Giro d'Italia 2022 - 20. Etappe

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Covi siegt, Hindley fährt Carapaz aus Rosa!

Einen Tag Schluss des Giro d'Italia 2022 eroberte Jai Hindley (Bora) das rosa Trikot am Fedaiapass. Unterhalb der Marmolada gewann zwar mit Alessandro Covi (UAE) ein früher Ausreißer die 20. Etappe. Doch 4 Minuten hinter ihm ging es um die Entscheidung um den Gesamtsieg, als der Gesamtführende Richard Carapaz (Ineos) innerhalb der letzten 3 Kilometer von Hindleys Hinterrad abplatzte und sagenhafte 98 Sekunden verlor. Vorher waren beide durch nur 3 Sekunden getrennt.

Covi hatte sich über 53 Kilometer vorm Ziel am Pordoipass hoch zum Dach des Giro 2022 aus der bereits dezimierten, ehemals bis zu 12-köpfigen Spitzengruppe des Tages ab. Der 23-jährige Italiener hatte am Pordoipass 1:30 Minuten und im Laufe der Abfahrt sogar 2:20 Minuten Vorsprung auf die ersten Verfolger herausgefahren. Im Schlussanstieg schrumpfte dieser Vorsprung noch auf 32 Sekunden gegenüber Domen Novak (Bahrain) zusammen, knapp gefolgt von Giulio Ciccone (Trek). Der Rest der Top-20 der Tageswertung war ein Gemisch aus frrühen Ausreißern und Klassementfahrern, angeführt von Hindley auf dem 6. Platz 1:50 Minuten hinter Covi.

Einer Attacke von Hindley war im Schlussanstieg nur Carapaz gefolgt, nicht mehr jedoch Mikel Landa (Bahrain), der an den Tagen zuvor noch auf einer Stufe mit den beiden gestanden hatte – was sich gegenüber Carapaz noch relativieren sollte. Denn als Hindley auf seinen Teamkollegen Kämna, der zu den frühen Ausreißern zählte, auffuhr, ließ Carapaz abreißen, als Kämna noch das Tempo machte. Hindley versenkte Carapaz also ohne unmittelbar eigenen Angriff, fuhr dann aber an Kämna vorbei und fuhr einen fulminanten Vorsprung heraus.

Kämna klemmte sich zunächst ans Hinterrad eines immer langsamer werdenden Carapaz. In einer für ihn bitteren Schlussphase musste Carapaz noch Hugh Carthy (EF), Landa und auch Kämna an sich vorbeziehen lassen. Landa erreichte das Ziel mit Carthy 49 Sekunden hinter Hindley und 39 vor dem schwer geschlagenen Carapaz.

 

Ergebnis
 1. Alessandro Covi (ITA)      - UAE-Emirates             4:46:34
 2. Domen Novak (SLO)          - Bahrain Victorious         +0:32
 3. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo             +0:37
 4. Antonio Pedrero (ESP)      - Movistar                   +1:36
 5. Thymen Arensman (NED)      - DSM                        +1:50
 6. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             +2:30
 7. Gijs Leemreize (NED)       - Jumbo-Visma                +3:04
 8. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo         +3:19
 9. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious       gl.Zeit
10. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             +3:39
11. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos Grenadiers           +3:58
12. Davide Formolo (ITA)       - UAE-Emirates             gl.Zeit
13. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa                +4:07
14. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty          +4:25
15. Sam Oomen (NED)            - Jumbo-Visma                +4:31
16. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo             +4:33
17. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan          +4:37
18. Lucas Hamilton (AUS)       - Bikeexchange-Jayco         +4:48
19. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   gl.eit
20. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +5:06
21. Santiago Buitrago (ITA)    - Bahrain Victorious         +5:18
22. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +5:30
23. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty          +5:42
24. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +6:00
...
27. Wilco Kelderman (NED)      - Bora-Hansgrohe             +7:01
31. Pawel Siwakow (FRA)        - Ineos Grenadiers           +9:07
35. Koen Bouwman (NED)         - Jumbo-Visma               +10:44
- 149 Fahrer klassiert.
DNF David de la Cruz (ESP)     - Astana-Kasachstan

 

Hindley hatte schon einmal einen Tag vor dem abschließenden Einzelzeitfahren das rosa Trikot beim Giro d'Italia vor anderthalb Jahren übernommen, damals allerdings sekundengleich mit dem späteren Gesamtsieger Geoghegan Hart, der 2022 nicht in Italien am Start stand. Dessen Teamkollege Carapaz jedoch hatte wie Hindley seinen Anteil daran, aus einem Sekundenduell eine überraschend klare Sache wurde. Die nun 85 Sekunden Vorsprung dürfte sich Hindley auf 17 Zeitfahr-Kilometern nicht mehr nehmen lassen.

Landa kam auf 26 Sekunden an Carapaz heran, gilt aber als klar schwächerer Zeitfahrer. Somit dürfte sein 3. Platz fast genauso in Stein gemeißelt sein wie der 4. Platz von Vincenzo Nibal (Astana) bei seiner Abschiedsvorstellung angesichts von 58 Sekunden vor Pello Bilbao (Bahrain) auf dem 5. Platz – und 6 Minuten hinter dem Podest. Bilbao hingegen blieben nur 12 Sekunden auf Jan Hirt (Intermarché).

 

Gesamtwertung
 1. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe          86:07:19
 2. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos Grenadiers           +1:25
 3. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious         +1:51
 4. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan          +7:57
 5. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +8:55
 6. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty          +9:07
 7. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe            +11:18
 8. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty         +16:04
 9. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo            +17:29
10. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo        +17:56
11. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                  +21:38
12. Santiago Buitrago (ITA)    - Bahrain Victorious        +23:25
13. Lucas Hamilton (AUS)       - Bikeexchange-Jayco        +27:41
14. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +28:00
15. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa               +32:03
16. Pawel Siwakow (FRA)        - Ineos Grenadiers          +40:35
17. Wilco Kelderman (NED)      - Bora-Hansgrohe            +41:14
18. Thymen Arensman (NED)      - DSM                       +43:39
19. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe            +43:58
20. Sam Oomen (NED)            - Jumbo-Visma             +1:03:07
21. Koen Bouwman (NED)         - Jumbo-Visma             +1:05:59
22. Joe Dombrowski (USA)       - Astana-Kasachstan       +1:10:49
...
45. Alessandro Covi (ITA)      - UAE-Emirates            +2:47:37

 

In der Anfangsphase der 20. Etappe gingen ein paar Regentropfen nieder. Doch in Richtung Dolomiten kam die Sonne raus und lachte einer 12-köpfigen Ausreißergruppe entgegen, darin: Vendrame (AG2R), van der Poel (Alpecin), Novak (Bahrain), Kämna (Bora), Zardini (Drone Hopper), Leemreize, Oomen (beide Jumbo), Moniquet (Lotto), Pedrero (Movistar), Ballerini, Vansevenant (beide Quick Step), Arensman (DSM), Ciccone (Trek), Covi und Formolo (beide UAE). Das Team des Gesamtdritten Landa kontrollierte den Rückstand zu dem vorderen Dutzend.

Es zeichnete sich jedoch ab, dass dieses relative Schlafwagentempo des Hauptfeldes der Spitzengruppe die Türe weit öffnete für den eigentlich prestigeträchtigen Tagessieg auf der landschaftlichen Genießer-Etappe in den Dolomiten. Der Genuss bezüglich des Renngeschehens reduzierte sich allerdings auf die steilen letzten 5 Kilometer des 14 Kilometer langen Schlussanstiegs. Covi löste sich hoch zum Pordoipass aus der Spitzengruppe und baute einen großen Vorsprung vor den Verfolgern Novak, Kämna, Pedrero, Arensman, Ciccone und Formolo auf – und einen noch größeren vor dem Hauptfeld, das schließlich mit über 6 Minuten Rückstand in den Schlussanstieg ging.

Die ersten Verfolgern knabberten nun den Abstand zu Covi ab, kamen aber nicht mehr hin. Novak attackierte 5 Kilometer vorm Ziel die bis dahin bei ihm verbliebenen Ciccone, Arensman und Pedrero, die es allesamt vor Hindley ins Ziel schafften. In dem inzwischen zur Gruppe der Klassementbesten geschrumpften Hauptfeld übernahmen die Helfer von Carapaz 5,5 Kilometer vorm Ziel das Kommando. Dadurch fielen aus den Top-Ten der Gesamtwertung Nibali, Bilbao, Buchmann (Bora), Pozzovivo (Intermarché) und Lopez zurück, so dass nur noch Hindley, Landa, Carthy und Hirt bei Carapaz und dessen letzten Helfer Siwakow übrig waren.

Als Siwakow erledigt war, riss Carapaz das Tempo an sich. Es folgte sofort die Attacke von Hindley, der nur noch Carapaz folgte. Hindley und Carapaz liefen dann auf den von vorn zurückfallenden Kämna auf. Dieser schlug ein derart hohes Tempo für seinen Kapitän Hindley an, dass Carapaz noch vor Hindleys Endstufe abplatzte.

Während Hindley nun mit hoher Trittfrequenz davonflog, fiel Carapaz nicht nur ein bisschen zurück, sondern musste noch die Demoralisierungen in Kauf nehmen, dass sich die frühen Ausreißer Kämna und Formolo an seinem Hinterrad hielten, und Carthy sowie dann auch Landa ihn deutlich überholten. Dabei kam Carthy zunächst gar nicht im engen Zuschauerspalier an Carapaz und Kämna vorbei. Die letzten Keulen erhielt Carapaz, als ihn dann noch Landa und Kämna distanzierten.


Vorschau auf diese Etappe: Passo San Pellegrino, Passo Pordoi, Passo Fedaia – die 20. und damit vorletzte Etappe des Giro d'Italia 2022 ist eine klassische Dolomiten-Etappe, und wohl auch die Königsetappe der diesjährigen Ausgabe. Ob die Fahrer hier noch das Messer zwischen den Zähnen haben, hängt aber wohl auch maßgeblich von der Ausgangsposition in der Gesamtwertung ab. Die 3 Pässe verteilen sich auf die letzten 2 Drittel der 167 Rennkilometer, der letzten davon als Bergankunft. Am Pordoipass wird auf 2.239 Meter der höchste Punkt des Giro 2022 erreicht. Damit gibt es hier die Berg-Prämie Cima Coppi. Der Schlussanstieg zum Fedaiapass von Caprile aus ist 14 Kilometer lang und im Schnitt 7,6 % steil, allerdings mit sanfteren Beginn, dafür aber mit Steilstufen bis 18 % auf den finalen 5 Kilometern.

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Giro d'Italia 2022
20. Etappe (167,0km)
von Belluno 12:25
bis Marmolata (Passo Fedaia) 17:12

S -km104 13:55 Cencenighe Agordino
1 -km86 14:44 Passo San Pellegrino
C -km45 15:53 Pordoipass
S -km6 16:52 Malga Ciapela
1 -km0 17:12 Passo Fedaia

Etappensieg:
Alessandro Covi (ITA)

Rosa Trikot:
Jai Hindley (AUS)

Maglia Ciclamino:
Arnaud Démare (FRA)

Bergtrikot:
Koen Bouwman (NED)

Jungprofi-Wertung:
Juan Pedro Lopez (ESP)

Teamwertung:
Bahrain Victorious

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