Giro d'Italia 2022 - 15. Etappe
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Ciccone siegt bei Antiklimax-Etappe
Giulio Ciccone (Trek) gewann in Cogne die 15. Etappe des Giro d'Italia 2022. Der 27-jährige Italiener war im Aostatal der klar Stärkste von 28 Ausreißern, die erst nach fast 80 rasanten Kilometern fahren gelassen wurden. Mit 91 Sekunden Rückstand auf Ciccone belegte Santiago Buitrago (Bahrain) den 2. Platz vor Antonio Pedrero (Movistar), der noch fast eine Minute später eintrudelte, gefolgt vom geschlagenen Hugh Carthy (EF).
Einen Tag nach der aufregenden und aufreibenden 14. Etappe war es wie so oft. Es gab zwar noch einen langen Kampf um die Spitzengruppe des Tages, der auf den ersten flachen 80 Kilometern gezeigt wurde, aber auf den letzten knapp 100 Kilometern über 3 hohe Anstiege war Antiklimax angesagt – obschon an den Kräften zehrend. Die Gruppe mit den wichtigsten Klassementfahrern erreichte fast 8 Minuten hinter Ciccone das Bergaufziel. Ciccone löste sich 19 Kilometer vorm Ziel im steilsten Teil des immer mehr abflachenden Schlussanstiegs von seinen beiden letzten Begleitern, Buitrago und Carthy.
Ergebnis 1. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo 4:37:41 2. Santiago Buitrago (ITA) - Bahrain Victorious +1:31 3. Antonio Pedrero (ESP) - Movistar +2:19 4. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +3:09 5. Martijn Tusveld (NED) - DSM +4:36 6. Luca Covili (ITA) - Bardiani-CSF +5:08 7. Natnael Tesfatsion (ERI) - Drone Hopper-Androni +5:27 8. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo gl.Zeit 9. Gijs Leemreize (NED) - Jumbo-Visma gl.Zeit 10. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +6:06 11. Fabio Felline (ITA) - Astana-Kasachstan +7:48 12. Lennard Kämna (GER) - Bora-Hansgrohe 13. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers 14. João Almeida (POR) - UAE-Emirates alle 15. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa 16. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe gleiche ... 25. Mikel Landa (ESP) - Bahrain Victorious Zeit - 158 Fahrer klassiert. DNF Valerio Conti (ITA) - Astana-Kasachstan
Fast ereignislos unter den Klassementfahrern
So blieb der aufregendste Moment für die Gesamtwertung, als Richard Carapaz (Ineos) im rosa Trikot in der Anfahgsphase nach etwa 5 Kilometern in einen Massensturz verwickelt war. Er behielt die Gesamtführung unverändert 7 Sekunden vor Jai Hindley (Bora) und 30 vor João Almeida (UAE). Das Team von Carapaz kontrollierte das Tempo im Hauptfeld, nachdem die Spitzengruppe um Ciccone stand.
Ciccone spielte in der Gesamtwertung mit zuvor über 22 Minuten Rückstand keine Rolle mehr. Guillaume Martin (Cofidis) holte durch eine Attacke mehrere Minuten hinter der Spitzengruppe fast 2 Minuten auf die Klassementfahrer heraus. Durch diesen immensen Aufwand als Solist verbesserte er sich um 2 Plätze auf den 10. Platz der Gesamtwertung.
Gesamtwertung 1. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers 63:06:57 2. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe +0:07 3. João Almeida (POR) - UAE-Emirates +0:30 4. Mikel Landa (ESP) - Bahrain Victorious +0:59 5. Domenico Pozzovivo (ITA) - Intermarché-Wanty +1:01 6. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +1:52 7. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +1:58 8. Vincenzo Nibali (ITA) - Astana-Kasachstan +2:58 9. Juan Pedro Lopez (ESP) - Trek-Segafredo +4:04 10. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +8:02 11. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +9:06 12. Jan Hirt (CZE) - Intermarché-Wanty +9:16 13. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe +10:34 14. Lucas Hamilton (AUS) - Bikeexchange-Jayco +11:28 15. Thymen Arensman (NED) - DSM +11:47 16. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +15:33 17. Santiago Buitrago (ITA) - Bahrain Victorious +16:20 18. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +16:39 19. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa +16:46 20. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +17:36 21. Simon Yates (GBR) - Bikeexchange-Jayco +18:44 22. Sam Oomen (NED) - Jumbo-Visma +20:43
Langer Kampf um die Flucht des Tages
Von den zahlreichen Attackierern der Anfangsphase konnte sich ein Quintett mit Vendrame (AG2R), Tonelli (Bardiani), Kämna (Bora), Perez (Cofidis) und Moniquet (Lotto) innerhalb der letzten 140 Kilometer etwas länger an der Spitze halten. 117 Kilometer waren sie jedoch wieder gestellt. Rund 103 Kilometer vorm Ziel, schon fast am Fuße des ersten Berges, setzten sich Rochas (Cofidis), Kudus (EF), Fetter (Eolo), Craddock (Bikeexchange) und Arensman (DSM) ab.
Auf den nächsten Kilometern schloss eine riesige Verfolgergruppe mit Cherel, Prodhomme (beide AG2R), van der Poel, den Bondt (beide Alpecin), de la Cruz, Tejada (beide Astana), Buitrago (Bahrain), Covili (Bardiani), Tesfatsion (Drone Hopper), Carthy, van den Berg (beide EF), Bouwman, Leemreize, Ommen (alle Jumbo), Pedrero, Sosa (beide Movistar), Denz, Tusveld (beide DSM), Ciccone, Mollema (beide Trek) Costa und Formolo (beide UAE) auf, ergänzt durch den Nachzügler Rojas (Movistar). Der Vorsprung stieg erstmals auf über eine Minute vorm Hauptfeld, und die zähe Vorauslese um den Etappensieg war getan.
Im ersten Berg attackierte zunächst van der Poel. Dann war es aber Koen Bouwman, der bis zum Gipfel als Solist 50 Sekunden herausfuhr und die Führung in der Bergwertung übernahm von Diego Rosa (Eolo), der sogar das Hauptfeld nicht mehr halten konnte. In der Abfahrt ließen es Mathieu van der Poel und Martijn Tusveld rollen, und sie überbrückten den Rückstand zu ihrem niederländischen Landsmann Bouwman.
Im darauf folgenden Verrogne-Anstieg konnten sich diese 3 Fahrer jedoch nicht vorne halten. Sie wurden an der Spitze durch Ciccone, Buitrago und Pedrero ersetzt. Das Hauptfeld war inzwischen zur größeren Gruppe geschrumpft. In diesem Anstieg war die Attacke von Guillaume Martin das einzig erwähnenswerte Vorkommnis des Tages hinter der Spitzengruppe. 41 Kilometer vorm Ziel erreichte Carthy das Spitzentrio kurz unterhalb des Gipfels. Die 40 Bergpunkte holte sich Ciccone ohne Gegenwehr. Bouwmans Führung in der Bergwertung konnte er dadurch – zumindest an diesem Tag – nicht gefährden.
Bergwertung 1. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma 109 p. 2. Diego Rosa (ITA) - Eolo-Kometa 92 3. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe 62 4. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo 58 5. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers 56 6. Natnael Tesfatsion (ERI) - Drone Hopper-Androni 44 7. Lennard Kämna (GER) - Bora-Hansgrohe 43 8. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 40
Vor dem Schlussanstieg kehrten Costa und Tusveld zur Spitze zurück, wurden dann aber sofort wieder abgestellt, als es wieder bergauf ging. Denn Ciccone ließ nicht lange mit einer Attacke auf sich warten. Den ersten Versuch konnten Buitrago und Carthy noch parieren. Carthy probierte sogar einen Konter, den jedoch dann Ciccone mit seiner Sieg bringenden Beschleunigung beantwortete. Buitrago etablierte sich als Verfolger Nummer eins. Carthy wurde daraufhin von Pedrero überholt. Nur noch 5 weitere von den einstmals 28 Ausreißern erreichten vor Martin und der dahinter folgenden Gruppe der Klassementfahrer das Ziel.
Vorschau auf diese Etappe: Die 15. Etappe des Giro d'Italia 2022 ist dessen erste Alpenetappe und endet mit der 3. von insgesamt 4 Bergankünften. Die Strecke führt von Rivarolo Cavanese im Piemont hoch bis nach Cogne im Aostatal. Allerdings ist der Schlussanstieg trotz seiner 22,4 Kilometer Länge nicht der schwierigste des Tages. Denn die durchschnittliche Steigung beträgt nur 4,3 % – mit zwar bis zu 11 % zu Beginn, jedoch zum Ende hin immer flacher werdend. Aber vielleicht ist der Schaden ja schon an einem der beiden Kategorie-1-Berge zuvor entstanden, die 72,3 und 40,1 Kilometer vorm Ziel überquert werden. Nur 3,2 Kilometer vorm Ziel wird zudem ein Zwischensprint um Bonussekunden abgenommen.
Nach der 15. Etappe erfolgt ein Transfer mit anschließendem 3. Ruhetag, bevor die letzte Woche in den italienischen Ostalpen ansteht.
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