Giro d'Italia 2022 - 16. Etappe

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Carapaz, Hindley, Landa beisammen, Hirt siegt

Jan Hirt (Intermarché) gewann in Aprica die 16. Etappe des Giro d'italia 2022, eine schwierige Alpenetappe über die 3 Kategorie-1-Berge Goletto di Cadino, Mortirolo und Valico di Santa Cristina. Der 31-jährige Tscheche brachte 7 Sekunden vor seinem Mitausreißer Thymen Arensman (DSM) ins Ziel. Alle anderen frühen Ausreißer wurden von den 3 stärksten Klassementfahrern kassiert, zuletzt Alejandro Valverde (Movistar), der dann gemeinsam mit Richard Carapaz (Ineos), Jai Hindley (Bora) und Mikel Landa (Bahrain) 94 Sekunden hinter Hirt das Ziel erreicht. Hindley behauptete sich im Sprint für den 3. Platz und 4 Bonussekunden knapp vor Carapaz in dessen rosa Trikot.

Damit rückte Hindley in der Gesamtwertung auf 3 Sekunden an Carapaz heran. Der Gesamtdritte Joao Almeida (UAE) verlor 14 Sekunden auf seine Konkurrenten um den Gesamtsieg. Er kam gemeinsam ins Ziel mit Lennard Kämna (Bora), der das Rennen bis 8,7 Kilometer vorm Ziel als Solist angeführt hatte, dann aber von Arensman und Hirt überholt wurde. Von den Klassementfahrern hielt sich außer den Top-4 Vincenzo Nibali (Astana) noch am besten, knapp eine halbe Minute hinter Almeida. Dahinter gerieten die Lücken deutlich größer. Nach vorherigem Ausscheidungsfahren über die ersten Berge sortierte der letzte Anstieg das Fahrerfeld in Kleinstgruppen und Solisten.

 

Ergebnis
 1. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty        5:40:45
 2. Thymen Arensman (NED)      - DSM                        +0:07
 3. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos Grenadiers           +1:24
 4. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe            alle
 5. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                 gleiche
 6. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious        Zeit
 7. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             +1:38
 8. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates             gl.Zeit
 9. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan          +2:06
10. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo         +2:13
11. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +3:23
12. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty          +4:11
13. Pawel Siwakow (FRA)        - Ineos Grenadiers         gl.Zeit
14. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe           gl.Zeit
15. Lucas Hamilton (AUS)       - Bikeexchange-Jayco         +7:07
16. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo             +7:15
17. Santiago Buitrago (ITA)    - Bahrain Victorious         +8:22
18. Wout Poels (NED)           - Bahrain Victorious       gl.Zeit
19. Joe Dombrowski (USA)       - Astana-Kasachstan         +11:58
20. Richie Porte (AUS)         - Ineos Grenadiers         gl.Zeit
21. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa              gl.Zeit
...
23. Simon Yates (GBR)          - Bikeexchange-Jayco        +15:29
27. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +19:08
31. Wilco Kelderman (NED)      - Bora-Hansgrohe            +23:27
36. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo            +25:24
- 155 Fahrer klassiert.
DNF Natnael Tesfatsion (ERI)   - Drone Hopper-Androni
DNF Loïc Vliegen (BEL)         - Intermarché-Wanty
DNS Jonathan Caicedo (ECU)     - EF Education-Easypost

 

Almeida behielt den 3. Platz in der Gesamtwertung 44 Sekunden hinter dem rosa Trikot und 15 Sekunden vor Landa. Nibali verbesserte sich vom 8. auf den 5. Platz, vorbei an Domenico Pozzovivo (Intermarché), Pello Bilbao (Bahrain) und Emanuel Buchmann (Bora). Vor der 16. Etappe lag Pozzovivo noch innerhalb von 61 Sekunden mit den 4 Fahrer vor ihm. Nun stürzte er in der vorletzten Abfahrt, kämpfte sich zwar noch einmal in die Top-Gruppe zurück, ließ dann aber im letzten Anstieg abreißen. Anders als der zähe Almeida konnte er sich nicht mehr auf Sichtweite der Besten festbeißen und verlor so fast 3 Minuten.

Auch Pello Bilbao (Bahrain) stürzte, allerdings bergauf im letzten Anstieg, als ihn sein eigener Teamkollege Landa über den Haufen fuhr. Zu diesem Zeitpunkt hatte der aus frühen Flucht zurückgefallene Poels die Gruppe der besten Klassementfahrer angeführt. Pozzovivo und Buchmann gehörten da schon nicht mehr dazu. Bilbao kehrt dann zwar kurz noch einmal zurück. Aber die Selektion durch seine Teamkollegen Poels und Landa war in vollem Gange, und dem folgenden Antritt von Landa konnten nur noch Carapaz und Hindley folgen.

Hirt und Valverde lagen vor der 16. Etappe über 9 Minuten hinter dem rosa Trikot. Sie stiegen nun in die Top-Ten Gesamtwertung auf, weil der ehemalige Träger des rosa Trikots, Juan Pedro Lopez (Trek), über 7 Minuten liegen ließ. Und der eigentlich zuvor besser platzierte Mitausreißer Guillaume Martin (Cofidis) verpasste gegen Mitte der Etappe bei einer Teilung der Spitzengruppe den Schnitt und ließ sich enttäuscht fast 20 Minuten durchsacken.

 

Gesamtwertung
 1. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos Grenadiers        68:49:06
 2. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             +0:03
 3. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +0:44
 4. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious         +0:59
 5. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan          +3:40
 6. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty          +3:48
 7. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +3:51
 8. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +4:45
 9. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty          +7:42
10. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +9:04
11. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo             +9:55
12. Thymen Arensman (NED)      - DSM                       +10:23
13. Lucas Hamilton (AUS)       - Bikeexchange-Jayco        +17:11
14. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo        +17:28
15. Santiago Buitrago (ITA)    - Bahrain Victorious        +23:18
16. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                   +25:46
17. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa               +27:20
18. Pawel Siwakow (FRA)        - Ineos Grenadiers          +28:24
19. Wilco Kelderman (NED)      - Bora-Hansgrohe            +10:34
20. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe            +32:44
21. Simon Yates (GBR)          - Bikeexchange-Jayco        +32:49
22. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo            +39:33

 

Zu Beginn der 16. Etappe gab es ein Ausreißersextett, mit dem dessen Besetzung man größtenteils auf einer Bergetappe wie dieser nicht gerechnet hätte. Peters (AG2R), van der Poel (Alpecin), Eenkhoorn (Jumbo), de Gendt (Lotto), Cavendish (Quick Step) und Juul-Jensen (Bikeexchange) an der Spitze waren dann auch im ersten Berg schnell wieder Geschichte, als noch über 160 Kilometer zu fahren waren. Das Sextett wurde überholt von mehr als 20 Fahrern, von denen über den Berg hinweg dann 20 übrig blieben.

Der Tagessieger sollte also voraussichtlich aus dieser Namensliste kommen: Poels (Bahrain), Zana (Bardiani), Kelderman, Kämna (beide Bora), Martin (Cofidis) ,Carthy (EF), Fortunato (Eolo), Hirt, Rota (auch Intermarché), Bouwman (Jumbo), Moniquet (Lotto), Valverde (Movistar), Vansevenant (Quick Step), Yates (Bikeexchange), Arensman, Hamilton (auch DSM), Ciccone, Cataldo (beide Trek) und Formolo (UAE). Am ersten Gipfel sprintete Giulio Ciccone zu 40 Punkte vor Koen Bouwman, der für den 2. Platz nur noch 18 erhielt.

Bouwman behielt trotzdem das blaue Trikot des punktbesten Fahrers in der Bergwertung. Denn im Flachstück hin zum Mortirolo-Fuß teilte sich die Spitzengruppe. Über 100 Kilometer vorm Ziel hatten sich Poels, Kämna, Rota, Bouwman, Valverde, Arensman, Hamilton und Cataldo nach vorn gelöst und 10 Kilometer später schon über eine Minute Vorsprung auf die uneinigen Verfolger. Das Hauptfeld war zu diesem Zeitpunkt 4:30 Minuten zurück. Daraus wurden maximal 5:20 Minuten im Laufe des folgenden Anstiegs zum Mortirolopass.

In diesen Anstieg hinein attackierte Ciccone aus der Verfolgergruppe. Ihm folgten Carthy und Hirt, die Ciccone dann schnell abstellten. Martin, Yates und Kelderman machten keine Anstalten, Hirt und Carthy zu folgen. 77 Kilometer vorm Ziel und damit knapp 5 Kilometer unterhalb des Gipfels erreichten Hirt und Carthy die vorn verbliebenen Poels, Kämna, Bouwman, Valverde, Arensman und Hamilton, wobei Letztgenannter kurz darauf zurückfiel. Oben holte sich Bouwman die 40 Punkte.

In der Gruppe der Klassementbesten hatte das Team von Nibali die Tempoarbeit von Carapaz' Helfern übernommen. Sie bereiteten damit eine Bergab-Attacke des Hais von Messina vor. Schon wenige Meter in die Abfahrt hinein klaffte ein Loch zwischen Nibali und dem nachfolgenden Carapaz. Als Solist hätte die Aktion für Nibali allerdings keinen Sinn gemacht, so dass er sichtbar herausnahm. Der Schaden war trotzdem bereits im obersten Teil der Abfahrt angerichtet, weil Pozzovivo in der Hatz bergab zu Fall kam.

33 Kilometer vor Ziel ließ Bouwman in einem nur mit Sprintwertung versehenen Anstieg abreißen. Die Führung in der Bergwertung hatte er trotzdem ausgebaut. In der Abfahrt dieses Sprintwertungshügels ließ es Kämna rollen. Er fuhr in den letzten Anstieg hinein über eine Minute Vorsprung heraus. Bereits im Anstieg ließ Poels abreißen, und Arensman attackierte 12,5 Kilometer vorm Ziel die Verfolger. 2,5 Kilometer später erhielt Arensman Gesellschaft von Hirt. Beide näherten sich Kämna. Als sie diesen einholten, attackierte Arensman sofort, und nur Hirt konnte folgen. 7,8 Kilometer vorm Ziel hängte Hirt Arensman ab.

Auch unter den Klassementfahrern kam es nun zur gewaltigen Selektion. Das Team von Landa hatte die Schlagzahl nach oben getrieben. Buchmann fiel schon relativ früh zurück. Als dann der Vorfall zwischen Bilbao und Landa passierte, waren schon nur noch Carapaz, Porte, Siwakow (alle Ineos), Nibali, Landa, Bilbao, Poels, Hindley und Almeida in dieser Gruppe – Pozzovivo schon nicht mehr. Bilbao, Nibali und Almeida ließen dann nacheinander endgültig abreißen, noch während Poels seinen letzten Antritt für Landas Angriff zündete.

In der Abfahrt trafen die Fahrer dann auf nasse Straßenabschnitte, weil es kurz zuvor dort anscheinend geregnet hatte. Hirt hielt die knapp 10 Sekunden Vorsprung vor Arensman beständig bis ins Ziel. Valverde, Kämna und Carthy waren noch während des Anstieges von Carapaz, Hindley und Landa gestellt worden, wobei sich Valverde über die Kuppe hinweg an den Hinterrädern der 3 stärksten Fahrer rettete. Kämna konnte sich hinter Almeida einreihen.

So gelang weder Kämna ein weiterer Giro-Etappensieg, noch gelang Arensman endlich sein erster Profisieg. Stattdessen fuhr Hirt zu seinem größten Erfolg, was teamintern durch den Zeitverlust von Pozzovivo etwas getrübt wurde. Hindley und Carapaz lieferten sich einen packenden Zielsprint um den 3. Platz. Der früh angetretenen Hindley konnte so gerade eben die 4 Bonussekunden für diesen 3. Platz gegen den aufkommenden Carapaz sichern – mehr Sekunden, als Carapaz jetzt noch in der Gesamtwertung an Vorsprung blieben!


Vorschau auf diese Etappe: Entweder diese 16. Etappe oder die vorletzte Etappe des Giro d'Italia 2022 könnte man – je nach Geschmack – als die diesjährige Königsetappe bezeichnen. Argumente pro 16. Etappe sind der Mortirolopass in der Mitte des Profils sowie die Streckenlänge von über 200 Kilometern. Die 16. Etappe markiert nach dem letzten Ruhetag den Auftakt zur entscheidenden Woche in den Ostalpen. Nach Beginn in Salò am Gardasee geht es vorm Mortirolopass über den noch höheren Goletto di Cadino. Vom Mortirologipfel sind es dann noch 72,1 Kilometer bis ins Ziel nach Aprica. Auf dem Weg dorthin stehen noch 2 weitere Anstiege im Weg: der erste – wie so oft bei diesem Giro 2022 – ironischerweise als Zwischensprint ausgelobt, der letzte nur 6,2 Kilometer vor der Abfahrt ins Ziel. Die nicht ganz so ansteigenden oder abfallenden Stücke vor und nach Mortiroloanstieg und -abfahrt können Fluch oder Segen bezüglich Rennanimation sein, also die Einladung entweder kein Risiko oder aber im Gegenteil All-in zu gehen. Die gefahrene Mortirolo-Variante beim Giro 2022 geht 12,6 Kilometer bergauf – bei durchschnittlich 7,6 und maximal 16 %. Der letzte Anstieg, Valico di Santa Cristina, ist 13,5 Kilometer lang sowie durchschnitt 8,0 und maximal 13 % steil. Falls es zu einem Zielsprint kommt, findet dieser auf über ein Kilometer langer, leicht ansteigender Zielgerade in Aprica statt.

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Giro d'Italia 2022
16. Etappe (202,0km)
von Salò 11:15
bis Aprica 17:12

1 -km143 13:07 Goletto di Cadino
S -km99 14:08 Malonno
1 -km73 15:12 Passo del Mortirolo
S -km30 16:14 Teglio
1 -km7 17:04 Valico di Santa Cristina

Etappensieg:
Jan Hirt (CZE)

Rosa Trikot:
Richard Carapaz (ECU)

Maglia Ciclamino:
Arnaud Démare (FRA)

Bergtrikot:
Koen Bouwman (NED)

Jungprofi-Wertung:
João Almeida (POR)

Teamwertung:
Bora-Hansgrohe

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