Tour de France 2020 - 12. Etappe
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Hirschi der stärkste Nicht-Klassementfahrer!
Marc Hirschi (Sunweb) triumphierte auf der 12. Etappe der Tour de France 2020 in Sarran. Der 22-jährige Schweizer präsentiert sich bei seinem Grand-Tour-Debüt als stärkster Fahrer, der nicht auf Gesamtklassement geht (mal abgesehen von van Aert). Nach 2 knapp verpassten Etappensiegen war nun folgerichtig der große Tag gekommen. Hinein ins Zentralmassiv blies sein Team 43 Kilometer vorm Ziel zur Attacke. Die finalen 29 Kilometer bewältigte Hirschi als Solist. Er hatte seine letzten Begleiter abgehängt: Schachmann (Bora) und Soler (Movistar). Diese beiden wurden 11 Kilometer vorm Ziel von einer Verfolgergruppe gestellt. Aus dieser setzte sich kurz vorm Ziel Pierre Rolland (B&B Hotels) für den 2. Platz ab, 47 Sekunden hinter Hirschi. Dessen Teamkollege Søren Kragh Andersen sprintete auf den 3. Platz.
Auf der mit 218 Kilometern längsten Tour-Etappe 2020 investierte das Team von Peter Sagan (Bora) mal wieder sehr viel um das Rennen schwer und unterhaltsam zu machen und am Ende ein dürftiges Ergebnis einzufahren. Man übte fast den gesamten Tag die Kontrolle aus, die dann im Finale entglitt. Maximilian Schachmann belegte den 6. Platz. Sagan führte das Feld ums Gelbe Trikot 2:30 Minuten hinter Hirschi für den 13. Platz über die Linie.
Ergebnis 1. Marc Hirschi (SUI) - Sunweb 5:58:49 2. Pierre Rolland (FRA) - B&B Hotels +0:47 3. Søren Kragh Andersen (DEN) - Sunweb +0:52 4. Quentin Pacher (FRA) - B&B Hotels 5. Jesus Herrada (ESP) - Cofidis 6. Max Schachmann (GER) - Bora-Hansgrohe alle 7. Hugo Houle (CAN) - Astana gleiche 8. Sebast. Reichenbach (SUI) - Groupama-FDJ Zeit 9. Kenny Elissonde (FRA) - Trek-Segafredo +0:56 10. Nicolas Roche (IRL) - Sunweb gl.Zeit 11. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step +1:48 12. Marc Soler (ESP) - Movistar +2:05 13. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe +2:30 14. Greg van Avermaet (BEL) - CCC 15. Jasper Stuyven (BEL) - Trek-Segafredo 16. Michael Gogl (AUT) - NTT alle 17. Cyril Barthe (FRA) - B&B Hotels 18. Oliver Naesen (BEL) - AG2R La Mondiale gleiche 19. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma 20. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo Zeit - 160 Fahrer klassiert. DNF Ilnur Sakarin (RUS) - CCC
Es blieb noch einmal alles beim Alten in der Gesamtwertung. In die nun folgende, schwierigere der beiden Zentralmassiv-Etappen geht Primoz Roglic (Jumbo) im Gelben Trikot 21 Sekunden vor Egan Bernal (Ineos) und 28 vor Guillaume Martin (Cofidis). Der bisher vielleicht stärkste Bergfahrer, Tadej Pogacar (UAE), lauert auf dem 7. Platz mit 44 Sekunden Rückstand.
Gesamtwertung 1. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma 51:26:43 2. Egan Bernal (COL) - Ineos +0:21 3. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +0:28 4. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +0:30 5. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic +0:32 6. Rigoberto Uran (COL) - EF +0:32 7. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +0:44 8. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +1:02 9. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana +1:15 10. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida +1:42 11. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +1:53 12. Enric Mas (ESP) - Movistar +2:02 13. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +2:31 14. Tom Dumoulin (NED) - Jumbo-Visma +3:22 15. Richard Carapaz (ECU) - Ineos +3:42 16. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain-Merida +3:42 17. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +3:43 18. Esteban Chaves (COL) - Mitchelton-Scott +12:13 19. Sergio Higuita (COL) - EF +13:15 20. Pierre Rolland (FRA) - B&B Hotels +18:57 21. Warren Barguil (FRA) - Arkéa-Samsic +23:51 22. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +26:43 ... 45. Marc Hirschi (SUI) - Sunweb +1:04:15
In der Anfangsphase der 12. Etappe dauerte es ein paar wenige Kilometer und Attacken bis Erviti (Movistar), Sanchez (Astana), Politt (Israel) und Walscheid (NTT) wegkamen. Diesem Spitzenquartett fuhren Burgaudeau (Total) und Asgreen (Deceuninck) hinterher. Erst nach dem Zwischensprint – die Etappe war 63 Kilometer alt – schlossen die 2 Verfolger nach vorne auf. Im Zwischensprint holten hinter den 6 Ausreißern Bennett, Mørkøv (beide Deceuninck) und Sagan die nächsten Punkte. Aus der Spitzengruppe heraus attackierte Politt für die Prämie.
Von Beginn weg ließ Sagans Team keinen Zweifel aufkommen, was an diesem Tag der Plan war. Zunächst wurde aufgepasst, dass die Spitzengruppe nicht zu groß geriet. Dann erhielt die Spitzengruppe unterwegs nur einen sehr überschaubaren Vorsprung. Sagan attackierte zu Beginn auch selbst, wurde aber von Bennett und dessen Team kontrolliert. Am Ende ging der Plan – verzweifelt mit dem Kopf durch die Wand – nicht auf: Sagan machte ums Grüne Trikot nur einen Punkt gut auf Bennett, der demnach weiterhin mit großem Vorsprung die Punktewertung anführt.
Das Hauptproblem war, dass die Spitzengruppe zu früh eingeholt wurde. Schon 47 Kilometer vorm Ziel blieben an der Spitze nur noch Asgreen und Erviti übrig. Der Vorsprung vor dem Hauptfeld war unter eine halbe Minute gesunken. Jetzt hagelte es Attacken, die nicht mehr gezügelt werden konnten. Insbesondere Hirschis Team schoss aus allen Rohren, mit Benoot und Andersen in der ersten Offensive sowie Hirschi und Roche als Nachlader. Benoot und Andersen stürmten als Tandem vorbei an Asgreen und Erviti. Marc Soler fuhr vor zu Benoot und Andersen und zuerst über den vorletzten Bergpreis. Danach wurde Soler wieder eingeholt von Andersen und Benoot, zu denen inzwischen Hirschi, Schachmann und Quentin Pacher (B&B Hotels) aufgeschlossen hatten. Dahinter formierte sich eine größere Verfolgergruppe, der wiederum ein kleines Hauptfeld mit allen Klassementfahrern folgte.
Benoot verausgabte sich für seine Teamkollegen. Als er leer war, attackierte zunächst wieder Soler. Schachmann und Hirschi kämpften sich heran, und Hirschi setzte den entscheidenden Konter oben drauf. In der Verfolgergruppe schraubte Devenyns das Tempo für seinen Kapitän Alaphilippe (Deceuninck) hoch. Doch am Suc au May hatte Hirschi 27,5 Kilometer vorm Ziel bereits 20 Sekunden Vorsprung vor Soler und Schachmann, 40 vor der Gruppe um Alaphilippe und 80 vorm Feld um Roglic und Bernal. In der Abfahrt vergrößerten sich die Abstände weiter, so dass Hirschi einem am Ende ungefährdeten Sieg entgegen fuhr. Alaphilippe packte die Brechstange aus, bekam dann aber Probleme an der Schaltung und musste auch die Verfolgergruppe ziehen lassen.
Vorschau auf diese Etappe: Mit 218 Kilometern ist die 12. Etappe die einzige Etappe der Tour de France 2020 mit einer Renndistanz über 200 Kilometern. Und der Tag könnte in der Tat lang werden. Denn die Strecke führt, zunehmend hügliger werdend, ins Zentralmassiv bis nach Sarran – ohne, dass sich eine Chance für die Klassementfahrer auftun würde. Wer soll da schon das Feld zusammenhalten? Das riecht nach dem Kampf um den Tagessieg aus einer großen Fluchtgruppe. In Sarran schlängelt sich auf ansteigender Straße die 1,1 Kilometer lange «Zielgerade» hinauf bis zu den letzten 200 Metern, die nun wirklich geradeaus führen, aber immer noch spürbar ansteigen.
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