Tour de France 2017 - 15. Etappe

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Zielankunft in Le Puy-en-Velay: ca. 18:02 Uhr

Mollema siegreich nach 30-Kilometer-Solo

Bauke Mollema (Trek) gewann eine für Tour-de-France-Verhältnisse aufregende 15. Etappe durchs Zentralmassiv. Der 30-jährige Niederländer verteidigte in Le Puy-en-Velay nach einem 30-Kilometer-Solo einen kleinen Vorsprung gegen ein Verfolgerquartett. Den 2. Platz belegte Diego Ulissi (UAE) vor Tony Gallopin (Lotto), Roglic (LottoNL) und Barguil (Sunweb). Diese Fahrer stammten aus der großen Spitzengruppe des Tages.

Die Spitzengruppe sowie das Hauptfeld zerfielen am Col de Peyra Taillade, der 31,5 Kilometer vor dem Ziel erreicht wurde. In der Anfahrt zu diesem Kategorie-1-Berg fuhr das Team von Romain Bardet (AG2R) mit vollem Tempo von vorne. Die anderen Klassementfahrer hatten schon vor dem Anstieg Probleme, dranzubleiben. Und da ereilte den Gesamtführenden Chris Froome (Sky) ein Hinterradschaden!

Froome vorm letzten Berg nach Defekt in Not

Bardets Männer ließen sich davon nicht einlullen und zogen voll durch. Froome jedoch holte in dem knapp 10 Kilometer langen Anstieg die entstandenen 45 Sekunden Rückstand auf und meisterte diese gefährliche Situation - nach anfänglich panisch wirkender Reaktion - letztlich mit Bravour.

Im welligen Schlussstück, in dem Mollema vorne den Sieg herausfuhr, gelang es Daniel Martin (Quick Step), 14 Sekunden auf die anderen Klassementfahrer herauszuholen - dies gut 6 Minuten hinter dem Tagessieger. Aus den Top-Ten der Gesamtwertung fiel Nairo Quintana am Col de Peyra Taillade zurück und velor am Ende knapp 4 Minuten.

 

Ergebnis
 1. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo           4:41:47
 2. Diego Ulissi (ITA)         - UAE-Emirates               +0:19
 3. Tony Gallopin (BEL)        - Lotto-Soudal             gl.Zeit
 4. Primoz Roglic (SLO)        - LottoNL-Jumbo            gl.Zeit
 5. Warren Barguil (FRA)       - Sunweb                     +0:23
 6. Nicolas Roche (IRL)        - BMC                        +1:00
 7. Lilian Calmejane (FRA)     - Direct Energie             +1:04
 8. Jan Bakelants (BEL)        - AG2R La Mondiale
 9. Thibaut Pinot (FRA)        - FDJ                       alle
10. Serge Pauwels (BEL)        - Dimension Data
11. Tiesj Benoot (BEL)         - Lotto-Soudal             gleiche
12. Damiano Caruso (ITA)       - BMC
13. Daniel Navarro (ESP)       - Cofidis                   Zeit
14. Pierre-Luc Périchon (FRA)  - Fortuneo-Oscaro            +1:12
15. Amaël Moinard (FRA)        - BMC                      gl.Zeit
16. Michael Matthews (AUS)     - Sunweb                     +5:04
...
20. Tony Martin (GER)          - Katusha-Alpecin            +5:14
25. Daniel Martin (IRL)        - Quick Step Floors          +6:11
...
27. Simon Yates (GBR)          - Orica-Scott                +6:25
28. Christopher Froome (GBR)   - Sky
29. Rigoberto Uran (COL)       - Cannondale-Drapac
30. Alexis Vuillermoz (FRA)    - AG2R La Mondiale
31. Fabio Aru (ITA)            - Astana
32. George Bennett (NZL)       - LottoNL-Jumbo             alle
33. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale
34. Louis Meintjes (RSA)       - UAE-Emirates             gleiche
35. Mikel Landa (ESP)          - Sky
36. Alberto Contador (ESP)     - Trek-Segafredo            Zeit
...
38. Pierre Latour (FRA)        - AG2R La Mondiale           +9:10
39. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe             +9:10
46. Nairo Quintana (COL)       - Movistar                  +10:19
- 175 Fahrer klassiert.
DNF Tim Wellens (BEL)          - Lotto-Soudal

 

Dan Martin im Sekundenspiel vor auf 5. Platz

Die Abstände in der Top-4 der Gesamtwertung blieben unverändert, nachdem das Gelbe Trikot für Froome zwischenzeitlich ernsthaft in Gefahr war. Froome behielt 18 Sekunden Vorsprung vor Fabio Aru (Astana), 23 vor Bardet und 29 vor Uran (Cannondale).

Daniel Martin schob sich mit nun 72 Sekunden Rückstand auf den 5. Platz vor Mikel Landa (Sky), der sich am Col de Peyra Taillade für seinen Kapitän Froome zurückfallen ließ, als dessen zuvor letzter Helfer Nieve verbraucht war. Simon Yates (Orica) auf dem 7. Platz blieb mit 2:02 Minuten Rückstand auf Schlagdistanz.

Wie gewonnen, so zerronnen: Das galt für die Zeit, die Nairo Quintana (Movistar) 2 Tage zuvor zurückgeholt hatte. Aus dem Bereich von Yates rutschte er aus den Top-Ten - hinter Meintjes (UAE), Contador (Trek) und Damiano Caruso (BMC), dem bestplatzierten Fahrer aus der Spitzengruppe des Tages.

 

Gesamtwertung
 1. Christopher Froome (GBR)   - Sky                     64:40:21
 2. Fabio Aru (ITA)            - Astana                     +0:18
 3. Romain Bardet (FRA)        - AG2R La Mondiale           +0:23
 4. Rigoberto Uran (COL)       - Cannondale-Drapac          +0:29
 5. Daniel Martin (IRL)        - Quick Step Floors          +1:12
 6. Mikel Landa (ESP)          - Sky                        +1:17
 7. Simon Yates (GBR)          - Orica-Scott                +2:02
 8. Louis Meintjes (RSA)       - UAE-Emirates               +5:09
 9. Alberto Contador (ESP)     - Trek-Segafredo             +5:37
10. Damiano Caruso (ITA)       - BMC                        +6:05
11. Nairo Quintana (COL)       - Movistar                   +6:16
12. George Bennett (NZL)       - LottoNL-Jumbo              +6:39
13. Warren Barguil (FRA)       - Sunweb                     +8:48
14. Pierre Latour (FRA)        - AG2R La Mondiale          +13:41
15. Mikel Nieve (ESP)          - Sky                       +14:52
16. Alexis Vuillermoz (FRA)    - AG2R La Mondiale          +14:54
17. Emanuel Buchmann (GER)     - Bora-Hansgrohe            +19:37
18. Carlos Betancur (COL)      - Movistar                  +22:17
19. Brice Feillu (FRA)         - Fortuneo-Oscaro           +27:08
20. Guillaume Martin (FRA)     - Wanty-Groupe Gobert       +27:28

 

Gleich zum scharfen Start der 15. Etappe entschieden sich 10 Fahrer auszureißen: Caruso, Pauwels (Dimension Data), Burghardt (Bora), Tony Martin, Kiserlovski (beide Katusha), Sieberg (Lotto), Barguil, Mate (Cofidis), van Baarle (Cannondale) und Grmay (Bahrain). Aber hinten war man noch nicht zufrieden.

Nach 17 Kilometern begann der erste von 2 Kategorie-1-Anstiegen des Tages. Aus der anfänglich 10-köpfigen Spitzengruppe konnten dem Tempodiktat von Warren Barguil bis oben Serge Pauwels und Damiano Caruso folgen. Dahinter formierte sich auf Initiative von Bauke Mollema eine große Verfolgergruppe. Auch dessen Teamkollege Contador schien mitzugehen, überlegte es sich dann aber doch anders.

Das Spitzentrio hatte am Bergpreis eine halbe Minute Vorsprung vor van Baarle und Grmay, die wenig später wieder aufschlossen. Kiserlovski war über eine Minute zurück, die Gruppe um Mollema knapp 2 Minuten und das nach vorne und hinten ausgedünnte Hauptfeld noch eine Minute mehr.

28 Fahrer um den Etappensieg

Die große Verfolgergruppe umfasste in der Folgezeit 23 Fahrer. Neben Mollema und dem eingeholten Kiserlovski waren dies: Bakelants (AG2R), de Marchi, Moinard, Roche (alle BMC), Durasek, Ulissi (beide UAE), Pinot (FDJ), Martin, Lammertink (beide Katusha), Benoot, de Gendt, Gallopin (alle Lotto), Matthews, Geschke (beide Sunweb), Mate, Navarro (beido Cofidis), Roglic (LottoNL), Calmejane, Sicard (beide Direct Energie), Hardy und Périchon (Direct Energie).

130 Kilometer vor dem Ziel kam es zum Zusammenschluss zwischen dem Spitzenquintett und den 23 Verfolgern. 36 Kilometer später gewann Michael Matthews den Zwischensprint - für 20 Punkte. Auch ins Ziel legte er einen wilden und langen Sprint hin, obwohl es nur noch um den 16. Platz und somit null Punkte ging. Das Grüne Trikot blieb mit 79 Punkten Vorsprung vor Matthews auf den Schultern von Marcel Kittel (Quick Step).

Unermüdlicher Barguil stoppt Tony Martins Solo

Als noch 66 Kilometer zu fahren waren, startete Tony Martin ein Solo, um gegen die stärkeren Bergfahrer mit einem Vorsprung in den schwierigsten Berg des Tages zu gehen. Der Abstand zum Hauptfeld war auf über 7 Minuten angestiegen und wuchs weiter auf 9:30 Minuten beim Einstieg in den Berg 40,5 Kilometer vor dem Ziel.

Auf die Verfolger hatte Martin 90 Sekunden herausgefahren. Die sollten aber nicht reichen. Unter den Verfolgern eröffnete Serge Pauwels die Attacken. Der unermüdliche Warren Barguil stieg hinterher und löste Martin 35 Kilometer vorm Ziel an der Spitze ab. Den Gipfel überquerte Barguil knapp vor einer Gruppe mit Roglic, Gallopin, Pauwels, Caruso, Pinot, Benoot, Mollema und Ulissi. Den Vorsprung in der Bergwertung baute Barguil praktisch uneinholbar aus.

 

Bergwertung
 1. Warren Barguil (FRA)       - Sunweb                    116 p.
 2. Primoz Roglic (SLO)        - LottoNL-Jumbo              38
 3. Thomas de Gendt (BEL)      - Lotto-Soudal               36
 4. Mikel Landa (ESP)          - Sky                        33
 5. Alexis Vuillermoz (FRA)    - AG2R La Mondiale           28
 6. Christopher Froome (GBR)   - Sky                        25
 7. Daniel Martin (IRL)        - Quick Step Floors          23
 8. Fabio Aru (KAZ)            - Astana                     22
 9. Alberto Contador (ESP)     - Trek-Segafredo             22

 

Barguil wartete auf diese 8 Verfolger und lief den entscheidenden Konter von Mollema. Die Verfolgergruppe füllte sich mit Bakelants, Roche, Moinard, Navarro, Calmejane und Périchon auf. 14 Kilometer vor dem Ziel attackierte Primoz Roglic die Verfolger in einer Gegensteigung mit Barguil am Rad, allerdings schon 50 Sekunden hinter Mollema.

An diesem kleinen Bergpreis konnten Roglic und Barguil den Abstand innerhalb eines Kilometer auf 17 Sekunden drücken. Sie erhielten Zuwachs durch Ulissi und Gallopin. Doch als Quartett brachten sie es nicht mehr fertig, die kleine Lücke zu Mollema zu schließen.

Bardets Absichten verpuffen gegen Landa/Froome

Ein noch dramatischeres Geschehen deutete sich im Hauptfeld an. Bardets Helfer jagten fast in Teamstärke zum Fuße des Col de Peyra Taillade. Beim Stopfen von Löchern fuhr Froome nahe des Straßenrandes und handelte sich wohl hier einen Defekt am Hinterrad ein. Kwiatkowski schlüpfte in die Rolle des Mechanikers und baute seinem Kapitän das eigene Hinterrad ein.

Henao und Nieve spannten sich vor Froome, während Landa zunächst bei den anderen Klassementfahrern blieb, also bei den kompletten Top-Ten zuzüglich Bennett (LottoNL) sowie Bardets letzten Helfer Vuillermoz, und mit Ausnahme von Froome und dem zurückgefallenen Quintana. Nach Nieves Abgang fuhr Froome eine Weile allein und hatte die Top-Gruppe schon in Sichtweite, als sich Landa zurückfallen ließ und Froome das letzte Stück zurück in den sicheren Hafen eskortierte.

Nun erst setzte Bardet eine Attacke mit Uran am Rad, was jedoch Landa scheinbar locker ausbügelte. Oben lag die Gruppe 6:30 Minuten hinter Barguil, war also rund 90 Sekunden schneller in diesem Anstieg. Froome benötigte nochmals deutlich weniger Zeit für den potenziellen Scharfrichter der 15. Etappe.

Im weiteren Verlauf neutralisierten Vuillermoz und Landa 2 Attacken von Yates. Bei Daniel Martin klappte dies nicht ganz, weil Martin auf einige ehemalige Ausreißer - u.a. de Gendt und Geschke - auflief, die ihm bereitwillig bei der Tempoarbeit unter die Arme griffen. Im Zielsprint brachte Froome mit Yates am Rad fast noch eine Lücke zwischen sich und die anderen Klassementfahrer.


Vorschau auf diese Etappe: Die 15. Etappe der Tour de France 2017 führt durchs Zentralmassiv bis nach Le Puy-en-Velay. 21 Kilometer vor dem Ziel steht der Col de Peyra Taillade im Profil, ein im Schnitt 7,3 % steiler 8,3-Kilometer-Anstieg mit Steilstufen im Mittelteil bis 14 %. Die Abfahrt weist noch 2 kurze Gegensteigungen auf. Schwer vorstellbar, dass im Gesamtklassement Bahnbrechendes passiert - aber wer weiß: Angesichts der wenigen «Hammer-Etappen» im Laufe der Tour 2017 muss man vielleicht jede sich bietende Chance nutzen. Nichtsdestotrotz hat die Spitzengruppe des Tages wohl relativ gute Karten auf den Etappensieg in Le Puy-en-Velay.

Nach der 15. Etappe verbringen die Fahrer in und um Le Puy-en-Velay den 2. Ruhetag während er Tour de France 2017.

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Tour de France 2017
15. Etappe (189,5km)
von Laissac-Sévérac l'Église
nach Le Puy-en-Velay

1 -km161 13:53 Naves d'Aubrac
3 -km146 14:16 Côte de Vieurals
S -km94 15:37 St-Alban-sur-Limagnole
1 -km32 17:12 Col de Peyra Taillade
4 -km13 17:42 Côte de Saint-Vidal

Etappensieg:
Bauke Mollema (NED)

Gelbes Trikot:
Chris Froome (GBR)

Grünes Trikot:
Marcel Kittel (GER)

Bergtrikot:
Warren Barguil (FRA)

Weißes Trikot:
Simon Yates (GBR)

Teamwertung:
Sky

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