Tour de France 2020 - 1. Etappe

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Sa 29. August: 1. Etappe ► 2. Etappe

Kristoff vor weiterem Regengott ins Gelbe

Alexander Kristoff (UAE) gewann etwas überraschend die 1. Etappe der Tour de France 2020 in Nizza. In einem völlig unorganisierten Massensprint setzte sich der 33-jährige Norweger mit einer Radlänge vor Weltmeister Mads Pedersen (Trek) durch – und schlüpfte damit auch ins Gelbe Trikot. An einem verregneten Tag an der Côte d'Azur wiesen die beiden skandinavischen Regengötter die favorisierten Top-Sprinter in die Schranken. Cees Bol (Sunweb) belegte den 3. Platz knapp vor den allesamt höher gewetteten Sam Bennett (Deceuninck), Peter Sagan (Bora), Elia Viviani (Cofidis) und Giacomo Nizzolo (NTT).

Der erste Regen seit langer Zeit verwandelte die Straßen rund um Nizza in eine Rutschpiste. Entsprechend kam es unterwegs zu zahlreichen Stürzen, zuletzt just wenige Meter hinter dem 3-Kilometer-Bogen. Im Massensprint ging zuerst Bol in Front. Kristoff überholte ihn rechts mit Pedersen am Rad. Nizzolo war danach zwischen Bol und Pedersen eingebaut. Auf der linken Seite konnte Bennett nicht die gleiche Geschwindigkeit wie Kristoff entwickeln. Zwischen Bennett und Bol kam Sagan auf. Aus zu schlechter Startposition schoss Viviani ganz links neben Bennett vor auf den 6. Platz hinter Sagan und vor Nizzolo. Nach den engen Abständen zwischen den Plätzen 2 und 7 hatte es dann wieder etwas mehr Luft zu Bryan Coquard (B&B Hotels).

 

Ergebnis
 1. Alexander Kristoff (NOR)   - UAE-Emirates             3:46:23
 2. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo
 3. Cees Bol (NED)             - Sunweb
 4. Sam Bennett (IRL)          - Deceuninck-Quick Step
 5. Peter Sagan (SVK)          - Bora-Hansgrohe
 6. Elia Viviani (ITA)         - Cofidis
 7. Giacomo Nizzolo (ITA)      - NTT
 8. Bryan Coquard (FRA)        - B&B Hotels
 9. Anthony Turgis (FRA)       - Total Direct Energie      alle
10. Jasper Stuyven (BEL)       - Trek-Segafredo
11. Oliver Naesen (BEL)        - AG2R La Mondiale
12. Matteo Trentin (ITA)       - CCC                      gleiche
13. Clément Venturini (FRA)    - AG2R La Mondiale
14. Luka Mezgec (SLO)          - Mitchelton-Scott
15. Hugo Houle (CAN)           - Astana                    Zeit
- 175 Fahrer klassiert.
OTL John Degenkolb (GER)       - Lotto-Soudal

 

Frühes Spitzentrio nach wenigen Zehntelsekunden

Nach dem scharfen Start der 1. Etappe dauerte es nur wenige Zehntelsekunden, bis die 3-köpfige Spitzengruppe des Tages feststand. Sie setzte sich zusammen aus Michael Schär (CCC), Fabien Grellier (Total) und Cyril Gautier (B&B Hotels).

Am ersten der zwei Bergpreise des Tages, auf dem Rundkurs beide an der Côte de Rimiez abgenommen, ersprintete Grellier 2 Punkte vor Gautier. Schär ging hier noch leer aus. Dann begann es zu regnen, und auf glitschiger Straße kam zu einer Sturzorgie im Hauptfeld, das nervös das Spitzentrio verfolgte.

Grellier fiel aus der Spitzengruppe zurück, als das Hauptfeld bereits auf Sichtweite war. Am Bergpreis hängte Schär mit einem frühen Antritt Gautier ab, so dass alle 3 Ausreißer unterm Strich auf 2 Punkte kamen. So entschied sich das Bergtrikot laut Reglement zwischen den beiden Siegern Grellier und Schär, wer von beiden zuerst ins Tagesziel fuhr – und das war Fabien Grellier.

Späte Abfahrten in Quasi-Neutralisation

Kurz nach dem Bergpreis wurden Schär und Gautier vom Hauptfeld geschluckt. Tony Martin (Jumbo) spielte sich als Chef des Pelotons auf, dirigierte die Kollegen zum Langsam-Fahren in der Abfahrt. Das Team von Miguel Lopez und den Izagirre-Brüdern (Astana) war damit nicht einverstanden und wollte Radrennen fahren. Prompt brach Lopez das Hinterrad aus, und er stürzte – wenn auch geschickt ausgesteuert – in ein Straßenschild und eine Hecke. Jetzt appellierte Primoz Roglic (Jumbo), Top-Favorit auf den Gesamtsieg, höchstpersönlich zur Vorsicht.

Das moderate Tempo erlaubte den abgehängten Sprintern Nizzolo und Caleb Ewan (Lotto) den Wiederanschluss an das Hauptfeld. 21 Kilometer vorm Ziel eröffnete Cosnefroy (AG2R) das Finale mit einer Show-Attacke, die schnell wieder gestellt war, aber die Züge der Teams auf Trab brachte. Diese Züge gerieten jedoch auf dem letzten Kilometer außer Kontrolle, so dass es auf der Zielgeraden ein Kampf Mann gegen Mann wurde. Das kam dem zähen Kristoff, dessen Team eigentlich auf Gesamtklassement fährt, entgegen. Der nun mit 80 Profisiegen dekorierte Routinier holte seinen 4. Tageserfolg bei einer Tour de France – und sein erstes Gelbes Trikot, dank Bonussekunden 4 Sekunden vor Pedersen und 6 vor Bol.

 

Gesamtwertung
 1. Alexander Kristoff (NOR)   - UAE-Emirates             3:46:13
 2. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo             +0:04
 3. Cees Bol (NED)             - Sunweb                     +0:06
 4. Sam Bennett (IRL)          - Deceuninck-Quick Step      +0:10
 5. Peter Sagan (SVK)          - Bora-Hansgrohe             +0:10

 

Viele Stürze, relativ wenig Auswirkungen

Dahinter leckten bereits etliche Fahrer am Auftakttag ihre Wunden. Nur 29 Fahrer kamen in der Zeit des Siegers ins Ziel. Doch wegen des Massensturzes innerhalb der letzten 3 Kilometer sollten die meisten Zeitabstände von der Jury gelöscht werden, was allerdings im Laufe des Abends auf sich warten ließ. Denn einige zuvor abgehängte Fahrer vermischten sich nun mit den von dem Massensturz Betroffenen. Schließlich wurden fast alle Fahrer zeitgleich mit Kristoff gewertet.

Unter den 8 Fahrern, die mit mehr als 10 Minuten Rückstand das Ziel erreichten, war mit Pawel Siwakow (Ineos) ein Kandidat aus dem erweiterten Favoritenkreis der Klassementfahrer. Der Russe stürzte gleich 2-mal und jagte dem Hauptfeld lange allein hinterher. Die Liste der Gestürzten geriet so lang, dass man unmöglich alle Namen aufzählen kann. Erwähnt sei noch Gesamtsieg-Anwärter Thibaut Pinot (Groupama), der nach dem späten Massensturz mit zerrissenem Trikot demoralisiert dreinschaute, aber wegen der 3-Kilometer-Regel keine Zeit verlor.

John Degenkolb (Lotto) fiel mit aufgeschlagenen Knien aus dem Zeitlimit. Dessen Teamkollege Philippe Gilbert kam in die Wertung, brach sich aber die Kniescheibe. Wie Rafael Valls (Bahrain), der sich den Oberschenkel brach, wird er zur 2. Etappe nicht mehr antreten.

Dort startet Peter Sagan im Grünen Trikot, weil dessen Inhaber Kristoff bereits Gelb trägt und der erste Vertreter Pedersen Weiß für den besten Jungprofi. Sagan hatte sich unterwegs im Zwischensprint die nächsten Punkte hinter dem Spitzentrio geholt – vor Matteo Trentin (CCC), Bennett und Kristoff.

 

Grünes Trikot
 1. Alexander Kristoff (NOR)   - UAE-Emirates               59 p.
 2. Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo             30
 3. Peter Sagan (SVK)          - Bora-Hansgrohe             29
 4. Sam Bennett (IRL)          - Deceuninck-Quick Step      28
 5. Michael Schär (SUI)        - CCC                        20
 6. Cees Bol (NED)             - Sunweb                     20

 


Vorschau auf diese Etappe: Die Tour de France 2020 beginnt mit einer hügligen Rundkurs-Etappe en ligne um Nizza. Auf den insgesamt 3 Runden steht jeweils der Aspremont-Anstieg auf dem Programm – von der Küste hoch auf fast 500 Metern über Meershöhe. Die Bergpreis-Punkte gibt es bereits vor Aspremont an der Côte de Rimiez. Die letzte Runde wird noch ergänzt mit einem Abzweig weiter ins Landesinnere bis nach Levens, wo die höchste Stelle des Tages auf 539 Metern erreicht ist. Von dort sind es immerhin noch 38 Kilometer bis ins Ziel nach Nizza, so dass ein Massensprint durchaus möglich, aber für einzelne Sprinter längst nicht sicher ist. Die Zielgerade auf der Promenade des Anglais ist nach einer letzten Schikane 2 Kilometer lang, minimal nach rechts gebogen und 6,50 Meter breit.

Sa 29. August: 1. Etappe ► 2. Etappe

Tour de France 2020
1. Etappe (156,0km)
von Nizza 14:15
nach Nizza 17:58

3 -km108 15:24 Côte de Rimiez
S -km68 16:20 Nizza 2. Zielpassage
3 -km59 16:34 Côte de Rimiez

Etappensieg:
Alexander Kristoff (NOR)

Gelbes Trikot:
Alexander Kristoff (NOR)

Grünes Trikot:
Alexander Kristoff (NOR)
- 1. Vertreter Pedersen in Weiß
- wird getragen von Sagan

Bergtrikot:
Fabien Grellier (FRA)

Weißes Trikot:
Mads Pedersen (NOR)

Teamwertung:
Trek-Segafredo

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