Giro d'Italia 2020 - 20. Etappe

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Hart und Hindley zeitgleich vorm Schlusstag!!!!!

Tao Geoghegan Hart (Ineos) gewann die vorletzte Etappe des Giro d'Italia 2020 in Sestriere. Der Brite setzte sich im Zweiersprint gegen Jai Hindley (Sunweb) durch, und damit geschah aufgrund von Zeitbonifikationen das Unfassbare: Die beiden als Helfer in den Giro gestarteten Fahrer gehen sekundengleich in das abschließende Einzelzeitfahren! Wilco Kelderman (Sunweb) verlor 95 Sekunden auf das Duo und damit das Rosa Trikot nach nur 2 Tagen an seinen Teamkollegen Hindley. Nur wegen der Hundertstelsekunden aus den bisherigen Einzelzeitfahren wurde Hindley in der neuen Gesamtwertung vorm sekundengleichen Hart gewertet.

Die letzte Alpenetappe glich fast wie eine Kopie der Stelvio-Etappe 2 Tage zuvor, nur im Zeitraffer und mit anderem Etappensieger. Rohan Dennis (Ineos) schraubte das Tempo im Dienste von Hart nach oben, und 32 Kilometer vorm Ziel ging es ganz schnell, bis wieder nur noch Hart und Hindley Kontakt halten konnten. Als erste Verfolger kristallisierten sich zunächst Kelderman, Pello Bilbao (Bahrain) und die erholten Almeida (Deceuninck) und Pozzovivo (NTT) heraus. Später füllte sich diese Gruppe von vorne mit Fahrern aus der frühen Spitzengruppe des Tages auf, und von hinten mit Almeidas Helfern Masnada und Knox sowie Vincenzo Nibali (Trek), der allerdings 5 Kilometer vorm Ziel wieder zurückfiel.

Kelderman verliert 95 Sekunden und Rosa Trikot

Auf dem 3. Platz ins Ziel kam Dennis mit 25 Sekunden Rückstand. Almeida attackierte die Verfolgergruppe kurz vor der 4-Kilometer-Marke und hatte im Ziel auf dem 4. Platz 61 Sekunden verloren. Hinter den frühen Ausreißern Vendrame (AG2R) und Rubio (Movistar) rollte Bilbao auf dem 7. Platz zeitgleich mit Kelderman ins Ziel. Nibali und Pozzovivo verloren über 2 Minuten, und von den weiteren bisherigen Top-Ten der Gesamtwertung Patrick Konrad (Bora) 2:28, Jakob Fuglsang (Astana) 2:36 und Fausto Masnada 2:41. Gar 12 Minuten kassierte Rafal Majka (Bora). Er verlor dadurch den Top-Ten-Platz an Hermann Pernsteiner (Bahrain), der zeitgleich mit Konrad ankam.

Für das Profil der 20. Etappe wurde 3 Tage vorher verkündet, dass Plan B in die Tat umgesetzt wird – allerdings nicht wegen Schnees, sondern wegen Corona. Frankreich und damit die Pässen Agnello, Izoard und Montgenèvre durften nicht durchfahren werden. Stattdessen ging es 3-mal hoch nach Sestriere. (Eigentlich war dies sogar Plan C, weil der Colle delle Finestre als kurzfristige Alternative auch wegfiel.) Die geringere Schwierigkeit genügte nach 3 zehrenden Wochen dennoch für eine weitere heftige Selektion und einen späten Umsturz im Gesamtklassement. Wie hätten die Abstände erst beim ursprünglichen Profil ausgesehen?

 

Ergebnis
 1. Tao Geoghegan Hart (GBR)   - Ineos                    4:52:45
 2. Jai Hindley (AUS)          - Sunweb                   gl.Zeit
 3. Rohan Dennis (AUS)         - Ineos                      +0:25
 4. João Almeida (POR)         - Deceuninck-Quick Step      +1:01
 5. Andrea Vendrame (ITA)      - AG2R La Mondiale           +1:34
 6. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   +1:35
 7. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain-McLaren           alle
 8. Wilco Kelderman (NED)      - Sunweb                   gleiche
 9. Attila Valter (HUN)        - CCC                       Zeit
10. James Knox (GBR)           - Deceuninck-Quick Step      +2:00
11. Vincenzo Nibali (ITA)      - Trek-Segafredo             +2:02
12. Domenico Pozzovivo (ITA)   - NTT                        +2:09
13. Ruben Guerreiro (POR)      - EF                       gl.Zeit
14. Pieter Serry (BEL)         - Deceuninck-Quick Step      +2:25
15. Ben O'Connor (AUS)         - NTT                        +2:28
16. Hermann Pernsteiner (AUT)  - Bahrain-McLaren          gl.Zeit
17. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe           gl.Zeit
18. Jakob Fuglsang (DEN)       - Astana                     +2:36
19. Matthews Holmes (AUS)      - Lotto-Soudal               +2:41
20. Fausto Masnada (ITA)       - Deceuninck-Quick Step    gl.Zeit
...
22. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R La Mondiale           +3:41
23. Brandon McNulty (USA)      - UAE-Emirates               +5:13
32. Sergio Samitier (ESP)      - Movistar                   +8:03
33. Ben Swift (GBR)            - Ineos                      +8:03
34. Larry Warbasse (USA)       - AG2R La Mondiale           +8:03
48. Rafal Majka (POL)          - Bora-Hansgrohe            +11:52
62. Antonio Pedrero (ESP)      - Movistar                  +16:49
- 133 Fahrer klassiert.

 

Hindley kriegt Rosa Trikot, Kelderman zurück auf 1:32

Die Plätze 1 und 2 der Gesamtwertung zeitgleich vor dem Schlusstag – was ist das für eine irre Zuspitzung? Im Kampf gegen die Uhr hat Hart auf dem Papier eventuell leichte Vorteile, allerdings bekommt Hindley im Rosa Trikot als letzter Starter die Zwischenzeiten seines Gegners, wobei das angesichts einer Distanz von nur 15,7 Kilometern eher zweitrangig sein dürfte. Kelderman ist mit 92 Sekunden Rückstand aus dem Thriller um den Gesamtsieg raus und auch nach hinten sicher.

Dafür pirschte sich Almeida mit bemerkenswerter Moral auf 23 Sekunden an Bilbao und damit den 4. Platz heran, nachdem er fast den kompletten Giro im Rosa Trikot gefahren hatte. Fuglsang behielt den 6. Platz, Nibali überholte Konrad für den 7. Platz. Masnada blieb trotz seines Zeitverlusts auf dem 9. Platz. Majka fiel nicht nur hinter Pernsteiner zurück, sondern auch hinter Pozzovivo.

 

Gesamtwertung
 1. Jai Hindley (AUS)          - Sunweb                  85:22:07
 2. Tao Geoghegan Hart (GBR)   - Ineos                      +0:00
 3. Wilco Kelderman (NED)      - Sunweb                     +1:32
 4. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain-McLaren            +2:51
 5. João Almeida (POR)         - Deceuninck-Quick Step      +3:14
 6. Jakob Fuglsang (DEN)       - Astana                     +6:32
 7. Vincenzo Nibali (ITA)      - Trek-Segafredo             +7:46
 8. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +8:05
 9. Fausto Masnada (ITA)       - Deceuninck-Quick Step      +9:24
10. Hermann Pernsteiner (AUT)  - Bahrain-McLaren           +10:08
11. Domenico Pozzovivo (ITA)   - NTT                       +11:40
12. Rafal Majka (POL)          - Bora-Hansgrohe            +19:17
13. Sergio Samitier (ESP)      - Movistar                  +34:12
14. James Knox (GBR)           - Deceuninck-Quick Step     +36:46
15. Brandon McNulty (USA)      - UAE-Emirates              +38:22
16. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R La Mondiale          +44:49
17. Larry Warbasse (USA)       - AG2R La Mondiale          +52:45
18. Ben Swift (GBR)            - Ineos                     +57:11
19. Antonio Pedrero (ESP)      - Movistar                  +57:45
20. Ben O'Connor (AUS)         - NTT                     +1:02:37
21. Sam Oomen (NED)            - Sunweb                  +1:03:10

 

Die letzte frühe Spitzengruppe des Giro 2020 bestand aus 21 Fahrern: Bouchard, Vendrame (beide AG2R), Tratnik (Bahrain), Fiorelli (Bardiani), Malecki (CCC), Viviani (Cofidis), Ballerini, Honoré, Serry (alle Deceuninck), Kangert (EF), Démare, Guglielmi (beide Groupama), Cimolai (Israel), Holmes (Lotto), Rubio, Villella (beide Movistar), Gebreigzabhier, Sobrero (beide NTT), Bernard, Conci (beide Trek) und McNulty (UAE).

Als rund 70 Kilometer vorm Ziel die Kletterpartie 3-mal hoch nach Sestriere begann, war der Vorsprung vorm Hauptfeld auf etwas über 5 Minuten gesunken. Einen Großteil der Nachführarbeit hatte bis dahin Fuglsangs Team vollbracht, wofür auch immer. Dann übernahm das Team von Hart, und in den letzten beiden Anstiegen nach Sestriere wurden die Ausreißer einer nach dem anderen eingesammelt. Als letzte wurden Einer Rubio, Pieter Serry und Davide Ballerini gestellt von Dennis, Hart und Hindley, die zudem Andrea Vendrame und Matthew Holmes wieder vorübergehend zurück an die Spitze brachten.


Etappen-Vorschau (veraltet): Es könnte einer dieser denkwürdigen Giro-Vorschlusstage mit Etappenziel in Sestriere werden, mit Betonung auf könnte. Denn eine Streichung droht – wenn schon nicht durch das Coronavirus, dann durch einen Wintereinbruch. Denn wie 2 Tage zuvor geht es über 2.700 Meter hinaus über den Colle dell'Agnello. Dieser stellt gleichzeitig die Grenze zwischen Italien und Frankreich dar, was neben etwaigem Schnee auch noch in Sachen Corona eine Rolle spielen könnte. In Frankreich selbst stehen Col d'Izoard und Col de Montgenèvre im Profil. Der 11,4 Kilometer lange Schlussanstieg nach Sestriere ist im Schnitt nur noch 5,9 % steil. Die Schwierigkeit der Anstiege lässt also nach, was die Mischung keineswegs ungefährlicher macht. Auf jede Abfahrt folgt sofort der nächste Anstieg. Wenn es stattfindet, dann mit Pauken und Trompeten!
Etappen-Vorschau II: 3 Tage vor der 20. Etappe kam die Absage für Colle dell'Agnello und nachfolgende Pässe in Frankreich. Grund war allerdings nicht der Schnee, sondern das Coronavirus in Frankreich. Die Ersatzstrecke führt 3-mal nach Sestriere hoch, das erste Mal von Osten über Pragelato, dann 2-mal im Westen von Sauze di Cesena aus. Das hat natürlich mit dem extremen Schwierigkeitsgrad der ursprünglich geplanten Strecke kaum noch etwas zu tun. Aber wer weiß, was selbst dieser moderate Anstieg am Ende von harten 3 Wochen ausrichten kann?

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Giro d'Italia 2020
20. Etappe (198,0km190,0km)
von Alba10:35 11:10
nach Sestriere16:25 16:27

S -km140 11:59 Brossasco
1 -km93 13:38 Colle dell'Agnello
1 -km53 14:51 Col d'Izoard
S -km32 15:16 Briançon
2 -km21 15:45 Montgenèvre
S -km138 12:25 Saluzzo
2 -km53 14:50 Sestriere
1 -km27 15:38 Sestriere
S -km7 16:05 Sauze di Cesena
1 -km0 16:25 16:27 Sestriere

Etappensieg:
Tao Geoghegan Hart (GBR)

Rosa Trikot:
Jai Hindley (AUS)

Maglia Ciclamino:
Arnaud Démare (FRA)

Blaues Bergtrikot:
Ruben Guerreiro (POR)

Jungprofi-Wertung:
Jai Hindley (AUS)
- wird vertreten von Tao Hart

Teamwertung:
Ineos

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