Lombardei-Rundfahrt 2024
(ITA/1.UWT) - Siegerliste Lombardei-Rundfahrt
Noch ein Erdrutschsieg für Pogacar
Tadej Pogacar (UAE) eilt weiterhin von Rekord zu Rekord. Zum 4. Mal hintereinander gewann der 26-jährige Slowene nun die Lombardei-Rundfahrt 2024, was bisher nur dem campionissimo Fausto Coppi vor einem dreiviertel Jahrhundert gelang. Mit einer 48,5-Kilometer-Alleinfahrt legte Pogacar ein weiteres Riesensolo hin und deklassierte schon wieder die gesamte Konkurrenz um Welten. Olympiasieger Remco Evenepoel (Soudal) belegte mit grotesk großem Abstand sowohl nach vorne als auch nach hinten den 2. Platz. Das Podium komplettierte Giulio Ciccone (Lidl).
Pogacar indes sackte 2 Wochen nach seinem WM-Triumph bereits seinen zweiten Sieg im Regenbogentrikot ein. Es war sein 25. Saisonsieg, davon außer dem WM-Titel sowie danach dem Giro dell'Emilia alle anderen auf WorldTour-Niveau. Scheinbar tiefenentspannt flog Pogacar der am Anschlag kämpfenden Konkurrenz mal eben um eine Minute am Berg davon. Im letzten wichtigen Rennen des Jahres rundete der beste Radprofi des aktuellen Jahrhunderts ein kaum noch zu toppendes Jahr mit je 2 Siegen bei großen Rundfahrten (Giro, Tour) und Monumenten (Lüttich und jetzt Lombardei) sowie dem WM-Triumph ab.
Ganz anders als in den italienischen Herbstrennen der vergangenen Tage gab es bei der Lombardei-Rundfahrt 2024 schönes Wetter. Weit mehr als eine Rennstunde konnte sich trotz vieler Attacken keine Spitzengruppe nennenswert absetzen. Ausgerechnet die zahlenmäßig größte Spitzen- und Verfolgergruppe ließen die Helfer von Pogacar dann aber ziehen. Diese Gruppen schlossen 169 Kilometer vorm Ziel, also schon 83 Kilometer im Rennen, zusammen.
In ihrer maximalen Ausprägung umfasste die Spitzengruppe 23 Fahrer: Axel Laurance, Xandro Meurisse (beide Alpecin), Harlod Lopez (Astana), Antonio Tiberi, Damiano Caruso, Matej Mohoric (alle Bahrain), Bastien Tronchon (Decathlon), Rudy Molard, Rémy Rochas (beide Groupama), Thymen Arensman, Brandon Smith (beide Ineos), Julien Bernard (Lidl), Gregor Mühlberger, Einer Rubio (beide Movistar), Daniel Martinez (Red Bull), Mauri Vansevenant (Soudal), Martijn Tusveld, Kevin Vermaerke (beide DSM), Eddie Dunbar (Jayco), Matteo Fabbro (Polti), Tiesj Benoot, Wilco Kelderman (beide Visma) und Anders Johannessen (Uno-X).
Pogacars Helfer ließen sich davon überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, grinsten sogar – trotz der Größe und teils hochkarätigen Besetzung dieser Spitzengruppe und zeitweise 2 bis 5 Minuten Rückstand des Pelotons. Der auf dem Papier stärkste Bergfahrer der Spitzengruppe, Tiberi, fiel als erster entkräftet schon weit vor Rennhälfte wieder zurück.
In den mutmaßlich vorentscheidenden Sormano-Anstieg war der Vorsprung der Spitzengruppe, zu der da noch 18 Fahrer gehörten, allerdings auf unter eine Minute gesunken. Just als die letzten beiden Spitzenreiter, Meurisse und Arensman, gestellt wurden, setzte Pogacar zu seiner Attacke an. Die konsternierten Evenepoel und Enric Mas (Movistar) waren schnell schon weit weg, obwohl an Position 2 und 3 des Rennens.
Einen Kilometer später schloss Lennert van Eetvelt (Lotto) zu Evenepoel und Mas auf. Oben hatte Pogacar auf das Trio innerhalb von 5,5 Kilometern 65 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Siwakow und knapp dahinter die nächste Gruppe – mit Ciccone, Adria (Red Bull), Storer (Tudor) und Pellizzari (VF Group) – fehlten hier bereits 1:45 Minuten auf den Überflieger. In der Abfahrt löste sich Evenepoel vom zaghaften Mas, an dessen Hinterrad van Eetvelt mitgefangen war. So stand auch der 2. Platz fest.
18 Kilometer vorm Ziel fuhr Siwakow zu Mas und van Eetvelt vor. Der Abstand von Pogacar zu Evenepoel und Evenepoel zum nächjsten Trio spreizte sich mehr und mehr. Im letzten Anstieg fand Ciccone Anscluss an Siwakow, Mas und van Eetvelt und stürmte sogleich davon. In der Schlussphase kam dazu auch noch Ion Izagirre aus dem nichts zum Trio. Mit Mas setzte er sich etwas von Siwakow und van Eetvelt ab und sprintete 3 Sekunden hinter Ciccone auf den 4. Platz. Mas rettete den 5. Platz vor Siwakow, gefolgt von van Eetvelt.
Am Ende einer langen Saison hatte Pogacar im Ziel sagenhafte 3:16 Minuten Vorsprung vor Evenepoel und 4:31 vor dem 3. Platz. Auf den 8. Platz sprintete Piemont-Sieger Neilson Powless (EF) vor David Gaudu (Groupama) und Xandro Meurisse, dem damit aus der Spitzengruppe des Tages kommend ein Top-Ten-Resultat gelang.
Sa 12. Oktober 2024, Como - Bergamo Ergebnis der 118. Auflage Il Lombardia (238,0km) 1. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates 6:04:58 2. Remco Evenepoel (BEL) - Soudal-Quick Step +3:16 3. Giulio Ciccone (ITA) - Lidl-Trek +4:31 4. Ion Izagirre (ESP) - Cofidis +4:34 5. Enric Mas (ESP) - Movistar alle 6. Pawel Siwakow (FRA) - UAE-Emirates gleiche 7. Lennert van Eetvelt (BEL) - Lotto-Dstny Zeit 8. Neilson Powless (USA) - EF Education-Easypost +4:54 9. David Gaudu (FRA) - Groupama-FDJ 10. Xandro Meurisse (BEL) - Alpecin-Deceuninck ...
Außer den automatisch qualifizierten 18 WorldTour-Teams sowie 3 besten ProTeams laut Vorjahresweltrangliste (Lotto, Israel, Uno-X) verteilte der Veranstalter für die Lombardei-Rundfahrt 2024 an folgende 4 Teams Wildcards: Corratec, Polti, Tudor, VF Group.
Strecke
Wie mittlerweile gewohnt kehren sich auch bei der Lombardei-Rundfahrt 2024 alljährlich Start- und Zielort um, so dass es diesmal von Bergamo nach Como geht. Im Finale kehrt die Colma di Sormano ins Profil zurück, die zuletzt 2019 gefahren wurde. Der bis zu 13 % steile Anstieg ist 42 Kilometer vorm Ziel überwunden. Da es sich nicht um die steilste Sormano-Auffahrt handelt, und danach auch nur noch der kürzere Anstieg von San Fermo della Battaglia 5,2 Kilometer vor Schluss ansteht, könnte man meinen, dass der Schwierigkeitsgrad gegen Ende geringer ist als in den Vorjahren.
Die letzten 3 Ausgaben der Lombardei-Rundfahrt gewann Tadej Pogacar, allerdings noch nie mit diesem Finale. Denn die Streckenführung war vor 2 Jahren anders, ohne Sormano und stattdessen mit 2-mal San Fermo della Battaglia sowie dazwischen dem 2024 fehlenden Civiglio-Anstieg. Und vor 4 Jahren, als das letzte Mal der Sieger nicht Pogacar hieß, gab es Sormano plus Civiglio und San Fermo.
Anstiege | km- | Zeit | Länge | ⌀ | max | |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | Forcellino di Bianzano | 223 | 11:23 | |||
2. | Ganda | 203 | 12:91 | 9,2 km | 7,3 % | 15 % |
3. | Colle di Berbenno | 169 | 12:48 | |||
4. | Valpiana | 149 | 13:24 | 10,1 km | 6,2 % | 10 % |
5. | Sella di Osigo | 90 | 14:41 | |||
6. | Madonna del Ghisallo | 79 | 15:00 | 5,0 km | 5,7 % | 10 % |
7. | Colma di Sormano | 42 | 16:04 | 12,9 km | 6,4 % | 13 % |
8. | San Fermo della Battaglia | 6 | 16:52 | 2,7 km | 7,2 % | 10 % |
Zielankunft in Como bei Kilometer 252,0: ca. 16:58 |
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