Andrej Kiwilew †

Andrej Kiwilew ist einer der wenigen Straßenrad-Profis der Geschichte, die wegen eines Sturzes während eines Rennens aus dem Leben gehen mussten. Am 11. März 2003 flog der im September 1973 geborene Kasache auf dem 2. Teilstück der Etappenfahrt Paris-Nizza über den Lenker und landete mit dem Kopf zuerst auf dem Boden. Der Vorfall ereignete sich etwa 40 Kilometer vor dem Zielort Saint-Etienne, und zwar ohne Sturzhelm. Kiwilew war sofort bewusstlos, fiel ins Koma, wurde ins Hospital nach Saint-Chamond eingeliefert und später nach Saint-Etienne in die Neurochirurgie verlegt.
Seine Transportfähigkeit gab Anlass zur Hoffnung. Ärzte sowie Verantwortliche aus seiner Cofidis-Mannschaft hielten sich jedoch, was Kiwilews Zustand anging, bedeckt. Schließlich verlautete, dass Kiwilew in den frühen Morgenstunden des 12. März den Folgen seiner schweren Verletzungen erlegen sei. Es handelte sich dabei um schwere Gesichtsverletzungen sowie Stirnbein- und Rippenbrüche. Durch die Fraktur des Stirnbeins war Blut ins Gehirn geflossen.
An Kiwilews Todestag legte das Fahrerfeld von Paris-Nizza eine Schweigeminute ein und bestritt die 3. Etappe geschlossen. Einen Tag später gelang Kiwilews Freund, Alexander Winokurow, der Etappensieg auf dem 4. Teilstück. Winokurow war zu Tränen gerührt und widmete diesen Erfolg seinem verstorbenen Landsmann.
Die Radsportwelt hatte einen sympathischen und ambitionierten Rennfahrer verloren, der wohl noch den ein- oder anderen Sieg und ein ganzes Leben vor sich gehabt hätte. Kiwilew hinterließ seinen sechs Monate alten Sohn und seine Frau.

Tour-de-France-Vierter 2001
Der Höhepunkt in Kiwilews Karriere war ein vierter Platz im Endklassement der Tour de France 2001. Auf der 8. Etappe nach Pontarlier steckte der Kasache in einer Ausreißergruppe, deren Mitglieder etwa eine halbe Stunde vor dem Peloton ankamen. Später wunderte man sich, dass die großen Tour-Favoriten wie Armstrong und Ullrich diesen Riesenvorsprung zuließen. Denn Kiwilew hatte beim Tour-Vorbereitungsrennen Dauphiné-Libéré die schwere Grenoble-Etappe in den Hochalpen gewonnen und an Bergen wie Col du Galibier mit den Größen der Zunft prächtig mitgehalten.
Allerdings hatte der damals 27-jährige auch schon an einem der vorangegangen Tage 18 Minuten eingebüßt, weswegen sein Vorsprung in der Gesamtwertung vor Armstrong & Co. nun rund 13 Minuten betrug. Das Polster reichte am Ende nicht ganz, um einen Platz auf dem Podium zu ergattern. Lance Armstrong gewann die Tour de France wie schon im Jahr 2000 vor Jan Ullrich und Joseba Beloki. Andrej Kiwilew fehlten in Paris 9:53 Minuten auf den Sieger und 48 Sekunden auf Rang 3.
Im Gelben Trikot fuhr der Cofidis-Profi keinen einzigen Tag, weil sich sein Begleiter aus der Pontarlier-Etappe, der Franzose François Simon, in den Alpen tapfer schlug. In den Pyrenäen schließlich zog Armstrong nicht nur an Simon, sondern auch noch an Kiwilew vorbei.

Drei Stationen bei den Profis
Zusammen mit Alexander Winokurow kam Andrej Kiwilew 1997 nach Frankreich, um dort in der Radsport-Szene Fuß zu fassen. Ein Jahr später, 1998, startete Kiwilew seine Profi-Laufbahn beim Festina-Rennstall, in dessen Doping-Skandal bei der Tour de France '98 der Kasache nicht involviert war. Stattdessen brachte er 1999 mit einem 5. Platz bei der Meisterschaft von Zürich das erste handfeste Resultat.
Ähnliche Ergebnisse häuften sich im Jahr 2000 nach seinem Wechsel zum Team ag2r, das ihn daraufhin nicht mehr halten konnte. Kiwilew ging zu Cofidis, wo er noch im Sommer 2001 seinen Kontrakt vorzeitig bis Ende 2003 verlängerte. Der Kasache konnte den Vertrag nicht mehr erfüllen. Eine Tragödie für den Radsport.

Die wichtigsten Profi-Siege un Kiwilews Teams:

1998 - Festina

1999 - Festina

2000 - ag2r

2001 - Cofidis
5. Etappe Dauphiné Libéré (Grenoble)
Route du Sud, Gesamtsieg

2002 - Cofidis

2003 - Cofidis

 

Kiwilew bei der Tour de France:
2000   32. für ag2r
2001    4. für Cofidis
2002   21. für Cofidis

 

Kiwilew-Seiten im www:
www.memoire-du-cyclisme.net/palmares/kivilev_andrei.php

Andrei Kivilev
* 20.09.1973 in Talcycorgan
† 12.03.2003 in Saint-Etienne Teams & Siege
Kiwilew bei der Tour de France

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