Giro d'Italia 2024 - 1. Etappe
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Narvaez verhindert komplett rosa Pogacar
Jhonatan Narvaez (Ineos) gewann die 1. Etappe des Giro d'Italia 2024 im Dreiersprint. Der 27-jährige Ecuadorianer verhinderte damit, dass die Rundfahrt gleich mit einem Tagessieg des Überfavoriten Tadej Pogacar (UAE) losging und dieser den weiteren Giro komplett im Rosa Trikot verbringen würde. Narvaez verwies Maximilian Schachmann (Bora) und Pogacar mit je knapp einer Radlänge Vorsprung auf die Plätze 2 und 3. Pogacar hatte am letzten Anstieg 3 Kilometer vorm Ziel alle anderen verbliebenen Fahrer aus dem Hauptfeld außer Narvaez abgeschüttelt. Dazu biss sich Schachmann, der in der Abfahrt zuvor mit einer kleinen Gruppe entkam, an dem Duo fest.
Von Schachmanns Mitausreißern erreichten außerdem Alex Baudin (Decathlon) und Nicola Conci (Alpecin) noch das Ziel vor einer ersten größeren Gruppe, die 10 Sekunden später als die Top-3 ins Ziel kam, angeführt von Quinten Hermans (Alpecin). Von den außer Pogacar am höchsten gewetteten Klassementfahrern war unter anderem Geraint Thomas (Ineos) in dieser Gruppe vertreten, dessen Teamkollege Arensman jedoch ebenso wenig wie Romain Bardet (DSM).
Pogacar musste die letzten Kilometer komplett von vorne Fahrern, weil Narvaez als Teamkollege von Thomas natürlich bis zum Sprint nicht in den Wind ging. Denn Thomas dürfte der einzige Fahrer sein, der im Endklassement eventuell keine Lichtjahre hinter Pogacar liegen wird. Als Schachmann aus letzter Position den Sprint eröffnen wollte, traten auch Pogacar und Narvaez an. Am Ende musste sich Pogacar auch noch hauchdünn von Schachmann überholen lassen. Narvaez hatte 2020 schon einmal eine Giro-Etappe gewonnen. Er feierte nun allerdings seinen größten Triumph, weil nun auch noch das Rosa Trikot dabei war.
Ergebnis 1. Jhonatan Narvaez (ECU) - Ineos Grenadiers 3:14:23 2. Max Schachmann (GER) - Bora-Hansgrohe gl.Zeit 3. Tadej Pogacar (SLO) - UAE-Emirates gl.Zeit 4. Alex Baudin (FRA) - Decathlon-AG2R +0:04 5. Nicola Conci (ITA) - Alpecin-Deceuninck +0:10 6. Quinten Hermans (BEL) - Alpecin-Deceuninck 7. Mauri Vansevenant (BEL) - Soudal-Quick Step 8. Antonio Tiberi (ITA) - Bahrain Victorious 9. Attila Valter (HUN) - Visma-Lease a Bike 10. Geraint Thomas (GBR) - Ineos Grenadiers 11. Filippo Ganna (ITA) - Ineos Grenadiers 12. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain Victorious 13. Daniel Martinez (COL) - Bora-Hansgrohe 14. Cian Uijtdebroeks (BEL) - Visma-Lease a Bike 15. Eddie Dunbar (IRL) - Jayco-Alula 16. Mikkel Honoré (DEN) - EF Education-Easypost 17. Julian Alaphilippe (FRA) - Soudal-Quick Step 18. Esteban Chaves (COL) - EF Education-Easypost alle 19. Ben O'Connor (AUS) - Decathlon-AG2R 20. Giulio Pellizzari (ITA) - VF Group-Bardiani gleiche 21. Einer Rubio (COL) - Movistar 22. Alexej Luzenko (KAZ) - Astana-Kasachstan Zeit 23. Juan Pedro Lopez (ESP) - Lidl-Trek +0:20 24. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - Decathlon-AG2R gl.Zeit 25. Jan Hirt (CZE) - Soudal-Quick Step gl.Zeit ... 34. Domenico Pozzovivo (ITA) - VF Group-Bardiani +0:57 35. Nairo Quintana (COL) - Movistar +0:57 39. Romain Bardet (FRA) - DSM-PostNL +0:57 47. Thymen Arensman (NED) - Ineos Grenadiers +2:17 54. Florian Lipowitz (GER) - Bora-Hansgrohe +2:25 - 176 Fahrer klassiert.
Die Gesamtführung eroberte Narvaez bedingt durch Zeitgutschriften mit 3 Sekunden vor Schachmann, 6 vor Pogacar, 16 vor Baudin und 17 vor Damiano Caruso (Bahrain).
Nach 9 Kilometern im Rennen einigte man sich auf die erste frühe Spitzengruppe des Tages bei diesem Giro 2024. Ein Spitzensextett bildeten fortan Louis Barré (Arkeá), Nicolas Debeaumarché (Cofidis), Lilian Calmejane (Intermarché), Amanuel Ghebreigzabhier (Lidl), Andrea Pietrobon (Polti) und Filippo Fiorelli (VF). Am ersten kleinen Bergpreis und beim ersten Zwischensprint gewann Fiorelli. Das stieß den anderen Fahrern in der Spitzengruppe anscheinend sauer auf. Denn am zweiten kategorisierten Anstieg zur Basilika di Superga zersprang das Sextett aufgrund von Attacken.
Ghebreigzabhier ging zuerst über den Gipfel mit etwas Vorsprung vor Calmejane, der auf der Abfahrt wieder aufschloss. Fiorelli machte dort wie beim folgenden Zwischensprint zwar noch den 3. Platz, kam aber nie mehr zum Spitzenduo zurück. Aus dem Hauptfeld heraus holten beim ersten Zwischensprint Groves (Alpecin) und sein Teamkollege Kielich die verbliebenen Punkte hinter den 6 Ausreißern, danach dann Milan (Lidl), van Poppel (Bora) und Groves hinter den nur noch 4 vorm Hauptfeld verbliebenen Ausreißern.
In dem unkategorisierten Anstieg, der dann im unmittelbaren Finale nochmal kam, konnte sich Ghebreigzabhier erneut von Calmejane absetzen. Calemajane kam jedoch erneut in der Abfahrt schnell wieder heran und drehte dann den Spieß im letzten kategorisierten Anstieg um. Am Colle Maddalena gab es mehr Punkte als für die beiden vorherigen Bergpreise zusammen. Calmejane rettete sich so gerade eben vor dem Hauptfeld über die Kuppe und eroberto so das Bergtrikot zumindest für einen Tag.
Im Hauptfeld hatte von Beginn weg das Team von Pogacar die Verantwortung übernommen – im Flachen zunächst wie zu erwarten mit Laengen. Doch am Colle Maddalena war bereits nur noch Rafal Majka an der Seite seines Kapitäns. Pogacars Team hatte damit zwar das Hauptfeld extrem dezimiert sowie Arensman und Bardet schon über 30 Kilometer vorm Ziel eliminiert. Doch bezüglich der Anzahl der vorn verbliebenen Teamkollegen war «Pogi» nicht mehr so toll aufgestellt.
Das war auch der Grund, weswegen in der Maddalena-Abfahrt die Attacken begannen und Pogacar mit Majka erst einmal zusehen mussten. Conci, Schachmann und Mikkel Honoré (EF) lösten sich. 4 weitere Fahrer – Baudin, de Marchi (Jayco), Pellizzari (VF) und Caruso – folgten. Als Septett holten sie den immer noch vorn verbliebenen Calmejane 10 Kilometer vorm Ziel ein. Aus dem erweiterten Favoritenkreis für die Gesamtwertung holte sich danach Damiano Caruso 3 Bonussekunden beim letzten Sprint. Schachmann griff dahinter deren 2 ab.
Die Spitzengruppe harmonierte nicht perfekt, so dass sich Conci innerhalb der letzten 7 Kilometer als Solo-Spitzenreiter in Szene setzte. Mit einigen Sekunden vor den 7 Verfolgern und über einer Minute aufs erste Feld ging Conci in den letzten Anstieg. Dort lancierte Majka die Attacke von Pogacar. Trotz mehrerer Beschleunigungen wurde er Narvaez nicht los. Gut 3 Kilometer vorm Ziel rauschten Pogacar und Narvaez zuletzt kurz vor dem Gipfel an Conci vorbei. Schachmann blieb auf Schlagdistanz und konnte die kleine Lücke bergab stopfen.
Pogacar befand sich danach im Dilemma, entweder Zeit auf die anderen Klassementfahrer herauszuholen oder auf Etappensieg zu pokern. Mit einer Mischung aus beidem sprang zumindest nicht der Etappensieg heraus, dafür aber 14 Sekunden auf die meisten Klassementfahrer – und auf einige andere sogar noch viel mehr.
Vorschau auf diese Etappe: Der Giro d'Italia 2024 wird mit einer hügligen 1. Etappe nach Turin eröffnet. Nach dem Start in Venaria Reale direkt im Nordwesten Turins beschreibt die Strecke zunächst einen Bogen im Uhrzeigersinn östlich der piemontesischen Metropole. Das unberechenbare Finale steigt dann im hügligen Osten Turins – mit Anstiegen an Superga und Colle Maddalena 62 und 22 Kilometer vorm dem Ziel. Der Maddalena-Anstieg ist 7 Kilometer lang und durchschnittlich 6,8 % steil. Normalerweise dürfte hier gleich schon an Tag 1 noch nichts Gravierendes im Gesamtklassement anbrennen, obschon einige weniger bergfeste Fahrer abgehängt werden könnten. Andererseits wurde bei einer etwas ähnlichen Etappe 2 Jahre zuvor, da allerdings in der Mitte der Rundfahrt, das Peloton völlig auseinander genommen. Die mehr als einen halben Kilometer lange Zielgerade in Turin wird nach einer Abfahrt erreicht. Den von der 4- bis zur 3-Kilometermarke ist noch eine bis zu 16 % und im Schnitt 9,8 % steile Rampe nach San Vito zu bewältigen. Hier wird schließlich garantiert jemand etwas probieren.
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