Lüttich-Bastogne-Lüttich 2023

(BEL/1.UWT) - Siegerliste Lüttich-Bastogne-Lüttich

Wieder Evenepoel-Solo statt Duell mit Pogacar

Remco Evenepoel (Soudal) kopierte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2023 seinen Triumph aus dem Vorjahr. Der 23-jährige Belgier attackierte wieder etwas unterhalb der Redoute-Kuppe. Tom Pidcock (Ineos) blieb zunächst noch dran, musste aber kurz darauf an einem neuen Gegenhang abreißen lassen, als noch 30 Kilometer zu fahren waren. Statt des heiß ersehnten Duells zwischen Evenepoel und Tadej Pogacar (UAE) wurde das Ardennen-Monument erneut zur Solo-Show von Evenepoel. Pogacar schied früh nach einem Sturz mit einer Handgelenksverletzung aus.

So langweilig das Rennen um Platz 1 geriet, so umkämpft und spannend war es um Platz 2. Der zwischendurch wieder eingeholte Pidcock holte die in der Folgezeit ausgebrochenen Ben Healy (EF) und Santiago Buitrago (Bahrain) ein und gewann den Dreiersprint vor Buitrago. Evenepoel überquerte indes erstmals im Regenbogentrikot des Weltmeister mit Siegerpose die Ziellinie. Seine bisherigen 3 Siege als amtierender Weltmeister waren ein Gesamtsieg und 2 Etappensiege im Führungstrikot eines Etappenrennens. Er rettete gleichzeitig im letzten Moment eine verkorkste Frühjahrsklassiker-Kampagne seines dort in den letzten Jahren so überragenden Teams.

Das 109. Lüttich-Bastogne-Lüttich fand insbesondere im Finale auf regennassen Straßen statt, obschon die Fahrer von Regen selbst weitgehend verschont blieben. Bei Temperaturen um die 15 Grad wurde eine Alleinfahrt wie die von Evenepoel durch starken Südwind begünstigt, der auf dem Rückweg von Bastogne nach Lüttich somit von hinten schob.

Die 11-köpfige frühe Spitzengruppe des Tages bildeten Jason Osborne (Alpecin), Mathis Le Berre (Arkéa), Lars van den Berg (Groupama), Paul Ourselin (Totalenergies), Georg Zimmermann (Intermarché), Fredrik Dversnes (Uno-X), Simone Velasco (Astana), Johan Meens (Bingoal), Alexandre Balmer (Jayco), Riben Apers (Flanders) und Hector Carretero (Kern Pharma).

Pogacar mit Knochenbrüchen am Handgelenk raus

Das Hauptthema während der ersten Rennstunden war aber das frühe Aus von Pogacar, dem April-Dominator mit Triumphen bei Flandern-Rundfahrt sowie den Ardennen-Klassikern Amstel Gold Race und Wallonischer Pfeil. Das Ardennen-Triple blieb dem 24-jährigen Slowenen jedoch wegen eines Sturzes nach etwa 85 Rennkilometern verwehrt. Evenepoel hingegen bestritt sein ersten Rennen im April mit Blickrichtung Giro d'Italia, wo der Weltmeister ebenfalls einer der beiden Hauptfavoriten ist. Pogacar war nach seinem Lüttich-Triumph 2021 schon im Vorjahr kein Gegner von Evenepoel, weil er wegen eines Trauerfalls nicht antrat. Nun endete das so erfolgreiche Frühjahr 2023 mit Knochenbrüchen.

Zu dem Vorfall kam es, als Honoré (EF) der Vorderreifen platzte und Pogacar ebenso zu zu Boden ging. Pogacars Teamkollegen zogen sich nach dem Ausscheiden ihres Kapitäns natürlich sofort aus der Tempoarbeit im Hauptfeld zurück. So wartete auf die Helfer von Evenepoel ein arbeitsreicher Tag, der sich freilich auszahlen sollte. Die 11 Ausreißer hatten nie mehr als 5 Minuten Vorsprung.

85 Kilometer vorm Ziel brachte Jan Tratnik (Jumbo) etwas Bewegung ins Rennen, als er knapp 2 Minuten hinter der Spitze in der Côte de Wanne attackierte. Magnus Sheffield (Ineos) und Valentin Madouas (Groupama) versuchten zu folgen. Doch schon bald war Tratnik als Solo-Verfolger unterwegs. Madouas fiel noch an der Côte de Wanne zurück, Sheffield in der Stockeu. Im Hauptfeld bröckelte es nach hinten erheblich. Und auch die Spitzengruppe halbierte sich.

Als noch 65 Kilometer zu fahren waren, erreichte Tratnik schließlich die vorn verbliebenen Osborne, van den Berg, Ourselin, Zimmermann und Velasco. Le Berre hatte kurz zuvor an der Stockeu abreißen lassen, alle anderen schon vorher. Am Col du Rosier konnte von den frühen Ausreißern nur noch Velasco dem Tempo von Tratnik folgen, Osborne so gerade eben nicht. Velasco hielt sich dann mit Tratnik in Front, ehe beide an der Côte de Redoute 35 Kilometer vor Schluss gestellt wurden.

Von Evenepoels Helfern war inzwischen nur noch Ilan van Wilder übrig. Der nahm kurz raus, so dass Louis Vervaeke noch einmal kurz für ein bisschen Tempoarbeit zurückkehren konnte. Der ehemalige Sieganwärter Alaphilippe war längst als Helfer verschlissen. Hinein in die Redoute übernahmen dann aber sowieso ein paar andere Teams die Tempoarbeit, insbesondere Pdicocks Helfer. Die Redoute fuhr aber van Wilder fast komplett von der Spitze.

Pidcock überdreht an Redoute, um Evenepoel zu folgen

Wie im Vorjahr trat Evenepoel im letzten Moment an. Pidcock ging mit leichtem Rückstand über die Kuppe und steuerte auf der regennassen Abfahrt ans Hinterrad des Weltmeisters. Im nächsten leichten Anstieg bezahlte aber Pidcock gegen den davonfliegenden Evenepoel. In der Verfolgung fand sich ein Duo aus den beiden Teamkollegen Giulio Ciccone und Mattias Skjelmose (Trek), dahinter ein Quintett aus Benoot, Buitrago, Healy, Bardet und Izagirre.

25 Kilometer vorm Ziel wurde Pidcock von Ciccone und Skjelmose eingeholt, bereits 50 Sekunden hinter dem entfesselten Evenepoel. Kurz darauf überbrückte Healy den Rückstand zu den nun 3 ersten Verfolgern. Dies war allerdings insofern nicht notwendig, weil kurz darauf eine deutlich aufgefüllte nächste Verfolgergruppe aufschloss.

Healy und Buitrago am Falkenfelsen Beste des Rests

So ging es in den Falkenfelsen, den letzten bezeichneten Anstieg. Dort attackierte Healy 14 Kilometer vorm Ziel. Buitrago folgte ihm. Bei Pawel Siwakow (Ineos) blieb es nur beim Versuch. Stattdessen fand sein Teamkollege Pidcock eine zweite Luft und sprang hinter der Falkenfelsen-Kuppe zu Healy und Buitrago vor. Evenepoel fuhr zu diesem Zeitpunkt bei 90 Sekunden Vorsprung einem sicheren Sieg entgegen. Der Weltmeister trudelte mit ausgiebigem Jubel aus, so dass sich der Abstand zum 2. Platz noch auf 66 Sekunden verkleinerte.

Im Trio um die Plätze 2 bis 4 erwies sich Healy wie schon bei seiner Aktion einige Kilometer zuvor als zu nervös. Er attackierte im Schlusskilometer erfoglos. Dann eröffnete Buitrago den Sprint aus letzter Position. Pidcock konnte noch um eine Radlänge vorbeiziehen, wohingegen Healy 2 Sekunden dahinter einkam. Trotzdem war Healy die Entdeckung 2023 in den Ardennen mit den Plätzen 2 beim Amstel Gold Race und im Vorlauf auch beim Pfeil von Brabant sowie nun Platz 4 in Lüttich.

 

So 23. April 2023
Ergebnis der 109. Auflage Liège-Bastogne-Liège (258,1km)
 1. Remco Evenepoel (BEL)      - Soudal-Quick Step        6:15:49
 2. Tom Pidcock (GBR)          - Ineos Grenadiers           +1:04
 3. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious       gl.Zeit
 4. Ben Healy (IRL)            - EF Education-Easypost      +1:06
 5. Valentin Madouas (FRA)     - Groupama-FDJ               +1:24
 6. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +1:25
 7. Tiesj Benoot (BEL)         - Jumbo-Visma                +1:37
 8. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +1:48
 9. Mattias Skjelmose (DEN)    - Trek-Segafredo
10. Marc Hirschi (SUI)         - UAE-Emirates
11. Maxim van Gils (BEL)       - Lotto-Dstny
12. Michael Woods (CAN)        - Israel-Premier Tech       alle
13. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo
14. Pawel Siwakow (FRA)        - Ineos Grenadiers         gleiche
15. Romain Bardet (FRA)        - DSM
16. Ion Izagirre (ESP)         - Cofidis                   Zeit
17. Laurens de Plus (BEL)      - Ineos Grenadiers           +2:02
18. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën             gl.Zeit
19. Simone Velasco (ITA)       - Astana-Kasachstan          +2:13
20. Lorenzo Rota (ITA)         - Intermarché-Circus       gl.Zeit
21. Matteo Sobrero (ITA)       - Jayco-Alula              gl.Zeit
22. Ilan van Wilder (BEL)      - Soudal-Quick Step          +2:21
23. Ruben Guerreiro (POR)      - Movistar                   +3:15
24. Tobias Johannessen (NOR)   - Uno-X                    gl.Zeit
25. Jan Tratnik (SLO)          - Jumbo-Visma                +3:53
...

 

Am Start von Lüttich-Bastogne-Lüttich 2023 stehen 25 Teams: die 18 aus der WorldTour, die unvermeidlichen Lotto, Total und Israel sowie die weiteren per Wildcard eingeladenen ProTeams Bingoal, Flanders, Kern Pharma und Uno-X.

Strecken-Vorschau

Auf der hügligen Strecke durch die Ardennen sind 11 der Anstiege namentlich ausgewiesen. Im Unterschied zum Vorjahr wurde die Côte des Forges zwischen Redoute und dem Falkenfelsen wieder ins Profil aufgenommen. Damit sind es von der Côte de Redoute, wo Evenepoel im Vorjahr die frühe Sieg bringende Attacke setzte, 4 Kilometer mehr ins Ziel, um die Côte des Forges 2023 mitzunehmen. Außerdem wurde zwischen Redoute und Forges noch eine kleine, nicht namentlich erwähnte Gegenwelle ergänzt. Vom letzten Anstieg, dem Falkenfelsen, beträgt der Abstand zum Ziel schließlich 13,3 Kilometer.

Anstiege Lüttich-Bastogne 2023km-ZeitLänge
1.Côte de la Roche-en-Ardenne18912:172,8 km6,2 %
2.Côte de Saint-Roch13813:321,0 km11,2 %
3.Côte de Mont-le-Soie16514:361,7 km7,9 %
4Côte de Wanne8514:483,6 km5,1 %
5.Côte de Stockeu7914:581,0 km12,5 %
6.Côte de la Haute-Levée7515:042,2 km7,5 %
7.Col du Rosier6015:114,4 km5,9 %
8.Côte de Desnié4715:441,6 km8,1 %
9.Côte de La Redoute3416:031,6 km9,4 %
10.Côte des Forges2416:191,3 km7,8 %
11.Côte de La Roche-aux-Faucons1416:331,3 km11,0 %
Zielankunft in Lüttich bei Kilometer 258,1 ca. 16:53

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