Giro d'Italia 2019 - 15. Etappe
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Cataldo siegt, Roglic strauchelt
Dario Cataldo (Astana) gewann in Como nach 232 Kilometern die 15. Etappe des Giro d'Italia 2019. Der Italiener hatte keine Probleme, seinen Mitausreißer und Landsmann Mattia Cattaneo (Androni) im Sprint von vorne auf den 2. Platz zu verweisen. Das Ausreißerduo bestritt fast die gesamte Etappe an der Spitze. Fast noch heran kamen Simon Yates (Mitchelton), Hugh Carthy (EF), Richard Carapaz (Movistar) und Vincenzo Nibali (Bahrain), die sich in der Schlussphase von den anderen Klassementfahrern absetzten. Von denen stürzte Primoz Roglic (Jumbo) in der letzten Abfahrt.
Roglic büßte 40 Sekunden auf Carapaz und Nibali, also seine Hauptkonkurrenten um den Gesamtsieg, ein. Roglics Abstand aufs Rosa Trikot von Carapaz vergrößerte sich auf 47 Sekunden, sein Vorsprung vor Nibali schmolz auf exakt eine Minute. Das Finale war bekannt aus der Lombardei-Rundfahrt. Nibali nutzte seine Erfahrungen von 2 Siegen beim Herbstklassiker, wo er insbesondere in der Civiglio-Abfahrt brillierte. Diesmal brachte Nibali bergauf nach Civiglio 11 Kilometer vorm Ziel durch seine Attacke Roglic in Schwierigkeiten. Dieser musste zuvor schon heikle Momente überstehen, als er nach einem Defekt das Rennrad seines Teamkollegen Tolhoek annahm und darauf die 15. Etappe zu Ende fuhr.
Nibali dreht an «seinem» Civiglio auf
Nur Carapaz ritt Nibalis Attacke mit. Beide kassierten die kurz zuvor ausgerissenen Carthy und Yates. Oben in Civiglio hatte Nibali, Carapaz und Carthy eine Lücke zu Yates sowie 12 Sekunden Vorsprung vor Roglic, Miguel Angel Lopez (Astana) und Mikel Landa (Movistar). In der Abfahrt raste Roglic in die Leitplanke, hinter der es einige Etagen tiefer gegangen wäre. Nibali hängte Carapaz und Carthy ab. Aber am Ende rollten diese 4 Fahrer wieder zusammen. Und fast hätte das Quartett noch aufgeschlossen zu Cataldo und Cattaneo, die einst über 16 Minuten Vorsprung hatten. 11 Sekunden fehlten. 25 hinter dem ersten Verfolgerquartett und 15 vor Roglic kamen Lopez, Landa und Rafal Majka (Bora) an.
Ergebnis 1. Dario Cataldo (ITA) - Astana 5:48:15 2. Mattia Cattaneo (ITA) - Androni gl.Zeit 3. Simon Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +0:11 4. Hugh Carthy (GBR) - EF Education First alle 5. Richard Carapaz (ECU) - Movistar gleiche 6. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida Zeit 7. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana +0:36 8. Rafal Majka (POL) - Bora-Hansgrohe 9. Domenico Pozzovivo (ITA) - Bahrain-Merida alle 10. Mikel Landa (ESP) - Movistar gleiche 11. Davide Formolo (ITA) - Bora-Hansgrohe Zeit 12. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +0:51 13. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma gl.Zeit 14. Ion Izagirre (ESP) - Astana gl.Zeit 15. Jan Polanc (SLO) - UAE-Emirates +0:54 16. Pawel Siwakow (RUS) - Ineos +1:04 17. Ilnur Sakarin (RUS) - Katusha-Alpecin gl.Zeit 18. Jan Hirt (CZE) - Astana gl.Zeit 19. Eddie Dunbar (IRL) - Ineos +1:06 20. Jai Hindley (AUS) - Sunweb +1:27 21. Valentin Madouas (FRA) - Groupama-FDJ +1:28 22. Joe Dombrowski (USA) - EF Education First +2:07 23. Alexis Vuillermoz (FRA) - AG2R La Mondiale +2:41 24. Giulio Ciccone (ITA) - Trek-Segafredo gl.Zeit 25. Victor de la Parte (ESP) - CCC gl.Zeit ... 32. Bob Jungels (LUX) - Deceuninck-Quick Step +4:14 42. Mikel Nieve (ESP) - Mitchelton-Scott +13:19 63. Tanel Kangert (EST) - EF Education First +16:15 - 148 Fahrer klassiert. DNF Jasper de Buyst (BEL) - Lotto-Soudal
Carapaz baut auf 47 Sekunden gegen Roglic aus
Abgezockt oder wenig souverän? Auf der 15. Etappe war die Erklärung für Roglics andauernd defensive Fahrweise eher die letztere. Und nun scheint ihm der Giro 2019, trotz des abschließenden Zeitfahrens, langsam zu entgleiten. Stattdessen festigte Carapaz seinen Platz an der Spitze der Gesamtwertung, ohne eine Sekunde auf Nibali oder irgendwen anders herzugeben.
Hinter Nibali weitete sich der Abstand zu Majka auf 48 und zu Landa auf 98 Sekunden aus. Yates trägt 5:24 Minuten Rückstand auf Carapaz mit sich herum. Vor ihm hielten sich noch einmal Bauke Mollema (Trek) und Jan Polanc (UAE). Am Ende der Top-Ten blieben Pawel Siwakow (Ineos) 7 Sekunden gegenüber Lopez im Duell ums weiße Trikot des besten Jungprofis.
Gesamtwertung 1. Richard Carapaz (ECU) - Movistar 64:24:00 2. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma +0:47 3. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida +1:47 4. Rafal Majka (POL) - Bora-Hansgrohe +2:35 5. Mikel Landa (ESP) - Movistar +3:15 6. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +3:38 7. Jan Polanc (SLO) - UAE-Emirates +4:12 8. Simon Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +5:24 9. Pawel Siwakow (RUS) - Ineos +5:48 10. Miguel Angel Lopez (COL) - Astana +5:55 11. Ilnur Sakarin (RUS) - Katusha-Alpecin +6:57 12. Davide Formolo (ITA) - Bora-Hansgrohe +8:46 13. Valentin Madouas (FRA) - Groupama-FDJ +14:27 14. Hugh Carthy (GBR) - EF Education First +14:38 15. Joe Dombrowski (USA) - EF Education First +14:52 16. Victor de la Parte (ESP) - CCC +23:52 17. Alexis Vuillermoz (FRA) - AG2R La Mondiale +24:04 18. Valerio Conti (ITA) - UAE-Emirates +25:15 19. Valerio Conti (ITA) - UAE-Emirates +25:37 20. Eddie Dunbar (IRL) - Ineos +26:45 21. Fausto Masnada (ITA) - Androni-Sidermec +26:53 22. Domenico Pozzovivo (ITA) - Bahrain-Merida +30:23 23. Bob Jungels (LUX) - Deceuninck-Quick Step +34:38 24. Mattia Cattaneo (ITA) - Androni +37:21
Nur 2 Ausreißer trotz guter Aussichten auf Tagessieg
Wer eine umkämpfte Anfangsphase für eine dann große Spitzengruppe erwartet hatte, lag falsch. Nur ein Ausreißerduo, bestehend aus Cattaneo und Cataldo, setzte sich ab und bekam eine riesigen Vorsprung zugestanden. Beim ersten Zwischensprint setzte sich Arnaud Démare (Groupama) für den 3. Platz klar vor Pascal Ackermann (Bora) durch. Es schob sich sogar noch Démares Anfahrer vor Ackermann. So stockte Démare seinen Vorsprung in der Punktewertung ums Maglia Ciclamino um 2 auf 13 Punkte auf.
Punktewertung 1. Arnaud Démare (FRA) - Groupama-FDJ 200 p. 2. Pascal Ackermann (GER) - Bora-Hansgrohe 187 3. Richard Carapaz (ECU) - Movistar 78 4. Davide Cimolai (ITA) - Israel Academy 50 5. Primoz Roglic (SLO) - Jumbo-Visma 49 6. Damiano Cima (ITA) - Nippo-Vini Fantini 46 7. Fausto Masnada (ITA) - Androni-Sidermec 45 8. José Joaquin Rojas (ESP) - Movistar 44 9. Simon Yates (GBR) - Mitchelton-Scott 44 10. Rüdiger Selig (GER) - Bora-Hansgrohe 41 11. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida 36 12. Mattia Cattaneo (ITA) - Androni-Sidermec 35
Als der Vorsprung des Spitzenduos über 16 Minuten angestiegen war, stiegen rund 100 Kilometer vorm Ziel die Helfer von Yates in die Tempoarbeit ein, im Nachhinein betrachtet etwas zu spät. Innerhalb der letzten 70 Kilometer lösten kurz Nibalis Helfer ab, als es hinauf zu den läutenden Glocken der Madonna del Ghisallo ging. Cattaneo hatte an diesem Anstieg einen Defekt, schloss aber schnell wieder zu Cataldo auf.
Yates kennt nur noch Attacke
Der nächste Anstieg hieß Colma di Sormano. Schon dort probierte es Yates, fast 50 Kilometer vor dem Ziel und trotz eines noch längeren Flachstücks entlang des Comer Sees im Anschluss an die Sormano-Abfahrt. Mit etwas Verzögerung waren alle Top-Klassementfahrer wieder bei Yates, wobei sich hier schon Roglic auffallend Zeit ließ. Die nächste Attacke von Yates genügte fast bis zur Kuppe. Kurz davor attackierte außerdem Lopez. Aber über die Kuppe hinweg rollten zunächst 27 Fahrer wieder zusammen, die nun 4:20 Minuten hinter den beiden Spitzenreitern unterwegs waren, mit noch 42 Kilometern auf der Uhr.
Im Flachstück hatte Roglic 20 Kilometer vor dem Ziel einen Defekt. Carapaz' Teamkollegen drückten unvermindert aufs Tempo. Roglic rettete die brenzlige Situation, indem er durch die Kolonne der Begleitfahrzeuge in die Hauptgruppe zurückkehrte. Hoch nach Civiglio attackierte dann zuerst Carthy, hierauf Yates, ehe Nibali losstürmte. Bei ihm am Rad blieb nur Carapaz. Majka ließ eine Lücke. Dahinter klaffte ein weiteres Loch zu Roglic, an dessen Rad Landa mit weiteren Fahrern versammelt war. Landa probierte eine Attacke, in der Folge er, Roglic und Lopez vorbei an Majka zogen. In dieser Konstellation ging es in die Abfahrt, die für Roglic die nächste böse Überraschung bereithielt ...
Vorschau auf diese Etappe: Die 15. Etappe des Giro d'Italia 2019 wandelt in den Spuren der Lombardei-Rundfahrt. Denn die Schlussphase dieser 232 Kilometer langen Etappe ist relativ identisch im Vergleich zum Herbstklassiker – zwischen den beiden südlichen Armen des Comer Sees und dann auch mit Ziel in Como. Auf den letzten gut 60 Kilometern stehen Madonna del Ghisallo, Colma di Sormano und Civiglio im Profil. Vom 4,2 Kilometer langen und im Schnitt 9,6 % steilen Civiglio-Anstieg sind es noch 8,7 Kilometer bis ins Ziel, davon weniger als 3 flach. Sollten mehrere Fahrer in Como um den Etappensieg fahren, ist auch die Positionierung vor der letzten scharfen Rechtskurve 300 Meter vorm Ziel von Bedeutung. Nach den 2 ersten Alpenetappen hat diese 15. Etappe durchaus das Potenzial, weiteren Schaden in der Gesamtwertung anzurichten.
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Es folgt der 2. und letzte Ruhetag beim Giro d'Italia 2019, ehe das Rennen mit der Köngisetappe fortgesetzt wird ...
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