roche-aux-Faucons1416:351,3 km11,0 %
Zielankunft in Lüttich bei Kilometer 257,2 ca. 16:55

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