Tour de France 2022 - 7. Etappe

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Kämna und Vingegaard verzweifeln an Pogacar

Tadej Pogacar (UAE) ließ auf der 7. Etappe der Tour de France 2022 den Ausreißer Lennard Kämna (Bora) sowie Jonas Vingegaard (Jumbo), den einzig eventuell verblieben Konkurrenten um den Gesamtsieg, am Tagessieg an der Super Planche des Belles Filles schnuppern. Doch nur einen Tag nach seinem Sieg im Hügelsprint legte Pogacar im Gelben Trikot gleich mal in den Vogesen nach. In einem dramatischen Schlusskilometer attackierte Vingegaard kurz vor Schluss aus der Gruppe der besten Klassementfahrer. Nur Pogacar ging hinterher. Auf der geschotterten Rampe zum Ziel überholten beide Kämna kurz hinter der 100-Meter-Marke. Pogacar schloss erst 25 Meter vorm Ziel die kleine Lücke zu Vingegaard und ging dann noch deutlich vorbei.

Kämna kam aus der 11-köpfigen Spitzengruppe des Tages. 6 Fahrer daraus enterten den etwas mehr als 7 Kilometer langen Schlussanstieg mit anderthalb Minuten Vorsprung vor dem Verfolgerfeld ums Gelbe Trikot. Simon Geschke (Cofidis) attackierte unten rein und führte das Rennen für über einen Kilometer an. Nicht Dylan Teuns (Bahrain), der hier 3 Jahre zuvor siegte, holte Geschke ein, sondern Kämna, der Geschke dann 4,9 Kilometer vorm Ziel stehen ließ. Pogacars verbliebene Helfer – zuletzt Majka – knabberten nur relativ wenige Sekunden von Kämnas Vorsprung weg. Als dann aber Majka vor der abschließenden Schotterrampe ausscherte, beschleunigte erst Pogacar und dann Vingegaard, so dass es für Kämna in dieser spannend-dramatischen Schlussphase knapp nicht reichte. Er belegte den 4. Platz 2 Sekunden hinter Primoz Roglic (Jumbo), der mit 12 Sekunden hinter Pogacar und Vingegaard der Beste des Rests war.

Dahinter wurde Geraint Thomas (Ineos) mit der gleichen Zeit wie Kämna gewertet. David Gaudu (Groupama) mit 19, Enric Mas (Movistar) und Romain Bardet (DSM) mit je 21 sowie Adam Yates (Ineos) mit 29 Sekunden begrenzten den Rückstand auf ein noch überschaubares Maß. Podiums-Kandidat Alexander Wlasow (Bora) hingegen ließ schon relativ früh abreißen und verlor auf dem 26. Platz 1:39 Minuten. Dem eigentlichen Kapitän von Kämna hing vielleicht noch sein später Sturz vom Vortag in den Knochen.

 

Ergebnis
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates             3:58:40
 2. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma              gl.Zeit
 3. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:12
 4. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             +0:14
 5. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers         gl.Zeit
 6. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ               +0:19
 7. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +0:21
 8. Romain Bardet (FRA)        - DSM                      gl.Zeit
 9. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers           +0:29
10. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +0:41
11. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers           +0:45
12. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education-Easypost     alle
13. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                  gleiche
14. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers          Zeit
15. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic               +0:51
16. Louis Meintjes (RSA)       - Intermarché-Wanty        gl.Zeit
17. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +1:12
18. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën               +1:15
19. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost      +1:23
20. Rafal Majka (POL)          - UAE-Emirates               +1:24
...
26. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +1:39
32. Mattia Cattaneo (ITA)      - Quick Step Alpha Vinyl     +2:36
38. Max Schachmann (GER)       - Bora-Hansgrohe             +3:34
40. Simon Geschke (GER)        - Cofidis                    +3:36
47. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech        +5:17
- 172 Fahrer klassiert.

 

Durch 4 Sekunden mehr Zeitbonus baute Pogacar die Gesamtführung auf 35 Sekunden gegenüber Vingegaard aus. Der bisherige Gesamtzweite Neilson Powless (EF) verlor an der Super Planche des Belles Filles 1:23 Minuten und fiel damit erwartungsgemäß etwas zurück. An ihm gingen in der Gesamtwertung außerdem Thomas, Yates, Gaudu, Bardet und Tom Pidcock (Ineos) vorbei. Mit Thomas, Yates, Pidcock und außerdem Daniel Martinez (Ineos) liegen 4 Fahrer eines Teams in den Top-Ten, der beste davon allerdings auf dem 3. Platz schon 70 Sekunden hinter dem 23-jährige Tour-Dominator aus Slowenien. Der an den ersten Tagen schon weit zurückgefallen Roglic verbesserte sich auf den 12. Platz, mit allerdings weiterhin satten 2:45 Minuten Rückstand.

 

Gesamtwertung
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates            24:43:14
 2. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                +0:35
 3. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers           +1:10
 4. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers           +1:18
 5. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ               +1:31
 6. Romain Bardet (FRA)        - DSM                        +1:32
 7. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers           +1:35
 8. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost      +1:37
 9. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +1:43
10. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers           +1:55
11. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic               +2:06
12. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +2:41
13. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +2:45
14. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën               +2:46
15. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +2:58
16. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education-Easypost      +3:09
17. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             +3:26
18. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +3:33
19. Mattia Cattaneo (ITA)      - Quick Step Alpha Vinyl     +3:58

 

Die Findung der Spitzengruppe des Tages dauerte auf der 7. Etappe 50 Kilometer. Somit erst 125 Kilometer vorm Ziel schlossen 10 Fahrer auf zu Simon Geschke, und zwar Laengen (UAE), Kämna, Schachmann (auch Bora), Asgreen (Quick Step), Erviti (Movistar), Teuns, Pedersen, Ciccone (beide Trek), Durbridge (Bikeexchange) und Barthe (B&B Hotels). Als Bestplatzierter in der Gesamtwertung hatte Maximilian Schachmann vor der 7. Etappe 2:03 Minuten Rückstand auf Pogacar. Er fuhr zeitweise virtuell im Gelben Trikot, allerdings niemals wirklich aussichtsreich auf Vollendung.

Denn Pogacars Team hielt den Rückstand zur Spitze auf konstant zwischen 2 und maximal knapp 4 Minuten. Hierzu ließ sich auch Laengen nach nur 30 Kilometer als Anhängsel in der Spitzengruppe ins Hauptfeld zurückfallen, so dass nur noch 10 Ausreißer vorausfuhren. Beim Zwischensprint rollte Mads Pedersen ungefährdet auf dem 1. Platz durch. Auf dem 11. Platz holte sich Wout van Aert (Jumbo) ein paar weitere Punkte für sein Grünes Trikot ab – vor seinem Teamkollegen Laporte, der somit Fabio Jakobsen (Quick Step) einen Punkt abknöpfte. Die Führung von van Aert in der Punktewertung vor Jakobsen ist ohnehin immens. Auf den 3. Platz rückte durch seine beiden Etappensiege bereits Pogacar vor.

 

Grünes Trikot
 1. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma               203 p.
 2. Fabio Jakobsen (NED)       - Quick Step Alpha Vinyl    140
 3. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates              108
 4. Jasper Philipsen (BEL)     - Alpecin-Fenix              89
 5. Christophe Laporte (FRA)   - Jumbo-Visma                87
 6. Magnus Cort (DEN)          - EF Education-Easypost      86
 7. Peter Sagan (SVK)          - Totalenergies              86
 8. Simon Clarke (AUS)         - Israel-Premier Tech        67
 9. Dylan Groenewegen (NED)    - Bikeexchange               60
10. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo             60

 

73 Kilometer vorm Ziel sprengten die Teamkollegen Kämna und Schachmann die Spitzengruppe mit einer gemeinsamen Attacke. Am Fuße des ersten Anstieges der 7. Etappe kam zunächst nur Luke Durbridge mit. Im Laufe des Anstiegs fanden noch Teuns und Geschke Anschluss. Oben attackierte Geschke für 2 Bergpunkte, die er sich vor Kämna holte. Erviti und Barthe fanden nach längerer Aufholjagd noch einmal Anschluss, wohingegen Pedersen, Ciccone und Asgreen bald vom Hauptfeld eingeholt wurden. Am nächsten Bergpreis fuhr Geschke zu 2 weiteren Punkten vor Teuns. Die 10 Punkte im Ziel gingen jedoch an Pogacar. Daher behielt Magnus Cort (EF) das Bergtrikot doch noch mit seinen 11 Punkten.

 

Bergwertung
 1. Magnus Cort (DEN)          - EF Education-Easypost      11 p.
 2. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               10
 3. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                 8
 4. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                 6
 5. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe              5
 6. Simon Geschke (GER)        - Cofidis                     4

 

In der Anfahrt zum Schlussanstieg schätzte Erviti seine Möglichkeiten realistisch ein und ließ sich mit Getränkeflaschen für seinen Kapitän Mas zurückfallen. Kämna beschleunigt noch vor dem offiziellen Beginn des Schlussanstiegs, wodurch Schachmann und Barthe abgestellt waren. Der Vorsprung vorm Hauptfeld wurde da mit 1:34 angezeigt. Es folgte die Attacke von Geschke. Kämna geduldete sich zunächst an Teuns' Hinterrad, wohingegen nun auch Durbridge abreißen ließ. 5,6 Kilometer vorm Ziel sprang Kämna vor zu Geschke und hängte diesen innerhalb der letzten 5 Kilometer ab. Geschke wurde vor der 3-Kilometer-Marke von der bereits dezimierten Gruppe der Klassementfahrer eingeholt. Wlasow war hier bereits zurückgefallen.

Im Schlussanstieg hatte das Team von Pogacar längst wieder das Zepter übernommen, nachdem kurz vor dem Schlussanstieg für ein paar Kilometer die Helfer von Thomas und Yates die Tempoarbeit im Hauptfeld machten. Als schließlich Majka ausscherte, gab er mit Handzeichen seinem Kapitän Pogacar quasi das Startzeichen. Dieser beschleunigte auch, war jedoch anscheinend nicht willens, die letzten 800 Meter von vorne voll durchzuziehen. Stattdessen folgte die beeindruckende Attacke von Vingegaard, die selbst Pogacar nicht prompt beantworten konnte, sondern erst unmittelbar vor der Ziellinie. Beide schnellten mit großem Geschwindigkeitsüberschuss an Kämna vorbei. Für Pogacar war es nicht nur der zweite Tour-Etappensieg in Folge, sondern auch ein weiterer Sieg an der Planche des Belles Filles, wo er 2 Jahre zuvor die Gesamtwertung am Vorschlusstag sensationell gegen Roglic im Einzelzeitfahren zu seinen Gunsten drehte.


Vorschau auf diese Etappe: Die inzwischen beinahe jährlich im Etappenplan der Tour de France vertretene Planche des Belles Filles ist 2022 mal wieder deren erste Bergankunft – und damit Standortbestimmung der Bergform unter der Kandidaten um den Gesamtsieg. Der Anstieg in den Vogesen wird in diesem Jahr erneut als Super Planche des Belles Filles gefahren, das heißt bis auf 1.140 Meter mit bis zu 24 % Steigung kurz vor Schluss. Im Schnitt steigen die letzten 7 Kilometer der 7. Etappe um 8,7 %. Um den Tagessieg sollte man wahrscheinlich schon vor der letzten Kurve vorne liegen, weil diese im Steilstück innerhalb der letzten 100 Meter liegt.

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Tour de France 2022
7. Etappe (176,3km)
von Tomblaine 13:15
nach La Super Planche des Belles Filles 17:29

S -km76 15:36 Gérardmer
3 -km69 15:48 Col de Grosse Pierre
3 -km41 16:26 Col des Croix
1 -km0 17:29 La Super Planche des Belles Filles

Etappensieg:
Tadej Pogacar (SLO)

Gelbes Trikot:
Tadej Pogacar (SLO)

Grünes Trikot:
Wout van Aert (BEL)

Bergtrikot:
Magnus Cort (DEN)

Jungprofi-Wertung:
Tadej Pogacar (SLO)
- wird getragen von Pidcock

Teamwertung:
Ineos Grenadiers

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