Giro d'Italia 2017 - 9. Etappe

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Zielankunft am Blockhaus: ca. 17:12 Uhr

Quintana am Blockhaus nicht zu zügeln

Nairo Quintana (Movistar) legte am Blockhaus den Grundstein für den Gesamtsieg beim Giro d'Italia 2017. Der 27-jährige Kolumbianer gewann die Bergankunft der 9. Etappe mit 24 Sekunden vor Thibaut Pinot (FDJ) und Tom Dumoulin (Sunweb).

Bauke Mollema (Trek) war mit 39 Sekunden Rückstand der Nächste im Ziel, dann erst mit einer glatten Minute Vincenzo Nibali (Bahrain). Hinter dem 6. Platz, belegt von Domenico Pozzovivo (AG2R), wurden die Lücken dann noch größer, wie bei Sakarin (Katusha) und Kruijswijk (LottoNL).

Polizist knockt Briten aus

Mitentscheidend für den Ausgang der Etappe war ein Sturz in der Anfahrt zum Schlussanstieg, der durch ein geparktes Polizeimotorrad ausgelöst wurde. Der unachtsame Polizist zerstörte damit die Ambitionen von Adam Yates (Orica), Geraint Thomas und Mikel Landa (beide Sky), die am Ende um die 5 Minuten und noch viel mehr verloren.

 

Ergebnis
 1. Nairo Quintana (COL)       - Movistar                 3:44:51
 2. Thibaut Pinot (FRA)        - FDJ                        +0:24
 3. Tom Dumoulin (NED)         - Sunweb                   gl.Zeit
 4. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +0:41
 5. Vincenzo Nibali  (ITA)     - Bahrain-Merida             +1:00
 6. Domenico Pozzovivo (ITA)   - AG2R La Mondiale           +1:18
 7. Tanel Kangert (EST)        - Astana                     +2:02
 8. Ilnur Sakarin (RUS)        - Katusha                    +2:14
 9. Sébast. Reichenbach (SUI)  - FDJ                        +2:28
10. Davide Formolo (ITA)       - Cannondale-Drapac          +2:35
11. Andrey Amador (CRC)        - Movistar                   +2:43
12. Steven Kruijswijk (NED)    - LottoNL-Jumbo            gl.Zeit
13. Dario Cataldo (ITA)        - Astana                     +3:00
14. Jan Polanc (SLO)           - UAE-Emirates               +3:28
15. Bob Jungels (LUX)          - Quick Step Floors          +3:30
16. Ben Hermans (BEL)          - BMC                        +3:46
17. Tejay van Garderen (USA)   - BMC                      gl.Zeit
18. Franco Pellizotti (ITA)    - Bahrain-Merida           gl.Zeit
19. José Mendes (POR)          - Bora-Hansgrohe             +4:03
20. Winner Anacona (COL)       - Movistar                   +4:17
...
23. Adam Yates (GBR)           - Orica-Scott                +4:39
24. Patrick Konrad (AUT)       - Bora-Hansgrohe             +4:39
28. Rui Costa (POR)            - UAE-Emirates               +5:06
29. Geraint Thomas (GBR)       - Sky                        +5:08
- 190 Fahrer klassiert.
DNF Wilco Kelderman (NED)      - Sunweb

 

 

Pinot und Dumoulin halbe Minute hinterm Rosa Trikot

Die Gesamtwertung nahm nach der 9. Etappe deutliche Konturen an, nachdem die Klassementfahrer zuvor nur durch wenige Sekunden getrennt waren. Quintana eroberte das Rosa Trikot des Gesamtführenden, und zwar dank zusätzlicher 10 Sekunden Zeitgutschrift mit 28 Sekunden vor Thibaut Pinot, der 6 Bonussekunden erhielt, und 30 vor Dumoulin, der für den 3. Platz noch 4 Bonussekunden bekam. Dumoulin brachte sich dadurch in Position, nach dem folgenden Ruhetag im Einzelzeitfahren das Rosa Trikot zu übernehmen.

Der bisher Gesamtführende Bob Jungels (Quick Step) fiel relativ früh im 13,65 Kilometer langen Schlussanstieg zurück und verlor auf dem 15. Platz 3-einhalb Minuten. Damit sortierte er sich auf dem 12. Platz der Gesamtwertung ein - auch hinter Davide Formolo (Cannondale), der anstatt Jungels und dessen bisherigem Trikot-Stellvertreter Yates auf die Spitzenposition in der Jungeprofi-Wertung ums weiße Trikot aufstieg.

 

Gesamtwertung
 1. Nairo Quintana (COL)       - Movistar                42:06:09
 2. Thibaut Pinot (FRA)        - FDJ                        +0:28
 3. Tom Dumoulin (NED)         - Sunweb                     +0:30
 4. Bauke Mollema (NED)        - Trek-Segafredo             +0:51
 5. Vincenzo Nibali  (ITA)     - Bahrain-Merida             +1:10
 6. Domenico Pozzovivo (ITA)   - AG2R La Mondiale           +1:28
 7. Ilnur Sakarin (RUS)        - Katusha                    +2:28
 8. Davide Formolo (ITA)       - Cannondale-Drapac          +2:45
 9. Andrey Amador (CRC)        - Movistar                   +2:53
10. Steven Kruijswijk (NED)    - LottoNL-Jumbo              +3:06
11. Tanel Kangert (KAZ)        - Astana                     +3:15
12. Bob Jungels (LUX)          - Quick Step Floors          +3:30
13. Tejay van Garderen (USA)   - BMC                        +3:56
14. Dario Cataldo (ITA)        - Astana                     +4:32
15. Jan Polanc (SLO)           - UAE-Emirates               +4:46
16. Adam Yates (GBR)           - Orica-Scott                +4:49
17. Geraint Thomas (GBR)       - Sky                        +5:14
18. Rui Costa (POR)            - UAE-Emirates               +5:52
...
25. Sébast. Reichenbach (SUI)  - FDJ                       +10:42

 

Die unbedeutende Spitzengruppe des Tages bestand zunächst aus Sanchez (Astana), Montaguti (AG2R), Tratnik (CCC), Zatewitsch (Gazprom), Fraile (Dimension Data), Pedersen (Trek), Marcato (UAE) und Busato (Wilier) sowie als Aufpasser Keisse (Quick Step). Nach langer Verfolgung schloss ein Trio mit Marczynski (Lotto), Rolland (Cannondale) und Modolo (UAE) 90 Kilometer vor dem Ziel zu der dann 12-köpfigen Spitzengruppe auf. Rechtzeitig zum Vorberg des Schlussanstiegs, als noch knapp 25 Kilometer zu fahren waren, wurden diese Ausreißer wieder eingeholt.

Sturzdrama um Yates, Thomas und Landa

Gut 15 Kilometer vor dem Ziel stand ein Polizist mit seinem Motorrad am linken Straßenrand und wurde somit zum gefährlichen Hindernis. Anstatt für die Sicherheit zu sorgen, stellte dieser Polizist ein eklatantes Risiko dar. Die Fahrer befanden sich gerade in den Positionskämpfen vor der Einfahrt in die Blockhaus-Steigung.

Dumoulin konnte gerade noch ausweichen. Doch sein Adjutant Wilco Kelderman rauschte gegen das Motorrad und riss neben sich Geraint Thomas mit zu Boden. Von den weiteren betroffenen Fahrern waren auch Thomas' Co-Kapitän Landa sowie Adam Yates Kandidaten für vorderste Positionen im Endklassement des 100. Giro d'Italia.

Keldermann musste aufgeben. Landa verlor fast 27 Minuten. Thomas blieb lange liegen, stieg dann aber doch zurück aufs Rad und hatte am Ende neben den Sturzverletzungen über 5 Minuten Zeitverlust zu beklagen. Die Doppelspitze des britischen Rennstalls war praktisch innerhalb einer Sekunde eliminiert.

Ein weiterer Brite, Adam Yates, war relativ schnell wieder auf dem Rad, verlor aber fast so viel Zeit wie Thomas. Für Yates war es zugleich ein Rückschlag in der Jungprofiwertung, deren weißes Trikot Davide Formolo vor Jungels und dem überraschend soliden Ätna-Etappensieger Jan Polanc (UAE) übernahm. Polanc belegte am Blockhaus den 14. Platz und behielt zudem das blaue Bergtrikot gegen Quintana, der auf de 9. Etappe seine ersten Punkte in dieser Sonderwertung machte.

 

Bergwertung
 1. Jan Polanc (SLO)           - UAE-Emirates               44 p.
 2. Nairo Quintana (COL)       - Movistar                   35
 3. Thibaut Pinot (FRA)        - FDJ                        27
 4. Daniel Teklehaimanot (ERI) - Dimension Data             23
 5. Ilnur Sakarin (RUS)        - Katusha                    19
 6. Luis Leon Sanchez (ESP)    - Astana                     18
 7. Tom Dumoulin (NED)         - Sunweb                     16

 

Zunächst Ausscheidungsfahren hinter Quintanas Helfern

Nach dem Unfall drückten Quintanas Helfer unbeirrt aufs Tempo und leiteten ein Ausscheidungsfahren ein. Jungels ließ 9 Kilometer vor dem Ziel abreißen. Einen Kilometer später waren vorne bei Quintana und seinen Helfern Anacona und Amador nur noch Nibali, Pinot, Kruijswijk, Mollema, Pozzovivo, Formolo, Dumoulin und Sakarin. Als nächstes fielen Sakarin und Formolo zurück. Sie hatten im Ziel 2:14 und 2:35 Minuten Rückstand auf Quintana.

Anacona fuhr immer noch von vorn, und Amador wurde gar nicht gebraucht, da setzte Quintana knapp 7 Kilometer vor dem Ziel die erste von 4 Attacken. Nibali hechtete in Zeitfahrposition mit Unterarmen auf dem Lenker her, gefolgt von Pinot. Sonst war keiner mehr so optimistisch, Quintana noch lange Paroli bieten zu können.

Nibali und Pinot gehen 3 von 4 Attacken mit

Auch Quintanas nächste beiden Attacken parierte Nibali mit Pinot am Rad. Numero 4 hinter der 5-Kilometer-Marke saß dann aber. Nibali hatte sich überschätzt, musste einen Kilometer Pinot ziehen lassen und wurde von Dumoulin und Mollema überholt. Das niederländische Duo erreichte kurz darauf Pinot. Der trat jedoch noch einmal an, und nur Dumoulin kam zurück, während Mollem bis zum Schluss um einige Sekunden dahinter lag.

Quintana zog bis zur Linie durch und verzichtete auf eine aufwendige Jubelpose, um keine Sekunde zu verschenken. Pinot sprintete gegen Dumoulin auf den 2. Platz. Hinter Mollema erlitt Nibali immerhin keinen Einbruch. Auch Pozzovivo hielt den Schaden noch in Grenzen. Hinter dem Außenseiter Tanel Kangert (Astana) musste Ilnur Sakarin schon über 2 Minuten einstecken.

Steven Kruijswijk kam zeitgleich mit Amador an - und damit hinter Formolo und Sébastien Reichenbach (FDJ). Wie Kangert hatte sich Reichenbach die Kräfte gleichmäßiger eingeteilt. Als Helfer für Pinot war der West-Schweizer am Ende nicht wirklich gefragt. In der Gesamtwertung ging für Reichenbach andererseits auch nichts mehr, weil er sich in der ersten Giro-Woche schon einen größeren Rückstand eingehandelt hatte.

Tejay van Garderen (BMC) fuhr lange Zeit Seite an Seite mit Jungels und kam knapp hinter dem Rosa Trikot ins Ziel. Weitere Zeit verstrich, bis Adam Yates, der Vorjahresvierte der Tour de France, über die Linie fuhr. Nur relativ knapp hinter Yates erreichte Geraint Thomas das Ziel. Thomas fuhr erstmals bei einer großen Rundfahrt auf Gesamtwertung, und kann dieses Ziel nun wegen des Rennunfalls begraben. Keinen Kampfgeist mehr zeigte Landa, der in einem Gruppetto Unterschlupf fand.


Vorschau auf diese Etappe: Der Giro d'Italia 2017 wird fortgesetzt in der Region Molise. Angekommen in der Region Abruzzen wird die adriatische Küste verlassen, und es geht ins Landesinnere zum Blockhaus-Anstieg, wo die 2. veritable Bergankunft der diesjährigen Rundfahrt ansteht. Der über 25 Kilometer lange Schlussanstieg (bzw. 13,65 Kilometer, wenn man den ersten Abschnitt nicht mitzählt) ist dazu geeignet Abstände wie später in den Alpen oder schon am Ätna hervorzurufen. Die letzten 13,65 Kilometer weisen eine durchschnittliche Steigung von 8,4 % auf, mit Steilstufen bis 14 %.

 

Es folgt ein Transfer nach Umbrien und 2. rennfreie Tag im Rahmen des 100. Giro d'Italia, der danach mit dem ersten von 2 Einzelzeitfahren aufwartet...

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Giro d'Italia 2017
9. Etappe (149,0km)
von Montenero di Bisaccia
nach Blockhaus

S -km131 13:53 Vasto
S -km58 15:11 Chieti
1 -km0 17:12 Blockhaus

Etappensieg:
Nairo Quintana (COL)

Rosa Trikot:
Nairo Quintana (COL)

Punktewertung:
Fernando Gaviria (COL)

Bergwertung:
Jan Polanc (SLO)

Bester Jungprofi:
Davide Formolo (ITA)

Teamwertung:
Movistar

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