Tour de France 2023 - 14. Etappe

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Rodriguez mit Abfahrts-Triumph aufs Podest

Auf der 14. Etappe über 5 Bergpreise in den Alpen brach ein Großkampf um die Gesamtwertung aus, obwohl das Ziel im Tal lag. Carlos Rodriguez (Ineos) überquerte den Col de Joux Plane 12 Kilometer vorm Ziel 19 Sekunden hinter den beiden Top-Fahrern Jonas Vingegaard (Jumbo) im Gelben Trikot und Tadej Pogacar (UAE).  Eine Attacke von Pogacar am Joux Plane hatte Vingegaard nach 2 Kilometern wieder zugefahren. In der Abfahrt nach Morzine rauschte der 22-jährige Spanier an beiden vorbei und gewann mit 5 Sekunden Vorsprung. Dahinter gerieten die Abstände riesig.

Im Sprint um den 2. Platz setzte sich Pogacar gegen Vingegaard durch und holte dadurch 2 Bonussekunden mehr als sein Rivale. Um die Bonussekunden oben am Joux Plane jedoch ließ sich Pogacar von Vingegaard übertölpen und verlor hier 3 Sekunden. Den 4. und 5. Platz im Ziel belegten mit Adam Yates und Sepp Kuss Helfer von Pogacar und Vingegaard. 1:46 Minuten hinter Rodriguez kamen Jai Hindley (Bora) und Felix Gall (AG2R) auf dem 6. und 7. Platz ins Ziel. Hindley verlor dadurch seinen Podestplatz an Rodriguez, Gall hingegen enterte die Top-Ten.

 

Ergebnis
 1. Carlos Rodriguez (ESP)     - Ineos Grenadiers         3:58:45
 2. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               +0:05
 3. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma              gl.Zeit
 4. Adam Yates (GBR)           - UAE-Emirates               +0:10
 5. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +0:57
 6. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             +1:46
 7. Felix Gall (AUT)           - AG2R-Citroën             gl.Zeit
 8. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +3:19
 9. Simon Yates (GBR)          - Jayco-Alula                +3:21
10. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +5:57
11. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ             gl.Zeit
12. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos-Grenadiers           +8:40
13. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +9:14
14. Rafal Majka (POL)          - UAE-Emirates               +9:43
15. Jonathan Castroviejo (ESP) - Ineos Grenadiers         gl.Zeit
16. Wilco Kelderman (NED)      - Jumbo-Visma
17. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma               alle
18. Felix Großschartner (AUT)  - UAE-Emirates             gleiche
19. Chris Harper (AUS)         - Jayco-Alula               Zeit
20. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ              +13:47
21. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious       gl.Zeit
22. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ              +16:00
23. Bob Jungels (LUX)          - Bora-Hansgrohe            +16:01
...
25. Kevin Geniets (LUX)        - Groupama-FDJ              +17:21
31. Clément Berthet (FRA)      - AG2R-Citroën              +20:21
- 158 Fahrer klassiert.
DNF Esteban Chaves (COL)       - EF Education-Easypost
DNF James Shaw (GBR)           - EF Education-Easypost
DNF Ramon Sinkeldam (NED)      - Alpecin-Deceuninck
DNF Louis Meintjes (RSA)       - Intermarché-Circus
DNF Ruben Guerreiro (POR)      - Movistar
DNF Antonio Pedrero (ESP)      - Movistar
DNF Romain Bardet (FRA)        - DSM Firmenich

 

Vingegaard 10 statt 9 Sekunden vor Pogacar

Die Zwischenstände um Toursieg und um Platz 3 der Gesamtwertung könnten enger nach 14 Etappen kaum sein. Vingegaard baute seine ohnehin schon knappe Gesamtführung um eine von 9 auf 10 Sekunden gegenüber Pogacar aus. Rodriguez verdrängte Hindley um nur eine Sekunde vom 3. Platz, dies allerdings 4:43 hinter dem Gelben Trikot. Adam Yates blieb mit 5:20 auf Schlagdistanz zum Podest.

Von 10 auf 6 verbesserte sich Kuss, 8:15 hinter seinem Kapitän in Gelb und vorbei an Simon Yates (Jayco) und Pello Bilbao (Bahrain), die den Schaden in Morzine auf etwas über 3 Minuten begrenzten. Um 5 Plätze stieg Gall auf den 9. Platz vor David Gaudu (Groupama), der 6 Minuten auf den Tagessieger verlor. Aus den Top-Ten flog der bis zum Vortag beeindruckende Tom Pidock (Ineos), der schon am vorletzten Anstieg in Probleme geriet und über 8 liegen ließ.

 

Gesamtwertung
 1. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma             57:47:28
 2. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               +0:10
 3. Carlos Rodriguez (ESP)     - Ineos Grenadiers           +4:43
 4. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             +4:44
 5. Adam Yates (GBR)           - UAE-Emirates               +5:20
 6. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +8:15
 7. Simon Yates (GBR)          - Jayco-Alula                +8:32
 8. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +8:51
 9. Felix Gall (AUT)           - AG2R-Citroën              +12:26
10. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ              +14:56
11. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos-Grenadiers          +14:22
12. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +16:50
13. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe            +21:21
14. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ              +23:02
15. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious        +25:38
16. Jonathan Castroviejo (ESP) - Ineos Grenadiers          +29:38
17. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ              +39:25
18. Chris Harper (AUS)         - Jayco-Alula               +40:13
19. Rafal Majka (POL)          - UAE-Emirates              +45:43
20. Clément Berthet (FRA)      - AG2R-Citroën              +45:59
21. Wilco Kelderman (NED)      - Jumbo-Visma               +47:53
22. Ben O'Connor (AUS)         - AG2R-Citroën              +52:57
23. Felix Großschartner (AUT)  - UAE-Emirates            +1:06:20
24. Egan Bernal (COL)          - Ineos Grenadiers        +1:19:39
25. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma             +1:11:27

 

Halbe Stunde Pause nach frühem Massensturz

Nach nur etwas mehr als 6 gefahrenen Rennkilometern wurde das Rennen bereits wieder angehalten. In einer halbnassen, langgezogenen Rechtskurve ereignete sich ein Massensturz, durch den erst einmal alle Ärzte und Ambulanzen gebunden waren. Nach knapp einer halben Stunde konnte es wieder weitergehen. Zunächst einmal gaben nur Pedrero (Movistar) und der Gesamt-Dreizehnte Meintjes (Intermarché) die Tour 2023 noch am Ort des Unfalls auf. Aus den Top-Ten der Gesamtwertung gehörten Hindley und Pidcock zu den Gestürzten – was sich möglicherweise auch in den schlussendlich Zeitverlusten der beiden niederschlug.

Nur 20 Kilometer nach dem Neustart stürzte unter anderem Romain Bardet (DSM) in einer weiteren Bergab-Stück in den groben Schotter neben der Fahrbahn. Dies bedeutete das Aus auch für den Gesamt-Dreizehnten. Zu diesem Zeitpunkt waren etwas mehr als 20 Ausreißer knapp vor dem Hauptfeld unterwegs. Doch an diesem Tag dominierte Vingegaards Team die Etappe vom Anfang bis fast zum Ende, wollte das Rennen offensichtlich schwer machen. Dadurch kamen keine Ausreißer wirklich nennenswert weg.

Vingegaards Team erstickt Ausreißer-Hoffnungen

Neilson Powless (EF), bisher an fast allen Tagen Führender in der Bergwertung, konnte am zweiten Anstieg noch 8 Punkte hinter Giulio Ciccone (Lidl) ergattern. Es bildete sich eine weitere 21-köpfige Spitzengruppe, die jedoch auf kaum mehr als eine halbe Minute Vorsprung vorm Verfolgerfeld ums Gelbe Trikot kam. Im dritten Anstieg hoch zum Col du Feu ging Ciccone in die Attacke. Bis oben hin konnte ihm nur Michael Woods (Israel) folgen, knapp dahinter Pinot (Groupama), Landa (Bahrain) und Aranburu (Movistar). Mit einer Minute hatte die Spitze hier ihren Maximal-Vorsprung vorm Verfolgerfeld.

In der Abfahrt konnten einige Mitausreißer aufschließen. Innerhalb der letzten 64 Kilometer, bereits im Anstieg zum Col de la Ramaz, ergab sich wieder das gleich Bild, als Ciccone erneut attackiert und wieder nur Woods folgen konnte. Für Vingegaard hatte bis dahin Laporte fast im Alleingang alle Ausreißer auf 20 bis maximal 60 Sekunden Abstand gehalten. 59,5 Kilometer vorm Ziel und damit 9,2 unterhalb des Gipfels hängte Ciccone mit einer Attacke Woods ab. Er verzögerte seine Einholung damit nur noch um 1,5 Kilometer. Denn der Zug mit den nächsten Vingegaard-Helfern hing ihm bereits im Nacken.

Pidcock schon am vorletzten Anstieg abgehängt

Am Col de Ramaz, dem vorletzten Gipfel der 14. Etappe, waren nach dem Ausscheidungsfahren nur noch unter 20 Fahrer an der Spitze versammelt. Von den bisherigen Top-Klassementfahrern fehlte nur Pidcock mit 1:30 Rückstand. Den Gipfel überfuhr Vingegaards Waffe für alle Terrains, Wout van Aert, zuerst. Sein Tempo in der Abfahrt führte dann zu einer Spaltung der Spitzengruppe. Simon Yates, dessen Helfer Harper, Gall und Guillaume Martin (Cofids) konnten die entstandene Lücke zu Vingegaard, van Aert, Kuss, Kelderman (auch Jumbo), Pogacar, Adam Yates, Großschartner, Majka (alle auch UAE), Rodriguez, Gaudu, Bilbao und Hindley erst 31 Kilometer vorm Ziel im Flachstück zwischen Ramaz und Joux Plane schließen.

23 Kilometer vorm Ziel, also 11 Kilometer unterhalb des Col de Joux Plane, stieg erstmals mit Majka ein anderer Fahrer als aus dem Vingegaard-Team in die Tempoarbeit ein. Kelderman fiel dadurch zurück, ohne selbst einen Meter Führungsarbeit leisten zu können. Auch van Aert ließ abreißen, schnellte aber erstaunlicherweise noch einmal kurz nach vorne, kurz bevor Majka entkräftet ausklinkte.

Ausscheidungsfahren bis Pogacars Attacke

Als Kuss seinen Part begann, waren plötzlich nur noch Vingegaard, Pogacar, Adam Yates und Rodriguez bei ihm. Als letzte hatten Hindley und kurz davor Gall abreißen lassen, was sich dann auch in der Platzierung im Ziel so manifestierte. 4,6 Kilometer unterhalb des Gipfels stieg Yates ein, wodurch Kuss und Rodriguez abplatzten und nur noch die Top-2 dabei blieben.

Mit noch 3,7 Kilometer Bergauf-Strecke attackierte Pogacar und brachte mit seinem explosiveren Antritt gleich mehrere Meter zwischen sich und Vingegaard. Für gut 2 Kilometer konnte er den knappen Vorsprung halten. Dann hatte sich Vingegaard herangesaugt, und beide nahmen das Tempo zunächst heraus, so dass der zwischenzeitlich über eine Minute distanzierte Rodriguez wieder deutlich näher kommen konnte.

Begleitmotorräder drehen Vorzeichen am Joux Plane

Gut einen halben Kilometer vor der Passhöhe trat Pogacar im dichten Spalier der Zuschauer erneut an. Doch diese Attacke wurde von Kamera-Motorrädern ausgebremst. Ein überflüssiges Fotografen-Motorrad griff damit mal wieder ins Renngeschehen ein. Pogacar ließ sich davon den Zahn ziehen und fuhr zu langsam von vorne, als er sich durch Vingegaards Attacke 150 Meter vorm Gipfel überraschen ließ. Oben gab es 8, 5 und 2 Sekunden Bonifikation beim Bonussprint. Gleichzeitig ging es ums Bergtrikot, dass dadurch Vingegaard vorm punktgleichen Powless übernahm – anstatt Pogacar.

 

Bergwertung
 1. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                54 p.
 2. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost      54
 3. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               48
 4. Giulio Ciccone (ITA)       - Lidl-Trek                  42
 5. Felix Gall (AUT)           - AG2R-Citroën               32
 6. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             31
 7. Tobias Johannessen (NOR)   - Uno-X                      30
 8. Michael Kwiatkowski (POL)  - Ineos Grenadiers           30
 9. Michael Woods (CAN)        - Israel-Premier Tech        28
...
17. Carlos Rodriguez (ESP)     - Ineos Grenadiers           12

 

Am Col de Joux Plane hatten die beiden Rivalen nur noch 19 Sekunden Vorsprung vor Rodriguez und 1:32 Minuten vor Hindley und Gall. Dazwischen hingen noch Adam Yates und Kuss. Über den Gipfel hinweg versuchte Pogacar einen Konter. Aber Vingegaard passte auf. Ebenso schloss Adam Yates die Lücke zu Rodriguez.

In einer kurzen Gegenwelle kam es zum nächsten Vorfall mit einem Begleitmotorrad, dass hinter den pokernden Pogacar und Vingegaard wohl nicht damit rechnete, dass von hinten Rodriguez und Yates heran schnellten. Die beiden wurden zunächst blockiert, erreichten aber 9,2 Kilometer vorm Ziel doch das Spitzenduo.

Als noch 8 Kilometer zu fahren waren, stellte Rodriguez seine 3 Begleiter in der Abfahrt ab. Pogacar konnte ihm nicht folgen, und Vingegaard klebte an Pogacars Hinterrad, an dem er sich in einer Serpentine sogar fast aufhängte. Yates verlor den Kontakt zum Verfolgerduo. Bereits unten in Morzine angekommen schloss er wieder auf. Er spannte sich vor Pogacar und Vingegaard.

Dadurch kamen sie noch einmal auf 5 Sekunden an Rodriguez heran. Pogacar sprintete hier problemlos gegen Vingegaard auf den 2. Platz. Im Nachhinein wäre es aus Sicht von Sekunden-Fuchsern schlauer für Pogacar gewesen, Yates auf den 2. Platz fahren zu lassen und selbst den 3. zu belegen. Denn für die Top-3 im Ziel gab es 10, 6 und 4 Sekunden Bonifikation. Damit hätte Pogacar 2 mehr auf Vingegaard herausholen können ...


Vorschau auf diese Etappe: Nur einen Tag nach der Kletter-Partie im Jura am Colombier schließen sich die Alpenetappen an, die 2023 bei der Tour de France in den nördlichen Alpen ausgefahren werden. Den Beginn macht die 14. Etappe nach Morzine über 6 Alpenpässe (davon einer im Giro-Style als Zwischensprint), wobei der letzte Anstieg, der gefürchtete Col de Joux Plane, häufig die letzte Chance für Bergfahrer darstellt. Zwischen anderen Etappen mit Bergankünften gelegen, darf die 14. Etappe dabei keinesfalls unterschätzt werden. Auf den nur 151,8 Rennkilometern werden die Anstiege sukzessive schwerer. Und nach den 11,6 Kilometern Kraxelei bei im Schnitt 8,5 zum Joux Plane werden noch ein wenig die Abfahrtsfähigkeiten hinunter zum Ziel nach Morzine geprüft.

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Tour de France 2023
14. Etappe (151,8km)
von Annemasse 13:20
nach Morzine 17:18

3 -km134 13:47 Col de Saxel
1 -km 117 14:22 Col de Cou
1 -km 100 14:51 Col du Feu
S -km87 15:09 Col de Jambaz
1 -km51 16:16 Col de la Ramaz
HC/B -km12 17:21 Col de Joux Plane

Etappensieg:
Carlos Rodriguez (ESP)

Gelbes Trikot:
Jonas Vingegaard (DEN)

Grünes Trikot:
Jasper Philipsen (BEL)

Bergtrikot:
Jonas Vingegaard (DEN)
- wird getragen von Powless (USA)

Jungprofi-Trikot:
Tadej Pogacar (SLO)

Teamwertung:
Ineos Grenadiers

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