Tour de France 2017 - 12. Etappe
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Zielankunft in Peyragudes: ca. 17:03 Uhr
Bardet siegt, Aru nimmt Froome Gelb ab
Romain Bardet (AG2R) gewann in der Pyrenäen die 12. Etappe der Tour de France 2017. Im kurzen Schlussanstieg von Peyragudes setzte sich der 26-jährige Franzose im Sprint einer 9-köpfigen Gruppe um 2 Sekunden vor Rigoberto Uran (Cannondale) und Fabio Aru (Astana) durch. Chris Froome (Sky) verlor auf den letzten 400 Metern 22 Sekunden und musste das Gelbe Trikot an Aru abgeben.
Es war eine Bergetappe wie eine Flachetappe: Erst ein stundenlanges Schlafmittel für die Fernsehzuschauer, dann einen knappen Kilometer Radrennen. Froome hatte noch 4 Helfer bei sich, als alle anderen Klassementfahrer bereits isoliert oder teilweise sogar schon abgehängt waren. Aufgrund dieser drückenden Team-Überlegenheit wagte keiner von Froomes ärgsten Konkurrenten einen früheren Vorstoß.
700 Meter Radrennen nach 200 Kilometern Langeweile
So blieb es weitgehend ruhig am Col de Menté, Port de Balès und Col de Peyresourde. Das Finale eröffnete George Bennett (LottoNL) mit einem Antritt an der 700-Meter-Marke, der jedoch schnell von Froomes letzten Helfer Landa neutralisiert wurde. Als nur noch 350 Meter zu fahren waren, attackierte Aru. Daniel Martin (Quick Step) probierte zu folgen, schaffte es aber nicht.
Stattdessen fuhr Bardet an Aru vorbei zum Etappensieg. Auch Uran überholte den neuen Gesamtführenden, allerdings erst relativ kurz vor der Ziellinie.
Froome stellte es richtig auf. In Schlangenlinien fuhr er auf den 7. Platz. Sein Teamkollege Mikel Landa versuchte noch, den anderen Fahrern die Bonussekunden abzunehmen, landete aber letztlich auf dem 4. Platz vor Louis Meintjes (UAE) und Daniel Martin.
Fuglsang gehandicapt früh abgehängt
Bennett und Simon Yates (Orica) rundeten die Riege der besten Klassementfahrer des Tages ab. Quintana (Movistar) und Contador (Trek) verloren hingegen mehr als 2 Minuten. Jakob Fuglsang (Astana), bisher auf dem 5. Platz, erreichte mit fast einer halben Stunde Rückstand das Ziel. Er hatte sich einen Tag zuvor Haarrisse in Kahnbein und Ellbogen zugezogen.
Ergebnis 1. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale 5:49:38 2. Rigoberto Uran (COL) - Cannondale-Drapac +0:02 3. Fabio Aru (ITA) - Astana gl.Zeit 4. Mikel Landa (ESP) - Sky +0:05 5. Louis Meintjes (RSA) - UAE-Emirates +0:07 6. Daniel Martin (IRL) - Quick Step Floors +0:13 7. Christopher Froome (GBR) - Sky +0:22 8. George Bennett (NZL) - LottoNL-Jumbo +0:27 9. Simon Yates (GBR) - Orica-Scott gl.Zeit 10. Mikel Nieve (ESP) - Sky +1:28 11. Nairo Quintana (COL) - Movistar +2:04 12. Warren Barguil (FRA) - Sunweb +2:08 13. Damiano Caruso (ITA) - BMC +2:11 14. Alberto Contador (ESP) - Trek-Segafredo +2:15 15. Pierre Latour (FRA) - AG2R La Mondiale +2:59 16. Guillaume Martin (FRA) - Wanty-Groupe Gobert +4:20 17. Tiesj Benoot (BEL) - Lotto-Soudal +4:33 18. Serge Pauwels (BEL) - Dimension Data +4:36 19. Alexis Vuillermoz (FRA) - AG2R La Mondiale gl.Zeit 20. Brice Feillu (FRA) - Fortuneo-Oscaro +4:56 ... 23. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +5:44 26. Sergio Henao (COL) - Sky +7:07 -179 Fahrer klassiert.
6-Sekunden-Führung für Aru
Aru knöpfte Froome das Gelbe Trikot um 6 Sekunden ab, nachdem Froome die Tour de France 2017 für 7 Tage angeführt hatte. Die Top-4 mit Aru, Bardet und Uran rückten auf 35 Sekunden zusammen. Bardet, Uran und Aru hatten im Ziel - zuzüglich zu ihren realen Vorsprüngen - 10, 6 und 4 Sekunden Zeitgutschrift für ihre Platzierungen erhalten.
Daniel Martin nahm den 5. Platz des armen Fuglsang ein, 1:41 Minuten hinter dem Gelben Trikot, und gefolgt vom besten Jungprofi Yates sowie Landa, der auf der 12. Etappe erheblich frischer wirkte als sein Kapitän. Nairo Quintana blieb noch in den Top-Ten vor Bennett und Meintjes.
Aru und Bardet strahlten im Ziel vor Freude, Aru wegen seinen ersten Gelben Trikots, und Bardet wegen seines 3. Etappensiegs bei einer Tour de France. Dabei hätte an diesem Tag gegen Froome wohl noch viel mehr drin gelegen, auch trotz dessen übermächtigem Team.
Hin- und Her bei Zeitstrafen gegen Uran und Bennett
Nachträge: Uran und Bennett erhielten nach der Etappe je bittere 20 Sekunden Zeitstrafe, weil sie zu spät in der Schlussphase eine Trinkflasche annahmen. Am Morgen des nächsten Tages nahm die Jury diese Entscheidung zurück, nachdem herausgekommen war, dass auch noch andere Fahrer, u.a. Bardet, eigentlich zu spät zur Trinkflasche griffen. Anstatt auch diese Fahrer zu bestrafen, strich die Jury die Strafen für Uran und Bennett und begründete dies mit besonderen Umständen, genauer: dass angeblich Teamfahrzeuge blockiert waren.
Gesamtwertung 1. Fabio Aru (ITA) - Astana 52:51:49 2. Christopher Froome (GBR) - Sky +0:06 3. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +0:25 4. Rigoberto Uran (COL) - Cannondale-Drapac +0:35 5. Daniel Martin (IRL) - Quick Step Floors +1:41 6. Simon Yates (GBR) - Orica-Scott +2:13 7. Mikel Landa (ESP) - Sky +2:55 8. Nairo Quintana (COL) - Movistar +4:01 9. George Bennett (NZL) - LottoNL-Jumbo +4:04 10. Louis Meintjes (RSA) - UAE-Emirates +4:51 11. Alberto Contador (ESP) - Trek-Segafredo +7:14 12. Mikel Nieve (ESP) - Sky +7:30 13. Pierre Latour (FRA) - AG2R La Mondiale +8:13 14. Damiano Caruso (ITA) - BMC +8:53 15. Alexis Vuillermoz (FRA) - AG2R La Mondiale +12:16 16. Sergio Henao (COL) - Sky +13:46 17. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +14:14 18. Carlos Betancur (COL) - Movistar +15:40 19. Warren Barguil (FRA) - Sunweb +16:03 20. Brice Feillu (FRA) - Fortuneo-Oscaro +16:23 21. Guillaume Martin (FRA) - Wanty-Groupe Gobert +19:27 22. Tiesj Benoot (BEL) - Lotto-Soudal +23:01 23. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana +29:03
Kittel und Matthews in Spitzengruppe des Tages
In einer regnerischen und schnellen Startphase der 12. Etappe dauerte es etwa 20 Kilometer, bis sich eine Spitzengruppe nennenswert vom Hauptfeld absetzen konnte. Die Gruppe bestand aus 12 Fahrern: Gautier (AG2R), Erviti (Movistar), de Kort (Trek), Küng (BMC), Ulissi (UAE), Cummings (Dimension Data), Kittel, Bauer (beide Quick Step), Politt (Katusha), de Gendt (Lotto), Matthews (Sunweb) und Simon (Cofidis).
Den Zwischensprint gewann Michael Matthews vor Marcel Kittel. Das Grüne Trikot blieb trotzdem fest auf Kittels Schultern. Sein Vorsprung vor Matthews schrumpfe von 133 auf 130 Punkte.
Grünes Trikot 1. Marcel Kittel (GER) - Quick Step Floors 353 p. 2. Michael Matthews (AUS) - Sunweb 222 3. André Greipel (GER) - Lotto-Soudal 171 4. Alexander Kristoff (NOR) - Katusha 158 5. Sonny Colbrelli (ITA) - Bahrain-Merida 97 6. Dylan Groenewegen (NED) - LottoNL-Jumbo 94 7. Edvald Boasson Hagen (NOR) - Dimension Data 93 8. Nacer Bouhanni (FRA) - Cofidis 78 9. Fabio Aru (ITA) - Astana 71 10. Daniel Martin (IRL) - Quick Step Floors 68 11. Christopher Froome (GBR) - Sky 65 12. John Degenkolb (GER) - Trek-Segafredo 57 13. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale 55
Am Col de Menté sprintete Matthews ebenfalls auf den 1. Platz, um seinem Teamkollegen Barguil das Bergtrikot zu erhalten. Denn de Gendt hatte schon die beiden kleineren Bergpreise zuvor gewonnen und es demnach offensichtlich auf die Bergpunkte abgesehen. Am Col de Menté holte er somit jedoch ein paar weniger als Matthews. Die Spitzengruppe war dort fast noch komplett, abgesehen vom schweren Kittel, der bergauf abreißen ließ und in der Abfahrt vom Hauptfeld eingeholt wurde.
Von den zwischenzeitich über 6 Minuten Vorsprung blieben der Spitzengruppe eingangs des Balès-Anstiegs nur noch 4 Minuten. Aus dem Hauptfeld attackierten Bouet und Feillu (beide Fortuneo), wobei Feillu bald auf sich allein gestellt war.
Cummings' Solo bei zu knappem Vorsprung
Am Fuße des Balès-Anstiegs bröckelte es im Hauptfeld und an der Spitze. De Gendt attackierte 36 Kilometer vor dem Ziel Gautier, Küng und Cummings, die zu diesem Zeitpunkt noch vorne übrig geblieben waren. Cummings fuhr zu de Gendt vor und attackierte diesen 2 Kilometer später.
Aus den Top-Ten der Gesamtwertung geriet hier schon Fuglsang in Schwierigkeiten, als die Gruppe ums Gelbe Trikot noch ca. 30 Fahrer umfasste. Barguil attackierte, dann auch Contador. Beide fuhren zu Feillu auf, doch kamen gegen die halbe Mannschaft von Froome nicht weg.
Am Port de Balès hatte Cummings 1:20 Minuten Vorsprung vor de Gendt, 1:30 vor Gautier, 1:35 vor Barguil, der nochmals für die Bergpunkte attackiert hatte, und knapp 2 Minuten vor der Froome-Gruppe.
Sky-Train entgleist nur ausgangs der Balès-Abfahrt
In der Abfahrt stürzte Gautier in die grasige Böschung, zum Glück auf der Bergseite. Auch de Gendt und Barguil wurden von der Froome-Gruppe gestellt. Ausgangs der Abfahrt kam es zu einem Schreckmoment: Nieve versteuerte sich und rauschte auf einer Wiese zwischen 2 geparkten Wohnmobilen durch. Hinter ihm wichen auch Froome und Aru auf die Wiese auf, kamen allerdings vor den Wohnmobilen und Zuschauern zum Stehen.
Froome und Aru holten die anderen wartenden Klassementfahrer schnell ein. Es wurde also mal wieder auf Froome gewartet, obwohl es diesmal nicht einmal einen Defekt oder unverschuldeten Sturz gab. Froome hatte sich schlicht und ergreifend versteuert.
Froome und 2 Helfer gegen 7 Einzelkämpfer
Im Anstieg zum Col de Peyresourde fiel 12 Kilometer vor dem Ziel Quintana zurück. 3 Kilometer später wurde Cummings überholt. Die neue Spitzengruppe bestand nun aus folgenden Cracks: Nieve, Landa, Froome, Aru, Bardet, Uran, Martin, Yates, Bennett, Meintjes und Contador - also den Top-12 der Gesamtwertung minus Fuglsang und Quintana und plus Nieve.
Kurz unterhalb der Passhöhe musste Contador abreißen lassen. Am Bergpreis fuhren Nieve, Landa und Froome kampflos in Front durch.
So gingen 10 Fahrer, angeführt von Froomes vorletzten Helfer Nieve, in den 2,4-Kilometer-Schlussanstieg. Nieve scherte 1,8 Kilometer vor dem Ziel aus. Schließlich bestimmte Landa das Tempo, so dass erst gut einen Kilometer später Bennett eine erste Offensive wagte, mit der jedoch Landa noch locker klarkam. Erst nach Arus Beschleunigung rissen die Lücken auf.
In der Bergwertung konnte Barguil seine Führung leicht ausbauen, weil die großen Punkte auf der 12. Etappe unter verschiedenen Fahrer aufgeteilt wurden. Von den Fahrern, die sich außer Barguil ernsthaft fürs Bergtrikot interessieren, sind die Fähigkeiten im Hochgebirge wohl zu begrenzt im Vergleich mit dem Trikotinhaber. Den Klassementfahrern ist das gepunktete Trikot völlig egal.
Bergwertung 1. Warren Barguil (FRA) - Sunweb 70 p. 2. Thomas de Gendt (BEL) - Lotto-Soudal 32 3. Primoz Roglic (SLO) - LottoNL-Jumbo 30 4. Alexis Vuillermoz (FRA) - AG2R La Mondiale 27 5. Christopher Froome (GBR) - Sky 24 6. Daniel Martin (IRL) - Quick Step Floors 23 7. Stephen Cummings (GBR) - Dimension Data 20 8. Fabio Aru (KAZ) - Astana 20 9. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 18 10. Thibaut Pinot (FRA) - FDJ 17 11. Mikel Nieve (ESP) - Sky 16 12. Michael Matthews (AUS) - Sunweb 16 13. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale 15
Vorschau auf diese Etappe: Die 12. Etappe der Tour de France 2017 führt von Pau in die Pyrenäen - über Col du Menté, Port de Balès und Col de Peyresourde zur Wintersportstation Peyragudes, die in einem Seitental der Peyresourde-Abfahrt liegt. Ab dem Balès-Anstieg, beginnend etwa 50 Kilometer vor dem Ziel, gibt es so gut wie keinen flachen Meter mehr. Der Anstieg zum Col de Peyresourde steigt auf 9,7 Kilometern im Schnitt um 7,8 Prozent. Zum Port de Balès ist es zuvor etwas unrhythmischer und 2 Kilometer länger. Der 2,4 Kilometer lange Schlussanstieg nach Peyragudes wird nach nur gut 2 Abfahrtskilometern begonnen und ist im Schnitt 8,4 Prozent steil. Dies ist definitv einer der Tage, die sich die Klassementfahrer der Tour 2017 dunkelrot im Kalender anstreichen.
Bisherige Erfahrungswerte mit der Zielankunft Peyragudes bei großen Landesrundfahrten gab es bei der 17. Etappe der Tour 2012 und der 15. Etappe der Vuelta 2013.
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