Tour de France 2021 - 3. Etappe
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Merlier gewinnt Sturzchaos-Etappe
Tim Merlier (Alpecin) gewann eine von mehreren Stürzen in der Schlussphase durchzogene 3. Etappe der Tour de France 2021. In einem durch 3 Stürze dezimierten Vorderfeld stritten sich Caleb Ewan (Lotto) und Peter Sagan (Bora) um die beste Position hinter Merliers Sprintzug. Als Merlier hinter seinem letzten Anfahrer Philipsen einen Tritt herausnahm, hängte sich Ewan an dessen Hinterrad auf, stürzte schwer auf den Asphalt und riss Sagan mit. Philipsen belegte den 2. Platz vor Nacer Bouhanni (Arkéa).
Mehrere der besten Klassementfahrer und Sprinter waren in der ersten Gruppe gar nicht vertreten, da sie innerhalb der letzten 12 Kilometer von Stürzen aufgehalten wurden oder selbst am Boden lagen. 12 Kilometer vorm Ziel entgleiste Démares Zug, wobei der Kapitän da noch auf dem Rad blieb. Stattdessen waren Gaudu (Groupama) und Lopez (Movistar) betroffen. 2 Kilometer später stürzte mit Roglic (Jumbo) einer der beiden Top-Favoriten auf den Gesamtsieg. Und 4 Kilometer vorm Ziel folgte ein Massensturz, durch den der Vorjahressieger Pogacar (UAE) aufgehalten wurde. Haig (Bahrain) blieb auf der Straße liegen, und Tages-Mitfavorit Démare saß daneben. Hinzu kam ein früher Sturz von Thomas (Ineos) 144 Kilometer vorm Ziel, der im ersten Moment wie das Tour-Aus aussah, und der heftige Crash auf der Zielgeraden von Pontivy vom hart aufgeschlagenen Ewan und dem etwas weicher gelandeten Sagan – dies nur eine Auswahl der zahlreichen Namen, die durch Stürze Verletzungen und Zeitverluste zu beklagen hatten.
Fast alle Top-Leute verlieren, Roglic 81 Sekunden
Nicht das Ziel erreichten Robert Gesink (Jumbo), der von dem frühen Thomas-Sturz mitgerissen wurde und sich an der Schulter verletzte, sowie Jack Haig, der neben Ewan am schwersten zu Fall kam. Auch Ewan wurde vom Krankenwagen abtransportiert und nur wegen der 3-Kilometer-Sturzregel auf dem 178. und damit letzten Tagesrang gelistet. Er hatte sich das rechte Schlüsselbein gebrochen. Von den heißen Podestkandidaten fürs Endklassement verloren am Ende Roglic und Lopez die meiste Zeit. Sie jagten 81 Sekunden hinter Merlier über die Linie.
Ergebnis 1. Tim Merlier (BEL) - Alpecin-Fenix 4:01:28 2. Jasper Philipsen (BEL) - Alpecin-Fenix 3. Nacer Bouhanni (FRA) - Arkéa-Samsic 4. Davide Ballerini (ITA) - Deceuninck-Quick Step 5. Sonny Colbrelli (ITA) - Bahrain Victorious 6. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 7. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix 8. Cees Bol (NED) - DSM 9. Anthony Turgis (FRA) - TotalEnergies 10. Max Walscheid (GER) - Qhubeka-Nexthash 11. Matej Mohoric (SLO) - Bahrain Victorious 12. Miles Scotson (AUS) - Groupama-FDJ 13. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers 14. Søren Kragh Andersen (DEN) - DSM 15. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma 16. Jonas Rickaert (BEL) - Alpecin-Fenix 17. Nils Eekhoff (NED) - DSM 18. Michael Matthews (AUS) - BikeExchange +0:14 19. Enric Mas (ESP) - Movistar 20. Boy van Poppel (NED) - Intermarché-Wanty 21. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo 22. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana-Premier Tech alle ... 25. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic gleiche 26. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe 27. Pierre Latour (FRA) - TotalEnergies Zeit 35. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +0:26 37. Sergio Higuita (COL) - EF Education-Nippo 40. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 42. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ alle 44. Rigoberto Uran (COL) - EF Education-Nippo 48. Geraint Thomas (GBR) - Ineos Grenadiers 49. Esteban Chaves (COL) - BikeExchange gleiche 52. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe 69. Richie Porte (AUS) - Ineos Grenadiers 75. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis Zeit 92. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +1:21 93. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana-Premier Tech 94. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious alle 96. Jonas Vingegaard (DEN) - Jumbo-Visma gleiche 98. Steven Kruijswijk (NED) - Jumbo-Visma Zeit - 178 Fahrer klassiert. DNF Robert Gesink (NED) - Jumbo-Visma DNF Jack Haig (AUS) - Bahrain Victorious
Van der Poel weiterhin Gelb 8 Sekunden vor Alaphilippe
Die Gesamtwertung wurde durch die zahlreichen Stürze völlig durcheinander gewürfelt. Nur auf den ersten beiden Plätzen blieb es bei Mathieu van der Poel (Alpecin) im Gelben Trikot 8 Sekunden vor Julian Alaphilippe (Deceuninck). Die Zeitverluste gingen voll in die Gesamtwertung ein, weil die Stürze – abgesegen von Ewan/Sagan – sich vor der 3-Kilometer-Marke ereigneten. Von den Klassementfahrern, sofern man Alaphilippe nicht dazu zählt, kam einzig Carapaz (Ineos) ohne Zeitverlust an der Spitze durch. Er rückte vor auf den 3. Platz der Gesamtwertung, mit 31 Sekunden Rückstand aufs Gelbe Trikot genauso wie van Aert (Jumbo).
Thomas legt es früh noch vor den 4 Final-Stürzen
Kelderman (Bora) und Mas (Movistar) begrenzten den Rückstand auf sehr verträgliche 14 Sekunden. Pogacar, Thomas, Uran, Higuita (beide EF) und Gaudu zogen sich mit 26 Sekunden auch noch vergleichsweise gut aus der Affäre. Bei Roglic kommt zu dem Zeitverlust noch die komplett aufgerissene linke Körperseite hinzu. Auch bei Thomas bleibt abzuwarten, wie er seinen Sturz verkraftet. 3 Teamkollegen warteten auf ihn und schlossen eine zweieinhalb-minütige Lücke aufs Hauptfeld. Die Auswirkungen dieser Flachetappe durch die Bretagne aufs Endklassement sind unterm Strich größer als dies vielleicht bei mancher Bergetappe der Fall sein wird ...
Gesamtwertung 1. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix 12:58:53 2. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step +0:08 3. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers +0:31 4. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma +0:31 5. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe +0:38 6. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +0:39 7. Enric Mas (ESP) - Movistar +0:40 8. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic +0:40 9. Pierre Latour (FRA) - TotalEnergies +0:45 10. Sergio Higuita (COL) - EF Education-Nippo +0:52 11. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +0:52 12. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ +0:52 13. Alexej Luzenko (KAZ) - Astana-Premier Tech +0:52 14. Esteban Chaves (COL) - BikeExchange +0:52 15. Rigoberto Uran (COL) - EF Education-Nippo +0:52 16. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo +0:55 17. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana-Premier Tech +0:55 18. Geraint Thomas (GBR) - Ineos Grenadiers +1:07 19. Sonny Colbrelli (ITA) - Bahrain Victorious +1:12 20. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +1:35 ... 23. Jonas Vingegaard (DEN) - Jumbo-Visma +1:47 24. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +1:47 27. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +2:33 28. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +2:33 38. Steven Kruijswijk (NED) - Jumbo-Visma +3:28 41. Richie Porte (AUS) - Ineos Grenadiers +3:34 42. Miguel Angel Lopez (KAZ) - Movistar +3:43
Direkt nach Senken der Startflagge formierte sich die 5-köpfige Spitzengruppe des Tages, bestehend aus Schelling (Bora), Wallays (Cofidis), Schär (AG2R), Barthe und Chevalier (beide B&B Hotels). Im Hauptfeld übernahmen relativ schnell die Teams von Ewan und Démare die Kontrolle. Nach gut einer halben Stunde im Sattel öffneten sich die Himmelsschleusen. Mit Unterbrechungen regnete es immer wieder mal auf der ersten Etappenhälfte, später jedoch nicht mehr.
92 Kilometer vorm Ziel holte sich Ide Schelling ohne Gegenwehr einen Bergpunkt und ließ sich danach aus der Spitzengruppe zurückfallen. Damit trägt Schelling in den nächsten Tagen das gepunktete Bergtrikot wieder als Inhaber und nicht als Vertreter. Der Zwischensprint ging knapp 30 Kilometer später kampflos an Barthe. Gut eine Minute dahinter sprinteten 5 Mann auf fast einer Reihe für die Plätze 5 bis 9 und 11 bis 7 Punkte: Ewan, Cavendish, Mørkøv (beide Deceuninck), Colbrelli (Bahrain) und Démare. Dahinter folgten Sagan und Matthews (BikeExchange). Den verbleibenden Bergpunkt holte sich Wallays. 3 der 4 frühen Ausreißer wehrten sich bis 5,5 Kilometer vorm Ziel gegen die Einholung durch das Hauptfelds, das kurz zuvor durch 2 Stürze empfindlich dezimiert wurde und sich kurz darauf nach den nächsten Abflügen weiter ausdünnte.
Bergwertung 1. Ide Schelling (NED) - Bora-Hansgrohe 5 p. 2. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix 4 3. Anthony Perez (FRA) - Cofidis 3 4. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 2 5. Edward Theuns (BEL) - Trek-Segafredo 2 6. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 2
Das Vorderfeld führte van der Poel im Gelben Trikot mit einer ein Kilometer langen Tempofahrt, also Arbeit für eigentlich 3 Fahrer, auf den Schlusskilometer. Seine vorn verbliebenen Teamkollegen vollendeten zum Doppelsieg, der freilich von dem Ewan-Sagan-Crash begünstigt wurde. Ewan stach im leichten Rechtsbogen auf der Innenbahn an Sagan vorbei und hängte sich dann an Merliers Hinterrad auf. Der 28-jährige Belgier Merlier erlebt eine Traumsaison mit bisher 7 Siegen, davon schon einer beim Giro d'Italia. Vielleicht wird Merlier ja schaffen, was Ewan wollte und jetzt nicht mehr kann: mindestens ein Etappensieg bei jeder Grand Tour innerhalb einer Saison ...
Nicht nur die Tages- und Gesamtwertung wurde durch die Sturzorgie massiv beeinflusst. Auch in der Punktewertung ums Grüne Trikot gingen etliche favorisierte Fahrer leer aus, so dass Alaphilippe das Grüne Trikot vorerst behielt – vor van der Poel, der trotz seiner beeindruckenden Anfahrer-Dienste noch den 8. Platz in Pontivy belegte, direkt hinter Alaphilippe. Dessen Teamkollege Cavendish konnte auch nicht in den Sprint eingreifen und wurde stattdessen vertreten von Ballerini, der auf den 4. Platz vor Colbrelli sprintete.
Grünes Trikot 1. Julian Alaphilippe (BEL) - Deceuninck-Quick Step 80 p. 2. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix 62 3. Tim Merlier (BEL) - Alpecin-Fenix 50 4. Michael Matthews (AUS) - BikeExchange 50 5. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 44 6. Jasper Philipsen (BEL) - Alpecin-Fenix 41 ... 10. Nacer Bouhanni (FRA) - Arkéa-Samsic 33 11. Sonny Colbrelli (ITA) - Bahrain Victorious 32 13. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe 24 14. Mark Cavendish (GBR) - Deceuninck-Quick Step 24 16. Arnaud Démare (FRA) - Groupama-FDJ 22
Vorschau auf diese Etappe: Nicht weniger als 8 Chancen wittern die Sprinter bei der Tour de France 2021. Die 3. Etappe bietet die erste, sofern an den beiden Hügelankünften zuvor kein Sprinter unerwartet eine weitere Chance gefunden hat. Gastgeber-Region ist weiterhin die Bretagne. In deren Süden verläuft die Strecke der 3. Etappe von Lorient nach Pontivy, das gar nicht so weit vom Ziel der vorherigen Etappe, die in Mûr-de-Bretagne endete, entfernt liegt. Die Zielgerade der 3. Etappe ist 1,4 Kilometer lang.
Randnotiz: Kurz nach Ende der 3. Etappe wird das Achtelfinale bei der Fußball-EM zwischen Kroatien und Spanien angepfiffen. Die Schweiz spielt erst um 21 Uhr (gegen Frankreich).
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