Mailand-Sanremo 2025
(ITA/1.UWT) - Siegerliste Mailand-Sanremo
Van der Poel im 3er-Sprint nach Cipressa-Flucht
Mit der ersten erfolgreichen Cipressa-Offensive seit 29 Jahren wurde Mailand-Sanremo 2025 vorentschieden! Am Ende hatte Mathieu van der Poel (Alpecin) zum 2. Mal in seiner Karriere auf der Via Roma die Nase vorn. Im Dreiersprint schlug der 30-jährige Niederländer deutlich Filippo Ganna (Ineos) und Tadej Pogacar (UAE). Erst 43 Sekunden hinter dem Trio führte Michael Matthes (Jayco) ein erstes Verfolgerfeld vor Kaden Groves (Alpecin) ins Ziel.
Angezettelt hatte die Cipressa-Flucht Weltmeister Pogacar mit einer Attacke 24,7 Kilometer vorm Ziel. Am vorletzten Anstieg konnte nur van der Poel das Hinterrad des Weltmeisters halten. Außerdem kam Ganna vorn mit rüber, weil sich die beiden Topstars des Rennens im oberen Bereich etwas anschauten.
Im finalen Poggio-Anstieg attackierte Pogacar mehrmals. Ganna wurde er damit sofort los. Van der Poel ließ sich jedoch nicht abschütteln und konterte sogar selbst kurz vor der Kuppe, konnte den kleinen Vorsprung allerdings nicht halten. Beiden lagen oben 5,6 Kilometer vorm Ziel 8 Sekunden vor Ganna. Dieser saugte sich auf den letzten 2 flachen Kilometern an das Duo heran und hatte es ungefähr 800 Meter vor Schluss gestellt.
Im Zielsprint ließen sich Ganna und Pogacar etwas von van der Poel übertölpeln. Vor der Eröffnung fuhr van der Poel ganz links, Ganna etwas versetzt ganz rechts und Pogacar mit Lücke zu den beiden, eher an Ganna orientiert. Als van der Poel früh antrat, konnten sich Ganna und Pogacar nicht einmal mehr in den Windschatten des Vorausfahrenden saugen. Augenscheinlich wäre van der Poel auch in einem anderen Szenario kaum zu schlagen gewesen.
Kalter Regen verzieht sich nach langer Anfangsphase
Die Classicissmima startete 2025 erstmals in ihrer Geschichte in Pavia südlich von Mailand. Bei Regen und einstelligen Temperaturen waren die Fahrer zunächst dick in ihre Funktionskleidung eingepackt. Das Wetter besserte sich im Rennverlauf deutlich auf wolkige 15 Grad.
Die Fleißkarte bei Mailand-Sanremo 2025 verdiente sich Silvan Dillier (Alpecin). Er hielt ganz allein über fast 5 Rennstunden hinweg eine 8-köpfige Spitzengruppe auf eine Distanz von 3 bis 5 Minuten. Diese bestand aus Mathis Le Berre, Alessandro Verre (beide Arkéa), Baptiste Veistroffer (Lotto), Kristian Sbaragli, Tommaso Nencini, Mark Stewart (alle Solution Tech), Martin Marcellusi und Filippo Turconi (beide VF).
Gut 60 Kilometer vor Schluss waren die Kräfte von Dillier verbraucht. Geraint Thomas (Ineos) höchstpersönlich stieg für Ganna in die Nachführarbeit ein, dann erste Helfer von Pogacar sowie verschiedene Fahrer weiterer Teams in den beginnenden Positionskämpfen.
Als noch 50 Kilometer zu fahren waren, hatte Jasper Philipsen (Alpecin) – ohnehin gehandicapt durch einen Sturz 3 Tage vor Mailand-Sanremo – Hinterradschaden. Er kam durch die Autokolonne noch einmal zurück ins Hauptfeld, musste aber in der Cipressa früh abreißen lassen. Aus Teamsicht nicht schlimm, landeten doch van der Poel und Groves auf den Plätzen 1 und 5 im Ziel.
Als letzter der 8 Ausreißer wurde Marcellusi 27 Kilometer vorm Ziel exakt zu Beginn des Cipressa-Anstiegs gestellt. Er hatte zuvor an der Capo Berta seine Mitausreißer stehen lassen. Le Berre und Veistroffer wurden nur kurz vor Marcellusi eingefangen.
Pogacar wieder mit der Cipressa-Brechstange
Wie im Vorjahr hatte Pogacars Team den Plan, an der Cipressa alles explodieren zu lassen – und wie im Vorjahr waren die Teamkollegen für diesen Plan relativ rar gesät. Zunächst knallte Tim Wellens von vorn hoch, dann übernahm Jhonatan Narvaez, von dessen Hinterrad nun Pogacar schon zur Mitte des Anstiegs attackieren musste. Außer van der Poel und Ganna folgte zunächst nur Romain Grégoire (Groupama), allerdings nur für kurze Zeit.
Knapp 20 Verfolger, darunter dann auch Grégoire, wurden oben mit über einer halben Minute Rückstand auf das Spitzentrio gemeldet. Unten wuchs diese große Gruppe zum einem Verfolgerfeld an, verlor aber eine weitere halbe Minute.
Sofort in den Poggio-Anstieg hinein setzte Pogacar die erste von 3 Attacken an diesem Anstieg. Van der Poel klebte dabei stets am Hinterrad. Beim Konter kurz vor der Kuppe sah es hingegen ganz kurz so aus, als könnte van der Poel umgekehrt Pogacar biegen. Stattdessen nahmen beide Abfahrt und Flachstück ins Ziel gemeinsam in Angriff. Ganna hatte das Duo immer auf Sichtweite.
Die 3 Favoriten beim «leichtesten» Monument vorn
Die auch vor dem Rennen am höchsten gewetteten Fahrer egalisierten im Ziel ihre bisher jeweils besten Ergebnisse in Sanremo. Van der Poel feierte seinen 7. Sieg bei einem der 5 Monumenten. Neben 2-mal Sanremo stehen 3-mal Flandern und 2-mal Roubaix in seinen Palmarès.
Pogacar hatte schon im Vorjahr gesagt, dass ihn die Jagd nach dem Sanremo-Sieg möglicheweise ins Grab bringen werde. Das vermeintlich leichteste Monument fehlt so manchem Top-Star der Vergangenheit in den Palmarès. Pogacar fehlen von den 9 wichtigsten Rennen im Kalender nur noch Siege bei Spanien-Rundfahrt, Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix. Tour de France, Giro d'Italia und WM hat er schon, von den Monumenten Flandern (1x), Lüttich (2x) und Lombardei (4x), kommt also wie nun van der Poel auch auf 7.
Für Ganna hat sich noch keiner dieser Träume verwirklicht, und für Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Lidl) auch noch immer nicht der eines Sieges bei einem Monument. Hinter dem Vorjahreszweiten Matthews sowie Groves und Magnus Cort (Uno-X) belegte er den 7. Platz nach Platz 4 im Vorjahr hinter Pogacar.
Sa 22. März 2025, Pavia - Sanremo Ergebnis der 116. Auflage Milano-Sanremo (289,0km) 1. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Deceuninck 6:22:53 2. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-XRG gl.Zeit 3. Filippo Ganna (ITA) - Ineos Grenadiers gl.Zeit 4. Michael Matthews (AUS) - Jayco-Alula +0:43 5. Kaden Groves (AUS) - Alpecin-Deceuninck 6. Magnus Cort (DEN) - Uno-X 7. Mads Pedersen (DEN) - Lidl-Trek 8. Olav Kooij (NED) - Visma-Lease a Bike 9. Matteo Trentin (ITA) - Tudor 10. Fred Wright (GBR) - Bahrain Victorious 11. Mike Teunissen (NED) - XDS-Astana 12. Corbin Strong (NZL) - Israel-Premier Tech 13. Isaac del Toro (MEX) - UAE-XRG 14. Biniam Girmay (ERI) - Intermarché-Wanty 15. Alex Aranburu (ESP) - Cofidis 16. Ben Tulett (GBR) - Visma-Lease a Bike 17. Mikkel Honoré (DEN) - EF Education-Easypost alle 18. Edoardo Zambanini (ITA) - Bahrain Victorious 19. Maxim van Gils (BEL) - Red Bull-Bora 20. Jon Barrenetxea (ESP) - Movistar 21. Ivan Garcia (ESP) - Movistar 22. Simone Velasco (ITA) - XDS-Astana gleiche 23. Jasper Stuyven (BEL) - Lidl-Trek 24. Roger Adria (ESP) - Red Bull-Bora 25. Arjen Livyns (BEL) - Lotto ... 40. Tom Pidcock (GBR) - Q36.5 Zeit 42. Julian Alaphilippe (FRA) - Tudor +0:47 57. Alberto Bettiol (ITA) - XDS-Astana +2:38 64. John Degenkolb (GER) - Picnic-PostNL +2:38 81. Jonathan Milan (ITA) - Lidl-Trek +2:38 - 175 Teilnehmer, davon 169 klassiert.
Strecke
Mailand-Sanremo beginnt 2025 zum 3. Mal hintereinander nicht mehr in Mailand. Für eine Startrunde geht es diesmal in Pavia (neutraler Start: 10:15 Uhr) noch weiter südlich los als in den beiden Vorahren in Abbiategrasso. Ansonsten bleibt alles beim Gewohnten – mit Turchinopass, den Capi Mele, Cervo und Berta sowie Cipressa und Poggio di Sanremo. Die Zielgerade in Sanremo liegt wieder auf der Via Roma und endet 5,6 Kilometer hinter der Poggio-Kuppe.
Die angesagten Windrichtungen könnten eine schnelle 116. Sanremo-Ausgabe begünstigen. Für die erste erfolgreiche Cipressa-Attacke seit 1996 wäre Rückenwind jedenfalls fast ein Muss ...
Anstiege | km- | Zeit |
Turchinopass | 149,7 | 13:40 |
Capo Mele | 51,6 | 15:46 |
Capo Cervo | 46,7 | 15:53 |
Capo Berta | 38,9 | 16:05 |
Cipressa | 21,7 | 16:32 |
Poggio di Sanremo | 5,6 | 16:53 |
Zielankunft auf der Via Roma in Sanremo: Kilometer 289,0 ca. 17:00 |
Favoriten
Zu erwarten ist ein Duell zwischen Weltmeister Tadej Pogacar (UAE), bisher sieglos in Sanremo, und dessen Vorgänger Mathieu van der Poel (Alpecin), Sieger vor 2 Jahren. Van der Poel hat bei sich im Team ebenfalls Vorjahressieger Jasper Philipsen, der nach einem Sturz zur Wochenmitte allerdings gehandicapt antritt. Unter den Sprintern ist stattdessen Mads Pedersen (Lidl) am höchsten gewettet. Pedersens noch endschnellerer Teamkollege Jonathan Milan könnte bei leichterem Rennverlauf stechen, ebenso wie Biniam Girmay (Intermarché) oder Olav Kooij (Visma). Wie Pedersen käme Michael Matthews (Jayco) wohl auch mit etwas mehr Tempo an den finalen Anstiegen klar. Wenn die Post so richtig abgeht und noch irgendwer bei den Topstars Pogacar und van der Poel bleiben kann, sind hingegen am ehesten Tom Pidcock (Q36.5) und Filippo Ganna (Ineos) vorn zu erwarten.
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