Giro d'Italia 2022 - 8. Etappe
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De Gendt Ausreißerkönig von Neapel
Thomas de Gendt (Lotto) gewann die Klassiker-ähnliche 8. Etappe des Giro d'Italia 2022 in und rund um Neapel. Im Sprint einer 4-köpfigen Gruppe zog der 35-jährige Belgier den auf dem Papier vielleicht endschnelleren Davide Gabburo (Bardiani) um mehrere Radlängen ab. Den Sprint hatte de Gendts Teamkollege Harm Vanhoucke angezogen. Er belegte den 4. Platz hinter Jorge Arcas (Movistar). Das Quartett stammte aus der 21-köpfigen Spitzengruppe des Tages. Etappenfavorit Mathieu van der Poel (Alpecin) erreichte nur 15 Sekunden hinter dem Spitzenquartett mit Biniam Girmay (Intermarché) und Mauro Schmid (Quick Step) das Ziel.
Rund 46 Kilometer vor dem Ziel hatte van der Poel die große Spitzengruppe attackiert. Als es 3 Kilometer danach wieder zusammenlief, konterte Gabburo. Ihm schlossen sich de Gendt, Vanhoucke, Arcas und der wenig später wieder zurückfallende Ravanelli (Eolo) an. Hinter dem Spitzenquartett kristallisierten sich 5 Fahrer heraus. Neben Girmay, Schmid und van der Poel waren dies Poels (Bahrain) und Guillaume Martin (Cofidis), der mit nur 4:03 Minuten Rückstand eine Gefahr in der Gesamtwertung darstellte.
Ergebnis 1. Thomas de Gendt (BEL) - Lotto-Soudal 3:32:53 2. Davide Gabburo (ITA) - Bardiani-CSF gl.Zeit 3. Jorge Arcas (ESP) - Movistar gl.Zeit 4. Harm Vanhoucke (BEL) - Lotto-Soudal +0:04 5. Biniam Girmay (ERI) - Intermarché-Wanty +0:15 6. Mauro Schmid (SUI) - Quick Step Alpha Vinyl gl.Zeit 7. Mathieu van der Poel (NED) - Alpecin-Fenix gl.Zeit 8. Wout Poels (NED) - Bahrain Victorious +0:33 9. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis gl.Zeit 10. Fabio Felline (ITA) - Trek-Segafredo +2:56 11. Andrea Vendrame (ITA) - AG2R-Citroën gl.Zeit 12. Simone Ravanelli (ITA) - Drone Hopper Androni gl.Zeit 13. Diego Ulissi (ITA) - UAE-Emirates +3:02 14. Sylvain Moniquet (BEL) - Lotto-Soudal +3:15 15. Erik Fetter (HUN) - Eolo-Kometa +3:22 16. Simone Consonni (ITA) - Cofidis +3:33 17. Tobias Foss (NOR) - Jumbo-Visma 18. Loïc Vliegen (BEL) - Intermarché-Wanty alle 19. Natnael Tesfatsion (ERI) - Drone Hopper-Androni gleiche 20. Thymen Arensman (NED) - DSM Zeit - 167 Fahrer klassiert. DNS Simon Carr (GBR) - EF Education-Easypost
Das Hauptfeld erreichte 3:33 Minuten hinter de Gendt das Ziel. Lennard Kämna (Bora) versuchte durch einen Angriff in der Schlussphase, die 38 Sekuden Rückstand aufs rosa Trikot aufzuholen. Doch dessen Träger Juan Pedro Lopez (Trek) sprang sofort an Kämnas Hinterrad und verteidigte es einmal mehr mit eben diesen 38 Sekunden vor Kämna. Guillaume Martin verbesserte sich auf den 4. Platz der Gesamtwertung mit nun 1:06 Minuten Rückstand – 8 Sekunden hinter Taaramäe (Intermarché) und 36 Sekunden vor Simon Yates (Bikeexchange), dessen rosa Zeit dann eventuell am Folgetag anbrechen könnte ...
Gesamtwertung 1. Juan Pedro Lopez (ESP) - Trek-Segafredo 32:15:31 2. Lennard Kämna (GER) - Bora-Hansgrohe +0:38 3. Rein Taraamäe (EST) - Intermarché-Wanty +0:58 4. Guillaume Martin (FRA) - Cofidis +1:06 5. Simon Yates (GBR) - Bikeexchange-Jayco +1:42 6. Mauro Vansevenant (BEL) - Quick Step Alpha Vinyl +1:47 7. Wilco Kelderman (NED) - Bora-Hansgrohe +1:55 8. João Almeida (POR) - UAE-Emirates +1:58 9. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +2:00 10. Richie Porte (AUS) - Ineos Grenadiers +2:04 11. Romain Bardet (FRA) - DSM +2:06 12. Richard Carapaz (ECU) - Ineos Grenadiers +2:06 13. Mikel Landa (ESP) - Bahrain Victorious +2:15 14. Thymen Arensman (NED) - DSM +2:15 15. Jai Hindley (AUS) - Bora-Hansgrohe +2:16 16. Santiago Buitrago (COL) - Bahrain Victorious +2:18 17. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma +2:19 18. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +2:20 19. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +2:23 20. Lucas Hamilton (AUS) - Bikeexchange-Jayco +2:27 21. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +2:32 22. Domenico Pozzovivo (ITA) - Intermarché-Wanty +2:37 23. Emanuel Buchmann (GER) - Bora-Hansgrohe +2:39 24. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +2:43 25. Ivan Sosa (COL) - Movistar +3:05
Van der Poel, Girmay und Martin in früher Flucht dabei
Ausnahmsweise mit stehendem scharfen Start begann die 8. Etappe im Start- und Zielort Neapel. Relativ schnell markierte Mathieu van der Poel seine Ambitionen an diesem Tag und stellte mit einem Solo seine Präsenz in der späteren 21-köpfigen frühen Fluchtgruppe sicher. Als noch knapp 140 Kilometer zu fahren waren, schlossen Vendrame, Calmejane (beide AG2R), Felline, Tejada (beide Astana), Poels, Sütterlin (beide Bahrain), Gabburo (Bardiani), Martin (Cofidis), Ravanelli, Zardini (beide Drone Hopper), Maestri, Rivi (beide Eolo), Girmay (Intermarché), de Gendt, Moniquet, Vanhoucke (alle Lotto), Arcas (Movistar), Schmid (Quick Step), Jensen (Trek) und Ulissi (UAE) zu van der Poel auf.
Vorne stellten Guillaume Martin mit 4:06 Minuten Rückstand eine Gefahr fürs rosa Trikot von Lopez dar und Binian Girmay eine Gefahr fürs violette Trikot von Démare (Groupama). Beim ersten Zwischensprint schob dann auch Girmay sein Rad ohne Gegenwehr nach vorn für die 11 Punkte. Die Spitzengruppe wurde lange auf nicht viel mehr als 2 Minuten und in der Endphase nie mehr als 5 Minuten weggelassen. Girmay sammelte im Ziel für den 5. Platz weitere Punkte und holte in der Punktewertung etwas auf den führenden Démare auf.
Auf den letzten Kilometern geriet der aufgebaute 40-Sekunden-Vorsprung des Spitzenquartetts ins Wanken. Denn einerseits zockten vorn Gabburo und Arcas auf die Tempoarbeit durch Vanhoucke und de Gendt, andererseits zündete van der Poel dahinter die Endstufe und erhielt dabei Unterstützung von Girmay. Das Spiel ging aber zugungsten von de Gendt und Vanhoucke aus. Auf der Zielgeraden schloss Schmid noch zu Girmay und van der Poel auf. Poels und Martin rollten mit 33 Sekunden Rückstand ins Ziel, so dass Martin exakt 3 Minuten in der Gesamtwertung gutmachte.
De Gendt indes durfte einen weiteren Giro-Etappensieg 10 Jahre nach seinem Triumph am Stilfser Joch feiern, mit dem er damals außerdem sensationell das Giro-Podium enterte. Seine Zeiten als Fahrer mit Klassement-Ambitionen sind jedoch längst vorbei und sein Ruf als Ausreißer-König mit inzwischen erlesener Palmarès längst gefestigt.
Vorschau auf diese Etappe: In und unmittelbar westlich von Neapel verläuft die 8. Etappe des Giro d'Italia 2022. Den Großteil der Strecke bildet ein 4-mal zu fahrender 19 Kilometer langer Rundkurs um Bacoli auf der westlich bergrenzenden Halbinsel des Golfes von Pozzuoli. Darin enthalten ist der Monte di Procida, der aber nur bei der letzten Überfahrt mit einem Bergpreis versehen ist. Von dort sind es noch 35 Kilometer zum Ziel auf der Via Caracciolo direkt am Golf von Neapel. Ob der Rundkurs taugt, einen Massensprint zu verhindern, darf angezweifelt werden. Auf dem Rückweg in die kampanische Metropole sind allerdings weitere Wellen im Profil enthalten. Der letzte Scheitelpunkt liegt nur 9 Kilometer vor der Schussfahrt ins Ziel. Die Zielgerade verläuft dann nach einer Wende an der Kilometermarke wiederum in westlicher Richtung direkt am Meer.
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