Vuelta a España 2021 - 20. Etappe

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Champoussin holt herrliche Etappe

Clément Champoussin (AG2R) gewann eine irre 20. Etappe bei der Vuelta 2021, die sich als Wolf im Schafspelz präsentierte. Es waren nicht die schwierigsten Anstiege, sondern der Zeitpunkt einen Tag vor Rundfahrtschluss gepaart mit dem Angriffsgeist der Fahrer, einer taktischen Prägung und einer dazu einladenden Streckenführung im Westen Galiciens – immer wieder runter zum Meer und dann wieder hoch. 6 Sekunden hinter dem siegreichen Franzosen sprintete Primoz Roglic (Jumbo) im Roten Trikot am Alto Castro de Herville auf den 2. Platz – 2 Sekunden vor Adam Yates (Ineos) und Enric Mas (Movistar) und 6 vor Jack Haig (Bahrain).

Lopez steigt statt aufs Podest beleidigt vom Rad!

Es kam tatsächlich noch zu großen Verschiebungen in der Gesamtwertung. Haig und Gino Mäder (auch Bahrain) waren die Gewinner des Tages, weil sie dank exzellenter Teamleistung mit Haig den Podestplatz hinter Roglic und Mas eroberten und für Mäder das weiße Trikot des besten Jungprofis und Platz 5. Miguel Angel Lopez (Moivstar) hingegen wurde rund 60 Kilometer vorm Ziel am 3. von 5 bezeichneten Anstiegen bei einer taktischen Springerei unter den Klassementbesten abgehängt. Auch Egan Bernal (Ineos) hatte den Postabgang mit Roglic, Mas, Yates, Haig und dessen Teamkollegen Mäder verpasst. Schnell drifteten diese beide Fraktionen um 4 Minuten auseinander, weil Mäder hart für Haig arbeitete und dahinter Lopez auf verlorenem Posten kämpfte. Bald hatte der frustrierte Lopez – kaum zu glauben – keine Lust mehr und stieg sensationell vom Rad!!! Beleidigt schenkte er damit einen voraussichtlich immerhin noch 6. Platz in der Gesamtwertung her.

Tagessieger Champoussin stammte aus der frühen 19-köpfigen Fluchtgruppe und stürmte 1,7 Kilometer vorm Ziel an den sich belauernden neuen Top-4 der Gesamtwertung vorbei, was zuvor Mikel Bizkarra (Euskaltel) noch erfolglos probierte. Ein über 50 Kilometer langes Solo an der Spitze von Ryan Gibbons (UAE) war erst 3,5 Kilometer vorm Ziel beendet. Mäder verlor trotz der ganzen Tempoarbeit nur 26 Sekunden am 9,3 Kilometer langen, allerdings nicht allzu steilen Schlussanstieg. Bernal erreichte das Ziel dann mit fast 7 Minuten Rückstand!

 

Ergebnis
 1. Clément Champoussin (FRA)  - AG2R-Citroën             5:21:50
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:06
 3. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers           +0:08
 4. Enric Mas (ESP)            - Movistar                 gl.Zeit
 5. Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious         +0:12
 6. Chris Hamilton (AUS)       - DSM                        +0:16
 7. Mikel Bizkarra (ESP)       - Euskaltel-Euskadi          +0:23
 8. Ryan Gibbons (RSA)         - UAE-Emirates               +0:26
 9. Gino Mäder (SUI)           - Bahrain Victorious       gl.Zeit
10. Floris de Tier (BEL)       - Alpecin-Fenix              +0:50
11. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty          +1:05
12. Lilian Calmejane (FRA)     - AG2R-Citroën               +1:09
13. Sylvain Moniquet (BEL)     - Lotto-Soudal               +1:13
14. Stan Dewulf (BEL)          - AG2R-Citroën               +1:15
15. Nick Schultz (NZL)         - BikeExchange               +1:35
16. Daniel Navarro (ESP)       - Burgos-BH                  +2:25
17. Felix Großschartner (AUT)  - Bora-Hansgrohe             +6:55
18. David de la Cruz (ESP)     - UAE-Emirates              alle
19. Egan Bernal (COL)          - Ineos Grenadiers         gleiche
20. Steven Kruijswijk (NED)    - Jumbo-Visma               Zeit
...
22. Odd Christian Eiking (NOR) - Intermarché-Wanty          +7:31
27. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +7:40
28. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +7:40
39. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo             +8:15
- 142 Fahrer klassiert.
DNF Miguel Angel Lopez (COL)   - Movistar
DNS Oier Lazkano (ESP)         - Caja Rural-Seguros RGA
DNS Alexander Wlasow (RUS)     - Astana

 

Haig aufs Podest, Mäder ins weiße Trikot

Roglic steht vor seinem 3. Vuelta-Gesamtsieg hintereinander, dürfte er doch im abschließenden Einzelzeitfahren seine nun 2:38 Minuten Vorsprung vor Mas weiter ausbauen. Der wiederum hat 2:10 Minuten Guthaben auf Haig. Exakt eine Minute hinter Haig verbesserte sich Yates vom 6. auf den 4. Platz. Einen noch größeren Sprung von 8 auf 5 machte Mäder, der sich ohne Aussicht auf weitere Verbesserung oder Verschlechterung zwischen Yates und Bernal einreihte. Dadurch eroberte Mäder außerdem das weiße Trikot des besten Jungprofis, das zuvor fast die gesamte Rundfahrt über auf den Schultern von Bernal lag.

 

Gesamtwertung
 1. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma             83:11:27
 2. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +2:38
 3. Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious         +4:48
 4. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers           +5:48
 5. Gino Mäder (SUI)           - Bahrain Victorious         +8:14
 6. Egan Bernal (COL)          - Ineos Grenadiers          +11:38
 7. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma               +13:42
 8. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +16:11
 9. David de la Cruz (ESP)     - UAE-Emirates              +16:19
10. Felix Großschartner (AUT)  - Bora-Hansgrohe            +20:30
11. Odd Christian Eiking (NOR) - Intermarché-Wanty         +20:46
12. Steven Kruijswijk (NED)    - Jumbo-Visma               +24:50
13. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo            +26:18
14. Geoffrey Bouchard (FRA)    - Groupama-FDJ              +43:59
15. Rémy Rochas (FRA)          - AG2R-Citroën              +47:47
16. Clément Champoussin (FRA)  - AG2R-Citroën              +52:05
17. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious      +1:02:56
18. Sam Oomen (NED)            - Jumbo-Visma             +1:04:36
19. Oscar Cabedo (ESP)         - Burgos-BH               +1:06:46
20. Gianluca Brambilla (ITA)   - Trek-Segafredo          +1:16:18

 

Zur maximal 19 Fahrer umfassenden Spitzengruppe des Tages gehörten Calmejane, Champoussin, Dewulf (alle AG2R), de Tier (Alpecin), Padun (Bahrain), Navarro (Burgos), Herrada (Cofidis), Bizkarra (Euskaltel), Hirt (Intermarché), Moniquet (Lotto), Schultz (BikeExchange), Bardet, Hamilton, Storer (DSM), Gibbons und Trentin (beide UAE). Über die ersten Berge hinweg baute Michael Storer seine Führung in der Bergwertung vor seinem ebenfalls in der Flucht sitzenden Romain Bardet aus und sicherte sich damit den Sieg in dieser Sonderwertung.

Das Team von Bernal und Yates hatte maßgeblich einen zunächst großen Vorsprung der Ausreißer auf unter 5 Minuten mehr als halbiert. Dann hatten Bernal und Yates ihre letzten wenigen Helfer aufgeraucht und gingen selbst in die Attacke. Sie lösten damit ein Chaos unter den Klassementfahrern aus, durch das zwar Yates am Ende vom 6. auf den 4. Platz der Gesamtwertung stieg. Aber Bernal fiel vom 5. auf den 6. Platz und musste das weiße Trikot abgeben. Am größten geriet allerdings der Schaden für Lopez, dessen Teamkollege Mas im Gegensatz zu ihm bei der entscheidenden Attacke dabei war. Der souveräne Roglic war dies sowieso, dazu der angriffslustie Yates sowie Mäder und Haig, die fortan als Tandem die Verfolgergruppe um Lopez schon sehr bald in die Verzweiflung trieben.

36 Kilometer vorm Ziel rollten sie auch noch auf Mark Padun auf, der sich aus einer Verfolgergruppe des inzwischen enteilten Gibbons zurückfallen ließ, um Haig und vor allem Mäder zu entlasten. Am Fuße des Schlussanstieges wurde Gibbons gemeldet mit 1:35 vor einer Verfolgergruppe um Champoussin und Bizkarra sowie 1:45 vor der Gruppe ums Rote Trikot, der inzwischen einige weitere zurückgefallene Ausreißer angehörten. Die Gruppe um Bernal, de la Cruz und Großschartner lag da schon 6:30 Minuten hinter dem Spitzenreiter und demnach fast 5 hinter der Gruppe um Roglic, die im unteren Teil des Anstieges die Verfolgergruppe von Gibbons einholte.

Immer wieder Yates selektierte durch Attacken, denen Roglic und Mas stets sofort folgten und Haig meistens erst mit Verzögerung. Zur Einholung von Gibbons kam es erst 3,5 Kilometer vorm Ziel, weil das Quartett immer wieder herausnahm. Dadurch konnte zum einen Gibbons noch eine Weile dabei bleiben und sogar selbst noch Konterattacken fahren. Zum anderen erhielten erst Bizkarra und dann Champoussin die Chance, die 4 besten Klassementfahrer von hinten zu überrumpeln – was dann im Falle von Champoussin für seinen ersten Profisieg auch funktionierte!


Vorschau auf diese Etappe: Die 20. Etappe der Vuelta 2021 ist sicherlich nicht ihre schwerste Bergetappe. Aber mit ihren vielen Anstiegen einen Tag vor Schluss kann ja vielleicht doch noch etwas passieren in der Gesamtwertung, um die Ausgangsposition für das abschließende Einzelzeitfahren zurechtzurücken. Die Strecke schlängelt sich durch den Westen Galiciens – zunächst wellig, dann mit 5 bezeichneten Anstiegen innerhalb der letzten 100 Kilometer, zuletzt der 9,3 Kilometer lange, unrhythmische, im Schnitt 4,9 % steile Schlussanstieg zum Alto Castro de Herville.

Vuelta a España 2021
20. Etappe (202,2km)
von Sanxenxo 12:03
nach Mos Castro de Herville 17:30

3 -km91 15:04 Alto de Vilachán
2 -km76 15:28 Alto de Mabia
1 -km57 15:59 Alto de Mougás
S -km45 16:18 Baiona
2 / B -km26 16:49 Alto de Prado
2 -km0 17:30 Alto Castro de Herville

Etappensieg:
Clément Champoussin (FRA)

Rotes Trikot:
Primoz Roglic (SLO)

Grünes Trikot:
Fabio Jakobsen (NED)

Bergtrikot:
Michael Storer (AUS)

Jungprofi-Trikot:
Gino Mäder (SUI)

Teamwertung:
Bahrain Victorious

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