Tour de France 2017 - Favoriten

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Die Favoritenliste für die Tour de France 2017 gestaltet sich relativ ausgeglichen. Zum einen steht hinter jedem der Favoriten ein «aber», zum anderen lässt die Strecke mit den wenigen Zeitfahrkilometern und nur 3 Bergankünften vieles offen.

Mehr drin als wieder ein Duell Froome gegen Quintana

Top-Favorit auf den Gesamtsieg bei der Tour de France 2017 ist Chris Froome (Sky), obschon die bisherige Saison eher holprig verlief. Doch im Juli fand der Brite bisher stets zur Höchstform. Der Vorjahressieger hat ingesamt 3 Toursiege zu Buche stehen und kann 2017 einmal mehr auch auf das wohl stärkste Team im Feld zählen.

Froomes größter Gegner der letzten Jahre war Nairo Quintana (Movistar). Der Kolumbianer peilte 2017 das Double aus Gesamtsiegen bei Giro d'Italia und Tour de France an. Doch schon beim Giro sprang «nur» der 2. Platz heraus. Es bleibt abzuwarten, ob Quintana der Giro noch in den Kleidern steckt - oder ob er nach Giro 2014 und Vuelta 2016 endlich auch bei der Tour triumphiert.

Quintanas Teamkollege Alejandro Valverde beteuerte zwar, dass er sich bei der Tour 2017 voll in den Dienst von Quintana stellen werde. Doch nach einem phänomenalen Frühjahr, in dem Valverde fast jedes Rennen gewann, bei dem er startete, mehren sich die Stimmen, die dem spanischen Oldie nun den ganz großen Wurf zutrauen, zumal ihm die Streckführung 2017 entgegenkommt. Valverdes bestes Resultat bei der Tour de France war ein 3. Platz 2015 hinter Froome und Quintana.

Sowohl im Zeitfahren als auch am Berg steht Richie Porte (BMC) vielleicht punktuell noch eine kleine Stufe über allen anderen. Doch dem Australier kam bisher immer irgendein Missgeschick oder schwacher Tag dazwischen.

Bei der Generalprobe zur Tour de France, dem Critérium du Dauphiné, gewann überraschend Jakob Fuglsang (Astana) vor Porte. Wenn der Däne seine Form konservieren kann, wäre ein Podestplatz dennoch erstaunlich, da Fuglsangs bestes Ergebnis bei einer großen Rundfahrt bisher ein 7. Platz bei der Tour 2013 war. Allerdings fuhr der Däne ansonsten meist als Edelhelfer.

2017 war Fuglsang eigentlich als Kapitän eingeplant. Nun muss er sich die Rolle mit Fabio Aru teilen. Der Sarde wollte eigentlich zu Hause den Giro d'Italia bestreiten, sagte dort aber verletzt ab. Am Berg gehört Aru zu den stärksten. Seiner Zeitfahrschwäche kommen die wenigen Zeitfahrkilometer bei der Tour 2017 entgegen.

Etwas unter dem Radar fährt der Vorjahreszweite Romain Bardet (AG2R), der wieder als aussichtsreichster Franzose ins Rennen geht - und angriffslustig gern auch mal etwas auf einer Abfahrt oder weiter vorm Ziel probiert. Eine vordere Platzierung ist erneut zu erwarten, ein neuerlicher Podestplatz nicht unbedingt.

Noch einmal wissen möchte es Alberto Contador (Trek). Der alternde Spanier ist zwar immer noch ein Garant für fesselnde Attacken. Allein der Glaube fehlt, dass der alternde Spanier ein letztes Mal zum großen Wurf ausholt.

Esteban Chaves (Orica) belegte 2016 sowohl beim Giro als auch bei der Vuelta Podesplätze im Endklassement. 2017 war der Kolumbianer jedoch lange verletzt, weswegen Chaves bei seinem Tour-Debüt die vielleicht größte Unbekannte ist.

Wie Nairo Quintana hat Thibaut Pinot (FDJ) bereits den Giro d'Italia mit einem Spitzenresultat beendet. Für die Tour de France besteht allerdings die Ansage, dass der Franzose auf Etappensiege geht und nicht aufs Gesamtklassement.

Kapitänsrollen fürs Gesamtklassement haben außerdem: Daniel Martin (Quick Step), Rafal Majka (Bora), Louis Meintjes (UAE), Simon Yates (Orica), LPrimoz Roglic (LottoNL), Rigoberto Uran und Andrew Talansky (Cannondale), Warren Barguil (Sunweb) und Ion Izagirre (Bahrain). Diese Fahrer gehören, ungefähr in der aufgezählten Reihenfolge, somit zum erweiteren Favoritenkreis.

Unter den Edelhelfern, die selbst vielleicht ein Top-15-Resultat erzielen können, sind u.a. Bauke Mollema (Trek), Geraint Thomas, Sergio Henao, Mikel Landa (alle Sky), Emanuel Buchmann (Bora), Robert Gesink (LottoNL) und Mathias Frank (AG2R) zu nennen. Buchmann ist hinter Meintjes und Yates zudem ein Anwärter aufs weiße Trikot des besten Jungprofis.

Die 3 besten abwesenden Rundfahrer heißen Tom Dumoulin (Sunweb), Vincenzo Nibali (Bahrain) und Ilnur Sakarin (Katusha), die beim Giro d'Italia die Plätze 1, 3 und 5 belegten und auf die Tour de France 2017 verzichten.

Dies gilt ebenso für Rohan Dennis (BMC). Mit Dumoulin und Dennis fehlen bei der Tour 2017 also die 2 derzeit weltbesten Zeitfahrer. Das eröffnet Tony Martin (Katusha) bei den 2 Einzelzeitfahren die Chance, gegen voraussichtlich Roglic, Froome, Porte, Stefan Küng (BMC) und Jonathan Castroviejo (Movistar) um den Etappensieg zu fahren.

Viele Chancen auf Massensprints für Kittel und Greipel

Noch größere Aussichten als Buchmann und Tony Martin haben aus deutscher Sicht jedoch Marcel Kittel (Quick Step) und André Greipel (Lotto). Bei bis zu 9 Massenankünften gehören sie zu den Sprintfavoriten. Kittel ist der momentan wohl stärkste Sprinter der Welt. Greipel könnte seine Serie von inzwischen 12 großen Rundfahrten in Folge, bei den er mindestens eine Etappe gewann, fortsetzen.

Außerdem steht die Marke von Erik Zabel mit 12 Etappensiegen als erfolgreichstem deutschen Etappenjäger bei der Tour de France. Greipel fehlt zum Gleichziehen noch ein Sieg. Bei Kittel sind es 3. Auf seinen ersten Tour-Etappensieg wartet deren Landsmann John Degenkolb (Trek), der aber im Vorfeld einen ebenso mauen Eindruck hinterließ wie Alexander Kristoff (Katusha), für den Eriks Sohn Rick Zabel (BMC) bei seiner ersten Tour de France die Sprints anziehen soll.

Ganz oben auf der Liste - nicht nur für Massensprints - muss man stattdessen wieder Peter Sagan (Bora) haben. Der Weltmeister aus der Slowakei gewann die letzten 5 Male das Grüne Trikot des punktbesten Sprinters. Den absoluten Rekord hält bisher alleine Erik Zabel mit 6 Erfolgen in dieser Sonderwertung.

Die größten Gegner für Kittel, Sagan und Greipel um Etappensiege sind Arnaud Démare (FDJ), Dylan Groenewegen (LottoNL), Michael Matthews (Sunweg) und Nacer Bouhanni (Cofidis). Bei der Sprinterikone Mark Cavendish (Dimension Data) wird man sehen, ob die Form nach überwundenem Pfeifferschen Drüsenfieber schon ausreicht.

Bei mittelschweren Etappen zählen Sonny Colbrelli (Bahrain), Diego Ulissi (UAE) und Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) zu den Herausforderen von Sagan und Matthews. Neben Sagan die stärksten Klassikerjäger im Feld sind Philippe Gilbert (Quick Step) und Olympiasieger Greg van Avermaet (BMC), die damit abseits von 08/15-Verläufen immer für einen Etappensieg gut sind.

Aus Sprintersicht fehlen Fernando Gaviria (Quick Step) und Caleb Ewan (Orica), die beide beim Giro d'Italia zu den Etappensiegern zählten. Ebenfalls nicht zur Tour 2017 nominiert wurde Bryan Coquard (Direct Energie), der als wohl aussichtsreichster Fahrer seines Teams in der Startliste gestanden hätte. Doch der Teamchef war beleidigt, nachdem Coquard seinen Weggang aus dem Team nach Ablauf der Saison angekündigt hatte.

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