Paris-Nizza 2020

(FRA/2.UWT) - Siegerliste Paris-Nizza

 

Et. Startort            Zielort                  km   Termin/Sieger      Leader
 1. Plaisir             Plaisir                 154   Max Schachmann     Max Schachmann
 2. Chevreuse           Chalette-sur-Loing      167   Giacomo Nizzolo    Max Schachmann
 3. Chalette-sur-Loing  La Châtre               200   Ivan Garcia        Max Schachmann
 4. St-Amand-Montrond   St-Amand-Montrond        15*  Søren Kragh        Max Schachmann
 5. Gannat              La Côte-St-André        227   Niccolo Bonifazio  Max Schachmann
 6. Sorgues             Apt                     161   Tiesj Benoot       Max Schachmann
 7. Nizza               Valdeblore La Colmiane  167   Nairo Quintana     Max Schachmann
 8. Nizza               Nizza                   134   So 15. März
*) Einzelzeitfahren

 

Schachmann mit Start-Ziel-Sieg in die Corona-Pause

Maximilian Schachmann (Bora) holte den Gesamtsieg einer aufregenden 78. Auflage der Fernfahrt Paris-Nizza. Der deutsche Meister ging gleich mit einem Tageserfolg auf der 1. Etappe in Front und hatte in der Endabrechnung 18 Sekunden Vorsprung vor seinem ärgsten Widersacher Tiesj Benoot (Sunweb). Das Podest komplettierte Sergio Higuita (EF) mit 59 Sekunden Rückstand. Paris-Nizza wurde 2020 wegen der Coronavirus-Krise um die letzte Etappe auf 7 Etappen verkürzt und war wegen der Coronavirus-Krise das letzte große Radrennen für einen noch unabsehbaren Zeitraum.

Regen und Windkanten auf den ersten Etappen,ein kurzes Einzelzeitfahren, Hügeletappen, die abschließende Bergankunft – bei Paris-Nizza waren 2020 wieder alle Zutaten für ein packendes Radrennen enthalten! Leider sagten 6 Top-Teams aufgrund der Coronavirus-Eskalation Paris-Nizza 2020 ab, darunter das Team des Vorjahressiegers Egan Bernal (Ineos), und 2 weitere Teams verließen das Rennen an Tag 6. Genau an diesem Tag wurde ebenfalls die Streichung der 8. Etappe beschlossen. Umstritten war dann spätestens die Austragung der 7. Etappe, weil an diesem Samstag schon fast überall in Europa sämtliche Veranstaltungen – ob nun Fußball, Radsport oder Konzerte – abgesagt und viele Grenzen in Europa geschlossen wurden.

Dem Sieger der Bergankunft, Nairo Quintana (Arkéa), blieb bei Paris-Nizza ein besseres Ergebnis als der 6. Platz im Endklassement verwehrt, weil der Top-Favorit auf den Gesamtsieg schon nach einem Sturz im Wind der 2. Etappe zu viel Zeit verlor. Bei Zielankünften und Zwischensprints gab es für die Top-3 Zeigutschriften (10, 6 und 4 Sekunden bzw. 3, 2, 1). Für die Platzierungen im Endklassement wären die Boni nur ins Gewicht gefallen, wenn Schachmann nach einem Sturz im Finale der 6. Etappe seinen realen Zeitverlust berechnet bekommen hätte. Dann wären er und Benoot nach 7 Etappen zeitgleich gewesen. So oder so war es ein heißer Kampf auf jeder Etappe. Benoot verlor beispielsweise über eine halbe Minute auf der windigen 2. Etappe.

Am Ende einer zermürbenden 1. Etappe mit Regen, Windkanten und Hügeln hatte Maximilian Schachmann noch die besten Beine in einem 4-Mann-Finale. Auf dem Zahnfleisch krochen die Fahrer über die Ziellinie, wobei Schachmann um mehrere Radlängen Dylan Teuns (Bahrain) schlug. Beide schlossen innerhalb der letzten 3 Kilometer zu Tiesj Benoot und Julian Alaphilippe (Deceuninck) auf, die sich 30 Kilometer vorm Ziel für die Bonussekunden bei 2 Zwischensprints lösten, und zwar aus einer hochkaratäigen Frontgruppe. Denn das Peloton war auf der Windkante in mehrere Staffeln zerplatzt, als noch über 60 Kilometer zu fahren waren. Aus der nun ersten Verfolgergruppe des Spitzenduos attackierten Teuns und Schachmann an einem gepflasterten Anstieg 5 Kilometer vorm Ziel. Cees Bol (Sunweb) führte 25 Verfolger mit 15 Sekunden Rückstand über die Linie, darunter von den Klassement-Favoriten Higuita, Großschartner (Bora), Nibali (Trek), Pinot (Groupama) und Quintana.

Auf der 2. Etappe fiel das Peloton auf der Windkante und den kleinen nassen Straßen völlig auseinander. Aus einer ersten Gruppe sprintete Giacomo Nizzolo (NTT) zum Sieg vor Pascal Ackermann (Bora), der den Sprint früh hinter Edel-Anfahrer Peter Sagan (Bora) eröffnet hatte. Gut 30 Kilometer vorm Ziel begann das Feld zu zerfliegen. Gesamtsieg-Topfavorit Nairo Quintana stürzte 5 Kilometer später und verlor letztlich 1:25 Minuten, genauso wie Alaphilippe. Die erste Gruppe wurde immer kleiner und schrumpfte auf nur noch 10 Mann, wobei Ackermann bis zum Schluss den Gesamtführenden Schachmann sowie Sagan und Großschartner bei sich hatte. Nizzolo nutzte geschickt die Situation, dass Ackermanns Teamkollege Schachmann in der Gesamtwertung Zeit auf viele Konkurrenten herausholen konnte. Der kleine Higuita allerdings belegte einen bemerkenswerten 5. Platz hinter Jasper Stuyven (Trek) und Nils Politt und vor Mads Würtz (beide Israel). Nibali wurde wie Schachmann, Großschartner, Neilands (Israel) und Sagan mit 3 Sekunden notiert. Eine 17-köpfige, spät abgehängte Gruppe um Konrad (Bora) und Pinot büßte 18 Sekunden ein. Bei Benoot und Teuns in der nächsten Gruppe waren es 38, so dass beide in der Gesamtwertung von fast allen Fahrern der ersten Gruppe überholt wurden. Alaphilippe und Quintana gaben die Hoffnungen auf den Gesamtsieg ab.

Die 3. Etappe ging in einem unorganisierten Massensprint an Ivan Garcia (Bahrain). Er trat von etwas weiter hinten einen Tick eher an als der aus 2. Position startende Peter Sagan (Bahrain), der den Geschwindigkeitsunterschied nicht mehr wettmachen konnte. Für den 3. Platz kam der zunächst eingebaute Andrea Pasqualon (Circus) auf – knapp vor Bol und Nacer Bouhanni (Arkéa). An der rechten Hand verletzte sich auf der Zielgeraden augenscheinlich Sam Bennett (Deceuninck). Er wurde vom stürzenden Hofstetter (Israel) wuchtig in die Bande katapultiert. Zuvor hatte Bennett mehrere Schulter-Checks an Quintana und Hofstetter ausgeteilt, was ihm zuzüglich zur Verletzung eine Geldstrafe und den Abzug von UCI-Punkten einbrachte. Die Top-Sprinter Ewan (Lotto), Viviani (Cofidis), Ackermann oder Nizzolo spielten an einem erneut verregneten Tag keine Rolle – Ewan, weil er sich in Bennetts Rad verhakte.

Die 4. Etappe, ein 15,1 Kilometer langes Einzelzeitfahren, gewann Søren Kragh Andersen (Sunweb) 6 Sekunden vor Schachmann, 12 vor Kasper Asgreen (Deceuninck) und 13 vor Thomas de Gendt (Lotto). Auf die besten Bergfahrer baute sich Schachmann einen mittlerweile beachtlichen Vorsprung auf – sie verloren gegen die Uhr zwischen einer halben und einer ganzen Minute auf den Mann im Gelben Trikot. Bei Benoot waren es 36, bei Higuita 46 und bei Nibali 53. In der Gesamtwertung rückte Kragh vor auf den 2. Platz mit 58 Sekunden Rückstand, gefolgt von Großschartner mit 61 und Politt mit 64. Relativ gute Ausgangspositionen behielten Higuita auf 65 Sekunden, Teuns auf 70, Benoot auf 71 und Nibali auf 78.

Niccolo Bonifazio (Total) gewann die 5. Etappe im Sprint eines ersten Feldes. Er setzte sich mit über 2 Radlängen durch vor Ivan Garcia, Peter Sagan und Nacer Bouhanni, die alle 3 beinah gleichauf das Ziel erreichten. Erst innerhalb der letzten 75 Meter wurde Jan Tratnik (Bahrain) aus der 4-köpfigen Spitzengruppe des Tages eingeholt. Er verbrachte die letzten 7 Kilometer als Solist an der Spitze. Michael Woods (EF) brach sich nach einem Sturz den Oberschenkel.

Auf der hügligen 6. Etappe zündete Sunweb eine 3-stufige Rakete zunächst mit Nikias Arndt, dann abgelöst vom bisherigen Gesamtzweiten Kragh, abgeschlossen von Tiesj Benoot und noch mit Matthews in der Hinterhand. Am Ende gewann Benoot als Solist 22 Sekunden vor Matthews, der vor Higuita, Jungels und Alaphilippe (beide Deceuninck) über die Linie sprintete. Nibali verlor 26 Sekunden auf Benoot, eine Gruppe um Pinot und Großschartner 29. Schachmann im Gelben Trikot stürzte aus dieser Gruppe knapp einen Kilometer vorm Ziel in der letzten Abfahrt. Ausgans einer Rechtskurve krachte er in eine Hausmauer bzw. in ein Absperrungsgitter, das unmittelbar davor stand. Er schwang sich sofort wieder aufs Rad und verlor 40 Sekunden auf Benoot. Die Jury entschied aufgrund der 3-Kilometer-Regel, alle genannten Fahrer die Zeit von Matthews zu geben. Benoot verkürzte damit den Rückstand zum Gelben Trikot auf 34 Sekunden (und nicht 18, wie es ohne die Sturzregel der Fall gewesen wäre). Higuita und Großschartner positionierten sich mit je 61 und Nibali mit 71 Sekunden auf den Gesamtplätzen 3, 4 und 6 (mit Matthews dazwischen auf 5) vor der nun abschließenden 7. Etappe.

Denn am Vormittag der 6. Etappe wurde verkündet, dass nach der 7. Etappe wegen des Coronavirus Schluss mit Paris-Nizza 2020 ist, so dass zumindest die 8. Etappe ausfiel. Das Team Bahrain des aussichtsreich platzierten Dylan Teuns (+1:09) war schon vor der 6. Etappe komplett abgereist, Israel folgte im Anschuss an die 6. Etappe, dazu einzelne Fahrer aus weiteren Teams aus Sorge um das Coronavirus.

Die somit abschließende 7. Etappe gewann Nairo Quintana am 16 Kilometer langen Schlussanstieg. Er attackierte 4 Kilometer vorm Ziel und ging schnell vorbei an Thomas de Gendt, der aus dem Spitzensextett des Tages vorne übrig geblieben war. Mit seiner Attacke sprengte Quintana zugleich die 12-köpfige Gruppe der Besten. Als erste Verfolger behaupteten sich Higuita, Nibali, Pinot, Benoot – und Schachmann! Es folgten Attacken von Nibali, Higuita und Pinot. Doch gut einen Kilometer vorm Ziel war es erst Benoot, der mit einem Antritt wegkam. Benoot erreichte 46 Sekunden hinter Quintana das Ziel, 10 vor Pinot, Higuita und Nibali und 12 vor Schachmann. Nächstbester auf dem 7. Platz war Guillaume Martin (Cofidis) mit 1:19 Minuten Rückstand. Großschartner verlor auf dem 13. Platz, vor allem seinen Helferdiensten für Schachmann geschuldet, 3:36 Minuten und fiel in der Gesamtwertung vom 4. auf den 9. Platz zurück. Für Quintana reichte es trotz des klaren Etappensieges nur noch für den 6. Platz hinter Nibali und Pinot.

 

So 8. bis So 15. März
Endklassement Paris-Nice 2020
 1. Maximil. Schachmann (GER)  - Bora-Hansgrohe          27:14:23
 2. Tiesj Benoot (BEL)         - Sunweb                     +0:18
 3. Sergio Higuita (COL)       - EF                         +0:59
 4. Vincenzo Nibali (ITA)      - Trek-Segafredo             +1:16
 5. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +1:24
 6. Nairo Quintana (COL)       - Arkéa Samsic               +1:30
 7. Rudy Molard (FRA)          - Groupama-FDJ               +2:03
 8. Tanel Kangert (EST)        - EF                         +2:16
 9. Felix Großschartner (AUT)  - Bora-Hansgrohe             +3:39
10. Søren Kragh Andersen (DEN) - Team Sunweb                +4:36
11. Fabien Doubey (FRA)        - Circus-Wanty Gobert        +5:36
12. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +6:37
13. Jasper Stuyven (BEL)       - Trek-Segafredo             +8:10
14. Philippe Gilbert (BEL)     - Lotto-Soudal               +8:57
15. Bob Jungels (LUX)          - Deceuninck-Quick Step     +10:36
16. Julian Alaphilippe (FRA)   - Deceuninck-Quick Step     +11:00
17. John Degenkolb (GER)       - Lotto-Soudal              +11:36
18. Olivier Le Gac (FRA)       - Groupama-FDJ              +12:01
19. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale          +12:44
20. Zdenek Stybar (CZE)        - Deceuninck-Quick Step     +13:14
- 136 Teilnehmer, davon 61 klassiert.

 

Neben den 19 WorldTour-Teams erhielten zu Paris-Nizza 2020 außerdem per Wildcard die 3 französischen Teams Arkéa, Nippo-Delko und Total Einladungen ausgesprochen, wobei Total als bestes vorjähriges ProTeam sowieso qualifiziert war. Im Unterschied zur Tour de France 2020, die dann in Nizza beginnt, war bei Paris-Nizza also Nippo anstatt B&B Hotels eingeladen.

Änderungen in Startliste wegen Coronavirus-Panik

Wegen der Coronavirus-Panik sagten die WorldTour-Teams Astana, CCC, Ineos, Mitchelton, Movistar und UAE in der Vorwoche von Paris-Nizza sämtliche Teilnahmen an Radrennen ab für einen gewissen Zeitraum, in den auch Paris-Nizza 2020 fällt. Das Starterfeld wurde kurzfristig aufgefüllt durch die Nachnominierung der 2 Teams B&B Hotels und Circus-Wanty sowie die Möglichkeit für alle nun 18 teilnehmenden Teams, 8 anstatt 7 Fahrer in die Startliste einzutragen. Aufgrund der Absage des parallel angesetzten Tirreno-Adriatico suchten einige Teams und Fahrer händeringend nach Alternativen für Renneinsätze, so dass die meisten teilnehmenden Teams mit einem stärkeren Aufgebot zu Paris-Nizza antraten als ursprünglich vorgesehen, u. a. Schachmann und Sagan, die für Tirreno-Adriatico vorgesehen waren.

Strecken-Vorschau

Größten Einfluss auf das Endklassement von Paris-Nizza 2020 kann man im Vorfeld der 4. Etappe, einem 15,1 Kilometer langen Einzelzeitfahren, und der 7. Etappe, die mit einer Bergankunft endet, beimessen. Von den 8 Renntagen sind außerdem der 1. und der 6. hüglig bis ins Finale, wohingegen der 2., 3. und 5. wahrscheinlich in einen Massensprint münden. Der hüglige Schlusstag rund um Nizza war in vergangenen Austragungen schon schwieriger. Doch auf den ersten Etappen könnten auch Windkanten das Geschehen schon drastisch vorsortieren.

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