Tour de France 2020 - 7. Etappe
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Sagans Team arbeitet, van Aert bedankt sich
Wout van Aert (Jumbo) gewann eine aufreibende 7. Etappe der Tour de France 2020 in Lavaur. Im Sprint eines kleinen ersten Feldes holte der Belgier seinen 2. Tageserfolg – eine dreiviertel Radlänge vor Edvald Boasson Hagen (NTT) und Bryan Coquard (B&B Hotels). Hingegen vermasselte Peter Sagan (Bora) auf der Zielgeraden die Vorarbeit seines Teams, das sich von Beginn der Etappe an aufrieb und damit erfolgreich die meisten Sprinter eliminierte. Innerhalb der letzten 40 Kilometer gab es auch noch einen Riss auf der Windkante im Vorderfeld, durch den einige Klassementfahrer 81 Sekunden verloren.
Entsprechend chaotisch geriet der Sprint des 42-köpfigen ersten Feldes, weil die meisten verblienenen schnellen Männer ohne Anfahrer auskommen musste. Gogl lancierte den Sprint für Hagen. Hinter ihm ging van Aert deutlich vorbei. Knapper war es um den 3. Platz zwischen Coquard und Christophe Laporte (Cofidis). Der eingebaute Sagan musste den zurückfallenden Gogl umkurven, räumte dabei fast Hugo Hofstetter (Israel) ab und konnte dann wegen Kettenproblemen nicht mehr richtig treten. Sagan rollte auf einem blamablen 13. Platz ins Ziel. Er knöpfte damit Sam Bennett (Deceuninck) das Grüne Trikot wieder ab, holte aber viel weniger Punkte als der Krafteinsatz seines Teams gerechtfertigt hätte.
Pogacar und Landa büßen 81 Sekunden ein
Eigentlich sah die 7. Etappe nach einer unschuldigen Chance für die Sprinter vor den Pyrenäen aus. Dann aber nutzte Sagans Teams die hüglige Anfangsphase zur Elimination der schnellsten Sprinter und zog die Nummer bei seitlichem Rückenwind fast die gesamte Etappe über durch. Im Finale übernahmen die Teams der Klassementfahrer, allen voran von Egan Bernal (Ineos). Den Schnitt ins erste Feld verpassten Tadej Pogacar (UAE) in seinem weißen Trikot sowie natürlich, wie alle Jahre wieder auf einer Flachetappe, Mikel Landa (Bahrain) und Richie Porte (Trek). Bernals Co-Kapitän Carapaz fiel durch einen Defekt ins 2. Feld um Pogacar zurück.
Ergebnis 1. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma 3:32:03 2. Edvald Boasson Hagen (NOR) - NTT 3. Bryan Coquard (FRA) - B&B Hotels 4. Christophe Laporte (FRA) - Cofidis 5. Jasper Stuyven (BEL) - Trek-Segafredo 6. Clément Venturini (FRA) - AG2R La Mondiale 7. Hugo Hofstetter (FRA) - Israel Academy 8. Egan Bernal (COL) - Ineos 9. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott alle 10. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar 11. Hugo Houle (CAN) - Astana 12. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 13. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe 14. Warren Barguil (FRA) - Arkéa-Samsic 15. Mikael Cherel (FRA) - AG2R La Mondiale gleiche ... 18. Thibaut Pinot (FRA) - Groupama-FDJ 19. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe 20. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis 27. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma Zeit 43. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +1:21 46. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida +1:21 51. Richard Carapaz (ECU) - Ineos +1:21 58. Esteban Chaves (COL) - Mitchelton-Scott +1:21 59. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +1:21 62. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +1:21
Yates geht in Gelb in die Pyrenäen
In all den Wirren dieser äußerst unterhaltsamen 7. Etappe behielt Adam Yates (Mitchelton) im Gelben Trikot kühlen Kopf und verteidigte die Gesamtführung 3 vor Primoz Roglic (Jumbo) und 9 vor Guillaume Martin (Cofidis). Der zuvor dazwischen platzierte Tadej Pogacar fiel zurück auf den 16. Platz. Die Gruppe der Fahrer mit 13 Sekunden Rückstand reduzierte sich von 11 auf 7. Außer Landa und Porte kamen auch Chaves (Mitchelton) und Mollema (Trek) erst im Pogacar-Feld ins Ziel. Bernal übernahm das weiße Trikot des besten Jungprofis von Pogacar.
Gesamtwertung 1. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott 30:36:00 2. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +0:03 3. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +0:09 4. Egan Bernal (COL) - Ineos +0:13 5. Tom Dumoulin (NED) - Jumbo-Visma +0:13 6. Nairo Quintana (COL) - Arkéa-Samsic +0:13 7. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +0:13 8. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana +0:13 9. Thibaut Pinot (FRA) - Groupama-FDJ +0:13 10. Rigoberto Uran (COL) - EF +0:13 11. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step +0:15 12. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +0:22 13. Enric Mas (ESP) - Movistar +0:22 14. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +0:34 15. Sergio Higuita (COL) - EF +0:41 16. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates +1:28 17. Esteban Chaves (COL) - Mitchelton-Scott +1:34 18. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +1:34 19. Mikel Landa (ESP) - Bahrain-Merida +1:34 20. Richie Porte (AUS) - Trek-Segafredo +1:34 21. Richard Carapaz (ECU) - Ineos +2:02
Bora wirbelt durch Hügel und Wind
In der Anfangsphase der 7. Etappe drückte das Team Bora-Hansgrohe ordentlich auf die Tube. Durch Hügel und Wind wurden die schnellsten Sprintkonkurrenten einmal abgehängt. Am längsten wehrte sich Sam Bennett mit seinen Teamkollegen und schaffte auch beinah den Wiederanschluss. Doch er hatte weniger Helfer zur Verfügung als Sagan, so dass die Schlacht durch Verschleiß für diesen Tag verloren war. Bennett erreichte das Ziel schließlich in einem 3. Feld mit über 14 Minuten Rückstand. Das 4. Feld um Ewan (Lotto) und Bol (Sunweb) kam noch eine gute Minute später.
Über den ersten Bergpreis hinweg planierte Bora eine frühe Attacke von Cosnefroy (AG2R), der in seinem Bergtrikot so gerade eben noch die Punkte holte. Es entwickelte sich eine aufregende erste Rennstunde. Denn von den Sprintern wehrte sich ausgerechnet Bennett, Sagans ärgster Konkurrent ums Grüne Trikot, am längsten. Im Zwischensprint gab es dann den ersten kleinen Dämpfer für Sagan, als er sich mit dem 2. Platz hinter Trentin (CCC) und vor Coquard begnügen musste – 17 anstatt 20 Punkte, das war ja noch OK.
95 Kilometer vor dem Ziel nutzte Thomas de Gendt (Lotto) einen weiteren Bergpreis als Startrampe für eine Solo-Attacke. Nun stellte Coquard zeitweise einen Helfer, um Sagans Männer ein wenig bei der Nachführarbeit zu entlasten. Den Garaus machte de Gendt schließlich die Tempo-Verschärfung von Ineos rund 40 Kilometer vorm Ziel. 4 Kilometer später war de Gendt geschluckt. Das Vorderfeld zerbrach im Wind in 2 Teile. Mit Pogacar und Landa fanden sich 2 Podestkandidaten im hinteren Teil wieder, so dass vorne jetzte auch die Teams von Pinot (Groupama) und Roglic einstiegen. Der Schaden konnte hinten immerhin noch auf ein aufholbares Maß begrenzt werden.
Prägend für die 7. Etappe war aber die beeindruckende Offensive von Bora, der nur ein entscheidender Makel anhaftete: Sagans verpatzter Zielsprint. So sprangen fürs Grüne Trikot unterm Strich «nur» 21 Punkte heraus. Da wäre eine deutlich größere Führung vor Bennett möglich gewesen als jetzt 9 Punkte. Die Punkteausbeute geriet also ziemlich mager gemessen an dem immensen Aufwand. Immerhin wird die Aktion vor allem in Erinnerung bleiben als Verursacher einer äußerst unterhaltsamen Etappe, nebst Demonstration der Stärke. Und das ist ja auch mal was.
Grünes Trikot 1. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe 138 p. 2. Sam Bennett (IRL) - Deceuninck-Quick Step 129 3. Wout van Aert (BEL) - Jumbo-Visma 106 4. Bryan Coquard (FRA) - B&B Hotels 105 5. Alexander Kristoff (NOR) - UAE-Emirates 93 6. Matteo Trentin (ITA) - CCC 91 7. Julian Alaphilippe (FRA) - Deceuninck-Quick Step 82 8. Caleb Ewan (AUS) - Lotto-Soudal 75
Vorschau auf diese Etappe: Im Wechselspiel der ersten Tour-Woche 2020 zwischen bergigen und flacheren Etappen geht es weiter in westlicher Richtung auf einer Flachetappe zwischen Millau und Lavaur. Diese Gelegenheit dürften sich die Sprinterteams nicht entgehen lassen. Die letzte leichte Rechtsbiegung in Lavaur liegt 450 Meter vorm Ziel.
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