Giro d'Italia 2022 - 9. Etappe

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Hindley voraus im Blockhaus-Bergsprint

Jai Hindley (Bora) gewann die 9. Etappe des Giro 2022 am Blockhaus im ewig langen 6er-Sprint von vorne. An der schweren Bergankunft in den Abbruzzen behauptete sich der Australier zäh um eine halbe Radlänge vor Romain Bardet (DSM) und Richard Carapaz (Ineos). Noch in der gleichen Zeit gewertet wurden Mikel Landa (Bahrain) und Joao Almeida (UAE), mit 3 Sekunden Rückstand dann Domenico Pozzovivo (Intermarché). Zuvor hatten es Carapaz, Bardet und Landa Schlangenlinien fahrend versäumt, einen Vorsprung gegen Hindley, Almeida und Pozzovivo zu verteidigen.

Yates früh weg, Carapaz, Bardet, Landa verspielen es

Die 9. Etappe lief – trotz auch vorhergier topografischer Schwierigkeiten – auf ein Ausscheidungsfahren am Schlussanstieg hinaus, das von Carapaz' Helfern bestimmt wurde. Als nur noch Richie Porte für Carapaz übrig war, hatten schon etliche Klassementfahrer abreißen lassen müssen, ein Simon Yates (Bikeexchange) immerhin schon 12 Kilometer vorm Ziel. Als noch 4,6 Kilometer auf der Uhr waren, attackierte Carapaz, und nur Bardet und Landa konnten folgen. Dahinter etablierte sich ein Verfolgertrio mit Almeida, Hindley und Pozzovivo, das von den Beobachtungsrunden des Spitzentrios profitierte.

Nur 16 Sekunden hinter dem siegreichen Hindley rundete dessen Teamkollege Emanuel Buchmann mit gleichmäßigem Teampo ein hervorragendes Team-Resultat ab. Der zunächst vor ihm fahrende Vincenzo Nibali (Astana) kam mit 34 Sekunden Rückstand auf dem 8. Platz an, gefolgt von Alejandro Valverde (Movistar) mit 58 Sekunden. Vom rosa Trikot beflügelt ließ Juan Pedro Lopez (Trek) überraschend einige stärker eingeschätzte Fahrer hinter sich und landete auf dem 15. Platz mit 1:46 Minuten Rückstand. Damit verteidigte er die Gesamtführung 12 Sekunden vor Almeida.

 

Ergebnis
 1. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe           5:34:44
 2. Romain Bardet (FRA)        - DSM
 3. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos Grenadiers          alle
 4. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious       gleiche
 5. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates              Zeit
 6. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty          +0:03
 7. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +0:16
 8. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan          +0:34
 9. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +0:46
10. Thymen Arensman (NED)      - DSM                        +0:58
11. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +1:08
12. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious       gl.Zeit
13. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty          +1:39
14. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa                +1:42
15. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo             +1:46
16. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo         +3:48
17. Richie Porte (AUS)         - Ineos Grenadiers           +4:01
18. Sam Oomen (NED)            - Jumbo-Visma                +4:34
19. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe           gl.Zeit
20. Ivan Sosa (COL)            - Movistar                 gl.Zeit
...
28. Giulio Ciccone (ITA)       - Trek-Segafredo             +9:26
33. Wilco Kelderman (NED)      - Bora-Hansgrohe            +10:53
34. Simon Yates (GBR)          - Bikeexchange-Jayco        +11:15
39. Tom Dumoulin (NED)         - Jumbo-Visma               +14:12
40. Rein Taaramäe (EST)        - Intermarché-Wanty         +14:12
- 166 Fahrer klassiert.
DNF Rüdiger Selig (GER)        - Lotto-Soudal

 

Hindley zog zuerst durch die letzte Kurve, mit Pozzovivo am Hinterrad. Dadurch mussten Carapaz und hinter ihm Bardet im Zielsprint zunächst an Pozzovivo vorbei. Gleichauf kamen sie dem sehr früh angetretenen Hindley immer näher. Als sie kurz vor der Ziellinie auf Tretlagerhöhe waren, schlug das Pendel jedoch mit dem letzten Kick zugunsten von Hindley aus. Landa und Almeida hatten sich schon zu Beginn des Sprints darauf verlegt, keine Zeit zu verlieren, was ihnen anders als Pozzovivo und abgesehen von den Bonifikationen für die Top-3 ja auch gelang.

Lopez überraschend weiter im rosa Trikot

In der Gesamtwertung rückten Lopez außer Almeida weitere Fahrer dicht auf den Pelz: Bardet mit 14, Carapaz mit 15 und Hindley mit 20 Sekunden. Dahinter hielt sich Guillaume Martin (Cofidis) nach seiner Kräfte raubenden Flucht des Vortages nun am Blockhaus trotzdem in den Top-Ten. Landa mit 29 Sekunden Rückstand, Pozzovivo mit 54 und Buchmann mit 69 rückten auf die Plätze 7 bis 9 auf. Es sind also die immer noch geringen Abstände, aus denen der Giro d'Italia 2022 seine Spannung beziehen muss.

Der bisherige Zweitplatzierte Lennard Kämna (Bora) hielt relativ lange vorne mit – bis zu einem dem Wind ausgesetzten Stück rund 8 Kilometer vorm Ziel, als auch der Gesamtführende Lopez auf der Grasnarbe ins Straucheln geriet und es ein bisschen Windkante am Berg gab. Seine Wasserholer-Dienste hatten da aber schon angedeutet, dass das Team für Buchmann und allen voran Hindley unterwegs war. Am Ende verlor Kämna 4:34 Minuten und fiel in der Gesamtwertung auf den 15. Platz zurück.

 

Gesamtwertung
 1. Juan Pedro Lopez (ESP)     - Trek-Segafredo          37:51:01
 2. João Almeida (POR)         - UAE-Emirates               +0:12
 3. Romain Bardet (FRA)        - DSM                        +0:14
 4. Richard Carapaz (ECU)      - Ineos Grenadiers           +0:15
 5. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             +0:20
 6. Guillaume Martin (FRA)     - Cofidis                    +0:28
 7. Mikel Landa (ESP)          - Bahrain Victorious         +0:29
 8. Domenico Pozzovivo (ITA)   - Intermarché-Wanty          +0:54
 9. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +1:09
10. Pello Bilbao (ESP)         - Bahrain Victorious         +1:22
11. Alejandro Valverde (ESP)   - Movistar                   +1:23
12. Thymen Arensman (NED)      - DSM                        +1:27
13. Vincenzo Nibali (ITA)      - Astana-Kasachstan          +3:04
14. Jan Hirt (CZE)             - Intermarché-Wanty          +3:09
15. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             +3:26
16. Richie Porte (AUS)         - Ineos Grenadiers           +4:19
17. Hugh Carthy (GBR)          - EF Education-Nippo         +4:22
18. Lorenzo Fortunato (ITA)    - Eolo-Kometa                +5:49
19. Ivan Sosa (COL)            - Movistar                   +5:53
20. Sam Oomen (NED)            - Jumbo-Visma                +7:21

 

Spitzengruppe bringt Rosa das Bergtrikot

Die Spitzengruppe des Tages bestand auf der 9. Etappe aus 9 Fahrern, die zunächst verstreut, dann ab gut 160 Kilometer vorm Ziel vereint unterwegs waren. Die Namen: Gall, Peters (beide AG2R), Dombrowski (Astana), Zana (Bardiani), Tesfatsion, Sepulveda (beide Drone Hopper), Caicedo (EF), Rosa (Eolo) und Knox (Quick Step). Den ersten Bergpreis gewann noch Holmes (Lotto) vor Rosa. Er schaffte dann aber letztlich nicht den Sprung in die Spitzengruppe um Rosa. Ohnehin wurde schnell klar, dass es nicht um den Etappensieg gehen würde angesichts von maximal 5 Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld, sondern nur ums Bergtrikot für Diego Rosa.

Dennoch hielt die Einigkeit unter den 9 Ausreißern für rund 100 Kilometer. Dann attackierte Nans Peters 62,5 Kilometer vorm Ziel im Einstieg zum Passo Lanciano, gefolgt von Natnael Testatsion. Der Vorsprung vorm Hauptfeld betrug da allerdings eh nur noch 2:30 Minuten. Nichtsdestotrotz schäumte Peters vor Wut, weil Tesfatsion die Nachführarbeit verweigerte. Sein guter Grund: Teamkollege Sepulveda war auf der Verfolgung und schaffte 53 Kilometer vorm Ziel den Anschluss.

3 Kilometer später erreichte Rosa das Trio und attackierte keinen Kilometer darauf. Tesfatsion konnte Rosa folgen und überließ diesem den Sieg am Bergpreis. Dahinter schloss Dombrowski zu Peters und Sepulveda auf. Hinter den 5 verbliebenen Ausreißern holte Koen Bouwman (Jumbo) dem letzten Punkte am Passo Lanciano. Das blaue Bergtrikot war er trotzdem los an Diego Rosa.

 

Bergwertung
 1. Diego Rosa (ITA)           - Eolo-Kometa                83 p.
 2. Koen Bouwman (NED)         - Jumbo-Visma                69
 3. Lennard Kämna (GER)        - Bora-Hansgrohe             43
 4. Jai Hindley (AUS)          - Bora-Hansgrohe             40
 5. Wout Poels (NED)           - Bahrain Victorious         27
 6. Natnael Tesfatsion (ERI)   - Drone Hopper-Androni       26

 

In der Abfahrt stürzte Tesfatsion in die Botanik. Er konnte das Rennen fortsetzen, aber an der Spitze fuhr nun Rosa als Solist. Dombrowsi jagte dann Rosa als Solist hinterher und erreichte diesen ebenso wie unmittelbar danach Peters 21 Kilometer vorm Ziel. Tesfatsion hingegen hatte angesichts unter einer Minute Vorsprung eingesehen, dass es keinen Sinn mehr hatte – im Gegensatz zu Dombrowski, der attackierte, um 15,8 Kilometer vorm Ziel als letzter Ausreißer geschnappt zu werden.

Ausscheidungsfahren bis Carapaz' Attacke

Die weitere Spannung reduzierte sich nun bis zur Attacke von Carapaz darauf, wer denn als nächstes aus der Top-Gruppe hinten abplatzen würde? Mit Dumoulin 13 Kilometer vor dem Ziel war zu rechnen. Yates einen Kilometer später war dann einer der Meldungen des Tages. Er hatte einerseits schon vorgebaut, indem er vor der 9. Etappe über Knieprobleme klagte. Andererseits war immerhin neben Carapaz als Top-Favorit in den Giro d'Italia 2022 gegangen. Auch überraschend früh ließ nun Wilco Kelderman (Bora) abreißen, womit für dessen Team dann doch nicht alles super lief auf dieser 9. Etappe. Kelderman und Yates verloren bis oben jeweils rund 11 Minuten.

Pello Bilbao (Bahrain) verlor 8,5 Kilometer vorm Ziel den Kontakt, womöglich gehandicapt durch einen frühen Sturz während der 9. Etappe. Er fuhr den Rest sein eigenes Tempo, sammelte dadurch noch einge, zunächst vorne verbliebene Fahrer ein und begrenzte den Schaden auf dem 12. Platz auf nur 68 Sekunden, zeitgleich mit Guillaume Martin. Außer den bereits genannten Fahrern erreichten Arensman (DSM), Hirt (Intermarché) und Fortunato (Eolo) Plätze unter den ersten 15 mit Rückständen unter 2 Minuten. Hinter Lopez auf dem 15. Platz folgte der erste größere Zeitsprung zum 16. Platz – so wie es eigentlich schon ein paar Plätze davor erwartet worden war.


Vorschau auf diese Etappe: Auf der 9. Etappe des Giro d'Italia 2022 steht deren 2. Bergankunft auf dem Programm. Nach bereits selektiven Verlauf von der Molise in die Abruzzen gipfelt die Kletterei in der Majella am Blockhaus. Die letzten Giro-Ankünfte dort förderten erhebliche Abstände zutage – und damals war die Anfahrt eher auf der flachen Seite. 2022 steigt man gleich bergauf ein. Das könnte den Motor bei einigen Fahrern schon empfindlich abwürgen. Noch deutlich interessanter aber ist der Passo di Lanciano, der nur 43, Kilometer vorm Ziel überquert wird und dem Schlussanstieg in puncto Schwierigkeit kaum nachsteht. Die letzten 13,65 Kilometer von Roccamorice nach Blockhaus steigen im Schnitt um 8,4 und maximal um 14 % an. Bereits die 12 Kilometer zuvor zwischen der Lanciano-Abfahrt und Roccamorice sind ebenfalls ansteigend.

Da haben sich die Fahrer im Anschluss den zweiten rennfreien Tag redlich verdient – sofern sie es innerhalb der Karenzzeit ins Ziel schaffen ...

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Giro d'Italia 2022
9. Etappe (189,0km)
von Isernia 11:50
bis Blockhaus 17:14

3 -km185 11:57 Valico del Macerone
2 -km171 12:28 Rionreo Sannitico
2 -km151 13:06 Roccaraso
S -km88 14:29 Filetto
1 -km44 15:46 Passo Lanciano
S -km14 16:32 Roccamorice
1 -km0 17:14 Blockhaus

Etappensieg:
Jai Hindley (AUS)

Rosa Trikot:
Juan Pedro Lopez (ESP)

Maglia Ciclamino:
Arnaud Démare (FRA)

Bergtrikot:
Diego Rosa (ITA)

Jungprofi-Wertung:
Juan Pedro Lopez (ESP)
- wird getragen von Almeida

Teamwertung:
Bora-Hansgrohe

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