Vuelta a España 2023 - 9. Etappe

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Kämna macht Sammlung komplett

Lennard Kämna (Bora) gewann die 9. Etappe der Spanien-Rundfahrt 2023 mit Bergankunft an der Alto Caravaca de la Cruz. Der Deutsche komplettierte damit seine Sammlung aus Etappensiegen bei allen 3 großen Rundfahrten, wobei sich die Vuelta zum wiederholten Male alles andere als großartig präsentierte. Während sich die 9. Etappe bereits in der Schlussphase befand, wurde plötzlich die Zeitnahme um gut 2 Kilometer vorverlegt. Grund war Regen auf dem geschotterten Untergrund im obersten Teil des Schlussanstiegs.

Ein Rennen macht sich lächerlich

So kam es zu der absurden Situation, dass Kämna – aus der 8-köpfigen Spitzengruppe des Tages stammend – bis zum ursprünglich vorgesehenen Ziel für den Tagessieg durchziehen musste, wohingegen ein paar Minuten dahinter und 2 Kilometer weiter unten die Klassementfahrer zum neuen Zeitnahmen-Ziel sprinteten, danach sofort die Beine hochnahmen und dann die letzten 2 Kilometer gemütlich ins ursprüngliche Ziel hinauf radelten. Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich diese Rundfahrt mit solch absurden Bildern absolut lächerlich macht.

Zuschauer am Straßenrand feuerten die Fahrer noch an, obwohl diese ihr sportliches Tageswerk bereits vollbracht hatten. Am besten reagiert hatte João Almeida (UAE), der als erster Klassementfahrer mit Vorsprung die neue Ziellinie passierte, sich dann durchsacken ließ und als einer der letzten Klassementfahrer ins alte Ziel eintrudelte – freilich mit einer besseren Zeit als die Fahrer vor ihm ...

 

Ergebnis
 1. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe           4:28:59
 2. Matteo Sobrero (ITA)       - Jayco-Alula                +0:13
 3. Chris Hamilton (AUS)       - DSM Firmenich              +1:12
 4. A. Gehbreigzabhier (ERI)   - Lidl-Trek                  +1:00
 5. Jon Barrenetxea (ESP)      - Caja Rural-Seguros RGA     +1:37
 6. Ruben Fernandez (ESP)      - Cofidis                  gl.Zeit
 7. Jonathan Caicedo (ECU)     - EF Education-Easypost      +2:11
 8. Daniel Navarro (ESP)       - Burgos-BH                  +2:41
 9. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +3:16
10. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +3:11
11. Cristian Rodriguez (ESP)   - Arkéa-Samsic               +4:08
12. Marc Soler (ESP)           - UAE-Emirates               +3:25
13. Rémy Rochas (FRA)          - Cofidis                    +4:17
14. Lenny Martinez (FRA)       - Groupama-FDJ               +3:27
15. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +3:25
16. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +3:16
17. David de la Cruz (ESP)     - Astana-Kasachstan          +3:33
18. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious         +3:25
19. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                +3:16
20. Remco Evenepoel (BEL)      - Soudal-Quick Step        gl.Zeit
...
23. Cian Uijtdebroeks (BEL)    - Bora-Hansgrohe             +3:27
24. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Easypost      +3:49
26. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +3:11
30. Juan Ayuso (ESP)           - UAE-Emirates               +3:16
31. Steff Cras (BEL)           - Totalenergies              +4:33
- 162 Fahrer klassiert.

 

(Nachtrag: Mas, Evenepoel, Ayuso und Vingegaard wurden hinterher doch mit der Zeit von Roglic gewertet, und nicht 2 Sekunden hinter ihm auf +3:18.)

Die Abstände zwischen den besten Klassementfahrern hielten sich im Rahmen. Von den 8 Fahrern, die bisher den stärksten Eindruck bei dieser Vuelta 2023 machten, passierte Almeida zuerst die Zeitnahme 5 Sekunden vor Roglic (Jumbo), je 7 auch 5 vor Mas (Movistar), Evenepoel (Soudal), Vingegaard (Jumbo) und Ayuso (UAE) und je 14 vor dem Gesamtführenden Kuss (Jumbo) und dem Gesamtzweiten Soler (UAE). Der Gesamtdritte Martinez verlor 16 Sekunden, wohingegen Wlasow (Bora) an der Zeitnahme am Rad von Almeida war und so ein paar Plätze in der Gesamtwertung gutmachte. Wer die Fernsehbilder aufmerksam mit der Stoppuhr verfolgte, wird mit angrenzender Sicherheit auf andere Abstände gekommen sein. Wir würfeln uns ein ungefähres Ergebnis.

Sepp Kuss behielt die Gesamtführung unverändert 43 Sekunden vor Marc Soler. Hinter Lenny Martinez verbesserte sich Remco Evenepoel 2:24 2:22 Minuten hinter Kuss auf den 4. Platz, weil Wout Poels (Bahrain) weit zurückfiel. Hinter Landa (Bahrain), der wie Kuss, Soler und Martinez von der Flucht aus Etappe 6 zehrt, folgen die eigentlichen Konkurrenten von Evenepoel um den Gesamtsieg: allen voran Roglic und Vingegaard, dazu Mas, Ayuso und Almeida, letztgenannter nur 31 33 Sekunden hinter Evenepoel.

 

Gesamtwertung
 1. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma             35:23:30
 2. Marc Soler (ESP)           - UAE-Emirates               +0:43
 3. Lenny Martinez (FRA)       - Groupama-FDJ               +1:02
 4. Remco Evenepoel (BEL)      - Soudal-Quick Step          +2:22
 5. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious         +2:29
 6. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +2:29
 7. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                +2:33
 8. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +2:33
 9. Juan Ayuso (ESP)           - UAE-Emirates               +2:43
10. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +2:55
11. David de la Cruz (ESP)     - Astana-Kasachstan          +3:39
12. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +3:51
13. Cian Uijtdebroeks (BEL)    - Bora-Hansgrohe             +4:10
14. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Easypost      +4:17
15. Steff Cras (BEL)           - Totalenergies              +4:52
16. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   +5:08
17. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious         +5:40

 

In einer windigen Anfangspahse der 9. Etappe fanden sich Kuss, Roglic, Vingegaard, Valter, Tratnik, Kelderman und van Baarle (alle Jumbo!) an der Spitze wieder mit Evenepoel, Cattaneo (beide Soudal), Wlasow, Buchmann, Denz (alle Bora) und Govekar (Bahrain). Der riesige Rest war auf der Windkante flöten gegangen. Nach über 40 Kilometer hatten die Helfer von Mas, Ayuso/Almeida und Poels/Landa die Situation bereinigt.

Kurz darauf bildete sich die 8-köpfige Spitzengruppe des Tages, bestehend aus Kämna, Ghebreogzabhier (Lidl), Caicedo (EF), Sobrero (Jayco), Fernandez (Cofidis), Hamilton (DSM), Navarro (Burgos) und Barrenetxea (Caja Rural). Das Oktett lag über 8 Minuten voraus und stellte keinerlei Gefahr für die Gesamtwertung dar. Da kam es innerhalb der letzten 80 Kilometer erneut zu einer Windkanten-Situation.

Den Split im vorderen Teil des Pelotons verpasst hatten unter anderem Lenny Martinez und Cian Uijtdebroeks (Bora). Die Windkante bedeutete auch eine schlechte Nachricht für die 8 Fahrer an der Spitze. Denn ihr Vorsprung halbierte sich innerhalb kürzester Zeit. Weil aber aus der Gruppe ums Rote Trikot kein wirklich gefährtlicher Fahrer fürs Vuelta-Podest abgehängt war, rollte es 52 Kilometer vor dem Ziel wieder zusammen, und der Vorsprung der 8 Spitzenreiter wuchs wieder etwas an auf über 5 Minuten, als es in den 8,2 Kilometer langen Schlussanstieg ging.

Dort hinein verpatzte Kämna zunächst eine Attacke, indem er nach seinem Antritt die Linkskurve in den Beginn der Steigung von innen anfahren musste. Im folgenden Ausscheidungsfahren war er allerdings trotzdem der Beste und die letzten rund 5 Kilometer als Solist an der Spitze unterwegs. So blieb Matteo Sobrero der 2. Platz., gefolgt von Chris Hamilton.

Ein Ergebnis mit den Zeitabständen der nachfolgenden Fahrer ließ auf sich warten. Denn an der Stelle, wo flugs mal eben die Zeitnahme installiert wurde, notierten sich Offizielle die Startnummern der passierenden Fahrer. Das kann man sich nicht ausdenken, auf welchem Niveau eines Provinzrennens sich hier das drittwichtigste Etappenrennen der Welt präsentiert. Ob die notierten Zeitabstände alle so genau stimmten, lässt sich vermutlich nicht mehr für alle Fahrer so genau nachvollziehen.

Dabei sah der Untergrund der letzten 2 Kilometer nicht so aus, als würde man dort mit dem Rad versinken. Außerdem war die Strecke für die Ausreißer um den Etappensieg ja anscheinend gut genug – warum dann nicht auch für die anderen? Aber es ist nur die konsequente Fortsetzung einer Chaos-Vuelta, die nun endlich in ihren ersten rennfreien Tag geht.


Vorschau auf diese Etappe: Für die 9. Etappe wird das Geschehen in die Region Murcia verlagert. Es geht zwar wieder mal in Meeresnähe los, jedoch warten auf die Fahrer ein früher Anstieg der 1. Kategorie und eine Bergankunft der 2. Kategorie. Der Zeitpunkt des ersten Anstiegs und die Kategorisierung des abschließenden Anstiegs lassen es schon erahnen, dass dies längst nicht die schwierigste Bergetappe der Vuelta 2023 ist. So steigen die letzten 8,2 Kilometer zur Alto Caravaca de la Cruz auch nur um 5,5 %, allerdings unrhythmisch mit Spitzen von bis 20 % und dann noch einmal, nach kurzem Bergabstück, bis 16 % kurz vorm Ziel.

Die 9. Etappe ist die südlichste Etappe der danach deutlich nördlich orientierteren Spanien-Rundfahrt 2023. So gibt es im Anschluss auch den längsten Transfer – für die Fahrer mit dem Flugzeug nach Altkastilien. Dort verbringen sie in Valladollid den ersten rennfreien Tag.

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Vuelta a España 2023
9. Etappe (184,5km)
von Cartagena 12:39
nach Alto Caravaca de la Cruz 17:15

1 -km125 14:09 Puerto Casas de Marina la Perdiz
S -km16 16:52 Cehegín
2 -km0 17:15 Collado de la Cruz de Caravaca

Etappensieg:
Lennard Kämna (GER)

Rotes Trikot:
Sepp Kuss (USA)

Grünes Trikot:
Kaden Groves (AUS)

Bergtrikot:
Eduardo Sepulveda (ARG)

Jungprofi-Trikot:
Lenny Martinez (FRA)

Teamwertung:
Jumbo-Visma

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