Tour de France 2021 - 1. Etappe
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Sa 26. Juni: 1. Etappe ► 2. Etappe
Alaphilippe gleich vom Regenbogen zu Gelb
Julian Alaphilippe (Deceuninck) triumphierte auf der 1. Etappe der Tour de France 2021. Beim steigenden Finale von Landerneau stürmte der 29-jährige Franzose in der Steilstufe 2,3 Kilometer vorm Ziel eindrucksvoll davon und hielt 8 Sekunden Vorsprung auf eine erlesene Verfolgergruppe mit den besten Klassementfahrern und Klassikerjägern bis ins Ziel. Auf den 2. Platz sprintete Michael Matthews (BikeExchange) vor Primoz Roglic (Jumbo) nach der Einholung von Pierre Latour (Total), der sich vergeblich auf die Verfolgung von Alaphilippe gemacht hatte. Alaphilippe tauschte das Regenbogentrikot des Weltmeister gegen das Gelbe Trikot des Gesamtführenden ein.
2 eklatante Massenstürze
Die 1. Etappe wurde überschattet von 2 eklatanten Massenstürzen – der erste ausgelöst durch eine Zuschauerin rund 46 Kilometer vorm Ziel, der andere durch einen klassischen Aufhänger innerhalb der letzten 8 Kilometer. Zeitverluste mehrerer Fahrer aus dem erweiterten Favoritenkreis für die Gesamtwertung waren die Folge, zuzüglich zu den zahlreichen Sturzverletzungen. Von den mehr oder weniger ernsthaften Top-5-Kandidaten verloren Miguel Angel Lopez (Movistar), Richie Porte (Ineos), Guillaume Martin (Cofidis), Emanuel Buchmann (Bora) und Michael Woods (Israel) rund 2 Minuten oder noch deutlich mehr. Die Liste der Sturzopfer war freilich noch viel länger.
So ging es mit einem reduzierten Hauptfeld in die 3 Kilometer lange, nach oben abflachende Schlusssteigung. Alaphilippes Teamkollegen beschleunigten unter hinein. Als der steile Einstieg fast genommen war knallte Alaphilippe explosiv davon. Keine Antwort hatten van der Poel (Alpecin) und van Aert (Jumbo), neben Alaphilippe die Favoriten auf den Tagessieg. Den Tag über hatten die Teams von Alaphilippe und Mathieu van der Poel die Ausreißer des Tages kontrolliert.
Matthews und Roglic sprinten auf 2 und 3
Stattdessen setzte Latour nach, und dahinter die beiden Dominatoren des Vorjahres, Primoz Roglic und Gesamtsieger Tadej Pogacar (UAE). Die beiden arbeiteten aber nicht zusammen und wurden eher wieder eingefangen als Latour. Van der Poel versuchte es zwar 1,7 Kilometer vorm Ziel, ließ es dann aber bleiben. Nun stellte sich van Aert in den Dienst von Roglic, der im Sprint schließlich knapp hinter Matthews auf den 3. Platz zu 4 Bonussekunden fuhr. Matthews hielt sich als einziger Kandidat aufs Grüne Trikot schadlos, wohingegen beispielsweise Peter Sagan (Bora) schon im untersten Bereich des kurzen Schlussanstiegs herausnahm.
Ergebnis 1. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 4:39:05 2. Michael Matthews (AUS) - BikeExchange +0:08 3. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma 4. Jack Haig (AUS) - Bahrain Victorious 5. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe 6. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 7. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ 8. Sergio Higuita (COL) - EF Education-Nippo 9. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 10. Geraint Thomas (GBR) - Ineos Grenadiers 11. Esteban Chaves (COL) - BikeExchange 12. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious 13. Jonas Vingegaard (DEN) - Jumbo-Visma 14. Alexej Luzenko (KAZ) - Astana-Premier Tech 15. Enric Mas (ESP) - Movistar alle 16. Rigoberto Uran (COL) - EF Education-Nippo 17. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic 18. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo gleiche 19. Kasper Asgreen (DEN) - Deceuninck-Quick Step 20. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix 21. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana-Premier Tech Zeit 22. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers +0:13 23. Alex Aranburu (ESP) - Astana-Premier Tech alle 24. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma gleiche 25. Pierre Latour (FRA) - TotalEnergies Zeit ... 40. Ben O'Connor (AUS) - AG2R-Citroën +1:49 41. Miguel Angel Lopez (KAZ) - Movistar +1:49 42. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +1:49 44. Steven Kruijswijk (NED) - Jumbo-Visma +1:49 46. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +1:49 65. Richie Porte (AUS) - Ineos Grenadiers +2:16 73. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe +3:17 75. Simon Yates (GBR) - BikeExchange +3:17 93. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +5:33 - 181 Fahrer klassiert. DNF Jasha Sütterlin (GER) - DSM DNF Ignatas Konovalovas (LTU) - Groupama-FDJ DNF Cyril Lemoine (FRA) - B&B Hotels-KTM
Alaphilippe verdiente sich wenige Tage nach der Geburt seines ersten Sohnes den obligatorischen Stofflöwen, den es zuzüglich zum Gelben Trikot für den Gesamtführenden gibt. Dank der Zeitgutschriften für die Top-3 setzte er sich mit 12 Sekunden Vorsprung an die Spitze der Gesamtwertung vor Matthews, 14 vor Roglic und 18 vor den nächsten 18 Fahrern, denen der Tagesvierte Jack Haig (Bahrain) voransteht.
Teamintern erreichten einige Co-Kapitäne schon nennenswerte Vorteile. Aus der Viererspitze Thomas, Carapaz, Porte und Hart (alle Ineos) kam nur Thomas zeitgleich mit der Roglic-Gruppe durch, Carapaz 5 Sekunden dahinter, Porte über 2 und Hart über 5 Minuten. Lopez verlor im Gegensatz zu Mas (beide Movistar) 1:49 Minuten. Mit eben diesem Rückstand verloren Buchmann (Bora) und Kruijswijk (Jumbo) die taktische Option gegenüber ihren sowieso klaren Kapitänen Kelderman und Roglic, dessen vermeintlich bester Berghelfer Kuss sogar über 16 Minuten nach Alaphilippe ins Ziel kam.
Gesamtwertung 1. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 4:38:55 2. Michael Matthews (AUS) - BikeExchange +0:12 3. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +0:14 4. Jack Haig (AUS) - Bahrain Victorious +0:18 5. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe +0:18 6. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +0:18 7. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ +0:18 8. Sergio Higuita (COL) - EF Education-Nippo +0:18 9. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +0:18 10. Geraint Thomas (GBR) - Ineos Grenadiers +0:18 ... 15. Enric Mas (ESP) - Movistar +0:18 16. Rigoberto Uran (COL) - EF Education-Nippo +0:18 22. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers +0:23 65. Richie Porte (AUS) - Ineos Grenadiers +2:26
In der Anfangsphase der 1. Etappe gewann zunächst Campenaerts (Qhubeka) den ersten Bergpunkt nach kurzem Solo knapp vorm heranjagenden Zimmermann (Intermarché). Dann setzten sich aber nach rund 17 Kilometern, also 180 vorm Ziel, 5 Ausreißer ab: Schelling (Bora), Perez (Cofidis), Rodriguez (TotalEnergies) van Poppel (Intermarché) und Bonnamour (B&B Hotels), wenig später ergänzt durch Connor Swift (Arkéa). Das Hauptfeld hatte sich bereits mit dieser Situation zufrieden gegeben.
Schelling mit Solo ins Bergtrikot
Beim nächsten Bergpreis sprintete van Poppel zum Punkt. Danach gab es den ersten Kategorie-3-Berg für 2 und einen Punkt. Schelling attackierte früh hinein, doch Perez und van Poppel holte ihn. Während Perez für die 2 Punkte davonzog, stellte es van Poppel, wohl mit technischen Schwierigkeiten, auf. Rund 85 Kilometer vorm Ziel attackierte Schelling frühzeitig vorm nächsten Bergpreis und begann damit ein Solo, das über 60 Kilometer dauern sollte. Unterwegs gewann er 2 Bergpreise der 4. Kategorie und eroberte damit das erste Bergtrikot.
Auch der Zwischensprint ging an Ide Schelling. Seine 5 ehemaligen Begleiter waren inzwischen eingeholt, so dass es aus dem Hauptfeld 2 Minuten hinter ihm um die nächsten Punkte ging. Entgegen der Ansagen sprintete Ewan (Lotto) auf die 2 vor Sagan, Matthews, Cocquard (B&B Hotels), Démare (Groupama), Bouhanni (Arkéa), Colbrelli (Bahrain), Ewans Anfahrer de Buyst und Cavendish (Deceuninck).#
3 gestürzte Fahrer mussten sofort aufgeben
46 Kilometer hielt eine völlig hirnverbrannte Zuschauerin im gelben Regenmantel grinsend ein Pappschild («Allez Opi Omi») in die Strecke hinein. Tony Martin (Jumbo) bretterte im breit aufgefächerten Hauptfeld am Straßenrand hinein, was einen Massensturz und -stau auslöste. Nur etwa 20 Fahrer kamen ungehindert durch. Sie warteten auf die Gestürzten und Aufgehaltenen. Sütterlin (Movistar) musste noch an Ort und Stelle als erster Fahrer die Tour 2021 mit einer Handverletzung aufgeben. Zu den zahlreichen Gestürzten gehörten auch Alaphilippe und Roglic, wovon später beim Zieleinlauf Wunden am Knie zeugten.
Innerhalb der letzten 8 Kilometer kam es dann zum noch fataleren Massensturz, der neben Verletzungen unweigerlich mit Zeitverlusten auch bedeutender Fahrer einherging. Auslöser war ein Fahrer von B&B Hotels, der sich im Vorderfeld am Vorderrad seines Vordermanns aufgehangen hatte. Lemoine (B&B Hotels) und Konovalovas (Groupama) konnten das Rennen nicht fortsetzen. Unter den vielen Sturzopfern besonders prominent fotografiert wurde der 4-malige Toursieger Chris Froom (Israel), obwohl er völlig außer Form in dieser Tour de France sportlich keine Rolle spielt. Ins Ziel schleppte sich als letzter Fahrer vor dem Besenwagen Soler (Movistar) mit 24 Minuten Rückstand. Vorletzter war der ebenfalls übel gestürzte Hirschi mit über 18 Minuten.
Vorschau auf diese Etappe: Die Tour de France 2021 wird in der Bretagne mit einer 1. Etappe en ligne eröffnet. Verwinkelt und teils windanfällig ist die Streckenführung zwischen Brest und Landerneau. Die Ziellininie wird nach einem 3 Kilometer langen Schlussanstieg erreicht, der im Schnitt 5,7 % steil ist. Nach steilem Einstieg mit bis zu 14 % wird es nach oben hin zur Côte de la Fosse aux Loups immer flacher. Diese Zutaten könnten einen aufregenden ersten Renntag auslösen – um den ersten Tagessieg und das erste Gelbe Trikot der diesjährigen Tour. Hierum messen sich die Klassikerspezialisten und wohl auch schon die besten Klassementfahrer. Auf den letzten 2 Kilometern gibt es keinen Richtungswechsel mehr. Und Achtung: Weil die letzten 3 Kilometer bergauf führen, gibt es laut Reglement keine 3-Kilometer-Regel bei Stürzen und Defekten, trotzdem aber satte 50 Punkte für den Etappensieger in der Punktewertung ums Grüne Trikot.
Randnotiz: Weniger als eine Stunde nach der Zielankunft der 1. Tour-Etappe wird das erste Achtelfinale der Fußball-EM angepfiffen (Wales gegen Dänemark). Österreich spielt erst um 21 Uhr (gegen Italien).
Sa 26. Juni: 1. Etappe ► 2. Etappe