Tour de France 2020 - 4. Etappe
Übersicht - Etappenplan - Berge - Startliste - Endklassement - Tour-Siegerliste
3. Etappe ◄ Di 1. September: 4. Etappe ► 5. Etappe
Roglic im Bergsprint lässig zum Sieg
Primoz Roglic (Jumbo) gewann locker die 4. Etappe der Tour de France 2020 in Orcières-Merlette. Die erste Bergankunft der Tour de France 2020 taugte zwar nicht dazu, um einen wesentlichen Unterschied zwischen den Klassementfahrern zu Tage zu fördern. Dafür zeigte der 30-jährige Slowene im Bergaufsprint der großen Favoritengruppe, wer der Herr im Haus ist. Mehrere Radlängen hatte Roglic im Ziel Vorsprung vor Tadej Pogacar (UAE), hinter dem wiederum eine recht große Lücke zu Guillaume Martin (Cofidis) klaffte. Martin und Nairo Quintana (Arkéa) gingen auf den letzten Metern knapp an Julian Alaphilippe (Deceuninck) vorbei, der trotzdem das Gelbe Trikot verteidigte.
Alaphilippes Teamkollegen kontrollierten den gesamten Tag über das Tempo im Hauptfeld. Roglics Team übernahm im Schlussanstieg, die meiste Zeit mit Wout van Aert, zuletzt mit Sepp Kuss. Die einzige Attacke im gut 7 Kilometer langen Schlussanstieg wagte Pierre Rolland (B&B Hotels) 4,5 Kilometer vorm Ziel – ohne Chance. Es dauerte bis 550 Meter vorm Ziel, als Guillaume Martin zu einem langen Sprint ansetzte. Roglic sprang sofort hinterher. Vorjahres-Gesamtsieger Egan Bernal (Ineos) verlor Roglics Hinterrad, das Alaphilippe übernahm.
Slowenen regieren in den Seealpen
Roglic zog nun scheinbar mühelos an Martin vorbei und davon. Als klar Zweitbester des Tages zeigte sich in den Seealpen dann Pogacar, wie Roglic ein Slowene. Der zurückfallene Martin bekam die zweite Luft und nahm Alaphilippe noch 4 Bonussekunden für den 3. Platz weg, von denen es für Roglic und Pogacar 10 und 6 gab. Zeituntschiede auf der Strecke wurden allerdings erst notiert ab dem 17. Platz, den der zum Schluss um 9 Sekunden abgehängte Emanuel Buchmann (Bora) belegte. Er war damit einer der wenigen Podest-Kandidaten, der Zeit verlor. Bernal kam unbeschadet auf den 7. Platz vor Pinot (Groupama). Den 11. Platz belegte Roglics Co-Kapitän Dumoulin, obwohl er zwischenzeitlich leicht abgehängt war.
Ergebnis 1. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma 4:07:47 2. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 3. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis 4. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic 5. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 6. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana 7. Egan Bernal (COL) - Ineos 8. Thibaut Pinot (FRA) - Groupama-FDJ alle 9. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida 10. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott 11. Tom Dumoulin (NED) - Jumbo-Visma 12. Esteban Chaves (COL) - Mitchelton-Scott gleiche 13. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 14. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo 15. Rigoberto Uran (COL) - EF 16. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale Zeit 17. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +0:09 18. Enric Mas (ESP) - Movistar gl.Zeit 19. Sepp Kuss (USA) - Jumbo-Visma gl.Zeit 20. Hugh Carthy (GBR) - EF Pro Cycling +0:15 21. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +0:21 22. Nicolas Roche (IRL) - Sunweb +0:28 23. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain-McLaren alle 24. Richard Carapaz (ECU) - Ineos 25. Sébast. Reichenbach (SUI) - Groupama-FDJ gleiche 26. Daniel Martinez (COL) - EF 27. Sergio Higuita (COL) - EF Zeit 28. Marc Hirschi (SUI) - Sunweb +0:38 29. Pierre Rolland (FRA) - B&B Hotels +0:57 30. Davide Formolo (ITA) - UAE-Emirates gl.Zeit - 172 Fahrer klassiert.
Alaphilippe verteidigt Gelbes Trikot
Alaphilippe blieb in der Gesamtwertung vorn, und zwar unverändert 4 Sekunden vor Adam Yates (Mitchelton). Roglic rückte mit nun 7 Sekunden vor auf den 3. Platz, gefolgt von Pogacar mit 11 und Martin mit 13. Weitere 11 Fahrer blieben auf 17 Sekunden Distanz zu Alaphilippe. Marc Hirschi (Sunweb) verlor 38 Sekunden und damit den 3. Gesamtplatz und das weiße Trikot des besten Jungprofis, das Pogacar übernahm.
Gesamtwertung 1. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 18:07:04 2. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +0:04 3. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +0:07 4. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +0:11 5. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +0:13 6. Egan Bernal (COL) - Ineos +0:17 7. Tom Dumoulin (NED) - Jumbo-Visma +0:17 8. Esteban Chaves (COL) - Mitchelton-Scott +0:17 9. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic +0:17 10. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana +0:17 11. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +0:17 12. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +0:17 13. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida +0:17 14. Thibaut Pinot (FRA) - Groupama-FDJ +0:17 15. Rigoberto Uran (COL) - EF +0:17 16. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +0:17 17. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +0:26 18. Enric Mas (ESP) - Movistar +0:26 19. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +0:38 20. Sergio Higuita (COL) - EF +0:45 21. Richard Carapaz (ECU) - Ineos +0:45
Erneut kampflos wurde die Ausreißergruppe des Tages direkt nach dem Start ziehen gelassen. Mit dabei: Alexis Vuillermoz (AG2R), Krists Neilands, Nils Politt (beide Israel), Mathieu Burgaudeau (Total), Tiesj Benoot (Sunweb) und Quentin Pacher (B&B Hotels). Die meisten Bergpreise unterwegs krallte sich Pacher. Politt legte zwischendurch ein kleines Solo hin, nur ein paar Sekunden vor den 5 anderen Ausreißern.
Außerdem gewann Politt zuvor schon den Zwischensprint. Im Hauptfeld um den 7. Platz setzte sich dort Sam Bennett (Deceuninck) durch vor seinem Teamkollegen Mørkøv sowie Trentin (CCC), Coquard (B&B Hotels), Nizzolo (NTT), Sagan (Bora) und Kristoff (UAE). Ums Grüne Trikot zog Bennett damit nach Punkten mit Peter Sagan gleich. Da beide bisher weder eine Etappe noch einen Zwischensprint gewannen, durfte Sagan das Grüne Trikot wegen der besseren Platzierung in der Gesamtwertung nach Zeit behalten.
Grünes Trikot 1. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe 83 p. 2. Sam Bennett (IRL) - Deceuninck-Quick Step 83 3. Alexander Kristoff (NOR) - UAE-Emirates 80 4. Matteo Trentin (ITA) - CCC 61 5. Giacomo Nizzolo (ITA) - NTT 51 6. Caleb Ewan (AUS) - Lotto-Soudal 50 7. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 47 8. Bryan Coquard (FRA) - B&B Hotels 43 9. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 36
Innerhalb der letzten 27 Kilometer versteuerte sich Benoot in einer weiten Linkskurve und flog über die Leitplanke. Er setzte die Fahrt wohl weitgehend unverletzt fort. Zur Spitzengruppe gehörte er freilich nicht mehr, aber die wurde sowieso vom Hauptfeld nicht weit genug weggelassen, als dass zu irgendeinem Zeitpunkt an die Chance auf den Etappensieg zu denken war. 7,5 Kilometer vorm Ziel war mit Neilands, der wie sein Teamkollege noch ein kurzes Solo zeigte, der letzte Ausreißer pünktlich vor dem Schlussanstieg gestellt.
Dort passierte jedoch im Prinzip nichts bis wenig zwischen den Klassementfahrern bis zum Zielsprint. Im Vergleich zwischen den beiden Top-Favoriten auf den Gesamtsieg wusste man schon vorher, dass Roglic besser sprinten kann als Bernal. Erkenntnisse über Alaphilippe waren, dass er mit den Besten locker mithalten konnte, aber Roglic und die etwas überraschend wirbelnden Pogacar und Martin im Sprint überraschend kein Paroli bieten konnte.
Ohne Zeitverlust blieben zudem Lopez (Astana), Landa (Bahrain), Yates, Chaves (beide Mitchelton), Mollema, Porte (beide Trek), Bardet (AG2R) und Uran (EF), wohingegen dessen kolumbianische Landsmänner und Teamkollegen Martinez und Higuita jeweils 28 Sekunden liegen ließen, ebenso Carapaz (Ineos), aus dessen Team damit nur Bernal vorn dabei war. Zeitgleich mit Buchmann kam Mas (Movistar) ins Ziel, knapp dahinter dessen Teamkollege Valverde.
Vorschau auf diese Etappe: Schon am 4. Tag steht die erste Bergankunft der Tour de France 2020 auf dem Programm, wobei auch die ersten 3 Etappen alles andere als flach waren. Das Finale der 4. Etappe steigt in den Seealpen nach Orcières-Merlette. Der Schlussanstieg ist 7,1 Kilometer lang bei einer durchschinittlichen Steigung von 6,7 %. Angesichts dieser Zahlen und des frühen Zeitpunkts während der Rundfahrt würde hier normalerweise stehen, dass die Favoriten wahrscheinlich noch nicht ihre Karten auf den Tisch legen werden. Aber wer weiß schon, ob die Tour nicht vorzeitig wegen eines aufflammenden Coronavirus abgebrochen werden muss? Nach dem Motto «Was man hat, das hat man» gehen die Fahrer vielleicht ja so früh schon in die Vollen! Nach einer letzten leichten Rechtskurve ist die Zielgerade 200 Meter lang.
3. Etappe ◄ Di 1. September: 4. Etappe ► 5. Etappe