Tour de France 2018 - 9. Etappe
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Degenkolb holt aufregende Pflaster-Etappe
John Degenkolb (Trek) gewann in Roubaix die Pflaster-Tappe der Tour de France 2018 im Dreiersprint. Von vorne setzte sich der 29-jährige Deutsche gegen Greg van Avermaet (BMC) und Yves Lampaert (Quick Step) durch. Das Trio löste sich 17 Kilometer vorm Ziel im vorletzten Sektor Camphin-en-Pévèle aus dem erlesenen Vorderfeld der Klassementfahrer, Klassikerjäger und Sprinter.
Uran verliert Zeit, Porte die ganze Tour
Auf der 9. Etappe mit ihren 15 Kopfsteinpflaster-Sektoren gab es wahrscheinlich mehr Aktionen als auf allen anderen 20 Etappen zusammen. Unter den Klassementfahrern erwischte es im Endeffekt Rigoberto Uran (EF) mit Zeitverlust und Richie Porte (BMC) mit dem Sturzaus, allerdings schon weit vor dem ersten Pavé-Sektor. Die zurückgeworfenen Romain Bardet (AG2R) und Mikel Landa (Movistar) kamen kurz vorm Ziel fast noch an die Hauptgruppe um Chris Froome (Sky) heran.
Aus dieser großen Gruppe setzten sich für den 4. Platz in der Schlussphase Philippe Gilbert (Quick Step), Peter Sagan (Bora), Jasper Stuyven (Trek) und Bob Jungels (Quick Step) ab, die 19 Sekunden hinter dem Spitzentrio das Ziel erreichten. Die große Hauptgruppe führte André Greipel (Lotto) weitere 8 Sekunden später ins Ziel.
Für Degenkolb war es der lang ersehnte erste Etappensieg bei einer Tour de France. Damit komplettierte «Dege» seine Sammlung aus Etappensiegen bei allen 3 großen Rundfahrten. Gut 3 Jahre zuvor hatte Degenkolb im benachbarten Velodrom den Klassiker Paris-Roubaix gewonnen, der Pate für die 9. Tour-Etappe 2018 stand. Die sich anbahnend große Karriere Degenkolbs war nach einem schweren Trainingssturz im Januar 2016 ins Stocken geraten.
Ergebnis 1. John Degenkolb (GER) - Trek-Segafredo 3:24:26 2. Greg van Avermaet (BEL) - BMC gl.Zeit 3. Yves Lampaert (BEL) - Quick Step Floors gl.Zeit 4. Philippe Gilbert (BEL) - Quick Step Floors +0:19 5. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe alle 6. Jasper Stuyven (BEL) - Trek-Segafredo gleiche 7. Bob Jungels (LUX) - Quick Step Floors Zeit 8. André Greipel(BEL) - Lotto-Soudal +0:27 9. Edvald Boasson Hagen (NOR) - Dimension Data 10. Tim Dupont (BEL) - Wanty-Groupe Gobert 11. Alexander Kristoff (NOR) - UAE-Emirates 12. Nils Politt (GER) - Katusha-Alpecin 13. Fernando Gaviria (COL) - Quick Step Floors 14. Sylvain Chavanel (FRA) - Direct Energie 15. Warren Barguil (FRA) - Fortuneo-Samsic 16. Geraint Thomas (GBR) - Sky 17. Lilian Calmejane (FRA) - Direct Energie 18. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar 19. Tom Dumoulin (NED) - Sunweb 20. Steven Kruijswijk (NED) - LottoNL-Jumbo 21. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo 22. Christopher Froome (GBR) - Sky 23. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida 24. Nairo Quintana (COL) - Movistar alle 25. Domenico Pozzovivo (ITA) - Bahrain-Merida 26. Primoz Roglic (SLO) - LottoNL-Jumbo 27. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott 28. Tanel Kangert (EST) - Astana 29. Ilnur Sakarin (RUS) - Katusha-Alpecin gleiche 30. Rafal Majka (POL) - Bora-Hansgrohe 31. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana 32. Daniel Martin (IRL) - UAE-Emirates 33. Søren Kragh Andersen (DEN) - Sunweb 34. Mathew Hayman (AUS) - Mitchelton-Scott Zeit 35. Mikel Landa (ESP) - Movistar +0:34 36. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale gl.Zeit ... 59. Rigoberto Uran (COL) - EF Education First +1:55 85. Tejay van Garderen (USA) - BMC +5:47 - 167 Fahrer klassiert. DNF José Joaquin Rojas (ESP) - Movistar DNF Richie Porte (AUS) - BMC DNS Tony Martin (GER) - Katusha-Alpecin
Van Avermaet weiterhin im Gelben Trikot, aber sieglos
Vor dem ersten Ruhetag der Tour de France 2018 baute Greg van Avermaet seine Gesamtführung auf 43 Sekunden vor Geraint Thomas (Sky) aus. Nach einer Woche im Gelben Trikot hätte van Avermaet allerdings zu gern die 9. Etappe in diesem Kleidungsstück gewonnen. Außerdem fiel von van Avermaets Teamkollegen nach dem Aus von Porte auch noch deren van Garderen nach Stürzen weit zurück.
Thomas und Jungels stille Gewinner der ersten Woche
Aus dem erweiterten Kreis der Favoriten auf die Gesamtwertung hielten sich bislang während der Tour 2018 einzig Geraint Thomas und Bob Jungels (Quick Step, insgesamt 7 Sekunden hinter Thomas) schadlos. Froome ging auf dem 8. Platz der Gesamtwertung mit 59 Sekunden Rückstand auf seinen Co-Kapitän Thomas aus der 9. Etappe. Knapp vor Froome hielten sich Valverde (Movistar), Majka (Bora) und Fuglsang (Astana), zeitgleich Adam Yates (Mitchelton) und Landa sowie knapp dahinter Nibali (Bahrain), bevor die Alpenberge rufen.
Bardet und Landa wenden Schaden fast komplett ab
Nairo Quintana (Movistar) bewältige die Pflaster-Etappe überraschend souverän, hatte aber schon an den Tagen zuvor mehr als eine Minute Rückstand, gerechnet auf Froome, angesammelt. Noch hinter Quintana fiel der Vorjahreszweite Uran zurück, der auf dem Weg nach Roubaix von technischen Problemen geplagt war. Etliche Reifenschäden hatte Bardet zu beklagen, davon den letzten nur 6 Kilometer vorm Ziel. Er konnte mit den Landa-Helfern zusammenspannen, wodurch sich sein Defizit zu Froome nur von 43 auf 50 Sekunden vergrößerte.
Gesamtwertung 1. Greg van Avermaet (BEL) - BMC 36:07:17 2. Geraint Thomas (GBR) - Sky +0:43 3. Philippe Gilbert (BEL) - Quick Step Floors +0:44 4. Bob Jungels (LUX) - Quick Step Floors +0:50 5. Alejandro Valverde (ESP) - Movistar +1:31 6. Rafal Majka (POL) - Bora-Hansgrohe +1:32 7. Jakob Fuglsang (DEN) - Astana +1:33 8. Christopher Froome (GBR) - Sky +1:42 9. Adam Yates (GBR) - Mitchelton-Scott +1:42 10. Mikel Landa (ESP) - Movistar +1:42 11. Søren Kragh Andersen (DEN) - Sunweb +1:43 12. Vincenzo Nibali (ITA) - Bahrain-Merida +1:48 13. Primoz Roglic (SLO) - LottoNL-Jumbo +1:57 14. Bauke Mollema (NED) - Trek-Segafredo +1:58 15. Tom Dumoulin (NED) - Sunweb +2:03 16. Steven Kruijswijk (NED) - LottoNL-Jumbo +2:06 17. Romain Bardet (FRA) - AG2R La Mondiale +2:32 18. Warren Barguil (FRA) - Fortuneo-Samsic +2:37 19. Ilnur Sakarin (RUS) - Katusha-Alpecin +2:42 20. Domenico Pozzovivo (ITA) - Bahrain-Merida +2:48 21. Nairo Quintana (COL) - Movistar +2:50 22. Rigoberto Uran (COL) - EF Education First +2:53 23. Peter Sagan (SVK) - Bora-Hansgrohe +3:08 24. Daniel Martin (IRL) - UAE-Emirates +3:22 ... 30. Tejay van Garderen (USA) - BMC +6:05 44. Guillaume Martin (FRA) - Wanty-Groupe Gobert +11:09 53. John Degenkolb (GER) - Trek-Segafredo +15:44 58. Egan Bernal (COL) - Sky +17:52 72. Yves Lampaert (BEL) - Quick Step Floors +21:50
Porte schon weit vorm ersten Pflaster ausgeschieden
Richie Porte, einer der Top-Favoriten um den Gesamtsieg, stürzte aus dem Rennen, noch bevor der erste Kopfsteinpflasterabschnitt überhaupt in der Nähe war. Nach einem Massensturz bei ungefähr Rennkilometer 10 setzte sich Porte mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch an den Straßenrand und brach in Tränen der Enttäuschung aus. Schon im Vorjahr endete für den 33-jährigen Australier die Tour de France auf der 9. Etappe nach einem - allerdings noch deutlich übleren - Sturz vorzeitig.
Für die frühe Spitzengruppe des Tages bewarben sich Fraile (Astana), de Gendt (Lotto), Tolhoek (LottoNL), Cousin und Gaudin (beide Direct Energie) sowie dahinter Haga (Sunweb), Le Gac (Groupama), Janse van Rensburg (Dimension Data), Edet (Cofidis) und Calmejane (Direct Energie) sowie als Nachzügler Claeys (Cofidis) und van Keirsbulck (Wanty-Groupe Gobert). Das Duo musste aufstecken, nachdem die beiden Quintette davor vereint waren.
Letztlich spielte diese Spitzengruppe keine Rolle für den Ausgang der 9. Etappe. Knapp 20 Kilometer vorm Ziel wurden zuletzt Damien Gaudin und Reinardt Janse van Rensburg von dem kurz zuvor ausgebrochenen Jasper Stuyven (Trek) und wenig später auch von der Hauptgruppe gestellt.
In den Sturz um Porte waren auch Greipel und Michael Valgren (Astana) verwickelt. Beide jagten dem Feld hinterher, Greipel mit blutendem Arm, Valgren mit zerfetzter Rennkleidung.
Die Serie der Defekte eröffnete Bardet 109 Kilometer vorm Ziel im ersten Pflaster-Sektor mit einem platten Reifen. Wie dieser konnten die meisten anderen Defekte der Klassementfahrer in der Folgezeit von den Helfern bereinigt werden, abgesehen von Bardets x-tem Reifenschaden kurz vorm Ziel und Urans Verkettung unglücklicher Umstände 28 Kilometer vorm Ziel, als schließlich die Kette herunterfiel.
Viele Stürze, fast keine Aufgaben
Noch mehr als die Defekte rückten Stürze in den Fokus, sowohl auf den Kopfsteinpflaster-Sektoren als auch abseits davon auf den Asphalt-Strecken. Vor diesem Hintergrund ist es ewähnenswert, dass außer Porte nur Rojas (Movistar) nicht das Ziel in Roubaix erreichte. Tony Martin (Katusha) war nach den Sturzverletzungen des Vortages erst gar nicht mehr zur 9. Etappe angetreten. Der ebenfalls am Vortag lädierte Daniel Martin (UAE) hielt sich auf dem Kopfsteinpflaster überraschend schadlos und holte beim späten Bonussprint sogar 2 Sekunden hinter van Avermaet.
Stürze mussten u. a. Fuglsang (Astana), Majka (Bora) und Kwiatkowski (Sky) auf dem Pflaster, Froome und Kristoff (UAE) eingangs eines Pflaster-Abschnitts 46 Kilometer vorm Ziel sowie Ex-Roubaix-Sieger Terpstra (Quick Step), Bernal (Sky) und Landa auf Asphalt verdauen. Landa hängte sich, während er trank, 33 Kilomter vorm Ziel am Hinterrad eines anderen Fahrers auf. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Amador und Erviti schlug er sich in der Verfolgung der Hauptgruppe besser als Uran, obwohl dieser mehr Helfer an seiner Seite hatte. Bernal als 3. Option seines Teams hinter Froome und Thomas verlor über 16 Minuten.
Attacken weit vorm Ziel im Keim erstickt
Die Klassikerjäger versuchten - teils schon weit vorm Ziel - auf den Pflasterabschnitten zu attackieren. Insbesondere zu nennen sind Philippe Gilbert und Greg van Avermaet, die aber nicht wegkamen, weil der defensiv agierende Peter Sagan, immerhin Paris-Roubaix-Sieger vor 3 Monaten, aufpasste. Außerdem drückte Froomes' Team auffällig meist dann auf die Tube, wenn ein aussichtsreicher Klassementfahrer gerade mit Sturz oder Defekt gemeldet wurde.
Den Willen, etwas zu bewegen, sah man Tom Dumoulin (Sunweb) und Fuglsang an. Beide versuchten es mit ihren Teamkollegen oder höchstpersönlich, jedoch ohne Effekt. Die Vorentscheidung um den Tagessieg führte stattdessen Lampaert durch seine Verschärfung herbei. Van Avermaet und Degenkolb folgten, während Sagan diesen Zug verpasste.
Die meisten Fahrer waren nun von Helfern isoliert, und alle schauten auf Sagan, so dass die 3 Klassikerjäger schnell einen Vorsprung von an die 45 Sekunden herausfuhren. Nacheinander attackierten aus der Verfolgergruppe Bardet, Valverde, Froome und Dumoulin. Diese Versuche wurden von den Gegnern im Keim erstickt.
3 Kilometer vorm Ziel konnte sich doch noch Sagan mit Jungels, Gilbert und Stuyven am Rad absetzen. Die Luft in der Hauptgruppe war nun etwas raus, was Landa und Bardet in die Karten spielte. Sah es für Landa zwischenzeitlich nach einem Zeitverlust von einer Minute aus, konnte er dies - am Ende auch gemeinsam mit Bardet - auf 7 Sekunden eindämmen.
Im Spitzentrio stellte der im Sprint schwache Lampaert seine Arbeit 2 Kilometer vorm Ziel ein. Auch van Avermaet führte kurz darauf nicht mehr, so dass Degenkolb den letzten Kilometer - freilich mit gedrosseltem Tempo - von vorne bestritt. Degenkolb wartete lange ab, aber seine Gegner hielten ebenso lange still. Da war es nur logisch, dass der im Sprint stärkste Fahrer dieses Trios souverän gewinnen würde. Van Avermaet und Lampaert kamen nicht mehr aus dem Windschatten ihrer Vordermänner heraus.
Vorschau auf diese Etappe: So viel Kopfsteinpflaster wie auf der 9. Etappe der Tour de France 2018 gab es seit den 1980er Jahren nicht mehr. Auf 15 Sektoren verteilt sind 21,7 Kilometer über schmale und grobe Kopfsteinpflaster-Feldwege zu absolvieren. Das Ziel liegt nach 156,5 Kilometern in Roubaix. Die Abfolge der letzten 12 Sektoren ist dann auch ähnlich wie zuletzt beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix. Allerdings bleiben die 3 schwierigsten 5-Sterne-Abschnitte den Tour-Startern - zumindest teilweise - erspart. Der Wald von Arenberg ist nicht dabei, der Sektor von Mons-en-Pévèle wird nur zu einem Drittel befahren und der Carrefour de l'Arbre wird umfahren. Außerdem fehlen die Sektoren Orchies und Gruson.
Dennoch dürfte diese 9. Etappe zu einem Fiasko für etliche Fahrer werden. Die vielen Kopfsteinpflaster-Abschnitte folgen so dicht aufeinander, dass sich ein einmal entstandener Schaden potenzieren wird. Und sollte am Ende doch noch ein größeres Feld an der Spitze übrig sein, lauert 400 Meter vorm Ziel eine scharfe Rechtskurve, bevor es auf die 6 Meter breite Zielgerade geht.
→ Landkarte, Zeitplan und weitere Informationen auf www.letour.fr
Pavé-Sektoren der 9. Etappe (Länge in km) km- Zeit 15. Escaudœuvres - Thun (1,6) 109 13:53 14. Eswars - Paillencourt (1,6) 103 14:01 13. Auberchicourt - Écaillon (0,9) 88 14:22 12. Warlaing - Brillon (2,0) 70 14:45 *** [1] 11. Tilloy - Sars-et-Rosières (2,4) 67 14:49 **** 10. Beuvry - Orchies (1,4) 61 14:48 *** 9. Auchy - Bersée (2,7) 52 15:09 **** 8. Mons-en-Pévèle (0,9) 47 15:16 ***** [1] 7. Mérignies - Avelin (0,7) 40 15:25 ** 6. Pont-Thibault - Ennevelin (1,4) 37 15:29 *** 5. Templeuve (Moulin-de-Vertain) (0,5) 31 15:38 ** 4. Cysoing - Bourghelles (1,3) 24 15:46 *** 3. Bourghelles - Wannehain (1,1) 22 15:49 *** 2. Camphin-en-Pévèle (1,8) 17 15:55 **** 1. Willems - Hem (1,4) 8 16:07 ***
[1] auf der Tour-Etappe allerdings kürzer als bei Paris-Roubaix
Der Zieleinlauf der 9. Etappe wird eine bis eine halbe Stunde vor Beginn des Endspiels der Fußball-WM erwartet. Auf die 9. Etappe und einen Transfer nach Annecy folgt der erste rennfreie Tag der Tour 2018.
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