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Giro d'Italia 2021 - 16. Etappe
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Bernal-Triumph in verkürzten Dolomiten
Egan Bernal (Ineos) genügte auch eine zusammengekürzte 16. Etappe, um die Konkurrenz in den Dolomiten vernichtend zu schlagen. Der Kolumbianer attackierte im Rosa Trikot des Gesamtführenden am Passo Giau das Grüppchen der verbliebenen Klassementfahrer rund 4 Kilometer unterhalb des Gipfels, als noch weniger als 22 Kilometer zu fahren waren. Bernal verschenkte sogar noch Zeit, als er auf dem letzten halben Kilometer durch Cortina d'Ampezzo in aller Ruhe seine Regenjacke auszog, um das Rosa Trikot bei der Jubelpose zu präsentieren. Bei schauderhaftem Wetter erreichten Romain Bardet (DSM) und Damiano Caruso (Bahrain) mit 27 Sekunden Rückstand das Ziel, dann Giulio Ciccone (Trek), Hugh Carthy (EF) und João Almeida (Deceuninck) mit rund 80 Sekunden.
Die eigentliche Köngisetappe in den Dolomiten wurde am Morgen vor dem Rennen kastriert um die Pässe Fedaia und Pordoi und die Renndistanz verkürzt von 212 auf 155 Kilometer. Extremes Wetter mit Regen, Kälte und der Angst vor Schneefall führten zu dieser kurzfristigen Entscheidung. Im Profil der 16. Etappe blieben die Anstiege La Crosetta zu Beginn und der Giau 17,6 Kilometer vorm Zielort Cortina d'Ampezzo – insofern erstaunlich, weil der Passo Giau nur 6 Meter niedriger als der Pordoipass ist, die Wettervorhersage gleich bescheiden für beide Pässe war und die Abfahrt vom Passo Giao die anspruchsvollere und zudem die finale ist. Viel zu sehen bekam man von der 16. Etappe jedenfalls nicht wegen ständiger Bildausfälle.
Über 2 Minuten Rückstand sammelte der Gesamtvierte Alexander Wlasow (Astana) auf dem 7. Tagesrang ein. Der bisherige Gesamtzweite Simon Yates (BikeExchange) verlor noch ein wenig mehr. Von den Top-Ten-Fahrern ganz weit zurück fiel Remco Evenepoel (Deceuninck). Das Hauptfeld hatte sich im Giau-Anstieg nach der Tempoarbeit von Carthys Helfern in Windeseile in eine erlesene Gruppe ums Rosa Trikot verkleinert. Hinter Carthys Helfer Simon Carr waren noch Bernal, dess Teamkollege Martinez, Bardet, Ciccone, Caruso und ein bereits knautschender Yates versammelt, nicht hingegen mehr Wlasow, der am Ende aber noch an Yates und Martinez vorbeiging. Eine erste Tempoverschärfung von Bernal kostete die Helfer Carr und Martinez den Anschluss. Danach konnten ihn Caruso und Bardet nicht mehr halten. Carthy und Ciccone waren bei der zweiten Attacke sofort abgestellt.
Ergebnis 1. Egan Bernal (COL) - Ineos Grenadiers 4:22:41 2. Romain Bardet (FRA) - DSM +0:27 3. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain Victorious gl.Zeit 4. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +1:18 5. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +1:19 6. João Almeida (POR) - Deceuninck-Quick Step +1:21 7. Alexander Wlasow (RUS) - Astana-Premier Tech +2:11 8. Gorka Izagirre (ESP) - Astana-Premier Tech +2:31 9. Davide Formolo (ITA) - UAE-Emirates +2:33 10. Tobias Foss (NOR) - Jumbo-Visma gl.Zeit 11. Simon Yates (GBR) - BikeExchange +2:37 12. Antonio Pedrero (ESP) - Movistar +2:51 13. Daniel Martinez (COL) - Ineos Grenadiers +3:13 14. George Bennett (NZL) - Jumbo-Visma +6:12 15. Mikel Nieve (ESP) - BikeExchange gl.Zeit 16. Daniel Martin (IRL) - Israel +7:10 17. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo +7:16 18. Eduardo Sepulveda (ARG) - Androni-Sidermec +7:25 19. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma +7:33 20. Gianluca Brambilla (ITA) - Trek-Segafredo +8:22 21. Attila Valter (HUN) - Groupama-FDJ +8:24 22. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa gl.Zeit 23. Jonathan Castroviejo (ESP) - Ineos Grenadiers +10:17 24. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious gl.Zeit 25. Simon Carr (GBR) - EF Education - Nippo +10:32 ... 34. Nick Schultz (AUS) - BikeExchange +16:47 58. Remco Evenepoel (BEL) - Deceuninck-Quick Step +24:05 - 152 Fahrer klassiert. DNF Sébast. Reichenbach (SUI) - Groupama-FDJ DNS Thomas de Gendt (BEL) - Lotto-Soudal
Caruso rückte in der Gesamtwertung um einen auf den 2. Platz auf – mit nun 2:24 Minuten hinter dem überragenden Bernal. Carthy kletterte 2 Plätze hoch auf den 3. Platz mit 3:40 Minuten Rückstand aufs Rosa Trikot. Wlasow verblieb auf dem 4. Platz, weil es für Yates zurück vom 2. auf den 5. Platz ging. Ciccone komplettierte auf dem 6. Platz dieses nun eng versammelte Trio mit zwischen 4:18 und 4:31 Minuten Rückstand. Mit etwas über 5 Minuten Rückstand stieg Bardet vom 9. auf den 7. Platz.
Gesamtwertung 1. Egan Bernal (COL) - Ineos Grenadiers 66:36:04 2. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain Victorious +2:24 3. Hugh Carthy (GBR) - EF Education-Nippo +3:40 4. Alexander Wlasow (RUS) - Astana-Premier Tech +4:18 5. Simon Yates (GBR) - BikeExchange +4:20 6. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo +4:31 7. Romain Bardet (FRA) - DSM +5:02 8. Daniel Martinez (COL) - Ineos Grenadiers +7:17 9. Tobias Foss (NOR) - Jumbo-Visma +8:20 10. João Almeida (POR) - Deceuninck-Quick Step +10:01 11. Davide Formolo (ITA) - UAE-Emirates +12:35 12. Daniel Martin (IRL) - Israel +15:10 13. Attila Valter (HUN) - Groupama-FDJ +16:23 14. George Bennett (NZL) - Jumbo-Visma +18:10 15. Vincenzo Nibali (ITA) - Trek-Segafredo +21:50 16. Koen Bouwman (NED) - Jumbo-Visma +23:50 17. Pello Bilbao (ESP) - Bahrain Victorious +27:10 18. Nick Schultz (AUS) - BikeExchange +27:12 19. Remco Evenepoel (BEL) - Deceuninck-Quick Step +28:07 20. Louis Vervaeke (BEL) - Alpecin-Fenix +36:47 21. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa +37:07
Zu Beginn der 16. Etappe setzten sich bei strömendem Regen über 20 Fahrer aus dem Hauptfeld ab, darunter die im Gesamtklassement mit einstelligen Minutenabständen platzierten Daniel Martin (Israel), Almeida und Davide Formolo. Über den frühen ersten Bergpreis hinweg formierte sich aus dieser Gruppe heraus dann ein Sextett, das bis zum Beginn des Giau-Anstiegs das Renngeschehen bestimmte: Izagirre (Astana), Almeida, Pedrero (Movistar), Nibali, Ghebreigzabhier (beide Trek) und Formolo. Die restlichen Ausreißer wurden wieder eingeholt.
35 Kilometer vorm Ziel scherte Ghebreigzabhier in der Vorstufe zum Giau-Anstieg aus – bei 3:40 Minuten Vorsprung vorm Hauptfeld. Evenepoel wurde da bereits mit weiterem Rückstand gemeldet. In einer kurzen Abfahrt verhinderte Gorka Izagirre, der in den nassen Grasstreifen geraten war, artistisch eine Sturz. Dadurch nahm Antonio Pedrero mit leichtem Vorsprung den letzten Anstieg auf. Erste Verfolger waren zunächst Formolo und Nibali. Dann ging Formolo in Front. Er wurde aber 24,5 Kilometer vorm Ziel von Pedrero eingeholt und wenig später abgehängt. Das war aber alles nur Geplänkel, als Bernal kurz nach seiner entscheidenden Attacke an Pedrero vorbeistürmte. Von den frühen Ausreißern teilte sich Almeida die Kräfte am besten ein, erreichte so den 6. Tagesrang und stieg anstelle seines Teamkollegen Evenepoel in die Top-Ten der Gesamtwertung.
An der von Schneewänden gesäumten Passhöhe wurde Bernal mit über eine halben Minute vor Caruso gemeldet, der knapp vor Bardet lag. Es folgten Almeida und Carthy, dann Ciccone. In der Abfahrt schien Bernal den Vorsprung sogar auszubauen, ehe er für die Präsentation des Rosa Trikot einige Sekunden wieder hergab. Bardet holte Caruso ein, und Ciccone die vor ihm fahrenden Carthy und Almeida. Von den letzten 20 Kilometern gab es nur ab der 400-Meter-Marke Live-Bilder zu sehen. So bekam man nur aus der Konserve nach der Etappe zu sehen, wie Bernal die zum Passo Giau verlegte Cima Coppi für den höchsten Punkt des Giro d'Italia 2021 gewann. Für eine Übernahme der Führung in der Bergwertung gegen das Eichhörnchen Geoffrey Bouchard (AG2R) reichte es allerdings noch nicht.
Bergwertung 1. Geoffrey Bouchard (FRA) - AG2R-Citroën 136 p. 2. Egan Bernal (COL) - Ineos Grenadiers 107 3. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 53 4. Lorenzo Fortunato (ITA) - Eolo-Kometa 52 5. Damiano Caruso (ITA) - Bahrain Victorious 35 6. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo 34 7. Dries de Bondt (BEL) - Alpecin-Fenix 30 8. Jan Tratnik (SLO) - Bahrain Victorious 26 9. Romain Bardet (FRA) - DSM 22
Vorschau auf diese Etappe: Fans der klassischen Dolomiten-Etappen werden diese 16. Etappe gewiss als Königsetappe des Giro d'Italia 2021 bezeichnen – auch oder gerade, weil eine Bergankunft fehlt. Am Pfingstmontag brechen die Fahrer in Sacile in Frial-Julisch Venetien auf, um 212 bergige Kilometer unter die Räder zu nehmen. Gleich zu Beginn türmt sich der La-Crosetta-Anstieg auf. Nach der Abfahrt schließt sich ein flacheres Stück an, das etwa zur Etappenmitte in den Anstieg zum Passo Fedaia kulminiert. Hinter dem 2.057-Meter-Pass im Schatten der Marmolata biegt die Strecke in Canazei nach rechts ab, um über dem Pordoipass einen Teil der Sellarunde zu mitzunehmen. Auf 2.239 Meter ist am Pordoipass der höchste Punkt des Giro 2021 erreicht, was mit der Cima Coppi prämiert wird. Lediglich 6 Meter niedriger ist der folgende Passo Giau, hinter dem es nur noch bergab zum Zielort Cortina d'Ampezzo geht. Bei klarer Sicht ist die Landschaft ein Traum. Mal sehen, was die Fahrer aus der schwersten Etappe ohne Bergankunft machen. Laut Wettervorhersage könnte es mit einstelligen Temperaturen, Dauerregen und sogar Schneefall die Hölle werden.
Es folgt der zweite und letzte Ruhetag des Giro 2021.
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