Tour de France 2006
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10. Etappe13. Juli: 11. Etappe12. Etappe
Zielankunft in Pla-de-Beret: ca. 17:11 Uhr
Landis und Mentschow nun die Favoriten
Bei der ersten Bergankunft der Tour der France 2006 machte ein Trio den Sieg unter sich aus. Denis Mentschow (Rabobank) aus Russland verwies die beiden US-Amerikaner Levi Leipheimer (Gerolsteiner) und Floyd Landis (Phonak) auf die Plätze am Pla-de-Beret. Mentschow feierte seinen ersten Etappensieg bei einer Tour de France. Der Russe ist nun der größte Herausforderer von Floyd Landis, der das Gelbe Trikot übernahm. Cadel Evans (Davitamon-Lotto) und Carlos Sastre (Team CSC) büßten in der Tageswertung 17 Sekunden auf das Spitzentrio ein. Andreas Klöden (T-Mobile), die größte Hoffnung der Deutschen, verlor an der Schlusssteigung den Anschluss, als Mentschow attackierte und nur Leipheimer, Landis, Evans und Sastre mithalten konnten. Klödens Rückstand im Ziel summierte sich auf 1:31 Minuten.
Ergebnis 1. Denis Mentschow (RUS) - Rabobank 6h06:25 2. Levi Leipheimer (USA) - Gerolsteiner gl.Zeit 3. Floyd Landis (USA) - Phonak gl.Zeit 4. Cadel Evans (AUS) - Davitamon-Lotto +0:17 5. Carlos Sastre (ESP) - Team CSC gl.Zeit 6. Michael Boogerd (NED) - Rabobank +1:04 7. Haimar Zubeldia (ESP) - Euskaltel-Euskadi +1:31 8. Frank Schleck (LUX) - Team CSC gl.Zeit 9. Andreas Klöden (GER) - T-Mobile gl.Zeit 10. Christophe Moreau (FRA) - ag2r Prévoyance +2:29 11. Georg Totschnig (AUT) - Gerolsteiner +3:06 12. Michael Rogers (AUS) - T-Mobile Team alle 13. Marcus Fothen (GER) - Gerolsteiner gleiche 14. Ivan Parra (COL) - Cofidis Zeit 15. José Azevedo (POR) - Discovery Channel +4:10 16. Gilberto Simoni (ITA) - Saunier Duval gl.Zeit 17. David Arroyo (ESP) - Caisse d'Epargne gl.Zeit 18. Cyril Dessel (FRA) - ag2r Prévoyance +4:45 19. Pietro Caucchioli (ITA) - Crédit Agricole 20. Tadej Valjavec (SLO) - Lampre-Fondital alle ... gleiche 21. Patrik Sinkewitz (GER) - T-Mobile Team Zeit 23. Juan Miguel Mercado (ESP) - Agritubel +5:36 24. Wladimir Karpets (RUS) - Caisse d'Epargne +5:48 25. Iñigo Landaluze (ESP) - Euskaltel-Euskadi gl.Zeit 26. Jaroslaw Popowitsch (UKR) - Discovery Channel +6:25 33. Damiano Cunego (ITA) - Lampre-Fondital +10:03 36. Michael Rasmussen (DEN) - Rabobank +11:08 40. David de la Fuente (ESP) - Saunier Duval +14:02 42. Fabian Wegmann (GER) - Gerolsteiner +16:31 46. George Hincapie (USA) - Discovery Channel +21:32 50. Paolo Savoldelli (Ita) - Discovery Channel +23:04 - 165 Fahrer klassiert. DNF Giovanni Lombardi (ITA) - Team CSC DNF Wilfried Cretskens (BEL) - Quick Step DNF Iban Mayo (ESP) - Euskaltel-Euskadi
Dessel fehlten nur wenige Sekunden
Der französische «Nobody» Cyril Dessel (ag2r Prévoyance), der erst einen Tag zuvor überraschend das Gelbe Trikot erobert hatte, hatte vor der Etappe 4:45 Minuten Vorsprung auf Floyd Landis. Dessel trennten im Ziel am Pla-de-Beret exakt diese 4:45 Minuten von Landis, doch Landis erhielt für den 3. Platz acht Sekunden Zeitgutschrift. Im Gesamtklassement folgt hinter Landis und Dessel nun Mentschow als Dritter mit 1:01 Minuten Rückstand. Knapp dahinter liegen Evans und Sastre.
Andreas Klödens Defizit gegenüber Landis beträgt 2:29 Minuten. Levi Leipheimer hat auf dem 13. Platz immer noch 5:39 Minuten Rückstand auf Landis wegen seines verkorksten Zeitfahrens in der Bretagne. Der junge Deutsche Markus Fothen (Gerolsteiner) schlug sich tapfer und konnte bis zum letzten Berg in der Spitze mithalten. Fothen belegt im Klassement den 10. Platz mit gut vier Minuten Rückstand und baute seinen Vorsprung in der Jungprofi-Wertung deutlich aus.
Gesamtklassement 1. Floyd Landis (USA) - Phonak 49h18:07 2. Cyril Dessel (FRA) - ag2r Prévoyance +0:08 3. Denis Mentschow (RUS) - Rabobank +1:01 4. Cadel Evans (AUS) - Davitamon-Lotto +1:17 5. Carlos Sastre (ESP) - Team CSC +1:52 6. Andreas Klöden (GER) - T-Mobile Team +2:29 7. Michael Rogers (AUS) - T-Mobile Team +3:22 8. Juan Miguel Mercado (ESP) - Agritubel +3:33 9. Christophe Moreau (FRA) - ag2r Prévoyance +3:44 10. Markus Fothen (GER) - Gerolsteiner +4:17 11. Haimar Zubeldia (ESP) - Euskaltel-Euskadi +4:26 12. Patrik Sinkewitz (GER) - T-Mobile Team +5:38 13. Levi Leipheimer (USA) - Gerolsteiner +5:39 14. Michael Boogerd (NED) - Rabobank +5:54 15. Iñigo Landaluze (ESP) - Euskaltel-Euskadi +6:33 16. Georg Totschnig (AUT) - Gerolsteiner +6:47 17. Wladimir Karpets (RUS) - Caisse d'Epargne +6:48 18. José Azevedo (POR) - Discovery Channel +7:27 19. Ivan Parra (COL) - Cofidis +8:11 20. Frank Schleck (LUX) - Team CSC +8:37 ... 22. Gilberto Simoni (ITA) - Saunier Duval +8:52 23. Jaroslaw Popowitsch (UKR) - Discovery Channel +9:00 35. Michael Rasmussen (DEN) - Rabobank +17:56 40. George Hincapie (USA) - Discovery Channel +23:01 41. Paolo Savoldelli (ITA) - Discovery Channel +24:22 48. Fabian Wegmann (GER) - Gerolsteiner +28:52 49. Matthias Kessler (GER) - T-Mobile Team +29:09 56. Serguei Gonchar (UKR) - T-Mobile Team +32:55
T-Mobiles Taktik scheiterte
Auf dem Weg über fünf Pyrenäen-Berge bis ins spanische Val d'Aran führte lange Zeit der Spanier David de la Fuente das Rennen an. Seine Begleiter Fabian Wegmann (Gerolsteiner) aus Deutschland sowie Juan Antonio Flecha (Rabobank) und Iker Camaño (Euskaltel-Euskadi) aus Spanien mussten nach und nach reißen lassen. Thomas Voeckler (Bouygues Telecom) mißlang der Versuch, als Solist zu dieser anfänglich vierköpfigen Spitzengruppe aufzuschließen. Im Hauptfeld drückte bis zum vorletzten Berg das ag2r-Team des Führenden Cyril Dessel aufs Tempo.
Dann, am Col du Portillon, dezimierte das T-Mobile Team mit einer Verschärfung durch Sinkewitz und Kessler das Feld auf knapp 20 Fahrer. T-Mobile hatte sich offensichtlich schon am Vortag auf Klöden als Kapitän festgelegt. Dummerweise bekam Klöden im weiteren Verlauf laut Sport-Direktor Mario Kummer Krämpfe. Und auch sein letzter verbliebener Teamkollege, der Australier Michael Rogers, machte nicht mehr den frischesten Eindruck. Daraufhin kümmerte sich Rabobank mit Boogerd und Rasmussen ums Tempo, um Kapitän Denis Mentschow zu lancieren. Rabobank war in der Schlussphase außer Gerolsteiner mit Leipheimer, Fothen und Georg Totschnig als einziger Rennstall mit drei Fahrern ganz vorne vertreten.
Kurz vor dem Schlussanstieg waren die Angriffe von David Arroyo (Caisse d'Epargne) und Damiano Cunego nur ein Strohfeuer, und auch de la Fuente war bald eingeholt. Die Rabobänker Rasmussen und Boogerd knallten erbarmungslos in den Schlussberg hinein und ebneten dem 28-jährigen Denis Mentschow den Weg zum Etappensieg. De la Fuente ergatterte auf seiner Flucht das Bergtrikot und führt in der Bergwertung nun mit 18 Punkten Vorsprung auf Dessel. Fabian Wegmann verbesserte sich immerhin auf den 3. Platz. Michael Rasmussen, der im Vorjahr das Bergtrikot nach Paris trug, sammelte hinter der Spitzengruppe fleißig die übrigen Punkte ein und ist nun schon Vierter.
Bergwertung 1. David de la Fuente (ESP) - Saunier Duval 80 p. 2. Cyril Dessel (FRA) - ag2r Prévoyance 62 3. Fabian Wegmann (GER) - Gerolsteiner 61 4. Michael Rasmussen (DEN) - Rabobank 49 5. Juan Miguel Mercado (ESP) - Agritubel 45 6. Michael Boogerd (NED) - Rabobank 41
In der Gesamtwertung sind die Abstände zwar immer noch relativ gering, aber erste Konturen sind schon zu erkennen. Der 30-jährige Phonak-Profi Floyd Landis schickt sich an, das Erbe seines US-Landsmannes Lance Armstrong anzutreten, dessen Helfer er bei Discovery Channel einst war. Bei Discovery versagten in den Pyrenäen übrigens alle Fahrer, außer mit Abstrichen Azevedo. In den Alpen folgen noch zwei Etappen mit Bergankunft, beide mit anspruchsvollerem Schlussanstieg als am Pla-de-Beret. Dennoch wird es schwierig, Landis noch das Gelbe Trikot abzujagen.
Die deutschen Teams und Fahrer mussten einsehen, dass nach dem Ausschluss von Jan Ullrich die Bäume doch nicht so schnell wieder in den Himmel wachsen. Andreas Klödens zweieinhalb Minuten Rückstand auf Landis sind zwar noch machbar, allerdings muss Klöden auf einen deutlichen Leistungsanstieg hoffen. Man bedenke: Klöden war erst sehr spät in die Saison eingestiegen, nachdem er sich im Frühjahr die Schulter gebrochen hatte. Klödens deutscher Teamkollege Patrik Sinkewitz wurde am Col du Portillon geopfert. Er weist nun als Zwölfter einen Rückstand von fünfeinhalb auf. In der Teamwertung übernahm T-Mobile wieder die Führung - vorm starken Team Gerolsteiner!
Teamwertung 1. T-Mobile Team 148h04:07 2. Gerolsteiner +0:46 3. ag2r Prévoyance +5:00 4. Team CSC +7:52 5. Rabobank +9:17
Für Gerolsteiner wiegt Leipheimers Totalausfall beim Zeitfahren jetzt noch schwerer, da er ja am Berg anscheinend zu den stärksten Drei gehört. Leipheimers Teamkollege Markus Fothen, der irgendwann einmal die Tour de France gewinnen will, zeigt konstant gute Leistungen bei seinem Tour-Debüt. Nur am letzten Berg verließen ihn die Kräfte. Ein Toursieg auf Anhieb wäre sowieso ein kühner Traum gewesen. Eine sensationelle Platzierung im Gesamtklassement ist aber immer noch drin. Zudem zeichnet sich ein Sieg des 24-jährigen in der Jungprofiwertung ab.
Jungprofiwertung 1. Markus Fothen (GER) - Gerolsteiner 49h22:24 2. Damiano Cunego (ITA) - Lampre-Fondital +12:00 3. Matthieu Sprick (FRA) - Bouygues Telecom +27:16 4. Moises Duenas (ESP) - Agritubel +30:41 5. Thomas Lövkvist (SWE) - Française des Jeux +31:39 6. Christian Knees (GER) - Team Milram +39:30
Bevor die großen Berge kamen, baute Robbie McEwen (Davitamon-Lotto) bei einem Zwischesprint seinen ohnehin schon großen Vorsprung in der Punktewertung noch weiter aus. Dem Australier ist das Grüne Trikot des besten Sprinters bis Paris nur noch schwer abzunehmen.
Grünes Trikot 1. Robbie McEwen (AUS) - Davitamon-Lotto 217 p. 2. Tom Boonen (BEL) - Quick Step 188 3. Oscar Freire (ESP) - Rabobank 181
Einschätzung vor der Etappe: Die erste wirklich schwere Bergetappe der Tour 2006 führt über vier gefürchtete Pyrenäen-Pässe, bevor es hinter der spanischen Grenze im Val d'Aran hoch zum Pla-de-Beret geht. Diesen Schlussberg könnte man als «Rollerberg» bezeichnen: Der Anstieg ist lang, dafür aber nicht übertrieben steil. Die letzten zwei Kilometer bis ins Ziel geht es nochmal leicht bergab. Besonders siegeshungrig werden heute in ihrer Heimat natürlich die Spanier sein. Doch auch für alle nicht-spanischen Klassementfahrer gilt: Wer die Tour de France gewinnen will, muss am Pla-de-Beret vorne dabei sein.
Marschtabelle auf www.letour.fr
Profil zum Pla-de-Beret auf www.salite.ch
Beim Überblick über die Bergetappen gibt es die Steigungsprozente und Längen der Anstiege.
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