Giro d'Italia 2023 - 13. Etappe

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Rubio bedankt sich bei 2 Streithähnen

Einer Rubio (Movistar) gewann die auf 74,6 Kilometer stark verkürzte 13. Etappe des Giro d'Italia 2023 nach Crans Montana im Schweizer Kanton Wallis. Der 25-jährige Kolumbianer profititierte im 13,1 Kilometer langen Schlussanstieg vom Zwist zwischen Thibaut Pinot (Groupama) und Jefferson Cepeda (EF), die offenbar stärker waren als Rubio – aber sich spinnefeind gegenseitig zermürbten und damit am Ende einen Dritten lachen ließen. Das Trio stammte aus der frühen Spitzengruppe des Tages, die sich am Croix-de-Coeur, dem ersten Anstieg des Tages, abgesetzt hatte. Der Große Sankt Bernhard wurde am Morgen wegen Schlechtwetters aus dem Profil gestrichen, so dass aus einer langen, potenziell zermürbenden Alpenetappe ein kurzes, intensives Rennen wurde, allerdings ohne größere Abstände unter den Klassementfahrern.

Das Team des Gesamtführenden Geraint Thomas (Ineos) kontrollierte in altbekannter Manier das Tempo im Hauptfeld. Nur Hugh Carthy (EF), ohnehin bisher außerhalb der Top-Ten, fuhr ein paar Sekunden heraus. Vor der 13. Etappe hatte es große Diskussionen um die Abfahrt vom Croix-de-Coeur gegeben wegen des katastrophalen Untergrundes. Das spielte im Rennen dann aber keine Rolle mehr, weil mit der Streichung des ersten Anstieges der Charakter einer potenziellen Königsetappe dahin war.

Eine Spitzengruppe mit Pinot, Cepeda, Rubio und Derek Gee (Israel), knapp gefolgt von Valentin Paret-Peintre (AG2R) überquerte die Passhöhe in Front vor ungefährt 2 Minuten vorm Hauptfeld, das von Thomas' Helfern eskortiert wurde. Schon hier schrie Pinot laut nach Etappensieg, ebenso in der Abfahrt und im anschließenden Flachstück, obwohl Gegenwind draufstand. Im Schlussanstieg packte Pinot endgültig die Brechstange aus und attackierte unzählige Male. Cepeda pflanzte sich ein ums andere Mal ans Hinterrad, so dass auch Rubio zurückkommen konnte. Dieser trat dann genau einmal an, und zwar im flacheren Schlusskilometer, nachdem Pinot und Cepeda – auch mental – ihre Kräfte in Diskussion und Frust-Attacken verpulvert hatten: Hauptsache der jeweils andere gewinnt nicht! Ziel erreicht ...

 

Ergebnis
 1. Einer Rubio (COL)          - Movistar                 2:16:21
 2. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +0:06
 3. Jefferson Cepeda (ECU)     - EF Education-Easypost      +0:12
 4. Derek Gee (CAN)            - Israel-Premier Tech        +1:01
 5. Valen. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën               +1:29
 6. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Easypost    gl.Zeit
 7. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +1:35
 8. Eddie Dunbar (IRL)         - Jayco-Alula
 9. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers          alle
10. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma
11. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe           gleiche
12. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma
13. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious        Zeit
14. Andreas Leknessund (NOR)   - DSM                        +1:42
15. Thymen Arensman (NED)      - Ineos Grenadiers           +1:48
16. Ilan van Wilder (BEL)      - Soudal-Quick Step          +1:51
17. Laurens de Plus (BEL)      - Ineos Grenadiers           +2:07
18. Koen Bouwman (NED)         - Jumbo-Visma               alle
19. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën             gleiche
20. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious        Zeit
...
33. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +4:53
35. Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious         +5:15
- 135 Fahrer klassiert.
DNS Mads Pedersen (DEN)        - Trek-Segafredo

 

Thomas weiter knapp in Rosa vor Roglic und Almeida

Anstatt einer potenziellen Killer-Etappe mit Riesen-Abständen gab es in den Top-Ten der Gesamtwertung nur minimale Verschiebungen – sieht man davon ab, dass Pinot durch die Flucht auf den 10. Platz stieg. Geraint Thomas (Ineos) verteidigte problemlos seinen hauchdünnen 2-Sekunden-Vorsprung vor Primoz Roglic (Jumbo), weiterhin gefolgt von João Almeida (UAE) mit auch nur 22 Sekunden Rückstand. Der ehemalige Träger des Rosa Trikots, Andreas Leknessund (DSM), verlor erstaunlicherweise nur 7 Sekunden und behielt damit den 4. Platz. Die in der Gesamtwertung folgenden Caruso (Bahrain), Kämna (Bora) und Dunbar (Jayco) kamen zeitlgeich mit den Top-3 Thomas, Roglic und Almeida ins Ziel.

 

Gesamtwertung
 1. Geraint Thomas (GBR)       - Ineos Grenadiers        51:20:01
 2. Primoz Roglic (SLO)        - Jumbo-Visma                +0:02
 3. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +0:22
 4. Andreas Leknessund (NOR)   - DSM                        +0:42
 5. Damiano Caruso (ITA)       - Bahrain Victorious         +1:28
 6. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrphe             +1:52
 7. Eddie Dunbar (IRL)         - Jayco-Alula                +2:32
 8. Thymen Arensman (NED)      - Ineos Grenadiers           +2:45
 9. Laurens de Plus (BEL)      - Ineos Grenadiers           +3:08
10. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ               +3:13
11. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Easypost      +3:16
12. Aurél. Paret-Peintre (FRA) - AG2R-Citroën               +3:20
13. Santiago Buitrago (COL)    - Bahrain Victorious         +5:12
14. Ilan van Wilder (BEL)      - Soudal-Quick Step          +6:24
15. Jack Haig (AUS)            - Bahrain Victorious         +6:38
16. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +7:33
17. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   +9:23
18. Sepp Kuss (USA)            - Jumbo-Visma                +9:43
19. Jefferson Cepeda (ECU)     - EF Education-Easypost     +12:18
20. Simone Velasco (ITA)       - Astana-Kasachstan         +13:52

 

Pinot mit der Brechstange, Cepeda als Saboteur

Bei der Findung der Spitzengruppe des Tages waren außer den 5 genannten Fahrern anfänglich auch Armirail (Groupama) und Riccitello (Israel) vorn dabei. Schon hier arbeitete Pinot daran, den Etappensieg durch Dummheit zu verspielen, indem er bergauf und bergab seinen Teamkollegen Armirail auf Distanz hielt und somit einen wichtigen Helfer für das Flachstück zwischen den Anstiegen verlor. Die 4 anderen Fahrer an der Spitze erkannten den blinden Siegeswillen Pinots und ließen diesen im Flachstück schön viel im Wind arbeiten. Das Quintett ging mit 3 Minuten Vorsprung in den Schlussanstieg.

Pinot attackierte ab Kilometer 12 vorm Ziel insgesamt 7-mal, ohne einen entscheidenden Abstand zwischen sich und die beiden Südamerikaner zu bringen. Paret-Peintre war schon nach der ersten Attacke endgültig abgehängt. Gee kam immerhin noch 2-mal zurück, weil Pinot und Cepeda mit ihren Mätzchen begannen. Auch Cepeda ging 2-mal in die Attacke, ohne Pinot loszuwerden. Rubio brauchte zunehmend länger, um mit seinem gleichmäßigen Tempo wieder aufzuschließen. Aber die beiden Streithähne taten ihm den Gefallen. Maximal als Trostpflaster dürfte für Pinot die Rückeroberung des Bergtrikots von Davide Bais (Eolo) zu werten sein. Für den Zuschauer wohlgemerkt war dieses Spektakel höchst unterhaltsam.

 

Bergwertung
 1. Thibaut Pinot (FRA)        - Groupama-FDJ              114 p.
 2. Davide Bais (ITA)          - Eolo-Kometa               104
 3. Einer Rubio (COL)          - Movistar                   68
 4. Karel Vacek (CZE)          - Corratec-Selle Italia      36
 5. Derek Gee (CAN)            - Israel-Premier Tech        31

 

Kaum Aktionen gab es hingegen dahinter, weil sich im Wind gegen Thomas' Helfer wohl niemand exponieren wollte. Aus dem immer kleiner werdenden Feld um die besten Klassementfahrer attackierte zuerst Lorenzo Fortunato (Eolo), der allerdings in der Gesamtwertung schon keine Rolle mehr spielte. Er wurde dann auch von Carthy und danach den anderen Klassementbesten überholt. Thomas trat erst auf dem Schlusskilometer zu einem langen Zielsprint an, dem noch Roglic, dessen Adjudant Kuss, Almeida, Caruso und Kämna folgen konnten. Der mit diesen Fahrer zeitgleiche Dunbar (Jayco) hatte kurz zuvor attackiert. Eine Attacke kurz davor von Caruso hatte Thomas' letzter Helfer Arensman neutralisiert.


Vorschau auf diese Etappe: Die 13. Etappe des Giro d'Italia 2023 ist auf dem Papier eine der schwierigsten – über 3 Alpen-Anstiege (einer davon der höchste) und wie so viele weitere Etappen in diesem Jahr mehr als 200 Kilometer lang. Die Strecke führt vom Piemont übers Aosta Tal via Großem St. Bernhard in die Schweiz. Dort werden die letzten 110,9 Kilometer der 13. Etappe im Wallis bestritten. Weitere Gipfel sind Croix de Coeur 59,1 Kilometer vorm Ziel und die Bergankunft in Crans Montana. Am Großen St. Bernhard wird nach 34 Kilometern Anstieg auf 2.489 Metern der höchste Punkt des Giro d'Italia 2023 erreicht und die Prämie Cima Coppi vergeben. Von dort geht es nicht  bis ganz zur Rhône herunter, sondern über Verbier zum Croix de Coeur – immerhin auch über 15,4 Kilometer bei durchschnittlich 8 % ansteigend und auf einer Höhe von 2.174 Metern. Dagegen fällt der stufenförmige Schlussanstieg nach Crans Montana vom Schwierigkeitsgrad fast ein bisschen ab mit seinen durchschnittlich 7,2 % auf 13,1 Kilometern. Von Bedeutung ist zudem ein 22 Kilometer langes Flachstück zwischen Croix-de-Coeur-Abfahrt und Fuß des Schlussanstiegs, was Einzelaktionen eher ausschließt, aber für abgehängte Fahrer brandgefährlich werden könnte.

3 Tage vor der 13. Etappe wurde dann vom Giro-Veranstalter offiziell bekannt gegeben, war sich schon vorher abzeichnete: Es geht nicht ganz hoch bis zum Großen Sankt Bernhard, sondern man nimmt stattdessen rund 600 Meter unterhalb der Passhöhe den Tunnel in die Schweiz. Am Großen Sankt Bernhard lag oben noch meterhoch Schnee. Als Hauptgrund für die Streichung aus dem Profil wurde die Lawinengefahr angegeben. Die für den höchsten Punkt des Giro d'Italia 2023 ausgelobte Prämie Cima Coppi wurde auf die 19. Etappe verschoben.

Am Etappentag wurde dann in der Früh der Große Sankt Bernhard wegen des Wetters ganz gestrichen, der Start in die Schweiz nach La Chable verlegt und die Distanz der 13. Etappe auf 74,6 Kilometer verkürzt. Die ersten Kilometer im ursprünglichen Startort wurden neutralisiert gefahren. Bereits da hatte es heftig geregnet. Dann stiegen die Fahrer in den Teambus und wurden zum neuen Startort gebracht. Von der Abfahrt wurden Regen und Temperaturen nahe Null gemeldet. Vor der 13. Etappe kursierten allerdings auch Bilder der vom Schnee geräumten, erbärmlich aussehenden Straßenoberfläche des zweiten Anstiegs, Croix-de-Coeur, der nun gleich nach dem scharfen Start in Angriff genommen wird.

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Giro d'Italia 2023
13. Etappe (207,0199,0 74,6km)
von Borgofranco d'Ivrea 11:05
von La Chable/SUI 14:30
nach Crans Montana/SUI 17:11

S -km158 150 12:12 12:14 Nus
CC 1 -km111 112 13:59 13:38 Großer St. Bernhard
S -km66 15:12 14:54 Verbier/SUI
1 -km60 15:35 15:18 Croix de Coeur
1 -km0 17:11 16:57 Crans Montana

Etappensieg:
Einer Rubio (COL)

Rosa Trikot:
Geraint Thomas (GBR)

Maglia Ciclamino:
Jonathan Milan (ITA)

Bergtrikot:
Thibaut Pinot (FRA)

Jungprofi-Trikot:
João Almeida (POR)

Teamwertung:
Jumbo-Visma

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