Tour de France 2020 - 9. Etappe

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Pogacar: Sieg, Roglic: Gelb, Hirschi: Drama

Tadej Pogacar (UAE) gewann in Laruns die 9. Etappe der Tour de France 2020 im 5er-Sprint. Der 21-jährige Slowene schnappte gemeinsam mit Primoz Roglic (Jumbo), Egan Bernal (Ineos) und Mikel Landa (Bahrain) erst 1,7 Kilometer vorm Ziel Marc Hirschi (Sunweb), der ein fast 100 Kilometer langes Solo durch die Pyrenäen hingelegt hatte. Hirschi eröffnete den Zielsprint dann aus hinterer Position. Roglic und Pogacar reagierten sofort, wobei Pogacar auf der rechten Seite um fast eine Radlänge an Hirschi vorbeiging. Für den 2. Platz schob auch Roglic sein Rad noch am 22-jährigen Schweizer vorbei. Roglic eroberte – nicht nur wegen errungener Bonussekunden – das Gelbe Trikot vom abgehängten Adam Yates (Mitchelton).

Über den letzten Pass 18 Kilometer vorm Ziel, den Col de Marie-Blanque, sprinteten Roglic, Pogacar, Bernal und Landa 14 Sekunden hinter Hirschi und nur wenige Sekunden vor Bardet (AG2R), Porte, Mollema (beide Trek), Quintana (Arkéa), Uran (EF) und Martin (Cofidis). Auf der Abfahrt baute Hirschi den Vorsprung leicht aus, doch auf dem abschließenden Flachstück schluckte ihn das harmonierende Verfolgerquartett. Das Sextett dahinter kam letztlich mit 11 Sekunden Rückstand ins Ziel.

Yates verlor in der nächsten 7-köpfigen Gruppe 54 Sekunden. Aus den hinteren Top-Ten der Gesamtwertung saßen in dieser Gruppe ebenfalls Lopez (Astana) und Mas (Movistar). Sogar über 4 Minuten büßte Emanuel Buchmann (Bora) ein, der damit die Gesamtwertung endgültig abschreiben kann. Hirschi lag schon vor der 9. Etappe über eine Stunde zurück. Nach seinem 2. Platz auf der 2. Etappe verpasste Hirschi ein weiteres Mal nach fulminanter Leistung einen Tagessieg bei der Tour de France 2020.

 

Ergebnis
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates             3:55:17
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma
 3. Marc Hirschi (SUI)         - Sunweb                    alle
 4. Egan Bernal (COL)          - Ineos                    gleiche
 5. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain-Merida            Zeit
 6. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +0:11
 7. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis
 8. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale
 9. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo            alle
10. Rigoberto Uran (COL)       - EF                       gleiche
11. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic              Zeit
12. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain-Merida             +0:54
13. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar
14. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                     alle
15. Adam Yates (GBR)           - Mitchelton-Scott
16. Miguel Angel Lopez (COL)   - Astana                   gleiche
17. Tom Dumoulin (NED)         - Jumbo-Visma
18. Enric Mas (ESP)            - Movistar                  Zeit
19. Ion Izagirre (ESP)         - Astana Pro Team            +1:14
20. Sergio Higuita (COL)       - EF                         +3:12
...
23. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +4:12
32. Esteban Chaves (COL)       - Mitchelton-Scott           +9:28
- 166 Fahrer klassiert.
DNF Fabio Aru (ITA)            - UAE-Emirates
DNF Steff Cras (BEL)           - Lotto-Soudal

 

Roglic mit 21 Sekunden vor Bernal in Ruhetag

Roglic übernahm vor dem ersten Ruhetag die Gesamtführung 21 Sekunden vor Bernal. Damit liegen die beiden Top-Favoriten auf den Gesamtsieg nach einer Woche in Front. Durch jeweils 2. Plätze beim Zielsprint in Laruns sowie beim Bonussprint am Col de Marie-Blanque verbuchte Roglic insgesamt 11 Sekunden Zeitgutschrift. Deren 12 holte Pogacar, der in der Gesamtwertung auf dem 7. Platz noch 44 Sekunden hinter Roglic zurückhängt wegen des Zeitverlusts auf der Windkante 2 Tage zuvor.

So behielt Guillaume Martin den 3. Platz, nun 28 Sekunden hinter dem Gelben Trikot. Vor Pogacar blieben außerdem Romain Bardet, Nairo Quintana und Rigoberto Uran. Yates fiel auf den 8. Platz zurück. Landa hat auf dem 10. Platz immer noch 1:44 Minuten Rückstand im Gepäck, weil er anders als der bärenstarke Pogacar bei der ersten Pyrenäen-Etappe nichts vom Windkanten-Verlust aufholte.

 

Gesamtwertung
 1. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma             38:40:01
 2. Egan Bernal (COL)          - Ineos                      +0:21
 3. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +0:28
 4. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale           +0:30
 5. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa-Samsic               +0:32
 6. Rigoberto Uran (COL)       - EF                         +0:32
 7. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               +0:44
 8. Adam Yates (GBR)           - Mitchelton-Scott           +1:02
 9. Miguel Angel Lopez (COL)   - Astana                     +1:15
10. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain-Merida             +1:42
11. Richie Porte (AUS)         - Trek-Segafredo             +1:53
12. Enric Mas (ESP)            - Movistar                   +2:02
13. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +2:31
14. Tom Dumoulin (NED)         - Jumbo-Visma                +3:22
15. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos                      +3:42
16. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain-Merida             +3:42
17. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +3:43
18. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +5:45
19. Sergio Higuita (COL)       - EF                         +6:08
20. Esteban Chaves (COL)       - Mitchelton-Scott          +12:13
21. Pierre Rolland (FRA)       - B&B Hotels                +15:21

 

Schnelle erste Stunde, dann Mammut-Solo von Hirschi

In einer von zahlreichen Attacken geprägten ersten Rennstunde kam vor dem ersten großen Anstieg keine Ausreißergruppe weg. Zwischendrin holte Cosnefroy (AG2R) einen weiteren Punkt für sein Bergtrikot. Am Fuße des Col de la Hourcère gehörte tatsächlich der am Vortag gerupfte Thibaut Pinot (Groumapa) kurz zu den Attackieren, verlor aber am Ende weitere 9 Minuten. Stattdessen ging Marc Hirschi in Front und setzte zu einem beeindruckenden Solo an, das ja fast bis ins Ziel reichte.

An der Passhöhe hatte Hirschi 84,5 Kilometer vorm Ziel 1:20 Minuten Vorsprung vor 8 Verfolgern: Castroviejo (Ineos), Kämna (Bora), Gaudu, Reichenbach (beide Groupama), Barguil (Arkéa), Formolo (UAE), Martinez (EF) und Fraile (Astana). Das Feld ums Gelbe Trikot folgte nur 15 Sekunden später. Am knapp 10 Kilometer dahinter liegenden «Doppelberg», dem Col de Soudet, wuchs Hirschis Vorsprung auf 1:50 gegenüber den 8 Verfolgern und 2:50 gegenüber dem Peloton.

Bergab ließ es Hirschi so richtig rollen. Reichenbach hingegen fiel wegen fehlender Abfahrtskünste aus der Verfolgergruppe zurück und wurde vom Verfolgerfeld geschluckt. Beim Zwischensprint 54,5 Kilometer vorm Ziel war die Lücke zwischen Hirschi und den Verfolgern auf 3:30 gesprungen. Das von Roglics Team angeführte Peloton hatte noch eine Minute mehr Rückstand. 12 Kilometer später war die Verfolgergruppe Geschichte, aber Hirschi hatte immer noch 4:30 Minuten Vorsprung vor dem Peloton.

In den Anstieg zum Col de Marie-Blanque hinein war der Abstand auf 3:40 geschrumpft. In dem immer steiler werdenden 7,7 Kilometer langen Anstieg ließ Buchmann noch vor Pinot abreißen. Beide gerieten schon an den Anstiegen zuvor in Probleme. Relativ schnell hatte Roglic seine doch nicht ganz so übermächtige Mannschaft verbraucht, als erneut der angriffslustige Pogacar mit der ersten Attacke die Akzente setzte. Roglics letzter Mann Dumoulin war nun fertig, so dass Roglic selbst hinterher musste. Bernal und Landa kamen mit.

Es folgte ein Konter von Bernal, dem Pogacar, Landa und Roglic sofort folgten. Von hinten schloss Richie Porte auf. Wieder attackierte Pogacar, wurde damit aber nur erneut Porte für kurze Zeit los. Dahinter waren Quintana, Bardet, Uran und Martin die nächsten Verfolger. Bardet sprang nun vor zum Quintett vor ihm, was ihm alsbald Quintana, Uran, Martin und der soeben aufgeschlossene Bauke Mollema gleichtaten.

Doch just in diesem Moment, bereits kurz unterhalb des Gipfels, attackierte Berrnal. Roglic und Pogacar übersprinteten ihn für die Bonussekunden, wobei Pogacar beim Umschauen in Roglic hereinfuhr und so fast sich und seinen slowenischen Landsmann zu Fall brachte. Der Sprint um die Bonussekunden genügte, damit Roglic, Pogacar, Bernal und Landa sich wieder um ein paar Sekunden von den nächsten Verfolgern abgesetzt hatten, die sie bis ins Ziel nicht mehr hergaben.

Die Etappe kulminierte in die packenden Schlusskilometer mit der dramatischen Einholung von Hirschi und einer weiteren Demonstration der Stärke durch die 2 Slowenen Roglic und Pogacar. Auf die Zielgerade führte Roglic das Quintett in vorderer Position, so dass er nicht ganz so schnell auf Hirschis Antritt reagieren konnte wie Pogacar. Doch noch mehr stand der Tag im Zeichen von Marc Hirschi, der sich zudem in Stellung brachte für das Bergtrikot, das noch einmal Cosnefroy behalten durfte.

 

Bergwertung
 1. Benoît Cosnefroy (FRA)     - AG2R La Mondiale           36 p.
 2. Nans Peters (FRA)          - AG2R La Mondiale           31
 3. Ilnur Sakarin (RUS)        - CCC                        25
 4. Toms Skujins (LAT)         - Trek-Segafredo             24
 5. Quentin Pacher (FRA)       - B&B Hotels                 20
 6. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                18
 7. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates               14

 


Vorschau auf diese Etappe: Auch die zweite Pyrenäen-Etappe der Tour de France 2020 beinhaltet die Namen von 3 über 1.000 Metern gelegenen Passhöhen und endet im Tal. Col de la Hourcère und Col de Soudet sind allerdings nur durch eine kurze Abfahrt plus Gegenhang voneinander getrennt – und liegen bei Etappenhalbzeit sehr weit vom Ziel entfernt. Immerhin steigt der 11,1 Kilometer lange Anstieg zum Col de la Hourcère im Schnitt um 8,8 %. Im Finale türmt sich dann der Col de Marie Blanque vor den Fahrern auf. Ausgewiesen sind eine Länge von 7,7 Kilometern und ein Schnitt von 8,6 %, wobei es sachte beginnt und zum Pass hin immer steiler wird. Manko für einzelne Angreifer: Nach der 10 Kilometer langen Abfahrt steht noch ein 8 Kilometer langes flaches bis minimal steigendes Stück zum Zielort Laruns bevor –  auf am Ende langer, immer noch steigender Zielgeraden.

Im Anschluss an die 9. Etappe folgt ein Transfer an die Atlantik-Küste und der erste Ruhetag der Tour de France 2020.

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Tour de France 2020
9. Etappe (153,0km)
von Pau 12:35
nach Laruns 16:27

4 -km144 12:50 Côte d'Artiguelouve
1 -km84 14:23 Col de la Hourcère
3 -km75 14:37 Col de Soudet
S -km54 15:02 Arette
3 -km38 15:29 Col d'Ichère
1/B -km19 16:05 Col de Marie Blanque

Etappensieg:
Tadej Pogacar (SLO)

Gelbes Trikot:
Primoz Roglic (SLO)

Grünes Trikot:
Peter Sagan (SVK)

Bergtrikot:
Benoît Cosnefroy (FRA)

Weißes Trikot:
Egan Bernal (COL)

Teamwertung:
Movistar

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