Giro d'Italia 2022 - 19. Etappe
Übersicht | Etappenplan | Berge | Startliste | Endklassement | Giro-Siegerliste |
18. Etappe ◄ Fr 27. Mai: 19. Etappe ► 20. Etappe
Bouwman weist Mitausreißer in die Schranken
Koen Bouwman (Jumbo) gewann am Santuario di Castelmonte die 19. Etappe des Giro d'Italia 2022 in einer taktischen Auseinandersetzung von 5 Ausreißern. Der Niederländer schnitt Mauro Schmid (Quick Step) in der engen letzten Kurve den Weg ab, brachte diesen dadurch fast zu Fall, woraufhin die nachfolgenden Vendrame (AG2R), Valter (Groupama) und Tonelli (Bardiani) durch scharfes Bremsen den Sturz in die Absperrgitter vermeiden mussten. Bouwman hatte bereits die 7. Etappe für sich entschieden.
Mehrere Minuten dahinter gab es in dem 9,6 Kilometer langen Schlussanstieg erneut einen Schlagabtausch zwischen den Top-3 der Gesamtwertung, der einmal mehr im Patt endete. Richard Carapaz (Ineos), Jai Hindley (Bora) und Mikel Landa (Bahrain) erreichten das Ziel 4 Minuten hinter der Spitze auf den Plätzen 8 bis 10, knapp vor den nächstbesten Klassementfahrern.
Ergebnis 1. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma 4:32:55 2. Mauro Schmid (SUI) - Quick Step Alpha Vinyl gl.Zeit 3. Alessandro Tonelli (ITA) - Bardiani-CSF +0:03 4. Attila Valter (HUN) - Groupama-FDJ +0:06 5. Andrea Vendrame (ITA) - AG2R-Citroën +0:10 6. Tobias Bayer (AUT) - Alpecin-Fenix +2:45 7. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +3:49 8. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers +3:56 9. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe gl.Zeit 10. Mikel Landa (ESP) - Bahrain Victorious gl.Zeit 11. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +3:59 12. Jan Hirt (CZE) - Intermarché-Wanty gl.Zeit 13. Vincenzo Nibali (ITA) - Astana-Kasachstan +4:01 14. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +4:03 15. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +4:21 16. Juan Pedro Lopez (ESP) - Trek-Segafredo alle 17. Domenico Pozzovivo (ITA) - Intermarché-Wanty gleiche 18. Santiago Buitrago (ITA) - Bahrain Victorious Zeit 19. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa +5:02 20. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +5:04 ... 22. Lucas Hamilton (AUS) - Bikeexchange-Jayco +5:25 80. Thymen Arensman (NED) - DSM +26:30 - 150 Fahrer klassiert. DNF Richie Porte (AUS) - Ineos Grenadiers DNS Jefferson Cepeda (ECU) - Drone Hopper-Androni
Weiterhin Patt-Situation zwischen Carapaz und Hindley
Carapaz blieb im rosa Trikot 3 Sekunden vor Hindley und 65 vor Landa – 2 Tage vor Ende der Rundfahrt bei noch einer schweren Bergetappe und einem Einzelzeitfahren ausstehend. Die nächstbesten Fahrer des Gesamtklassements handelten sich am Schlussanstieg ein paar Sekunden mehr oder weniger Rückstand ein. An ihrer Reihung, angeführt von Vincenzo Nibali (Astana) ab dem 4. Platz, änderte sich hingegen ebenso nichts.
Gesamtwertung 1. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers 81:18:12 2. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe +0:03 3. Mikel Landa (ESP) - Bahrain Victorious +1:05 4. Vincenzo Nibali (ITA) - Astana-Kasachstan +5:53 5. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +6:22 6. Jan Hirt (CZE) - Intermarché-Wanty +7:15 7. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +8:21 8. Domenico Pozzovivo (ITA) - Intermarché-Wanty +12:55 9. Juan Pedro Lopez (ESP) - Trek-Segafredo +15:29 10. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +17:10 11. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +18:11 12. Santiago Buitrago (ITA) - Bahrain Victorious +20:40 13. Lucas Hamilton (AUS) - Bikeexchange-Jayco +25:26 14. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +25:45 15. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa +30:29 16. Pawel Siwakow (FRA) - Ineos Grenadiers +34:01 17. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe +36:46 18. Lennard Kämna (GER) - Bora-Hansgrohe +42:52 19. Thymen Arensman (NED) - DSM +44:24 20. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma +57:48 21. Sam Oomen (NED) - Jumbo-Visma +1:01:09 22. Joe Dombrowski (USA) - Astana-Kasachstan +1:06:23
Aus 12 Ausreißern werden 5 um den Tagessieg
Die frühe Ausreißergruppe, aus der der spätere Sieger kam, umfasste ursprünglich 12 Fahrer, die sich dann über den Kolovrat hinweg innerhalb der letzten 50 Kilometer auf 5 Aspiranten reduzierte. Zuvor waren auch Bayer (Alpecin), Cort (EF), Davy, (Groupama), Affini (Jumbo), Ballerini (Quick Step), Theuns (Trek) und Gaviria (UAE) dabei. Fernando Gaviria gewann den ersten Zwischensprint und zog damit in der Punktewertung vorbei an Cavendish (Quick Step) auf den 2. Platz – ohne das violette Trikot des klar führenden Démare (Groupama) auch nur ansatzweise zu gefährden.
Punktewertung 1. Arnaud Démare (FRA) - Groupama-FDJ 254 p. 2. Fernando Gaviria (COL) - UAE-Emirates 136 3. Mark Cavendish (GBR) - Quick Step Alpha Vinyl 132 4. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix 96 5. Alberto Dainese (ITA) - DSM 95 6. Dries de Bondt (BEL) - Alpecin-Fenix 83 7. Simone Consonni (ITA) - Cofidis 73 8. Phil Bauhaus (GER) - Bahrain Victorious 72 9. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma 71
Bouwman zementierte indes seine Führung in der Bergwertung. Er gewann alles Bergpreise der 19. Etappe, so dass sein Punktevorsprung nicht mehr einzuholen ist. 43 Kilometer vorm Ziel waren Bouwman, Schmid, Valter und Tonelli am Kolovrat Gipfel vorne übrig geblieben. Vendrame kehrte auf der Abfahrt zur Spitze zurück. Im Schlussanstieg zeigten die 4 der 5 Ausreißer mehrere Attacken, um danach wieder das Tempo zu verschleppen. Dadurch war der immer wieder abgehängte Vendrame für den Zielsprint zurück im Spiel.
Bergwertung 1. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma 294 p. 2. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo 103 3. Diego Rosa (ITA) - Eolo-Kometa 94 4. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe 74 5. Lennard Kämna (GER) - Bora-Hansgrohe 74 6. Santiago Buitrago (ITA) - Bahrain Victorious 71 7. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers 65 8. Jan Hirt (CZE) - Intermarché-Wanty 57
Grenzwertig durch viel zu späte Kurve
Die Zielankunft war jedoch für eine Sprintankunft völlig ungeeignet mit der scharfen und engen Linkskurve innerhalb der letzten 50 Meter. Schmid ging zuerst in die Kurve, wurde jedoch außen überholt von Bouwman, der die Türe unfair zumachte. Schmid geriet ins Schlingern. Vendrame stürzte nur deswegen nicht in die Absperrgitter, weil an dieser Stelle eine Ableitung für Begleitfahrzeuge war. Auch Valter und Tonelli mussten herausnehmen. Tonelli kam anders als Valter und Vendrame nicht zum Stillstand und rollte so zum 3. Platz hinter Bouwman und Schmid. Bei der Zieldurchfahrt hob Schmid sarkastisch den Daumen in Richtung Bouwman. Auch Vendrame war anschließend verständlicherweise verärgert. Die Kommissäre änderten an dem Ergebnis nichts mehr.
Im Hauptfeld hatte das Team von Hindley die Tempoarbeit übernommen, als es in den bergigen Teil der 19. Etappe ging. Abgesehen von den Sprintern und Wasserträgern fiel auch Richie Porte (Ineos) früh zurück. Der Helfer von Carapaz musste dann mit Magenbeschwerden seinen letzten Giro vorzeitig beenden. Aus den Top-Ten der Gesamtwertung geriet zwischenzeitlich Pozzovivo (Intermarché) ins Hintertreffen. Bis zum Schlussanstieg war diese Situation jedoch längst wieder ausgebügelt.
Schlagabtausch der Top-3 ohne Zeitunterschied
In den Schlussanstieg hinein hatten Carapaz' Mannen die Tempoarbeit wieder an sich gerissen. Als letzter Helfer schlug Siwakow ein derart hartes Tempo an, dass nur noch Carapaz, Hindley, Landa, dessen Teamkollegen Bilbao und Buitrago sowie Nibali, Hirt (Intermarché), Carthy (EF) und Martin (Cofidis) dranblieben, hingegen schon nicht mehr Buchmann (Bora), Pozzovivo, Lopez (Trek) und Valverde (Movistar). Als Siwakow verbraucht war, attackierte Carapaz sofort, hatte aber mit Hindley und Landa wieder die üblichen Verdächtigen mitgenommen. Auch Hindley und Landa versuchten es nun mit Attacken. Landa bekam dabei kurz eine Lücke – aber auch nur, weil Hindley auf einer Reaktion von Carapaz pokerte.
So kamen die zuletzt abgehängten Konkurrenten wieder zurück zum dem Trio, wobei der im Gesamtklassement ungefährlichste Martin zum Schluss noch ein paar Sekunden herausfuhr. Er landete damit auf dem 7. Platz der Tageswertung hinter Tobias Bayer, der als einziger weiterer Ausreißer abgesehen von den Top-5 vor den besten Klassementfahrern das Bergaufziel erreichte.
Vorschau auf diese Etappe: Die 19. Etappe des Giro d'Italia 2022 beschreibt einen weiten Kreis rund um Udine in Friaul-Julisch Venetien. Dass zwischendurch mal wieder 40 Kilometer über slowenischen Boden führen, lockt auch bei diesem Giro die beiden slowenischen Top-Klassementfahrer Pogacar und Roglic nicht hinter dem Ofen hervor. Dabei würde ihnen das bergige Profil speziell dieser 19. Etappe liegen. 43,4 Kilometer vorm Ziel wird kurz vor Wiedereintritt nach Italien der höchste Anstieg des Tages passiert. Nach der langen Abfahrt und einem Flachstück kuliminiert die Etappe am Santuario di Castelmonte. Der Schlussanstieg ist 9,6 Kilometer lang, erhielt aber angesichts von nur 477 Metern Höhehnunterschied die Schwierigkeits-Kategorie 2. Ob man da – einen Tag vor der entscheidenden Königsetappe – etwas im Gesamtklassement bewirken kann?
18. Etappe ◄ Fr 27. Mai: 19. Etappe ► 20. Etappe