Baskenland-Rundfahrt 2024

(ESP/2.UWT) - Siegerliste Baskenland-Rundfahrt

 

Et. Startort         Zielort              km   Etappensieger     Leader
 1. Irun             Irun                 10*  Primoz Roglic     Primoz Roglic
 2. Irun             Kanbo               160   Paul Lapeira      Primoz Roglic
 3. Ezpeleta         Altsasu             191   Quinten Hermans   Primoz Roglic
 4. Etxarri Aranatz  Legutio             159   Louis Meintjes    Mattias Skjelmose
 5. Vitoria-Gasteiz  Amorenieta-Etxano   176   Romain Grégoire   Mattias Skjelmose
 6. Eibar            Eibar               138   Carlos Rodriguez  Juan Ayuso
*) Einzelzeitfahren

 

Ayusos Sieg durch fatalen Sturz überschattet

Juan Ayuso (UAE) gewann durch eine Schlussoffensive die Baskenland-Rundfahrt 2024. Der 21-jährige Spanier hatte am Ende 42 Sekunden Vorsprung vor Carlos Rodriguez (Ineos), mit dem er im Finale der letzten Etappe zusammen Druck auf machte auf Mattias Skjelmose (Lidl), der im Gelben Trikot des Gesamtführenden unterwegs war. Skjelmose fiel eine Sekunde hinter Rodriguez noch auf den 3. Platz zurück. Mit Marc Soler und Brandon McNulty (UAE) kamen 2 weitere Fahrer in den Top-5 aus dem Team des Gesamtsiegers Ayuso. Skjelmoses Teamkollegen hatten die letzten 2 Tage trotz winzigen Vorsprungs ihres Kapitäns extrem viel Nachführarbeit zu leisten.

Trotz wieder einiger herrlicher Renntage wird die Baskenland-Rundfahrt 2024 leider in schlechter Erinnerung bleiben. Denn in einer Abfahrt auf der 4. Etappe stürzten mehrere Fahrer schwer, darunter die 3 Top-Stars Vingegaard (Visma), Evenepoel (Soudal) und Roglic (Bora), die allesamt aufgeben mussten. Die beiden Erstgenannten brachen sich mehrere Knochen, ebenso wie 3 weitere Fahrer. Die einzige gute Nachricht war, dass angesichts der Horror-Bilder, dass niemand lebensbedrohlich verletzt wurde. Roglic hatte zu diesem Zeitpunkt die Gesamtwertung vor Evenepoel angeführt.

Für 2024 kehrte die Disziplin Einzelzeitfahren zurück in den Etappenplan der Baskenland-Rundfahrt, und zwar anders als so häufig sonst diesmal direkt zu Beginn: über 10 Kilometer, natürlich inklusive Anstieg. An Tag 2 gab es einen welligen Abstecher in den französischen Teil des Baskenlandes. Es folgten 4 bergig-hüglige Etappen zurück in Spanien, jeweils ohne Bergankunft, wobei die abschließende 6. Etappe trotz oder gerade wegen ihrer Kürze mit ihren vielen Anstiegen die schwerste war.

Auf der 1. Etappe feierte Primoz Roglic den ersten Sieg im Trikot seines neuen Arbeitgebers. Über die 10 Kilometer gegen die Uhr war er 7 Sekunden schneller als Jay Vine (UAE) und 10 als Mattias Skjelmose. Die neben Roglic favorisierten Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard mussten sich bei 11 und 15 Sekunden Zeitverlust mit den Plätzen 4 und 5 begnügen. Dabei verschenkten 2 der Protagonisten noch einige wertvolle Sekunden: Der trotzdem siegreiche Roglic bog kurz vorm Ziel falsch ab und Evenepoel stürzte kurz nach dem Start! Ayuso verlor hier 16 Sekunden auf Roglic, ebenso wie Maximilian Schachmann (Bora). Mit 37 Sekunden Rückstand verspielte Carlos Rodriguez eigentlich schon jede Podestchance.

Paul Lapeira (Decathlon) gewann die 2. Etappe im Sprint eines stark ausgedünnten ersten Feldes. Mit über einer Radlänge Rückstand hatten Samuele Battistella (Astana) und Louis Vervaeke (Soudal) das Nachsehen. Im Finale gab es außerdem einen Zwischensprint, bei dem Evenpoel auf dem 3. Platz noch eine Sekunde Gutschrift ergatterte.

Die 3. Etappe gewann im Sprint eines ersten Feldes Quinten Hermans (Alpecin). Er ging deutlich vorbei an Alex Aranburu (Movistar), der den Sprint früh eröffnet hatte. Auch Edoardo Zambanini (Bahrain) überholte Aranburu noch. Der Gesamtführende Roglic musste innerhalb der letzten 50 Kilometer nach einem Sturz in einer abschüssigen Linkskurve mit blutendem Arm einen zwischenzeitlichen 2-Minuten-Rückstand aufs Feld tilgen. Evenepoel und Vingegaard holten bei einem späten Zwischensprint 3 und eine Sekunde Bonifikation. 1,5 Kilometer vorm Ziel blieb der Gesamtvierte Juan Ayuso (UAE) nach einem Massensturz länger am Straßenrand liegen.

Roglic, Ayuso und die weiteren Gestürzten konnten zur 4. Etappe starten. Aber dort kam es 35 Kilometer vorm Ziel viel, viel schlimmer. In der Olueta-Abfahrt stürzten in einer schnellen Rechtskurve an der Spitze des Hauptfeldes rund ein Dutzend Fahrer schwer neben die Straße. An der Sturzstelle befanden sich eine in den Waldboden eingelassene, große Betonsenke sowie mehrere große Steine. Die Nummern 1, 2 und 5 der Gesamtwertung – gleichzeitig 3 der 4 besten Rundfahrer der Welt derzeit – schieden aus. Zu den am stärksten betroffenen Fahrern gehörte Vingegaard, der neben der Senke zu liegen gekommen war. Der 2-malige Tour-de-France-Sieger wurde lange behandelt, ehe er wie weitere Fahrer in einen Krankenwagen geschoben wurde. Evenepoel wich Bäumen aus, kam dabei zu Fall und schritt mit vielsagender Armhaltung zurück auf die Straße. Roglic blieb wie 2 andere Fahrer zunächst in der Betonsenke liegen, konnte aber wie Evenepoel wenigstens zu Fuß den Ort des Horrors verlassen. Das Rennen wurde danach wegen fehlender Krankenwagen neutralisiert.

Die Jury entschied, dass die 6-köpfige Spitzengruppe des Tages schließlich um den Sieg fahren durfte, keine Zeiten fürs Gesamtklassement genommen wurden und das Hauptfeld neutralisiert ins Ziel fuhr. Aus der Gruppe heraus war im letzten Anstieg Louis Meintjes (Intermarché) klar der Stärkste und gewann als Solist. Als nächstes erreichte ein Duo aus Reuben Thompson (Groupama) und Pavel Vacek (Burgos) das Ziel. In der fatalen Rechtskurve war vor dem Hauptfeld bereits aus der Spitzengruppe Burgaudeau (Totalenergies) in Schwierigkeiten geraten. Er konnte einen Sturz vermeiden, anders als später Evenepoel, Vingegaard und Roglic sowie Tesfatsion (Lidl), Vine, Quinten Hermans, Sean Quinn, Alexander Cepeda (beide EF) und Steff Cras (Totalenergies). Quinn und Cras kamen neben Roglic in der großen Beton-Regenrinne zu liegen, Vingegaard daneben, Cepeda und Tesfatsion dahinter neben Felsbrocken, Hermans und Evenepoel weiter hinten in der Botanik und der außer Vingegaard zunächst ebenfallls reglose Vine im Straßengraben hinten den Felsbrocken. Hinter Evenepoel konnte ein Teamkollege von Vine das Ganze als einziger im Wald aussteuern, ähnlich wie 2 Minuten zuvor Burgaudeau.

Vingegaard brach sich Schlüsselbein und Rippen, Evenepoel Schlüsselbein und Schulter, Vine Hals- und Brustwirbel – zum Glück ohne Nervenverletzung –, Quinn das Brustbein und Cras einige Rippen und Wirbel. Bei Vingegaard und Cras wurde außerdem ein Pneumothorax festgestellt. Roglic und Tesfatsion kamen ohne Knochenbrüche davon. Hermans und Cepeda konnten sogar die Etappe beenden. Die Schwere der Verletzungen war erschreckend. Angesichts der verheerenden Sturzbilder und der Szenerie mit Betonrinne, Felsen und Bäume konnte man jedoch auch noch Schlimmeres befürchten.

Der Unfall fand auch abgesehen von seiner Schwere so viel Nachhall wegen der betroffenen großen Namen. Von den 6 namhaftesten und stärksten Radprofis der Gegenwart waren 3 verwickelt. Vingegaards Teamkollege van Aert hatte sich just eine Woche zuvor fast eine identische Verletztung zugezogen. Von den derzeitigen Big-Six hatten Pogacar und van der Poel ein anderes Rennprogramm. Speziell auf die Baskenland-Rundfahrt 2024 bezogen wurden als Gründe eine durch Baumwurzeln holprige Straße genannt sowie die im Vergleich zu anderen Jahren relativ einfachen Etappenprofile. Die Zeitabstände waren deswegen bis zur Schlussetappe äußerst eng, wodurch möglicherweise Nervosität und Risikobereitschaft zunahmen. Insgesamt werden die Rennen seit den Corona-Unterbrechungen immer aggressiver gefahren.

Nun, im Baskenland ging es weiter. Auf der 5. Etappe machten 34 Fahrer, darunter die Klassementbesten, den Tagessieg unter sich aus. Im Finale gab es mehrere Attacken, so dass der neue Gesamtführende Skjelmose und seine Teamkollegen gut zu tun hatten. Zuletzt hatte sich im Schlusskilometer Carlos Rodriguez gelöst. Mit einem extrem langen Sprint führten Maximilian Schachmann (Bora) das Feld wieder heran und gewann sogar beinahe. Romain Grégoire (Groupama) übertrumpfte Schachmann noch um wenige Zentimeter. Außerdem ging noch Orluis Aular (Caja Rural) hauchdünn vorbei. Durch die 4 Sekunden Zeitgutschrift rückte Schachmann im engen Gesamtklassement vor auf den 2. Platz mit nun 2 Sekunden hinter Skjelmose und 2 vor Ayuso. Insgesamt lagen noch 23 Fahrer in einer Minute mit Skjelmose.

Keiner davon war auf der 6. Etappe in einer großen 22-köpfigen Spitzengruppe. Trotzdem mussten Skjelmoses Helfer den Rückstand eng halten, da ein paar vorn vertretene Fahrer nur 2 Minuten Rückstand hatten. Andererseits befanden sich vorne Helfer von Ayuso. Über die vielen Anstiege hinweg überbrückte außerdem Marc Soler (ebenfalls UAE) zunächst allein, dann mithilfe eines von vorne zurückfallenden Teamkollegen den Abstand zur Spitze. Zwischenzeitlich lag Soler virtuell mit ein paar Sekunden Rückstand an der Spitze der Gesamtwertung. Im vorletzten, schwierigen Izua-Anstieg brach alles auseinander. Schachmann fiel hier aussichtslos zurück. Aus der ehemaligen Spitzengruppe schaffte es nur noch Oscar Onley (DSM) vor dem aufkommenden Ayuso, der inzwischen Hilfe von Soler erhalten hatte, über den Gipfel. Bergab rollten Skjelmose, Rodriguez sowie die ehemaligen Ausreißer Kruijswijk (Visma) und Chaves (EF) vor zu Ayuso und Soler, die ihrerseits Onley eingeholt hatten. Im letzten Anstieg attackierten Ayuso und Rodriguez. Sie hängten Skjelmose endgültig ab. An dessen Hinterrad blieben nur noch Soler und Onley. 41 Sekunden hinter dem Spitzenduo sprintete Soler auf den 3. Tagesrang vorbei an Skjelmose, der damit keine Bonifikation mehr bekam und insgesamt eine Sekunde hinter Rodriguez zurückfiel. Die nächste Gruppe mit Mollema, McNulty, Bilbao (Bahrain), Chaves und del Toro (auch noch UAE) kam mit über anderthalb Minuten Rückstand an, was die überragende Bedeutung dieser 6. Etappe für die Gesamtwertung unsterstruch. Dahinter gerieten die Abstände noch größer.

 

Mo 1. bis Sa 6. April
Endklassement Itzulia Basque Country 2024
 1. Juan Ayuso (ESP)           - UAE-Emirates             15:56:50
 2. Carlos Rodriguez (ESP)     - Ineos Grenadiers            +0:42
 3. Mattias Skjelmose (DEN)    - Lidl-Trek                   +0:43
 4. Marc Soler (ESP)           - UAE-Emirates                +1:23
 5. Brandon McNulty (USA)      - UAE-Emirates                +1:46
 6. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious          +1:48
 7. Isaac del Toro (MEX)       - UAE-Emirates                +2:15
 8. Kévin Vauquelin (FRA)      - Arkéa-Samsic                +2:38
 9. Ion Izagirre (ESP)         - Cofidis                     +3:06
10. Alex Baudin (FRA)          - Decathlon-AG2R              +3:07
11. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious          +3:09
12. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe              +3:19
13. Max Schachmann (GER)       - Bora-Hansgrohe              +3:40
14. Victor Langellotti (MON)   - Burgos-BH                   +3:59
15. Alex Aranburu (ESP)        - Movistar                    +4:01
16. Esteban Chaves (COL)       - EF Education-Easypost       +4:01
17. Jordan Jegat (FRA)         - Totalenergies               +4:08
18. Ethan Hayter (GBR)         - Ineos Grenadiers            +4:10
19. Oscar Onley (GBR)          - DSM-PostNL                  +4:48
20. Simon Geschke (GER)        - Cofidis                     +6:14
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