Vuelta a España 2020 - 12. Etappe

Übersicht - Etappenplan - Berge - Startliste - Endklassement - Vuelta-Siegerliste

11. Etappe ◄ So 1. November: 12. Etappe ► 13. Etappe

Triumph für Carthy, Carapaz zurück in Rot

Hugh Carthy (EF) triumphierte auf der 12. Etappe der Vuelta 2020 an der ultrasteilen Bergankunft am Alto de l'Angliru. Nach hartem Schlagabtausch unter den besten Klassementfahrern hatte der 26-jährige Brite am Ende 16 Sekunden Vorsprung vor Alexander Wlasow (Astana), Enric Mas (Movistar) und Richard Carapaz (Ineos), der die Gesamtführung wieder zurückeroberte. Denn der bisher mit Carapaz zeitgleiche Primoz Roglic (Jumbo) kam mit seinem Edelhelfer Sepp Kuss sowie Daniel Martin (Israel) 10 Sekunden später an.

In dem 12,4 Kilometer langen Schlussanstieg war die vorderste Gruppe nach einem Ausscheidungsfahren auf 8 Fahrer reduziert, als Mas 3,6 Kilometer vorm Ziel mit einer Attacke das Gefecht um den Tagessieg eröffnete. Martin geriet in Probleme, fing sich aber. Auch Roglic konnte das Hinterrad von Kuss nicht mehr halten, woraufhin dieser wartete. Carthy wuchtete sich 2-mal vor zu Mas. Das erste Mal fiel er wieder ab. Dann zog er etwa an der 2-Kilometer-Marke am Hinterrad von Carapaz vor zu Mas und stürmte 700 Meter späte davon, während sich von hinten Wlasow näherte.

Im Ziel sahen die Fahrer völlig erledigt aus. Hinter den doch recht engen Top-7 waren die Abstände dann erheblich größer. Wout Poels (Bahrain) und Michael Woods (EF), die erst kurz vor der Mas-Attacke zurückgefallen waren, erreichten mit 1:35 Minuten Rückstand das Ziel. Felix Großschartner (Bora) begrenzte den Rückstand auf dem 10. Platz auf 2:15 Minuten. Marc Soler (Movistar) bezahlte für die Anstrengungen des Vortages und verlor über 14 Minuten.

 

Ergebnis
 1. Hugh Carthy (GBR)          - EF                       3:08:40
 2. Alexander Wlasow (RUS)     - Astana                     +0:16
 3. Enric Mas (ESP)            - Movistar                 gl.Zeit
 4. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                    gl.Zeit
 5. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:26
 6. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma              gl.Zeit
 7. Daniel Martin (IRL)        - Israel                   gl.Zeit
 8. Wout Poels (NED)           - Bahrain-McLaren            +1:35
 9. Michael Woods (CAN)        - EF                       gl.Zeit
10. Felix Großschartner (AUT)  - Bora-Hansgrohe             +2:15
11. Mikel Nieve (ESP)          - Mitchelton-Scott         gl.Zeit
12. George Bennett (NZL)       - Jumbo-Visma                +2:54
13. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                 gl.Zeit
14. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                +3:31
15. David de la Cruz (ESP)     - UAE-Emirates               +3:41
16. Sergio Henao (COL)         - UAE-Emirates             gl.Zeit
17. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ             gl.Zeit
18. Robert Gesink (NED)        - Jumbo-Visma                +4:01
19. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +4:30
20. Ion Izagirre (ESP)         - Astana                   gl.Zeit
21. Mattia Cattaneo (ITA)      - Deceuninck - Quick Step    +6:12
...
34. Georg Zimmermann (GER)     - CCC                       +10:28
42. Marc Soler (ESP)           - Movistar                  +14:33
62. Esteban Chaves (COL)       - Mitchelton-Scott          +20:12
- 151 Fahrer klassiert.

 

Roglic 10 Sekunden von Carapaz getrennt

Vor dem 2. Ruhetag baute Carapaz also einen 10-Sekunden-Vorsprung gegen Roglic auf, der jedoch gegen den stärkeren Zeitfahrer im direkt anschließenden Einzelzeitfahren nie und nimmer reichen dürfte. Carthy verdrängte Martin vom 3. Platz. Die beiden schwachen Zeitfahren trennen 32 und 35 Sekunden vom roten Trikot. Hinter ihnen lauert noch Mas mit 1:50 Minunten Rückstand auf Carapaz.

Die Zäsur ab dem 6. Platz fiel nach der 12. Etappe noch prägnanter aus. Ihn belegte Poels mit 5:13 Minuten Rückstand knapp vor Großschartner, der den 7. Platz behielt. Von den Tagesbesten hatten Wlasow und Kuss schon in der ersten Woche viel Zeit liegen gelassen. Wlasow kletterte nun immerhin hoch auf den 9. Platz. Für Soler ging es abwärts vom 6. auf den 19. Platz.

 

Gesamtwertung
 1. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                   48:29:27
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:10
 3. Hugh Carthy (GBR)          - EF                         +0:32
 4. Daniel Martin (IRL)        - Israel                     +0:35
 5. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +1:50
 6. Wout Poels (NED)           - Bahrain-McLaren            +5:13
 7. Felix Großschartner (AUT)  - Bora-Hansgrohe             +5:30
 8. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +6:22
 9. Alexander Wlasow (RUS)     - Astana                     +6:41
10. Mikel Nieve (ESP)          - Mitchelton-Scott           +6:42
11. George Bennett (NZL)       - Jumbo-Visma                +7:40
12. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ               +8:27
13. David de la Cruz (ESP)     - UAE-Emirates               +8:34
14. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma               +10:49
15. Sergio Henao (COL)         - UAE-Emirates              +11:15
16. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +12:25
17. Gorka Izagirre (ESP)       - Astana                    +15:14
18. Mattia Cattaneo (ITA)      - Deceuninck-Quick Step     +15:35
19. Marc Soler (ESP)           - Movistar                  +17:01
20. Esteban Chaves (COL)       - Mitchelton-Scott          +25:36
21. Georg Zimmermann (GER)     - CCC                       +34:49

 

In der Anfangsphase der mit 5 immer schwerer werdenden Bergen gespickten 12. Etappe etablierte sich eine größere Spitzengruppe Cattaneo (Deceuninck), Rjabushenko (UAE), Sanchez (Astana), Schillinger (Bora), Wurf (Ineos), Stannard, Edmondson (beide Mitchelton), Roux (Groupama), Wisniowki (CCC), Peters (AG2R), Goossens, van der Sande (Lotto), Martin, Périchon (beide Cofidis), Erviti (Movistar), Garcia (Caja Rural) und Madrazo (Burgos). Aus dieser Gruppe fielen Philipsen (UAE), Gasparotto (NTT) und Osorio (Burgos) wieder zurück, wohingegen Formolo (UAE) und  Marczynski (Lotto) nach einer Aufholjagd dazustießen.

Guillaume Martin graste für sein Bergtrikot die Maximalpunkte an den ersten 4 Bergpreisen ab. 21,5 Kilometer vorm Ziel, am Alto del Cordal, waren mit ihm nur noch Mattia Cattaneo und Luis Leon Sanchez an der Spitze übrug. Der Vorsprung vorm bereits ordentlich ausgedünnten Hauptfeld ums Rote Trikot war da bereits unter eine Minuten gesunken. Die Flucht fand ihr Ende 10,5 Kilometer vorm Ziel.

Im Schlussberg bestimmten Roglics Helfer das Tempo, nachdem zuvor mal wieder Movistar mit der Nachführarbeit an einen Etappensieg geglaubt hatte – diesmal war das angesichts der dann gezeigten Leistung von Mas gar nicht mal vermessen. Als Mas schließlich attackierte, war nicht George Bennett der vorletzte Schrittmacher für Roglic, sondern Jonas Vingegaard, der dann von Kuss abgelöst wurde. Kurz zuvor waren Poels und Woods zurückgefallen.

Kuss sah unter den vorn verbliebenen Fahrer mit am stärksten aus, wartete aber immer wieder auf Roglic, der den Zeitverlust letztlich eisern auf ein erträgliches Maß begrenzen konnte. Daniel Martin war auch damit beschäftigt, nicht abgehängt zu werden, so dass hinter Mas außerdem noch Carthy, Wlasow und Carapaz für den Tagessieg in Frage kamen. Ausgerechnet der 1,93-Meter-Mann setzte sich dann gegen die Bergziegen durch und feierte seinen 6. und bisher größten Profisieg.


Vorschau auf diese Etappe: Nur 109,4 Kilometer ist die 12. Etappe der Vuelta 2020 lang, aber die haben es in sich! Der Angliru ist der ultrasteile Schlusspunkt eines Ritts auf insgesamt 5 bezeichnete Berge in Asturien. Mit abfallenden ersten 26 Kilometern und danach 2 kleineren Bergen geht es los. Nach einem wahrscheinlich rasanten Start wird hinten früh der Kampf um die Karenzzeit beginnen. Die Klassementfahrer werden sich eher bis zum Finale gedulden, auch wenn ihnen etwa zur Halbzeit schon am Alto de la Mozqueta ordentlich auf den Zahn gefühlt wird. Vor dem Angliru türmt sich dann wie inzwischen gewohnt der Alto del Cordal auf. Mit seinen 9,3 % Durchschnittssteigung taugt dieser 5,4-Kilometer-Anstieg bereits für eine erhebliche Vorselektion, wobei auch die Abfahrt nicht zu verachten ist. Die vom Veranstalter angegebene mittlere Steigung für den Angliru von 9,9 % wird dadurch verwässert, dass die ersten 5 Kilometer des 12,4-Kilometer-Anstiegs nur kurz zu Beginn auf 22,5 % hochschnellen, ansonsten «nur» – wenn auch unrhythmisch – um die 7 % pendeln. Die letzten 7 Kilometer sinken dann aber nicht mehr unter 10 %, sieht man von den abfallenden letzten 400 Metern ab. Steilstufen von bis zu 23,5 % werden rund 2 Kilometer vorm Ziel erreicht. Sollte der Wind nicht zu stark sein, lassen sich individuell riesige Zeitabstände am Angliru herausfahren.

Nach dem Bezwingen des Angliru begeben sich die Fahrer nach Galicien, zunächst für den 2. rennfreien Tag dieser Vuelta.

11. Etappe ◄ So 1. November: 12. Etappe ► 13. Etappe

Vuelta a España 2020
12. Etappe (109,4km)
von La Pola Llaviana 14:08
nach Alto de l'Angliru 17:15

3 -km81 14:58 Alto del Padrún
3 -km67 15:21 Alto de Santo Emiliano
1 -km50 15:51 Alto de la Mozqueta
S -km33 16:20 Figaredo
1 -km22 16:39 Alto del Cordal
E -km0 17:15 Alto de l'Angliru

Etappensieg:
Hugh Carthy (GBR)

Rotes Trikot:
Richard Carapaz (ECU)

Punktewertung:
Primoz Roglic (SLO)

Bergwertung:
Guillaume Martin (FRA)

Jungprofi-Wertung:
Enric Mas (ESP)

Teamwertung:
Movistar

Radsport-Seite.de, Homepage / Vuelta España / Vuelta a España 2020 / Vuelta a España 2020, 12. Etappe (Alto de l'Angliru)