Strade Bianche 2022

(ITA/1.UWT) - Siegerliste Strade Bianche

Pogacar mit 51-Kilometer-Solo-Triumph

Tadej Pogacar (UAE) bekräftige beim begehrten Tagesrennen Strade Bianche 2022 seine Stellung als mit Abstand stärkster Radprofi der Gegenwart. Über 50 Kilometer vorm Ziel zog der 23-jährige Slowene auf einem der steigenden, namensgebenden Schotteranstiege das Tempo an und schaute nicht mehr zurück. Die Lücke war da und wurde größer: Was für ein vernichtender Solo-Triumph! Im Rennen des Rests setzte sich Kasper Asgreen (Quick Step) 19 Kilometer vorm Ziel aus einem Verfolgerquintett für den 2. Platz ab. Er wurde 7 Kilometer später von Alejandro Valverde (Movistar) eingeholt. In der Schlussrampe von Siena hatte Valverde das bessere Ende für sich.

Asgreen initiierte 24 Kilometer vorm Ziel ein Verfolgerquintett, als der Sieg an Pogacar praktisch schon vergeben war. Neben Valverde gehörten Tim Wellens (Lotto), Jhonatan Narvaez (Ineos) und Quinn Simmons (Trek). Dieser 3 Fahrer wurden in der Schlussphase noch vom Duo aus Attila Valter (Groupama) und Pello Bilbao (Bahrain) für den 4. und 5. Platz übertrumpft. Pogacar war wie viele andere Fahrer auch in einen spektakulären Massensturz 100 Kilometer vorm Ziel verwickelt. Zahlreiche Fahrer lagen links und rechts im Acker, zuvorderst Ex-Sieger Julian Alaphilippe (Quick Step) im Regenbogentrikot. Pogacar sprang als einer der ersten Fahrer wieder aufs Rad – und fügte später seiner Sammlung einen weiteren bedeutenden Sieg zu.

Die Streckenführung blieb für Strade Bianche 2022 im Vergleich zu den Vorjahren unangetastet. So standen wieder 11 der namensgebenden hellen Schotter-Sektoren im Profil, die sich auf 63 Kilometer aufsummierten. Es führen also über ein Drittel der Strecke über nicht asphaltierte Schotterstraßen. Letzter Sektor war damit wieder Le Tolfe 12 Kilometer vor Schluss – einer der kürzesten, mit bis zu 18 % Steigung aber trotzdem nicht zu verachten. Auch auf dem letzten Kilometer wurden noch einem 16 % erreicht, als es zur Ziellinie auf der Piazza del Campo in Siena hinaufging. Die Streckenverhältnisse waren sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter trocken, die Temperaturen mit um die 4 Grad recht frisch, allerdings bei Sonnenschein.

Die frühe Spitzengruppe des Tages bildeten diese 9 Fahrer: Calmejane (AG2R), Martinelli (Astana), Zoccarato (Bardiani), Zardini (Drone Hopper), Bevilacqua, Garcia (beide Eolo), van der Hoorn (Intermarché), Brenner und Heinschke (beide DSM). 100 Kilometer vorm Ziel lag das Hauptfeld kaum mehr zurück, als es zu dem Massensturz auf einem dem Wind ausgesetzten Schotterplateau kam. Einer der beiden Auslöser war Alaphilippe. Der Weltmeister geriet an den Straßenrand, klickte strauchelnd aus dem Pedal und wurde dann vom ebenfalls verblasenen Fahrer rechts neben ihm abgeräumt. Alaphilippe überschlug sich, landete auf dem Rücken und flog weiter bergab auf die abfallenden Felder – wie etliche folgende Fahrer auch. Tiesj Benoot (Jumbo), der Strade-Bianche-Solosieger 4 Jahre zuvor, schied aus.

Alaphilippe hatte zwischenzeitlich rund anderthalb Minuten Rückstand aufs Hauptfeld, das sich wiederum auch erst wieder sammeln musste. 76 Kilometer vorm Ziel war mit Hilfe seiner Teamkollegen die Lücke geschlossen. Pogacars rennentscheidende Attacke bedeutete dann das Anfang vom Ende für Alaphilippes Ambitionen. Alaphilippe galt neben Pogacar als Top-Favorit für Strade Bianche 2022. Denn die beiden letzten Sieger, die zwei Crosser fehlten. Mathieu van der Poel (Alpecin) hat nach Rückenleiden noch Trainingsrückstand, Wout van Aert (Jumbo) zieht dieses Jahr das einen Tag später startende Paris-Nizza vor. Und die beiden Sieger davor hießen Alaphilippe und Benoot.

Vorne hatte sich die Spitzengruppe bald auf Calmejane, Zoccarato, van der Hoorn, Brenner und Heinschke reduziert. Letztgenannter fiel 68 Kilometer vorm Ziel zurück. Die übrigen 4 Ausreißer wurden dann 16 Kilometer später gestellt – kurz vor Pogacars doppelter Tempoverschärfung. Bei Versuch Nummer 1 waren noch Wellens, Alaphilippe und ein ganzer weiterer Schwung dabei. Bei Versuch Nummer 2 riss die Lücke endgültig auf und wurde immer größer.

Nur Carlos Rodriguez (Ineos) konnte fast mithalten. Als Solo-Verfolger geriet sein Abstand zu Pogacar aber bald größer als zum Verfolgerfeld. 30 Kilometer vorm Ziel war Pogacars Vorsprung vor Rodriguez auf 1:05 Minuten angewachsen, vorm dezimierten Hauptfeld auf 1:30. 5 Kilometer später war Rodriguez gestellt. Einen weiteren Kilometer danach gab Alaphilippe seinem Teamkollegen Asgreen Grünes Licht. Als Asgreen attackierte, geriet längst nicht nur Alaphilippe ins Hintertreffen. Es bildete sich einer Verfolgerquintett bestehend aus Asgreen, Narvaez, Wellens, Valverde und Simmons.

Innerhalb der letzten 20 Kilometer attackierte Wellens auf Schotter, wurde aber von Asgreen gekontert. Valverde holte 12 Kilometer vorm Ziel Asgreen ein. Der Vorsprung von Pogacar schwankte um die Minutenmarke. Auf dem Schlusskilometer klatschte Pogacar bereits vor der Schlussrampe mit den Zuschauern am Straßenrand ab. So konnte Valverde den Rückstand noch auf 37 Sekunden reduzieren. Asgreen folgte 9 Sekunden danach, Valter dann eine halbe Minute hinter Valverde.

 

Sa 5. März 2022, Siena
Ergebnis der 16. Auflage Strade Bianche (184,0km)
 1. Tadej Pogacar (SLO)        - UAE-Emirates             4:47:49
 2. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +0:37
 3. Kasper Asgreen (DEN)       - Quick Step Alpha Vinyl     +0:46
 4. Attila Valter (HUN)        - Groupama-FDJ               +1:07
 5. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain-Merida             +1:09
 6. Jhonatan Narvaez (ECU)     - Ineos Grenadiers         gl.Zeit
 7. Quinn Simmons (USA)        - Trek-Segafredo             +1:21
 8. Tim Wellens (BEL)          - Lotto-Soudal               +1:25
 9. Simone Petilli (ITA)       - Intermarché-Wanty          +1:35
10. Sergio Higuita (COL)       - Bora-Hansgrohe             +1:53
11. Michael Valgren (DEN)      - EF Education-Easypost      +1:56
12. Floris de Tier (BEL)       - Alpecin-Fenix              +1:57
13. Lorenzo Rota (ITA)         - Intermarché-Wanty         alle
14. Sébast. Reichenbach (SUI)  - Groupama-FDJ             gleiche
15. Ruben Guerreiro (POR)      - EF Education-Easypost     Zeit
16. Toms Skujins (LAT)         - Trek-Segafredo             +2:00
17. Andrea Vendrame (ITA)      - AG2R-Citroën               +2:02
18. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             +2:03
19. Filippo Zana (ITA)         - Bardiani-CSF               +2:05
20. Carlos Rodriguez (ESP)     - Ineos Grenadiers           +2:07
21. Simone Velasco (ITA)       - Astana-Kasachstan        gl.Zeit
22. Xandro Meurisse (BEL)      - Alpecin-Fenix              +2:09
23. Diego Ulissi (ITA)         - UAE-Emirates               +2:14
24. Andreas Kron (DEN)         - Lotto-Soudal               +2:18
25. Vincenzo Albanese (ITA)    - Eolo-Kometa                +2:23
...
58. Julian Alaphilippe (FRA)   - Quick Step Alpha Vinyl     +8:36

 

Wildcards erhielten die 3 italienischen Teams Bardiani, Drone Hopper-Androni und Eolo. Als beste ProTeams der Vorsaison waren außerdem Alpecin und Arkéa qualifiziert. Eigentlich traf dies auch auf Totalenergies zu. Der Rennstall verzichtete jedoch auf einen Start – trotz der Verpflichtung von Peter Sagan. Auch von den 18 WorldTour-Teams schenkte sich mit Cofidis eine weitere französische Formation die Reise in die Toskana.

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