Giro d'Italia 2023 - 19. Etappe

Übersicht | Etappenplan | Berge | Startliste | Endklassement | Giro-Siegerliste |

18. Etappe ◄ Fr 26. Mai: 19. Etappe ► 20. Etappe

Landschaft und tragischer Gee die Helden

Die traumhafte Dolomiten-Landschaft und der neue ewige Zweite Derek Gee (Israel) waren die leuchtenden Stars der 19. Etappe des Giro d'Italia 2023. Gee setzte sich einmal mehr durch eine Flucht in Szene, wurde erst 1,5 Kilometer vorm Ziel gestellt und belegte zum 4. Mal bei diesem Giro den 2. Platz. Hinzu kamen 2-mal der 4. Platz. Zuzüglich zu der Punktewertung stieg der Kanadier außerdem auch in der Bergwertung auf den 2. Platz auf. Den Etappensieg an den Drei Zinnen sicherte sich Santiago Buitrago (Bahrain). Bei der 15-köpfigen Spitzengruppe des Tages konnte man sich schon fragen, warum man den dort mit Abstand stärksten Bergfahrer in der Gruppe zum Sieg pilotierte?

Die Top-3-Klassementfahrer beschränkten sich bei der Fahrt über 4 Alpenpässe plus Bergankunft auf Aktionen innerhalb der letzten steilen 2 Kilometer. Primoz Roglic (Jumbo) holte dabei 3 Sekunden auf den rosanen Geraint Thomas (Ineos) und 23 auf João Almeida (UAE) heraus. Weitere 4 Bonussekunden für den 3. Tagesplatz wurden Roglic genommen von Magnus Cort (EF), der als 3. Fahrer außer Buitrago und Gee sich bis zum Zielstrich vor den besten Klassementfahren halten konnte. Zwischen dem siegreichen 23-jährigen Kolumbianer und Gee lagen am Ende 51 Sekunden. Cort und dem zeitgleichen Roglic fehlten 106 Sekunden zu Buitrago.

 

Ergebnis
 1. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious       5:28:07
 2. Derek Gee (CAN)            - Israel-Premier Tech        +0:51
 3. Magnus Cort (DEN)          - EF Education-Easypost      +1:46
 4. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma              gl.Zeit
 5. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers           +1:49
 6. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +2:09
 7. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious       gl.Zeit
 8. Thymen Arensman (NED)      - Ineos Grenadiers         gl.Zeit
 9. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +2:16
10. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   +2:25
11. Wadim Pronski (KAZ)        - Astana-Kasachstan          +2:45
12. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +2:49
13. Eddie Dunbar (IRL)         - Jayco-Alula                +3:03
14. Ilan van Wilder (BEL)      - Soudal-Quick Step          +3:05
15. Stefano Oldani (ITA)       - Alpecin-Deceuninck         +3:10
16. Andreas Leknessund (NOR)   - DSM                      gl.Zeit
17. Michael Hepburn (AUS)      - Jayco-Alula                +3:13
18. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrphe             +3:16
19. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +3:20
20. Laurens de Plus (BEL)      - Ineos Grenadiers           +3:27
...
24. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën               +4:25
39. Bruno Armirail (FRA)       - Groupama-FDJ              +10:03
- 125 Fahrer klassiert.
DNS Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Easypost

 

Thomas 26 Sekunden vor Roglic ins Bergzeitfahren

Ganz egal, wer von Thomas, Roglic oder Almeida diesen Giro 2023 für sich entscheidet: Es wird ein absolut glanzloser Gesamtsieg desjenigen Fahrers, der am besten defensiv durch die harten, verregneten 3 Wochen gekommen ist. Doch vielleicht endet das Rennen noch mit einem geschichtsträchtigen Mini-Vorsprung, wenn Roglic im entscheidenden Bergzeitfahren die nur noch 26 Sekunden Rückstand aufs Rosa Trikot von Geraint Thomas weiter verringert. Für Almeida hingegen rückte der Gesamtsieg angesichts von nun 59 Sekunden Rückstand etwas weiter in Ferne.

Bereits vor der Königsetappe außer Reichweite der Podestplätze waren Damiano Caruso (Bahrain) und Eddie Dunbar (Jayco). Zeitgleich mit Almeida erreichte Caruso das Ziel, womit er wieder an Dunbar für den 4. Platz vorbeiging. Auch Thibaut Pinot (Groupama) im blauen Bergtrikot blieb an Almeida und Caruso dran und ging in der Gesamtwertung vorbei an Kämna (Bora), der ebenfalls von Thomas' Helfer Arensman verdrängt wurde.

 

Gesamtwertung
 1. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers        81:55:47
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:26
 3. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +0:59
 4. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +4:11
 5. Eddie Dunbar (IRL)         - Jayco-Alula                +4:53
 6. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +5:10
 7. Thymen Arensman (NED)      - Ineos Grenadiers           +5:13
 8. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrphe             +5:54
 9. Andreas Leknessund (NOR)   - DSM                        +6:08
10. Laurens de Plus (BEL)      - Ineos Grenadiers           +7:30
11. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   +7:40
12. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious        +10:03
13. Ilan van Wilder (BEL)      - Soudal-Quick Step         +10:19
14. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën              +12:05
15. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma               +12:30
16. Bruno Armirail (FRA)       - Groupama-FDJ              +14:54
17. Warren Barguil (FRA)       - Arkéa-Samsic              +20:25
18. Filippo Zana (ITA)         - Jayco-Alula               +31:06
19. Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious        +31:12
20. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe            +32:03
21. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa               +34:24

 

Die Spitzengruppe des Tages um Buitrago und Gee stand in ihrer maximalen, 15-köpfigen Ausprägung nach über 70 Kilometer langer Findungsphase, als man sich bereits in den Ausläufern des ersten Anstiegs zum Passo Campolongo befand. Außer Buitrago, Gee und Cort fuhren in ihr: Baudin, Prodhomme, Warbasse (alle AG2R), Pronski (Astana), Konrad (Bora), Gabburo (Green Project), Stojnic (Corratec), Oldani (Alpecin), Hepburn (Jayco), Mattia Bais (Eolo) sowie Rojas und Verona (beide Movistar).

Als der Rückstand des Hauptfeldes schon über 5 Minuten betrugt, konnte sich Ben Healy (EF) nicht mit der Situation abfinden und tätigte 2 sinnfreie Attacken. Pinot sprang ihm trotzdem jeweils sofort ans Hinterrad, um sein Bergtrikot gegen den bis dahin Zweiten in dieser Sonderwertung abzusichern. Weil die Helfer von Thomas wiederum dem im Gesmtklassement gefährlichen Pinot hinterherfahren mussten, schrumpfte das Hauptfeld bereits erheblichst im ersten Anstieg, füllte sich in der Folge aber wieder auf.

Die Spitzengruppe fiel bereits im Anstieg zum Valparolapass wieder auseinander. Oben holte sich Gee die Punkte vor Gabburo, der noch am Campolongo vorn war und damit schon verhinderte, dass Gee durch theoretische Maximalausbeute Pinot ums blaue Trikot noch hätte gefährlich werden können (wenn man davon ausgeht, dass Gee im Einzelzeitfahren einen Tag später punktlos bleibt).

 

Bergwertung
 1. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ              228 p.
 2. Derek Gee (CAN)            - Israel-Premier Tech       200
 3. Ben Healy (IRL)            - EF Education-Easypost     164
 4. Davide Bais (ITA)          - Eolo-Kometa               144
 5. Einer Rubio (COL)          - Movistar                  117
 6. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious         82
 7. Davide Gabburo (ITA)       - Green Project-Bardiani     69
 8. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               61

 

Das Hauptfeld war am Valparolapass 8 Minuten zurück. Bis hierhin und auch noch den Passo Giau hinauf wurde dem Zuschauer bei bestem Wetter eine Show durch das Alpen-Panorama mit den imposanten Bergen geboten. Oben am Passo Giau kristallisierte sich ein Quartett mit Gee, Buitrago, Cort und Michael Hepburn heraus. In der Abfahrt konnten aber die meisten Mitausreißer wieder aufschließen.

In der Auffahrt um Passo Tre Croci gerieten die Fahrer hinter Cortina d'Ampezzo in einen heftigen Regenguss, der sich danach jedoch wieder in heiteres Wetter mit Dolomiten-Bergblick auflöste. Larry Warbasse stahl sich zu einem Solo davon. Bald waren aber wieder die alten Kräfteverhältnisse wiederhergestellt, als sich Buitrago, Cort, Gee und Hepburn aus der Verfolgergruppe lösten und an Warbasse vorbeigingen. Dieses Spiel wiederholte sich in der Tre-Croci-Abfahrt und am Fuße des Drei-Zinnen-Schlussanstiegs.

Buitrago fängt Gee für Tagessieg ab

Innerhalb der letzten 8 Kilometer setzte sich Gee an die Spitze. Hepburn und dann auch Cort konnten Buitrago nicht mehr folgen. Über mehrere Kilometer hielt sich nun Gee für nur ein paar Sekunden und immer auf Sichtweite vor Buitrago vorn. Doch 1,5 Kilometer vorm Ziel hatte Buitrago die Lücke endlich geschlossen und sprang erbarmungslos zu seinem 4. Profisieg, davon der 2. bei einem Giro d'Italia, davon.

Im zehrenden, aber langweiligen Ausscheidungsfahren der Klassementfahrer bestimmten die Helfer von Geraint Thomas bis kurz vorm Ziel den Takt – als vorletzter und letzter Helfer schließlich de Plus und Arensman, beide selbst in den Top-Ten der Gesamtwertung platziert. Als Arensman verbraucht war, setzte sich Almeida an die Spitze, und nur noch Thomas, Roglic, dessen an diesem Tag unbenutzter Edelsthelfer Kuss, Pinot, Caruso und Leknessund kamen mit.

Dann attackierte Roglic. Thomas sprang sofort hinterher. Almeida erreichte das Duo erst verzögert mit seinem gleichmäßigen Tempo. Auch Arensman und Caruso kamen noch einmal 800 Meter vorm Ziel zurück. Bereits an der 400-Meter-Marke attackierte endlich Thomas. Nur Roglic konnte folgen. Und obwohl er fast abzuplatzen schien, mobilisierte er auf den finalen Metern doch noch letzte Kräfte, um Thomas 3 Sekunden zu nehmen. Nur an Cort kam er knapp nicht mehr für die 4 weiteren Sekunden vorbei. Wie viele Sekunden werden Roglic nach dem Bergzeitfahren auf Thomas fehlen?


Vorschau auf diese Etappe: Die 19. Etappe des Giro d'Italia 2023 ist dessen Dolomitenetappe. Als Pässe wurden diesmal Campolongo, Valparola, Giau und Tre Croci gewählt, dazu abschließend die Bergankunft unterhalb der Drei Zinnen an der Rifugio Auronzo. Landschaftlich ist das Szenario bei gutem Wetter in jedem Fall hübsch anzusehen. Und weil sich die 5 Anstiege auf die letzten gut 100 Kilometer verteilen, kann diese drittletzte Etappe auch noch einmal gut Schaden anrichten. Es ist zudem die letzte Chance für die Bergfahrer im direkten Kampf Mann gegen Mann etwas in der Gesamtwertung zu richten, weil danach nur noch das alles entscheidende Bergzeitfahren und eine flache Abschlussetappe folgen.

18. Etappe ◄ Fr 26. Mai: 19. Etappe ► 20. Etappe

Giro d'Italia 2023
19. Etappe (183,0km)
von Longarone 11:50
zu den Drei Zinnen 17:13

S -km119 13:20 Caprile
2 -km96 14:07 Passo Campolongo
1 -km71  14:53 Passo Valparola
1 -km40 15:53 Passo Giau
S -km22 16:15 Cortina d'Ampezzo
2 -km14 16:40 Passo Tre Croci
1 -km0 17:13 Rif. Auronzo

Etappensieg:
Santiago Buitrago (COL)

Rosa Trikot:
Geraint Thomas (GBR)

Maglia Ciclamino:
Jonathan Milan (ITA)

Bergtrikot:
Thibaut Pinot (FRA)

Jungprofi-Trikot:
João Almeida (POR)

Teamwertung:
Bahrain Victorious

Radsport-Seite.de, Homepage / Giro d'Italia / Giro d'Italia 2023 / Giro d'Italia 2023, 19. Etappe (Longarone - Drei Zinnen)