Flandern-Rundfahrt 2024

(BEL/1.UWT) - Siegerliste Flandern-Rundfahrt

Van der Poel deklassiert die Fußgänger

Er war der haushohe Favorit – und gewann noch deutlicher! Mathieu van der Poel (Alpecin) triumphierte im Regenbogen-Trikot des Weltmeisters bei der Flandern-Rundfahrt 2024. Auf den glitschigen Pflastersteinen des steilen Koppenberges wuchtete sich der 29-jährige Niederländer für ein 45-Kilometer-Siegessolo davon, während fast alle anderen aus dem Vorderfeld absteigen und schieben mussten. Umso aufregender geriet das Rennen um den 2. Platz. Auf diesen sprintete Luca Mozzato (Arkéa) vor Michael Matthews (Jayco). Beide kamen aus einer Gruppe, die erst innerhalb der letzten 200 Meter das erste Verfolgerduo mit Ex-Sieger Alberto Bettiol (EF) und Dylan Teuns (Israel) einholte. Matthews wurde anschließend relegiert, so dass Nils Politt (UAE) aufs Podest nachrückte.

Von den beiden Namen, die neben van der Poel im Vorfeld noch am häufigsten genannt wurden, exponierten sich Mads Pedersen (Lidl) und Matteo Jorgenson (Visma) früh. Diese beiden waren am Koppenberg dann auch die einzigen, die außer van der Poel aus dem Vorderfeld im Sattel blieben, jedoch längst nicht mehr in Reichweite des Überfliegers. Im Finale hatten Pedersen und Jorgenson nichts mehr mit der Entscheidung um die verbliebenen Podestplätze zu tun. In einem zehrenden Rennen war ihr Akku noch eher leer als bei der Konkurrenz. Regen setzte 100 Kilometer vor dem Ziel ein und hörte erst in der Schlussphase wieder auf. Fortan machten also nasse Straßen das 271-Kilometer-Monument durch die flämischen Ardennen noch anspruchsvoller.

Für van der Poel war es der 3. Sieg bei der Flandern-Rundfahrt. Damit zog er mit den bisherigen 6 Rekordsiegern gleich. Ohne Vorjahressieger Pogacar, der sich 2024 auf andere Ziele konzentriert, und Erzrivalen Wout van Aert, der sich 4 Tage vor der Flandern-Rundfahrt bei Quer durch Flandern mehrere Knochen brach, war van der Poel niemand physisch auch nur im Ansatz gewachsen, und technisch sowieso nicht.

Pedersen hatte van der Poel eine Woche zuvor bei Gent-Wevelgem noch geschlagen, war dann aber in den fatalen van-Aert-Sturz verwickelt. Trotz des 90-km/h-Aufpralls blieb Pedersen ohne Brüche und schmiss bei der Flandern-Rundfahrt 2024 schon früh alles in die Waagschale. Er führte das Rennen für 30 Kilometer an. Allerdings hatte er als Bewacher van der Poels Teamkollege Gianni Vermeersch an den Hacken und bei der Einholung 56 Kilometer vorm Ziel schon wertvolle Kräfte verpulvert. Ebenso wie Jorgenson hatte es Pederson 111 Kilometer vor dem Ziel schon einmal probiert. Jorgenson war dann oben am Koppenberg näher dran an van der Poel. Am Ende bezahlten beide dafür, dass sie als einzige außer van der Poel auf Sieg fuhren.

25 Teams waren am Start in Antwerpen. Minus der 7 Teams in der Spitzengruppe des Tages und den Teams von van der Poel, Jorgenson und Pedersen streckten also 15 Teams schon relativ kurz nach dem Start die Waffen bzw. begnügten sich mit dem Rennen um den 2. Platz. Im frühen Spitzengruppe fuhren Bert van Lerberghe (Soudal), David Dekker (Arkéa), Stanislaw Aniolkowski (Cofidis), Damien Touzé (Decathlon), Luke Durbridge, Elmar Reinders (beide Jayco), Lionel Taminiaux (Lotto) und Jelle Vermoote (Bingoal). Die letzten Fahrer aus diesem Oktett wurden schon 92 Kilometer vorm Ziel wieder gestellt.

Davor hatten es Pedersen und Jorgenson am Wolvenberg und Molenberg probiert, dem 3. und 4. von insgesamt 17 bezeichnete Anstiegen. Doch stets hatten sie van der Poel selbst oder einen von dessen Teamkollegen am Hinterrad kleben. In der Verfolgergruppe, die das sich auflösende Spitzenoktett stellte, war van der Poel dann aber nicht vertreten, nur sein Teamkollege Gianni Vermeersch. In dieser Gruppe fuhren unter anderem Pedersen sowie Jorgensons Teamkollegen Tiesj Benoot und Dylan van Baarle. 20 Sekunden dahinter spannte van der Poel seine verbliebenen Helfer ein und sprang im Valkenberg allein vor zur Spitze. Aus dieser heraus attackierte Pedersen anschließend, hatte aber fortan Vermeersch als Schatten.

Danach füllten sich die Verfolgergruppe hinter dem neuen Spitzenduo wieder auf. Im Berg ten Houte attackierte Tim Wellens (UAE) 74 Kilometer vorm Ziel mit Bettiol und van der Poel am Rad. Das Trio lief aber nicht und wurde ebenso wieder von mehreren Fahrern gestellt. Anders war es knapp 20 Kilometer später, als Oier Lazkano (Movistar) in der 2. von 3 Passagen am Oude Kwaremont beschleunigte. Van der Poel ging hinterher und beide überholten Pedersen und Vermeersch. Oben waren noch bei van der Poel und Lazkano noch Teuns, Laurence Pithie (Groupama), Wellens und Pedersen dabei. Das Sextett schaute sich an, so dass bis zur ersten von 2 Paterberg-Passagen erneut ein großer Schwung an Fahrern an die Spitze zurückam.

Im Paterberg fuhr Ben Turner (Ineos) vorne heraus. Doch hinter dem Paterberg war es Ivan Garcia (Movistar), der sich als Solist an die Spitze setzte und mit leichtem Vorsprung vor einem Verfolgerfeld in den Koppenberg ging. An der steilsten Stelle verlor er die Kontrolle über sein Vorderrad und kam zum Stehen. Dahinter hatte bereits van der Poel zum Angriff geblasen. Jorgenson konnte den Rückstand zunächst auf wenige Radlängen beschränken und kam oben mit 8 bis 10 Sekunden heraus. Bei Pedersen war es eher die letzte Willenskraft, die ihn auf dem Rad hielt. Alle anderen ereilte dasselbe Schicksal wie Garcia. Sie wurden unfreiwillig zu Fußgängern. Aufgrund solcher Bilder war der Koppenberg nach der 1980er Jahren schon einmal für lange Zeit aus dem Profil der Flandern-Rundfahrt verschwunden.

An 4. Stelle kam Teuns aus dem Koppenberg heraus, dann schon Garcia, gefolgt von Laurenz Rex (Intermarché), Bettiol und Wellens. Die immer wieder wechselnden Namen machten deutlich, um was für ein brutales Abnutzungsrennen es sich handelte, in dem nur einer mehr als ein oder 2 Patronen zu haben schien. Van der Poel baute den anfangs engen Vorsprung vor Jorgenson sukzessive aus und hatten zwischenzeitlich mehr als 2 Minuten Vorsprung. Dass der finale Vorsprung auf dem Zielstrich in Oudenaarde noch auf 62 Sekunden schrumpfte, erklärte van der Poel im Interview damit, dass er auf den letzten 10 bis 20 Kilometern völlig leer gewesen sei. Das waren die anderen aber auch. Es lag eher an dem ausschweifenden, triumphalen Austrudeln auf der Zielgeraden, dem der belgische Regisseur dann auch fast ausschließlich die Aufmerksamkeit schenkte und so die hart kämpfenden anderen Fahrer mit Missachtung verhöhnte.

Nun, hinter Jorgenson vereinigten sich Pedersen und Teuns als Duo, das schon bald im Steenbeekdries von einer Verfolgergruppe gestellt wurde. Aus dieser attackierte Garcia hier und auch danach am Taaienberg, nachdem Bettiol einen Teil der Verfolgergruppe dort an Jorgenson herangeführt hatte. Zu Garcia schlossen Teuns, Bettiol, Wellens, Pedersen, Rex und Jorgenson auf, so dass nur 7 Fahrer die erste Verfolgergruppe bildeten. Rund 28 Kilometer vor dem Ziel lösten sich Bettiol und Teuns aus diesem Septett. Garcia und Wellens bildeten das nächste Duo, wohingegen bei Rex, Jorgenson und Pedersen die Lichter ausgingen.

Dahinter fuhren über den letzten Oude Kwaremont und Paterberg hinweg Fahrer vor zu Garcia und Wellens, von denen man bisher zum Teil noch wenig bis nichts gesehen hatte. Teuns fuhr am Paterberg eine kleine Lücke zu Bettiol heraus, spannte dahinter aber besser wieder mit ihm zusammen. Ebenfalls im Paterberg löste sich Matthews mit Oliver Naesen (Decathlon) und Magnus Sheffield (Ineos) aus der Verfolgergruppe. Dieses Verfolgertio, das jetzt Jagd auf Bettiol und Teuns machte, wurde seinerseits 7 Kilometer vorm Ziel von Mozzato, Toms Skujins (Lidl) sowie den 4 (!) Teamkollegen Wellens, Politt, Morgado und Bjerg gestellt. Aus dieser Gruppe wiederum war Benoot kurz zuvor mit Reifenschaden zurückgefallen.

Die auf dem Papier klar endschnellsten Fahrer dieser Gruppe waren Matthews, schon Zweiter beim ersten Saison-Monument Mailand-Sanremo, und Mozzato, neulich Sieger bei der Bredene Koksijde Classic. Den beiden gegenüber standen Politt und seine 3 Teamkollegen. Doch für einen Podestplatz galt es erst einmal, Bettiol und Teuns einzuholen. Diese beiden verpassten das Podest letztlich nur um 200 Meter. Im aufflammenden Sprint zog Matthews von links nach rechts an die Bande und baute so den belämmerten Politt ein. Mozzato sprintete an Matthews' anderer Seite hauchdünn vorbei an «Bling» auf den 2. Platz. Matthews selbst wurde dann sogar vom 3. auf den 11. Platz ans Ende der Gruppe relegiert. So durfte Politt doch noch aufs Siegerpodest, nachdem er zuvor noch bei Überfahren der Ziellinie das Vorderrad frustriert aufgestolzt hatte.

Seine Teamkollegen Bjerg und Morgado folgten ihm auf den Plätzen 4 und 5 vor Sheffild, Naesen, Teuns, Bettiol und Skujins, der somit die Top-Ten komplettierte. Hinter Matthews ging der 12. Platz an Wellens, der sich für seine 3 Stallgefährten aufgeopfert hatte. In einer 7-köpfigen nächsten Gruppe um Benoot hatte Paris-Tours-Sieger Riley Sheehan die Nase um den 13. Platz vorn.

 

So 31. März 2024, Antwerpen - Oudenaarde
Ergebnis der 108. Auflage Ronde van Vlaanderen (270,8km)
 1. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Deceuninck       6:05:17
 2. Luca Mozzato (ITA)         - Arkéa-B&B Hotels           +1:02
 3. Nils Politt (GER)          - UAE-Emirates
 4. Mikkel Bjerg (DEN)         - UAE-Emirates
 5. Antonio Morgado (POR)      - UAE-Emirates
 6. Magnus Sheffield (USA)     - Ineos Grenadiers
 7. Oliver Naesen (BEL)        - Decathlon-AG2R            alle
 8. Dylan Teuns (BEL)          - Israel-Premier Tech
 9. Alberto Bettiol (ITA)      - EF Education-Easypost    gleiche
10. Toms Skujins (LAT)         - Lidl-Trek
11. Michael Matthews (AUS)     - Jayco-Alula               Zeit
12. Tim Wellens (BEL)          - UAE-Emirates               +1:16
13. Riley Sheehan (USA)        - Israel-Premier Tech        +2:02
14. Kamil Malecki (POL)        - Q36.5
15. Tiesj Benoot (BEL)         - Visma-Lease a Bike
16. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ
17. Joshua Tarling (GBR)       - Ineos Grenadiers
18. Yves Lampaert (BEL)        - Soudal-Quick Step
19. Matteo Trentin (ITA)       - Tudor
20. Max Walscheid (GER)        - Jayco-Alula                +2:41
21. Laurenz Rex (BEL)          - Intermarché-Wanty
22. Mads Pedersen (DEN)        - Lidl-Trek
23. Gianni Vermeersch (BEL)    - Alpecin-Deceuninck
24. Rasmus Tiller (NOR)        - Uno-X                     alle
25. Mike Teunissen (NED)       - Intermarché-Wanty
26. Ivan Garcia (ESP)          - Movistar                 gleiche
27. Victor Campenaerts (BEL)   - Lotto-Dstny
28. Vincenzo Albanese (ITA)    - Arkéa-B&B Hotels          Zeit
29. Owain Doull (GBR)          - EF Education-Easypost      +3:20
30. Tim van Dijke (NED)        - Visma-Lease a Bike      gl.Zeit
31. Matteo Jorgenson (USA)     - Visma-Lease a Bike         +3:38
32. Jonas Abrahamsen (NOR)     - Uno-X                      +4:29
33. Marco Haller (AUT)         - Bora-Hansgrohe
34. Jannik Steimle (GER)       - Q36.5
35. Jonas Rutsch (GER)         - EF Education-Easypost
36. Stefan Bissegger (SUI)     - EF Education-Easypost
37. John Degenkolb (GER)       - DSM-Firmenich             alle
38. Ben Turner (GBR)           - Ineos-Grenadiers
39. Laurence Pithie (NZL)      - Groupama-FDJ             gleiche
40. Per Strand Hagenes (NOR)   - Visma-Lease a Bike
41. Stefan Küng (SUI)          - Groupama-FDJ              Zeit
...
47. Kasper Asgreen (DEN)       - Soudal-Quick Step          +7:35
59. Biniam Girmay (ERI)        - Intermarché-Wanty          +7:35
70. Julian Alaphilippe (FRA)   - Soudal-Quick Step          +7:43
73. Oier Lazkano (ESP)         - Movistar                  +11:07
74. Alexander Kristoff (NOR)   - Uno-X                     +11:49
83. Dylan van Baarle (NED)     - Visma-Lease a Bike        +12:30
- 175 Teilnehmer, davon 87 Fahrer klassiert.

 

Streckenverlauf

Wie derzeit alle 2 Jahre wechselte der Startort der Flandern-Rundfahrt 2024 zurück nach Antwerpen, neutralisiert um 10:00 Uhr und scharf um 10:20. Obwohl die Flandern-Rundfahrt diesmal nur 17 anstatt im Vorjahr 19 bezeichnete Anstiege im Profil hat, änderte sich an der Kursführung in der zweiten Streckenhälfte so gut wie nichts. Nur die 9. Helling wurde ausgetauscht: Es geht über Nieuwe Kruisberg/Hotond anstatt Kanarieberg. Das anschließende Finale auf den letzten 60 Kilometern blieb mit Oude Kwaremont, Paterberg, Koppenberg, Steenbeekdries, Taaienberg, Oude Kruisberg/Hotond und noch einmal Oude Kwaremont und Paterberg unangetastet. Vom letzten Paterberg ins Ziel nach Oudenaarde misst die Strecke noch 13,2 Kilometer.

Anstiege («Hellingen»)km-ZeitLängemed.max.KSP*
 Lippenhovestraat16712:49---x,x
 Paddestraat16612:51---x,x
1.Oude Kwaremont13513:312,24,0%11,6%1,5
2.Kapelleberg11613:571,15,9%10,1% 
 Holleweg11514:03---0,7
3.Wolvenberg11214:070,67,9%17,3%-
 Kerkgate10914:12---1,4
 Jagerij10614:16---0,8
4.Molenberg10014:250,57,0%14,2%0,3
5.Marlboroughstraat9614:302,03,0%7,0%-
6.Berendries9214:360,97,0%12,3%-
7.Valkenberg8714:440,58,1%128%-
8.Berg ten Houte7415:021,16,3%21,0%1,1
9.Nieuwe Kruisberg/Hotond6515:15    
10.Oude Kwaremont5515:292,24,0%11,6%1,5
11.Paterberg5115:340,412,9%20,3%0,4
12.Koppenberg4515:430,611,6%22,0%0,6
 Mariaborrestraat4115:49---0,4
13.Steenbeekdries4015:511,13,1%7,6%1,1
 Stationsberg3915:52---0,7
14.Taaienberg3715:540,56,6%15,8%0,5
15.Kruisberg/Hotond2716:092,55,0%9,0%0,5
16.Oude Kwaremont1716:232,24,0%11,6%1,5
17.Paterberg1416:280,412,9%20,3%0,4
Zielankunft in Oudenaarde: Kilometer 270,8 ca. 16:47 Uhr
*) Kopfsteinpflaster

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