Tour de France 2022 - 5. Etappe

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Clarke zum Pflastersieg, Pogacar phänomenal

Simon Clarke (Israel) gewann eine staubig-aufregende 5. Etappe der Tour de France 2022, die 11 Kopfsteinpflaster-Abschnitte à la Paris-Roubaix beinhaltete. Der 25-jährige Australier schob sich mit dem Tigersprung kurz vor der Ziellinie in Arenberg knapp an Taco van der Hoorn (Intermarché) vorbei. Die beiden kamen aus der 6-köpfigen frühen Spitzengruppe des Tages, von denen ein Quartett sich einen spannenend Vierkampf um den Tagessieg lieferte. Dahinter kam es zu dem erwarteten Chaos unter den Klassementfahrern, von denen Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE) in beeindruckender Manier Zeit auf alle anderen herausfuhr.

Vingegaard und van Aert mit blauem Auge, Roglic verliert

Verlierer des Tages war jedoch aufgrund von Sturzpech Primoz Roglic (Jumbo), der andere große Slowene. Dessen Team steuerte aufgrund von Pleiten, Pech und Pannen auf einen schwarzen Tag zu, der angesichts des Rennverlaufs noch glimpflich ausging. Der früh gestürzte Wout van Aert rettete knapp sein Gelbes Trikot vor Neilson Powless (EF) und Edvald Boasson Hagen (Totalenergies), die auch um den Tagessieg gegen Clarke und van der Hoorn den Kürzeren zogen. Darüber hinaus pilotierte van Aert fast im Alleingang Roglics Co-Kapitän Jonas Vingegaard zurück in die Gruppe der meisten Klassementfahrer. Nur auf Pogacar fehlten am Ende noch 13 Sekunden, nachdem Vingegaard durch einen Defekt zwischenzeitlich mehr als eine Minute hinter Pogacar unterweges war.

Nach einer Attacke auf dem drittletzten Pflaster-Sektor absolvierte Pogacar die letzten 19 Kilometer in Begleitung von Jasper Stuyven (Trek), der den Tagessieg im Visier hatte. Obwohl beide harmonisch zusammenspannten, bekamen sie die frühen Ausreißer nicht mehr einhgeholt. Im Ziel fehlten 51 Sekunden. Dazwischen belegte Magnus Cort (EF) den 5. Platz. Er initiierte zum 4. Mal in Folge die frühe Fluchtgruppe, musste dafür aber im letzter Pflaster-Sektor bezahlen. Zuvor war schon Alexis Gougeard (B&B) entkräftet aus der Spitzengruppe zurückgefallen. Roglic kam fast 3 Minuten hinter Clarke ins Ziel und verlor damit über 2 Minuten auf Pogacar.

 

Ergebnis
 1. Simon Clarke (AUS)         - Israel-Premier Tech      3:13:35
 2. Taco van der Hoorn (NED)   - Intermarché-Wanty        gl.Zeit
 3. Edvald Boasson Hagen (NOR) - Totalenergies              +0:02
 4. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost      +0:04
 5. Magnus Cort (DEN)          - EF Education-Easypost      +0:30
 6. Jasper Stuyven (BEL)       - Trek-Segafredo             +0:51
 7. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates             gl.Zeit
 8. Jasper Philipsen (BEL)     - Alpecin-Deceuninck         +1:04
 9. Fabio Jakobsen (NED)       - Quick Step Alpha Vinyl
10. Luca Mozzato (ITA)         - B&B Hotels-KTM
11. Alberto Dainese (ITA)      - DSM
12. Max Walscheid (GER)        - Cofidis
13. Max Schachmann (GER)       - Bora-Hansgrohe
14. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic
15. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe
16. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma
17. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma
18. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe
19. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech
20. Hugo Hofstetter (FRA)      - Arkéa-Samsic
21. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers          alle
22. John Degenkolb (GER)       - DSM
...
27. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers
29. Romain Bardet (FRA)        - DSM
31. Enric Mas (ESP)            - Movistar                 gleiche
32. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers
33. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ
34. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education-Nippo
48. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ
52. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   Zeit
61. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +2:59
81. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Deceuninck         +3:48
83. Louis Meintjes (RSA)       - Intermarché-Wanty          +4:12
84. Chris Froome (GBR)         - Israel-Premier Tech        +4:12
85. Ben O'Connor (AUS)         - AG2R-Citroën               +4:12
98. Michael Woods (CAN)        - Israel-Premier Tech        +4:12
- 174 Fahrer klassiert.
DNF Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious
DNF Michael Gogl (AUT)         - Alpecin-Deceuninck

 

Van Aert behielt das Gelbe Trikot mit 13 Sekunden vor Powless, der fast die gesamte 5. Etappe über virtuell in Gelb unterwegs war. Nur eine Sekunde hinter Powless rückte Hagen auf den 3. Platz auf. Pogacar verkürzte den Abstand zum Gelben Trikot auf 19 Sekunden.

 

Gesamtwertung
 1. Wout van Aert (BEL)        - Jumbo-Visma             16:17:22
 2. Neilson Powless (USA)      - EF Education-Easypost      +0:13
 3. Edvald Boasson Hagen (NOR) - Totalenergies              +0:14
 4. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               +0:19
 5. Yves Lampaert (BEL)        - Quick Step Alpha Vinyl     +0:25
 6. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo             +0:36
 7. Jonas Vingegaard (DEN)     - Jumbo-Visma                +0:40
 8. Adam Yates (GBR)           - Ineos Grenadiers           +0:48
 9. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers           +0:49
10. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers           +0:50
14. Mattia Cattaneo (ITA)      - Quick Step Alpha Vinyl     +0:55
15. Alexander Wlasow (RUS)     - Bora-Hansgrohe             +0:56
13. Jasper Stuyven (BEL)       - Trek-Segafredo             +1:01
14. Max Schachmann (GER)       - Bora-Hansgrohe             +1:02
15. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +1:04
...
17. Daniel Martinez (COL)      - Ineos Grenadiers           +1:09
18. Romain Bardet (FRA)        - DSM                        +1:10
19. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic               +1:14
20. David Gaudu (FRA)          - Groupama-FDJ               +1:15
21. Jakob Fuglsang (DEN)       - Israel-Premier Tech        +1:20
22. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +1:21
37. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +1:59
39. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +2:07
40. Rigoberto Uran (COL)       - EF Education-Easypost      +2:18
42. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +2:25
44. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +2:36

 

Die Bilder von den Fahrern sahen auf den Kopfsteinpflaster-Abschnitten beinahe wie im Wüstensturm aus, so viel Staub wurde aufgewirbelt. 2 Fahrer erreichten nicht das Ziel: Michael Gogl (Alpecin) und der Vuelta-Vorjahresdritte Jack Haig (Bahrain). Es waren die ersten beiden Ausfälle während der Tour de France 2022.

Nach der langen Neutralisierungsphase rissen Cort, van der Hoorn und Hagen bei Senken der Startflagge aus – Cort im Bergtrikot, obwohl es an diesem Tag gar keine Punkte dafür gab. Kurz darauf kamen Powless, Clarke und Gougeard dazu. Obwohl die Ausreißer maximal 4 Minuten Vorsprung zugestanden bekamen, reichte es am Ende für einen Fahrer aus dem Sextett zum Sieg.

Knapp 100 Kilometer vorm Ziel nahm das teaminterne Unheil bei van Aert seinen Anfang, als er gemeinsam mit Kruijswijk zu Boden ging. Dabei war der erste Pflasterabschnitt noch über 20 Kilometer entfernt. 10 Kilometer nach dem Malheur kehrte van Aert ins Hauptfeld zurück, augenscheinlich körperlich etwas angeschlagen. Das Spitzensextett ging dadurch mit 4 Minuten Vorsprung in den erstne Pflaster-Sektor, als noch 77 Kilometer zu fahren waren. Aus dem Hauptfeld heraus wagten Jack Bauer (Bikeexchange) und Mads Pedersen (Trek) einen frühen Vorstoß, der jedoch nichts einbrachte. Nach ein paar Kilometern nahmen beide die Beine wieder hoch.

Danach überschlugen sich die Ereignisse, und zahlreiche abgehängte Fahrer kämpften verzweifelt um Anschluss. Zwischen den ersten Pflaster-Sektoren erwischte es Ben O'Connor (AG2R). Der Vorjahres-Gesamtvierte kam nie wieder ins Hauptfeld zurück und verlor von allen Aspiranten aufs Tour-Podium die meiste Zeit mit mehr als 3 Minuten auf Pogacar gerechnet. Der am Vortag noch gigantische van Aert war durch den Sturz zurechtgestutzt. Dessen Dauergegner und Tages-Mitfavorit Mathieu van der Poel (Alpecin) ließ schon erstaunlich früh abreißen. Er ist anscheinend nicht in gewohnter Höchstform bei der Tour de France, nachdem er spät in die Saison gestartet war und trotzdem relativ erfolgreich das Frühjahr und den Giro d'Italia absolvierte.

Innerhalb der letzten 40 Kilometer lag das Hauptfeld 2 Minuten hinter dem Spitzensextett. 2 weitere Minuten fehlten da schon O'Connor. Da ereilte Vingegaard ein Defekt, und spätestens hier war die Teamtaktik über den Haufen geworfen und nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Van Aert ließ sich mit weiteren Teamkollegen für Vingegaard zurückfallen. Laporte verblieb vorn bei Roglic, der jedoch seinerseits 30 Kilometer vorm Ziel zu Sturz kam. Ausgangs eines Kreisverkehrs war ein Strohbüschel in die Straße verrückt, so dass aus der Sicherheitsvorkehrung stattdessen ein Risiko wurde. Ewan (Lotto) purzelte darüber, und dahinter ging unter anderem auch Roglic zu Boden. Er fiel noch hinter die Gruppe um van Aert und Vingegaard zurück, wobei es dann auch bis zum Ende blieb.

28 Kilometer vorm Ziel fiel Gougeard aus der Spitzengruppe zurück. Pogacar ließ immer wieder seine Klasse aufblitzen, indem er sich – isoliert von Teamkollegen – auf dem Pflaster immer wieder an erster Position im ersten Verfolgerfeld zeigte. Letztlich konnte sich Pogacar nicht durch eine eigene Verschärfung absetzen, sondern durch eine Pflaster-Attacke von Stuyven, der er als einziger folgen konnte. Dahinter riss die Lücke bei Schachmann (Bora), der in Diensten des bis dahin schadlosen Wlasow unterwegs war. Zu den Gewinnern gehörten zu diesem Zeitpunkt außer Pogacar und Wlasow auch Gaudu (Groupama) und Quintana (Arkéa), die von den Klassementfahrern noch im ersten Feld verblieben waren.

Nach der Attacke von Pogacar und Stuyven war jedoch einerseits etwas die Luft raus. Andererseits nahte von hinten van Aert mit seinen Teamkollegen plus Helfern von Thomas und Yates (beide Ineos), die ebenfalls ins Hintertreffen geraten waren. 7,5 Kilometer vorm Ziel erfolgte der Zusammenschluss zwischen beiden Gruppen, so dass sich der Schaden gegenüber Pogacar dann doch in sehr überschaubaren Grenzen hielt. Anstatt zwischenzeitlich über einer Minute waren es nur noch 13 Sekunden – zumindest für van Aert, Vingegaard, Thomas und Yates. Roglic hingegen musste die geteilte Kapitänsrolle nun schon früher als erwartet bzw. befürchtet Vingegaard allein überlassen.

Simon Clarke indes feierte erst seinen 7. Profisieg. Seine beiden bisher größten Erfolge waren 2 Etappensiege bei der Spanien-Rundfahrt. Dabei galt auf den letztem 1,5 Kilometern: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Denn Powless startete aus dem Hinterhalt eine Attacke, die bereits verdächtig nach Sieg und Gelbem Trikot aussah. Doch Hagen holte mit einem Kraftakt und irrsinnig langen Sprint Powless zurück, brachte dadurch allerdings auch van der Hoorn und Clarke zurück ins Geschäft. Die Entscheidung der 5. Etappe finalisierte im zähen Sprintduell zwischen van der Hoorn und Clarke. Beide zeigten vollen Körpereinsatz, wobei Clarke aus dem Windschatten kommend im letzten Moment um ein paar Zentimeter vorne lag.


Vorschau auf diese Etappe: Kopfsteinpflaster – vor der 5. Etappe der Tour de France 2022 schlottern den Klassementfahrern schon die Knie – aber die Klassikerjäger des Nordens und auch viele Zuschauer werden sie lieben! Insgesamt 19,4 Kilometer geht es während der 5. Etappe über die beinharten Rüttelpisten, bekannt aus dem Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix. Die Kopfsteinpflaster-Kilometer verteilen sich auf 11 Sektoren, der erste 74 Kilometer vor dem Ziel, der letzte nur 7. Das Ziel liegt nahe dem Wald von Arenberg, dessen berühmter Kopfsteinpflaster-Sektor allerdings nicht zu dieser Tour-de-France-Etappe gehört. Das letzte Mal auf das Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix ging es im Rahmen der Tour de France auf der 9. Etappe vor 4 Jahren. Falls es 2022 zu einem Sprint kommt: Die letzte scharfe Linkskurve liegt schon 850 Meter vorm Ziel.

Pavé-Sektoren der 5. EtappeLänge (km)-kmZeit 
11.Villers-au-Tertre - Fressain1,47415:47 
10.Eswars - Paillencourt1,65716:10 
9.Wasnes-au-Bac - Marcq-en-Ostrevent1,45116:18 
8.Emerchicourt - Monchecourt1,64716:23 
7.Monchecourt - Emerchicourt1,34316:28 
6.Abscon1,53816:35 
5.Erre - Wandignies-Hammage2,83116:44 
4.Warlaing - Brillon2,42416:53 
3.Tilloy-lez-Marchiennes - Sars-et-Rosières2,42116:58 
2.Bousignies - Millonfosse1,41417:07 
1.Hasnon - Wallers1,6717:16 

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Tour de France 2022
5. Etappe (153,7km)
von Lille 14:00
nach Arenberg 17:25

S -km117 14:50 Mérignies

Etappensieg:
Simon Clarke (AUS)

Gelbes Trikot:
Wout van Aert (BEL)

Grünes Trikot:
Wout van Aert (BEL)
- wird getragen von Jakobsen

Bergtrikot:
Magnus Cort (DEN)

Jungprofi-Wertung:
Tadej Pogacar (SLO)

Teamwertung:
Ineos Grenadiers

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