Giro d'Italia 2021 - 11. Etappe
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Schmid siegt, Bernal und Buchmann brillieren
Mauro Schmid (Qhubeka) gewann in Montalcino die 11. Etappe des Giro d'Italia 2021, während es einige Minuten dahinter in den Schotterpassagen und Anstiegen der Toskana die Klassementfahrer völlig auseinander riss. Emanuel Buchmann (Bora) attackierte eine bereits reduzierte Gruppe der Klassementfahrer und nur Egan Bernal (Ineos) im Rosa Trikot holte ihn wieder ein. Um den Tagessieg setzte sich der 21-jährige Schweizer Schmid im Zweiersprint deutlich gegen Alessandro Covi (UAE) durch. Beide stammten aus der 11-köpfigen Spitzengruppe des Tages.
Evenepoel verliert auf Schotter den Kontakt
Der bisherige Gesamtzweite Remco Evenepoel (Deceuninck) fiel schon in den Schotterpassagen zurück und war bereits über eine Minute im Hintertreffen, als Buchmann mit seiner Attacke den verbliebenen Klassementfahrern den Rest gab – außer Bernal. Der Mann im Rosa Trikot sprintete gut 4 Kilometer vorm Ziel an Kuppe des letzten Berges zum ausgerissenen Buchmann hin und holte 23 Sekunden auf Alexander Wlasow (Astana) heraus. Auf die anderen Konkurrenten um den Gesamtsieg war der Vorsprung noch größer.
Evenepoel brach immerhin nicht völlig ein und begrenzte mit seinem Teamkollegen Almeida den Verlust zu Bernal auf 2 Minuten. Die noch früher zurückgefallenen Daniel Martin (Israel) und Davide Formolo (UAE) verloren über 6 Minuten. Als Bernal attackierte um zu Buchmann vorzufahren, waren in dieser Gruppe noch Wlasow, Damiano Caruso (Bahrain), Simon Yates (BikeExchange), Tobias Foss (Jumbo) und Hugh Carthy (EF) vertreten und die 2 Carthy-Helfer Bettiol und Guerreiro soeben verbraucht. Nach Buchmanns Attacke mussten in der Verfolgergruppe unter anderem Nibali, Ciccone (beide Trek) und Soler (Movistar) abreißen lassen, was bei Giulio Ciccone nach dem guten Eindruck der ersten Woche dann doch überraschte.
Ergebnis 1. Mauro Schmid (SUI) - Qhubeka-Assos 4:01:05 2. Alessandro Covi (ITA) - UAE-Emirates +0:01 3. Harm Vanhoucke (BEL) - Lotto-Soudal +0:26 4. Dries de Bondt (BEL) - Alpecin-Fenix +0:41 5. Simon Guglielmi (FRA) - Groupama-FDJ gl.Zeit 6. Roger Kluge (GER) - Lotto-Soudal +1:23 8. Francesco Gavazzi (ITA) - Eolo-Kometa +1:37 9. Taco van der Hoorn (NED) - Intermarché-Wanty +1:43 10. Lawrence Naesen (BEL) - AG2R La Mondiale +1:59 11. Egan Bernal (COL) - Ineos Grenadiers +3:09 12. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +3:12 13. Alexander Wlasow (RUS) - Astana-Premier Tech +3:32 14. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain Victorious +3:35 15. Simon Yates (GBR) - BikeExchange gl.Zeit 16. Tobias Foss (NOR) - Jumbo-Visma gl.Zeit 17. Ruben Guerreiro (POR) - EF Education-Nippo +3:39 18. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +3:41 19. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +4:56 20. Alberto Bettiol (ITA) - EF Education-Nippo gl.Zeit 21. Gianni Moscon (ITA) - Ineos Grenadiers +5:05 22. Marc Soler (ESP) - Movistar +5:07 23. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma gl.Zeit 24. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo gl.Zeit 25. Daniel Martinez (COL) - Ineos Grenadiers +5:11 26. Remco Evenepoel (BEL) - Deceuninck-Quick Step +5:17 27. Romain Bardet (FRA) - DSM gl.Zeit 28. João Almeida (POR) - Deceuninck-Quick Step gl.Zeit 29. Rudy Molard (FRA) - Groupama- DJ +6:16 30. Attila Valter (HUN) - Groupama-FDJ gl.Zeit ... 34. Rein Taaramäe (EST) - Intermarché-Wanty +6:36 35. Jai Hindley (AUS) - DSM gl.Zeit 36. Tanel Kangert (EST) - BikeExchange gl.Zeit 38. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +7:05 39. Davide Formolo (ITA) - UAE-Emirates +9:23 40. Daniel Martin (IRL) - Israel gl.Zeit 41. Nick Schultz (AUS) - BikeExchange gl.Zeit 69. Louis Vervaeke (BEL) - Alpecin-Fenix +18:59 - 170 Fahrer klassiert. DNF Jonathan Caicedo (ECU) - EF Education-Nippo DNS Tim Merlier (BEL) - Alpecin-Fenix
Bernal baute seine Gesamtführung auf 45 Sekunden gegenüber dem neuen Zweiten Wlasow aus. Caruso, Carthy und Yates rückten mit zwischen 72 und 82 Sekunden Rückstand vor auf die Pläze 3 bis 5. Buchmann machte einen Sprung von Platz 15 auf 6 mit nun 1:50 Minuten Rückstand auf Bernal. Der ehemals Gesamtzweite Evenepoel sortierte sich auf dem 7. Platz ein.
Gesamtwertung 1. Egan Bernal (COL) - Ineos Grenadiers 42:35:21 2. Alexander Wlasow (RUS) - Astana-Premier Tech +0:45 3. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain Victorious +1:12 4. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +1:17 5. Simon Yates (GBR) - BikeExchange +1:22 6. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +1:50 7. Remco Evenepoel (BEL) - Deceuninck-Quick Step +2:22 8. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +2:24 9. Tobias Foss (NOR) - Jumbo-Visma +2:49 10. Daniel Martinez (COL) - Ineos Grenadiers +3:15 11. Marc Soler (ESP) - Movistar +3:19 12. Romain Bardet (FRA) - DSM +3:29 13. Attila Valter (HUN) - Groupama-FDJ +3:51 14. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo +4:11 15. Gianni Moscon (ITA) - Ineos Grenadiers +4:25 16. Rein Taaramäe (EST) - Intermarché-Wanty +5:43 17. João Almeida (POR) - Deceuninck-Quick Step +7:04 18. Daniel Martin (IRL) - Israel +7:06 19. Davide Formolo (ITA) - UAE-Emirates +7:16 20. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +7:23 21. Ruben Guerreiro (POR) - EF Education-Nippo +7:49 22. Jai Hindley (AUS) - DSM +7:55 23. Nick Schultz (AUS) - BikeExchange +8:45 24. Tanel Kangert (EST) - BikeExchange +10:49 25. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma +13:19 ... 92. Mauro Schmid (SUI) - Qhubeka-Assos +1:20:49
Zu Beginn der 11. Etappe – noch in Umbrien – setzten sich 11 Ausreißer einigermaßen kampflos aus dem Hauptfeld ab und fuhren maximal 14 Minuten Vorsprung heraus. Neben Schmid und Covi waren dies: Lawrence Naesen (AG2R), Dries de Bondt (Alpecin), Enrico Battaglin (Bardiani), Francesco Gavazzi (Eolo), Simon Guglielmi (Groupama), Taco van der Hoorn (Intermarché), Harm Vanhoucke, Roger Kluge (beide Lotto), Bert-Jan Lindeman (Qhubeka) und Alessandro Covi (UAE). Außer Schmids Teamkollege Lindeman kamen all diese Ausreißer vor Bernal und Buchmann ins Ziel und erreichten somit eine Top-Ten-Platzierung.
Ab dem ersten von 4 Schotterabschnitten sank der Vorsprung rapide, war aber schon genügend groß für den Etappensieg. Innerhalb der letzten 70 Kilometer brach das Hauptfeld in eben diesem ersten Schotterabschnitt nach einer Tempoverschärfung von Bernals Helfern in mehrere Teile auseinander. Mit Bernal und dessen Helfern schafften an dieser Stelle noch Soler, Ciccone und Nibali die Auslese, wohingegen Buchmann, Wlasow, Yates und Carthy in einer Verfolgergruppe mit Evenepoel zurückfielen.
Ungefähr 55 Kilometer vorm Ziel erfolgte allerdings der Zusammenschluss, weil in der Verfolgergruppe noch mehr Helfer aus mehr Teams für die Tempoarbeit vorhanden waren. In der Folgezeit probierten Foss und sein Teamkollege George Bennett (Jumbo) eine Attacke als Duo. Beide fuhren 40 Sekunden auf die Gruppe der Klassementfahrer heraus, wurden aber relativ schnell wieder gestellt.
Das endgültige Unheil für Evenepoel begann im 3. der 4 Schotterabschnitte, den Bernals Helfer wieder mit vollem Rauch enterten. Evenepoel hing hinten dran, verlor den Kontakt zur Gruppe und sukzessive an Boden. Zunächst auf sich allein gestellt ließ sich schließlich Almeida für Evenepoel zurückfallen. Erstmals machte sich bemerkbar, dass das belgische Supertalent seine erste 3-wöchige Landesrundfahrt bestreitet, und das aus einer 9-monatigen Verletzungspause kommend.
Als Bernal keine Helfer mehr hatte, verlegte er sich schon relativ früh auf Attacken, die aber von Wlasow pariert wurden. Wlasow probierte es selbst mit einem Antritt, hatte aber seinerseits sofort Bernal am Hinterrad. Jetzt waren sich die Kapitäne Bernal, Wlasow und insbesondere Buchmann nicht zu schade, selbst durch die Führung zu gehen, wodurch es hinten in der Gruppe ordentlich bröckelte.
Im letzten Schotterabschnitt markierte eine Attacke von Ciccone dessen Schwanengesang. Bernal passte wieder sofort auf. Buchmann platzierte seine Attacke im letzten Berg, als man schon wieder auf Asphalt unterwegs und der Schotter Geschichte war. Die 2 Helfer von Carthy brachten es nicht fertig, Buchmann einzufangen. Gleichzeitig platzten nacheinander Nibali, Soler und Ciccone ab.
Es folgte die Attacke von Bernal vor zu Buchmann. Ab genau derselben Stelle hatte Schmid vorher schon versucht Covi abzuschütteln, allerdings ohne Erfolg. Beide hatten in einem umkämpften Finale um den Etappensieg innerhalb der letzten Kilometer die letzten Mitausreißer distanziert. Im Zielsprint ließ Schmid seinem Konkurrenten dann keine Chance und holte einen großen ersten Profisieg, wenn auch im Schlagschatten des packenden Großkampfes der Klassementfahrer.
Vorschau auf diese Etappe: Dies ist die Schotter-Etappe des Giro d'Italia 2021! Der Veranstalter nennt sie auch «Brunello-di-Montalcino-Wein-Etappe». Denn auf der 2. Etappenhälfte – nach flacher Startphase in Umbrien – geht es auf teils geschotterten Straßen durch die Rotweinberge in der südlichen Toskana. Auf den letzten 70 Kilometern gibt es 4 Schotter-Abschnitte, die sich auf 35,2 Kilometer aufsummieren! Obwohl es sich «nur» um eine Mittelgebirgsetappe handelt, haben die teils abfallenden, teils ansteigenden Naturstraßen das Zeug dazu, großen Schaden im Gesamtklassement anzurichten – auch je nach Wetter, Laune der Fahrer und Defektpech. Wer das ähnlich gelagerte Tagesrennen Strade Bianche und den Giro d'Italia im Allgemeinen mag, wird diese 11. Etappe wohl lieben. Nach dem letzten Schotter-Sektor, der 9,7 Kilometer vorm Ziel endet, geht es noch weiter hoch zum Passo del Lume Spento, ehe es noch 3,8 Kilometer ins Ziel nach Montalcino sind. Von denen steigen die letzten 200 Meter zur Ziellinie nach einer 90-Grad-Linkskurve noch einmal um bis zu 12 % an.
Schotter-Sektoren | Länge in km | km- | Zeit |
Torinieri - Bv. per Montalcino | 9,1 | 70 | 15:19 |
Castiglion del Bosco - Passo de Lume Spento | 13,5 | 52 | 15:42 |
Castelnuevo dell'Abate - Sant'Angelo in Colle | 7,6 | 26 | 16:28 |
Bv. per Arguabi . Tavenelle | 5,0 | 14 | 16:47 |
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